Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr.tzemnos (L.F redlich i vonn >is im Jahre 162 nach Christo der bekannte Arzt Galen von tzemnos (L.F redlich i vonn >is im Jahre 162 nach Christo der bekannte Arzt Galen von <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0542" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/299583"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341883_299040/figures/grenzboten_341883_299040_299583_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> tzemnos <note type="byline"> (L.F redlich i</note> vonn</head><lb/> <p xml:id="ID_2398"> >is im Jahre 162 nach Christo der bekannte Arzt Galen von<lb/> seiner Vaterstadt Pergamon nach Rom reisen wollte, um dort<lb/> Karriere zu machen, kam er auf den Gedanken, nicht den direkten<lb/> Seeweg nach Italien zu nehmen, sondern eine nördliche Route zu<lb/> I wählen, auf der er zur See uach Thessaloniki, dann zu Lande<lb/> nach Dyrrhachium gelange; unterwegs aber wollte er auf der Insel Lemnos<lb/> einen kurzen Halt machen, um den Fundort der berühmten lemnischcn Erde<lb/> zu besuchen. Wahrscheinlich hatte er selbst sie nicht selten als Heilmittel ver¬<lb/> wandt; man kaufte sie in kleinen Dosen, die zum Zeichen der Echtheit das<lb/> Siegel der Göttin Artemis, eine Ziege, trugen; „gesiegelte Erde" (o^et^,<lb/> tvrrg, siM-leg.) wurde sie deshalb genannt. Galen reiste also von Pergamon<lb/> nach Alexandreia in der Troas. Das war damals eine blühende Seestadt,<lb/> von deren Handel zum Beispiel die Mengen von dort geprägten Münzen zeugen,<lb/> die ich auf Jmbros sah, heute ist es eine fast unerforschte Trümmerstättc; wie<lb/> alle großen Hafenorte an der Westküste Kleinasiens ist auch dieser durch Smyrna<lb/> ersetzt worden. Heute trägt das Dampfschiff den Reisenden von dort etwa in<lb/> vierundzwanzig Stunden nach Lemnos; Galen kann von Alexandreia aus bei<lb/> günstigem Winde weniger Zeit gebraucht haben. Als er gelandet war, erfuhr<lb/> er zu seinem Kummer, die Erde werde bei der Stadt Hephaisticis gegraben,<lb/> und diese lüge im Osten der Insel; er befände sich auf der Fahrt nach Thcsfa-<lb/> loniki natürlich im Westen bei der zweiten Stadt Myrina. Sein Schiffer wollte<lb/> nicht warten, bis er den Ausflug dorthin (zu Pferd etwa in fünfzehn Stunden<lb/> hin und zurück) gemacht hätte; so reiste er denn weiter, mit der Absicht, auf<lb/> der Rückreise den Besuch zu machen. Sie kam rascher heran, als er gehofft<lb/> hatte; im Sommer 166 eilte er nach manchen Enttäuschungen wieder der<lb/> Heimat zu. Diesesmal reiste er von Dyrrhachium aus auf der Egnatischcn<lb/> Chaussee bis Philippi, sah also die Gegenden, die in den Bürgerkriegen (48 und<lb/> 42 vor Christo) so heiß umstritten worden waren, und gelangte von der Stadt<lb/> Philipps des Zweiten auf einer Seitenstraße, die bis vor kurzem noch benutzt<lb/> wurde (Breite 3^ Meter), an das Meer nach Neapolis, das heute Kawalla<lb/> heißt. Von dort segelte er nach der Insel Thasos — heute fährt ein kleiner<lb/> Küstendampfer in vier bis fünf Stunden hinüber — und weiter nach Hephaistias<lb/> im Nordosten von Lemnos. Er sah den Fundort der Erde — wir werden<lb/> ihm dort in Gedanken begegnen — und kam nach Hause, von wo er noch in<lb/> demselben Jahre wieder an den kaiserlichen Hof gezogen wurde.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0542]
[Abbildung]
tzemnos (L.F redlich i vonn
>is im Jahre 162 nach Christo der bekannte Arzt Galen von
seiner Vaterstadt Pergamon nach Rom reisen wollte, um dort
Karriere zu machen, kam er auf den Gedanken, nicht den direkten
Seeweg nach Italien zu nehmen, sondern eine nördliche Route zu
I wählen, auf der er zur See uach Thessaloniki, dann zu Lande
nach Dyrrhachium gelange; unterwegs aber wollte er auf der Insel Lemnos
einen kurzen Halt machen, um den Fundort der berühmten lemnischcn Erde
zu besuchen. Wahrscheinlich hatte er selbst sie nicht selten als Heilmittel ver¬
wandt; man kaufte sie in kleinen Dosen, die zum Zeichen der Echtheit das
Siegel der Göttin Artemis, eine Ziege, trugen; „gesiegelte Erde" (o^et^,
tvrrg, siM-leg.) wurde sie deshalb genannt. Galen reiste also von Pergamon
nach Alexandreia in der Troas. Das war damals eine blühende Seestadt,
von deren Handel zum Beispiel die Mengen von dort geprägten Münzen zeugen,
die ich auf Jmbros sah, heute ist es eine fast unerforschte Trümmerstättc; wie
alle großen Hafenorte an der Westküste Kleinasiens ist auch dieser durch Smyrna
ersetzt worden. Heute trägt das Dampfschiff den Reisenden von dort etwa in
vierundzwanzig Stunden nach Lemnos; Galen kann von Alexandreia aus bei
günstigem Winde weniger Zeit gebraucht haben. Als er gelandet war, erfuhr
er zu seinem Kummer, die Erde werde bei der Stadt Hephaisticis gegraben,
und diese lüge im Osten der Insel; er befände sich auf der Fahrt nach Thcsfa-
loniki natürlich im Westen bei der zweiten Stadt Myrina. Sein Schiffer wollte
nicht warten, bis er den Ausflug dorthin (zu Pferd etwa in fünfzehn Stunden
hin und zurück) gemacht hätte; so reiste er denn weiter, mit der Absicht, auf
der Rückreise den Besuch zu machen. Sie kam rascher heran, als er gehofft
hatte; im Sommer 166 eilte er nach manchen Enttäuschungen wieder der
Heimat zu. Diesesmal reiste er von Dyrrhachium aus auf der Egnatischcn
Chaussee bis Philippi, sah also die Gegenden, die in den Bürgerkriegen (48 und
42 vor Christo) so heiß umstritten worden waren, und gelangte von der Stadt
Philipps des Zweiten auf einer Seitenstraße, die bis vor kurzem noch benutzt
wurde (Breite 3^ Meter), an das Meer nach Neapolis, das heute Kawalla
heißt. Von dort segelte er nach der Insel Thasos — heute fährt ein kleiner
Küstendampfer in vier bis fünf Stunden hinüber — und weiter nach Hephaistias
im Nordosten von Lemnos. Er sah den Fundort der Erde — wir werden
ihm dort in Gedanken begegnen — und kam nach Hause, von wo er noch in
demselben Jahre wieder an den kaiserlichen Hof gezogen wurde.
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