Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Zu Eckermanns Briefen an Goethe

in Nummer 27 und 29 des
vorigen Jahrgangs. Im zweiten Briefe (S. 136) erwähnt Eckermann, das
Fräulein von Werlhoff habe ihm erzählt, zwei junge Freunde von ihr, deren einer
Muri hieße, hätten kürzlich das Glück gehabt, in Weimar Goethe zu sehen. Als ich
die Briefe mitteilte, konnte ich über den "Muri" nichts feststellen. Jetzt verdanke ich
der freundlichen Vermittlung des Professors A. Flöckher in Hildesheim und dem Ent¬
gegenkommen des Majors a. D. I)r. Mr. Mühry in Hannover folgende Nachrichten:

Die Familie Mühry ist eine alte hannoversche Familie und mit der von
Werlhoff eng befreundet gewesen. Ernst Mühry, im Jahre 1826 achtzehnjährig
und Student der Rechte in Göttingen, später hannoverscher Obergerichtsrat und
als solcher 1854 gestorben, ist der von Fräulein von Werlhoff genannte Jüngling
gewesen und hat zu Pfingsten 1826 mit einem Reisegefährten, einem Herrn von
Hcunmerstein, Weimar besticht, wo beide von Goethe empfangen worden sind. Hierüber
berichtet Ernst Mühry seinem Vater, der Obermedizinalrat und Hofmedikus in Hannover
war, in einem Briefe vom 26. Mai 1826 folgendes:

". . . was mir meine Pfingstreise unvergeßlich machen wird, und was ich so
leicht nicht aufgeben möchte, ist -- daß ich Goethe gesehen und gesprochen habe.
Du wirst vielleicht lächeln über mich, der ich über eine so geringfügige Sache ein
so großes Aufheben mache, aber ich bin nun einmal ein so großer Verehrer von
Goethe, daß es mir unendlich leid gethan haben würde, in Weimar gewesen zu
sein, ohne ihn gesehen zu haben. Ich muß es wirklich als ein großes Glück be¬
trachten, ihn gesehen zu haben, da er sonst ohne Empfehlungsbriefe nicht zu sprechen
ist. Ich wagte es aber darauf, gieng mit einem meiner Reisegefährten, Herrn
von Hnmmerstein, hin, ließ uns anmelden -- und wir wurden angenommen.

Es war wirklich eine eigene Empfindung für mich, als ich in seinem alter-
thümltch dekorirten Vorzimmer wartete, in dem sein Geist aus allem mich anzu¬
wehen schien, und ich nun wußte, daß ich in einigen Minuten die berühmteste Ex¬
cellenz, die jetzt auf Erden existiert, sehen sollte. In den paar Minuten besah ich
mir, so gut es gehen wollte, das Zimmer, die herrlichen Kupferstiche, und ein un¬
gefähr 8 Fuß hohes Brustbild, das eine Copie einer Antique zu sein schien und,
wie ich glaube, eine Juno vorstellte -- endlich hörte ich eine Thür gehen, und nach
einem Augenblick stand Goethe vor mir. Ich entschuldigte unsere Freiheit mit dem
unwiderstehlichen Drange ihm unsere Verehrung zu beweisen, und der alte Herr
sprach recht herablassend über unsere Reise, unsere Studien, Vaterland und dergl.
So wahren wir wohl 8 Minuten bei ihm, entschuldigten uns dann nochmals und
giengen seelenvergnügt nach Haus."

Der Pfingstsonntag des Jahres 1826 ist auf den 14. Mai gefallen. Die
"Pfingstreise" Mührys und sein Besuch bei Goethe haben also in diesen Tagen
stattgefunden und werde" uns bestätigt durch Goethes Tagebücher, in denen am
19. Mai 1826 als Besucher "ein paar Göttinger Studierende" genannt werden.


Heinrich Gerstenberg
Lästige Ausländer.

Bei der Stichwahl in Döbeln zeigte sich eine neue
nichts weniger als erfreuliche Erscheinung: eine Anzahl Russen, Studierende an
der Universität Leipzig, hatte sich dem sozialdemokratischen Wahlkomitee als Schlepper
zur Verfügung gestellt. Daß das Komitee von diesem Anerbieten dankend Ge¬
brauch gemacht hat, ist nicht verwunderlich, ebensowenig die Tatsache, daß die
Politisch unreifen russischen Bürschchen mit den Sozialdemokraten sympathisieren,
erstaunlich ist nur die Bereitwilligkeit, mit der deutsche Institute für Wissenschaft
und Kunst -- wir denken zunächst an Universität. Handelsschule und Konservatorium
in Leipzig -- den mehr als zweifelhaften slawisch-orientalischen Subjekten, die
neuerdings Deutschland überschwemmen, ihre Tore öffnen. Wer Gelegenheit gehabt


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Zu Eckermanns Briefen an Goethe

in Nummer 27 und 29 des
vorigen Jahrgangs. Im zweiten Briefe (S. 136) erwähnt Eckermann, das
Fräulein von Werlhoff habe ihm erzählt, zwei junge Freunde von ihr, deren einer
Muri hieße, hätten kürzlich das Glück gehabt, in Weimar Goethe zu sehen. Als ich
die Briefe mitteilte, konnte ich über den „Muri" nichts feststellen. Jetzt verdanke ich
der freundlichen Vermittlung des Professors A. Flöckher in Hildesheim und dem Ent¬
gegenkommen des Majors a. D. I)r. Mr. Mühry in Hannover folgende Nachrichten:

Die Familie Mühry ist eine alte hannoversche Familie und mit der von
Werlhoff eng befreundet gewesen. Ernst Mühry, im Jahre 1826 achtzehnjährig
und Student der Rechte in Göttingen, später hannoverscher Obergerichtsrat und
als solcher 1854 gestorben, ist der von Fräulein von Werlhoff genannte Jüngling
gewesen und hat zu Pfingsten 1826 mit einem Reisegefährten, einem Herrn von
Hcunmerstein, Weimar besticht, wo beide von Goethe empfangen worden sind. Hierüber
berichtet Ernst Mühry seinem Vater, der Obermedizinalrat und Hofmedikus in Hannover
war, in einem Briefe vom 26. Mai 1826 folgendes:

„. . . was mir meine Pfingstreise unvergeßlich machen wird, und was ich so
leicht nicht aufgeben möchte, ist — daß ich Goethe gesehen und gesprochen habe.
Du wirst vielleicht lächeln über mich, der ich über eine so geringfügige Sache ein
so großes Aufheben mache, aber ich bin nun einmal ein so großer Verehrer von
Goethe, daß es mir unendlich leid gethan haben würde, in Weimar gewesen zu
sein, ohne ihn gesehen zu haben. Ich muß es wirklich als ein großes Glück be¬
trachten, ihn gesehen zu haben, da er sonst ohne Empfehlungsbriefe nicht zu sprechen
ist. Ich wagte es aber darauf, gieng mit einem meiner Reisegefährten, Herrn
von Hnmmerstein, hin, ließ uns anmelden — und wir wurden angenommen.

Es war wirklich eine eigene Empfindung für mich, als ich in seinem alter-
thümltch dekorirten Vorzimmer wartete, in dem sein Geist aus allem mich anzu¬
wehen schien, und ich nun wußte, daß ich in einigen Minuten die berühmteste Ex¬
cellenz, die jetzt auf Erden existiert, sehen sollte. In den paar Minuten besah ich
mir, so gut es gehen wollte, das Zimmer, die herrlichen Kupferstiche, und ein un¬
gefähr 8 Fuß hohes Brustbild, das eine Copie einer Antique zu sein schien und,
wie ich glaube, eine Juno vorstellte — endlich hörte ich eine Thür gehen, und nach
einem Augenblick stand Goethe vor mir. Ich entschuldigte unsere Freiheit mit dem
unwiderstehlichen Drange ihm unsere Verehrung zu beweisen, und der alte Herr
sprach recht herablassend über unsere Reise, unsere Studien, Vaterland und dergl.
So wahren wir wohl 8 Minuten bei ihm, entschuldigten uns dann nochmals und
giengen seelenvergnügt nach Haus."

Der Pfingstsonntag des Jahres 1826 ist auf den 14. Mai gefallen. Die
„Pfingstreise" Mührys und sein Besuch bei Goethe haben also in diesen Tagen
stattgefunden und werde» uns bestätigt durch Goethes Tagebücher, in denen am
19. Mai 1826 als Besucher „ein paar Göttinger Studierende" genannt werden.


Heinrich Gerstenberg
Lästige Ausländer.

Bei der Stichwahl in Döbeln zeigte sich eine neue
nichts weniger als erfreuliche Erscheinung: eine Anzahl Russen, Studierende an
der Universität Leipzig, hatte sich dem sozialdemokratischen Wahlkomitee als Schlepper
zur Verfügung gestellt. Daß das Komitee von diesem Anerbieten dankend Ge¬
brauch gemacht hat, ist nicht verwunderlich, ebensowenig die Tatsache, daß die
Politisch unreifen russischen Bürschchen mit den Sozialdemokraten sympathisieren,
erstaunlich ist nur die Bereitwilligkeit, mit der deutsche Institute für Wissenschaft
und Kunst — wir denken zunächst an Universität. Handelsschule und Konservatorium
in Leipzig — den mehr als zweifelhaften slawisch-orientalischen Subjekten, die
neuerdings Deutschland überschwemmen, ihre Tore öffnen. Wer Gelegenheit gehabt


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0339" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/301593"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Zu Eckermanns Briefen an Goethe</head>
            <p xml:id="ID_1232"> in Nummer 27 und 29 des<lb/>
vorigen Jahrgangs. Im zweiten Briefe (S. 136) erwähnt Eckermann, das<lb/>
Fräulein von Werlhoff habe ihm erzählt, zwei junge Freunde von ihr, deren einer<lb/>
Muri hieße, hätten kürzlich das Glück gehabt, in Weimar Goethe zu sehen. Als ich<lb/>
die Briefe mitteilte, konnte ich über den &#x201E;Muri" nichts feststellen. Jetzt verdanke ich<lb/>
der freundlichen Vermittlung des Professors A. Flöckher in Hildesheim und dem Ent¬<lb/>
gegenkommen des Majors a. D. I)r. Mr. Mühry in Hannover folgende Nachrichten:</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1233"> Die Familie Mühry ist eine alte hannoversche Familie und mit der von<lb/>
Werlhoff eng befreundet gewesen. Ernst Mühry, im Jahre 1826 achtzehnjährig<lb/>
und Student der Rechte in Göttingen, später hannoverscher Obergerichtsrat und<lb/>
als solcher 1854 gestorben, ist der von Fräulein von Werlhoff genannte Jüngling<lb/>
gewesen und hat zu Pfingsten 1826 mit einem Reisegefährten, einem Herrn von<lb/>
Hcunmerstein, Weimar besticht, wo beide von Goethe empfangen worden sind. Hierüber<lb/>
berichtet Ernst Mühry seinem Vater, der Obermedizinalrat und Hofmedikus in Hannover<lb/>
war, in einem Briefe vom 26. Mai 1826 folgendes:</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1234"> &#x201E;. . . was mir meine Pfingstreise unvergeßlich machen wird, und was ich so<lb/>
leicht nicht aufgeben möchte, ist &#x2014; daß ich Goethe gesehen und gesprochen habe.<lb/>
Du wirst vielleicht lächeln über mich, der ich über eine so geringfügige Sache ein<lb/>
so großes Aufheben mache, aber ich bin nun einmal ein so großer Verehrer von<lb/>
Goethe, daß es mir unendlich leid gethan haben würde, in Weimar gewesen zu<lb/>
sein, ohne ihn gesehen zu haben. Ich muß es wirklich als ein großes Glück be¬<lb/>
trachten, ihn gesehen zu haben, da er sonst ohne Empfehlungsbriefe nicht zu sprechen<lb/>
ist. Ich wagte es aber darauf, gieng mit einem meiner Reisegefährten, Herrn<lb/>
von Hnmmerstein, hin, ließ uns anmelden &#x2014; und wir wurden angenommen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1235"> Es war wirklich eine eigene Empfindung für mich, als ich in seinem alter-<lb/>
thümltch dekorirten Vorzimmer wartete, in dem sein Geist aus allem mich anzu¬<lb/>
wehen schien, und ich nun wußte, daß ich in einigen Minuten die berühmteste Ex¬<lb/>
cellenz, die jetzt auf Erden existiert, sehen sollte. In den paar Minuten besah ich<lb/>
mir, so gut es gehen wollte, das Zimmer, die herrlichen Kupferstiche, und ein un¬<lb/>
gefähr 8 Fuß hohes Brustbild, das eine Copie einer Antique zu sein schien und,<lb/>
wie ich glaube, eine Juno vorstellte &#x2014; endlich hörte ich eine Thür gehen, und nach<lb/>
einem Augenblick stand Goethe vor mir. Ich entschuldigte unsere Freiheit mit dem<lb/>
unwiderstehlichen Drange ihm unsere Verehrung zu beweisen, und der alte Herr<lb/>
sprach recht herablassend über unsere Reise, unsere Studien, Vaterland und dergl.<lb/>
So wahren wir wohl 8 Minuten bei ihm, entschuldigten uns dann nochmals und<lb/>
giengen seelenvergnügt nach Haus."</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1236"> Der Pfingstsonntag des Jahres 1826 ist auf den 14. Mai gefallen. Die<lb/>
&#x201E;Pfingstreise" Mührys und sein Besuch bei Goethe haben also in diesen Tagen<lb/>
stattgefunden und werde» uns bestätigt durch Goethes Tagebücher, in denen am<lb/>
19. Mai 1826 als Besucher &#x201E;ein paar Göttinger Studierende" genannt werden.</p><lb/>
            <note type="byline"> Heinrich Gerstenberg</note><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Lästige Ausländer.</head>
            <p xml:id="ID_1237" next="#ID_1238"> Bei der Stichwahl in Döbeln zeigte sich eine neue<lb/>
nichts weniger als erfreuliche Erscheinung: eine Anzahl Russen, Studierende an<lb/>
der Universität Leipzig, hatte sich dem sozialdemokratischen Wahlkomitee als Schlepper<lb/>
zur Verfügung gestellt. Daß das Komitee von diesem Anerbieten dankend Ge¬<lb/>
brauch gemacht hat, ist nicht verwunderlich, ebensowenig die Tatsache, daß die<lb/>
Politisch unreifen russischen Bürschchen mit den Sozialdemokraten sympathisieren,<lb/>
erstaunlich ist nur die Bereitwilligkeit, mit der deutsche Institute für Wissenschaft<lb/>
und Kunst &#x2014; wir denken zunächst an Universität. Handelsschule und Konservatorium<lb/>
in Leipzig &#x2014; den mehr als zweifelhaften slawisch-orientalischen Subjekten, die<lb/>
neuerdings Deutschland überschwemmen, ihre Tore öffnen. Wer Gelegenheit gehabt</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0339] Maßgebliches und Unmaßgebliches Zu Eckermanns Briefen an Goethe in Nummer 27 und 29 des vorigen Jahrgangs. Im zweiten Briefe (S. 136) erwähnt Eckermann, das Fräulein von Werlhoff habe ihm erzählt, zwei junge Freunde von ihr, deren einer Muri hieße, hätten kürzlich das Glück gehabt, in Weimar Goethe zu sehen. Als ich die Briefe mitteilte, konnte ich über den „Muri" nichts feststellen. Jetzt verdanke ich der freundlichen Vermittlung des Professors A. Flöckher in Hildesheim und dem Ent¬ gegenkommen des Majors a. D. I)r. Mr. Mühry in Hannover folgende Nachrichten: Die Familie Mühry ist eine alte hannoversche Familie und mit der von Werlhoff eng befreundet gewesen. Ernst Mühry, im Jahre 1826 achtzehnjährig und Student der Rechte in Göttingen, später hannoverscher Obergerichtsrat und als solcher 1854 gestorben, ist der von Fräulein von Werlhoff genannte Jüngling gewesen und hat zu Pfingsten 1826 mit einem Reisegefährten, einem Herrn von Hcunmerstein, Weimar besticht, wo beide von Goethe empfangen worden sind. Hierüber berichtet Ernst Mühry seinem Vater, der Obermedizinalrat und Hofmedikus in Hannover war, in einem Briefe vom 26. Mai 1826 folgendes: „. . . was mir meine Pfingstreise unvergeßlich machen wird, und was ich so leicht nicht aufgeben möchte, ist — daß ich Goethe gesehen und gesprochen habe. Du wirst vielleicht lächeln über mich, der ich über eine so geringfügige Sache ein so großes Aufheben mache, aber ich bin nun einmal ein so großer Verehrer von Goethe, daß es mir unendlich leid gethan haben würde, in Weimar gewesen zu sein, ohne ihn gesehen zu haben. Ich muß es wirklich als ein großes Glück be¬ trachten, ihn gesehen zu haben, da er sonst ohne Empfehlungsbriefe nicht zu sprechen ist. Ich wagte es aber darauf, gieng mit einem meiner Reisegefährten, Herrn von Hnmmerstein, hin, ließ uns anmelden — und wir wurden angenommen. Es war wirklich eine eigene Empfindung für mich, als ich in seinem alter- thümltch dekorirten Vorzimmer wartete, in dem sein Geist aus allem mich anzu¬ wehen schien, und ich nun wußte, daß ich in einigen Minuten die berühmteste Ex¬ cellenz, die jetzt auf Erden existiert, sehen sollte. In den paar Minuten besah ich mir, so gut es gehen wollte, das Zimmer, die herrlichen Kupferstiche, und ein un¬ gefähr 8 Fuß hohes Brustbild, das eine Copie einer Antique zu sein schien und, wie ich glaube, eine Juno vorstellte — endlich hörte ich eine Thür gehen, und nach einem Augenblick stand Goethe vor mir. Ich entschuldigte unsere Freiheit mit dem unwiderstehlichen Drange ihm unsere Verehrung zu beweisen, und der alte Herr sprach recht herablassend über unsere Reise, unsere Studien, Vaterland und dergl. So wahren wir wohl 8 Minuten bei ihm, entschuldigten uns dann nochmals und giengen seelenvergnügt nach Haus." Der Pfingstsonntag des Jahres 1826 ist auf den 14. Mai gefallen. Die „Pfingstreise" Mührys und sein Besuch bei Goethe haben also in diesen Tagen stattgefunden und werde» uns bestätigt durch Goethes Tagebücher, in denen am 19. Mai 1826 als Besucher „ein paar Göttinger Studierende" genannt werden. Heinrich Gerstenberg Lästige Ausländer. Bei der Stichwahl in Döbeln zeigte sich eine neue nichts weniger als erfreuliche Erscheinung: eine Anzahl Russen, Studierende an der Universität Leipzig, hatte sich dem sozialdemokratischen Wahlkomitee als Schlepper zur Verfügung gestellt. Daß das Komitee von diesem Anerbieten dankend Ge¬ brauch gemacht hat, ist nicht verwunderlich, ebensowenig die Tatsache, daß die Politisch unreifen russischen Bürschchen mit den Sozialdemokraten sympathisieren, erstaunlich ist nur die Bereitwilligkeit, mit der deutsche Institute für Wissenschaft und Kunst — wir denken zunächst an Universität. Handelsschule und Konservatorium in Leipzig — den mehr als zweifelhaften slawisch-orientalischen Subjekten, die neuerdings Deutschland überschwemmen, ihre Tore öffnen. Wer Gelegenheit gehabt

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253/339
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253/339>, abgerufen am 27.06.2024.