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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Maßgebliches und Unmaßgebliches
Reichsspiegel.

(Der erste Diätentag -- ein Unglückstag für das Reich. Oberst
von Deimling, Organisatorische Fehler. Ohne Deutschland keine Abmachung über die
Bagdadbahn. Der Erlaß des Kaisers an den Reichskanzler. Vom Gewispel und
Geraume. Fürst Bülows Anteil an der Reichsfinanzreform.)

Der erste Sitzungstag unter der Herrschaft des neuen Diätengesetzes hat
die Voraussage derer gerechtfertigt, die die Ansicht vertraten, daß es ein Un-
glückstag für Deutschland sein werde. Fast scheint es, als sei es dem Zentrum
unangenehm, die Anerkennung, mit der der Kaiser auch des Reichstags gedacht hat,
auch auf sich beziehn zu müssen, jedenfalls hat es sich beim Kolonialetat zu hoch¬
bedauerlichen unpatriotischen Beschlüssen hinreißen lassen. Mag immerhin der
Oberst von Deimling den Rahmen, den er als Kommissar innezuhalten hatte, über-"
schritten haben -- Sache des Zentrums wäre es gewesen, die Sache von der
Person zu trennen. Man konnte den Redner zurechtweisen, der sich in bester,
Patriotischer Absicht von dem Gegenstande, dem er sich in den Steppen und Wüsteneien
Südwestafrikas mit ruhmvoller Hingebung gewidmet hat, hatte weiter tragen lassen,
als nach streng parlamentarischer Form zulässig war. Aber man muß ihm doch
zugute halten, daß er erstens durch die ungezognen Rüpeleien der Sozialdemo¬
kraten und ihre herausfordernden Zurufe gereizt war, und daß er sich zweitens
auf einem Gefechtsfelde und Gegnern gegenüber befand, die er nicht hinlänglich
kannte. Daß es in der tapfern Soldatenseele kochte und den echten Manneszorn
gegenüber dem schmählichen Verhalten der Gegner in die Schranken rief, wird dem
Oberst von Deimling kein Vaterlandsfreund verargen. Im Gegenteil werden
Tausende ihm für seine tapfern Worte Dank wissen, zumal da sie einem tapfern Herzen
entstammen, das seine höchsten Proben inmitten von Situationen bestanden hat, von
denen die Herren Ledebour, Groeber, Müller-Meiningen usw. keine Ahnung haben.
Die Reichstagsmehrheit hat nicht nur durch die Versagung der Eisenbahn eine schwere
und unkluge Versündigung in bezug auf Südwestafrika, sondern auch noch einen groben
Politischen Fehler dadurch begangen, daß sie, weil ihr der Ton eines Kommissars
nicht gefiel, einen geradezu unheilvollen Beschluß faßte und die in der zweiten Lesung
schon bewilligte Neuorganisation der obersten Kolonialbehörde in der dritten Lesung
so über den Haufen warf, daß ein vollständiges Chaos entstand. Ein solches
Handeln ab irato zeugt immer für ein sehr geringes Maß von Staatsweisheit.

Im vorliegenden Falle ist das Verhalten des Zentrums gar nicht streng genug
zu tadeln. Es hat mit seinem Votum einen Schlag nicht nur gegen den ihm
persönlich unsympathischen, weil ausgesprochen evangelischen Erbprinzen Hohenlohe
geführt, sondern auch einen schweren Stoß gegen die Verbündeten Regierungen,
den Reichskanzler und gegen die Armee, die mit ihrem Blute die Fehler des
Zentrums wieder wettmachen muß. Das Zentrnmsvotum ist eine so schwere
Herausforderung der Reichspolitik und des nationalen Gedankens, die sich in dieser
Frage in vollster Harmonie bewegen, daß die Auflösung des Reichstags die einzig
richtige Antwort sein würde. Sie gäbe der Nation zugleich Gelegenheit, Musterung
unter ihren nunmehr "entschädigten" Vertretern zu halten, von denen sogar an dem
entscheidungsvollen Montag 125 fehlten! Das nennt sich Reichstag! Man wird
vielleicht einwenden: auflösen, ja, aber unter welcher Parole? Die Parole ist das
Vaterland! Das Blut unsrer Gefallnen in Südafrika, unter denen der Tod
gerade in diesen Tagen eine reiche Ernte gehalten hat, schreit gen Himmel. Es
ist hohe Zeit, mit diesem Reichstag ein Ende zu machen.

Große Anerkennung verdient die vornehme, ja überlegne Ruhe, mit der der Erb¬
prinz Hohenlohe auf die völlig deplazierten Ausfälle des Abgeordneten Müller-
Meiningen erwiderte. Der Herr Abgeordnete hatte es sich doch zu leicht gemacht,
als er die Rede des Oberst von Deimling benutzte, um mit einem Übermaß von


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Maßgebliches und Unmaßgebliches
Reichsspiegel.

(Der erste Diätentag — ein Unglückstag für das Reich. Oberst
von Deimling, Organisatorische Fehler. Ohne Deutschland keine Abmachung über die
Bagdadbahn. Der Erlaß des Kaisers an den Reichskanzler. Vom Gewispel und
Geraume. Fürst Bülows Anteil an der Reichsfinanzreform.)

Der erste Sitzungstag unter der Herrschaft des neuen Diätengesetzes hat
die Voraussage derer gerechtfertigt, die die Ansicht vertraten, daß es ein Un-
glückstag für Deutschland sein werde. Fast scheint es, als sei es dem Zentrum
unangenehm, die Anerkennung, mit der der Kaiser auch des Reichstags gedacht hat,
auch auf sich beziehn zu müssen, jedenfalls hat es sich beim Kolonialetat zu hoch¬
bedauerlichen unpatriotischen Beschlüssen hinreißen lassen. Mag immerhin der
Oberst von Deimling den Rahmen, den er als Kommissar innezuhalten hatte, über-"
schritten haben — Sache des Zentrums wäre es gewesen, die Sache von der
Person zu trennen. Man konnte den Redner zurechtweisen, der sich in bester,
Patriotischer Absicht von dem Gegenstande, dem er sich in den Steppen und Wüsteneien
Südwestafrikas mit ruhmvoller Hingebung gewidmet hat, hatte weiter tragen lassen,
als nach streng parlamentarischer Form zulässig war. Aber man muß ihm doch
zugute halten, daß er erstens durch die ungezognen Rüpeleien der Sozialdemo¬
kraten und ihre herausfordernden Zurufe gereizt war, und daß er sich zweitens
auf einem Gefechtsfelde und Gegnern gegenüber befand, die er nicht hinlänglich
kannte. Daß es in der tapfern Soldatenseele kochte und den echten Manneszorn
gegenüber dem schmählichen Verhalten der Gegner in die Schranken rief, wird dem
Oberst von Deimling kein Vaterlandsfreund verargen. Im Gegenteil werden
Tausende ihm für seine tapfern Worte Dank wissen, zumal da sie einem tapfern Herzen
entstammen, das seine höchsten Proben inmitten von Situationen bestanden hat, von
denen die Herren Ledebour, Groeber, Müller-Meiningen usw. keine Ahnung haben.
Die Reichstagsmehrheit hat nicht nur durch die Versagung der Eisenbahn eine schwere
und unkluge Versündigung in bezug auf Südwestafrika, sondern auch noch einen groben
Politischen Fehler dadurch begangen, daß sie, weil ihr der Ton eines Kommissars
nicht gefiel, einen geradezu unheilvollen Beschluß faßte und die in der zweiten Lesung
schon bewilligte Neuorganisation der obersten Kolonialbehörde in der dritten Lesung
so über den Haufen warf, daß ein vollständiges Chaos entstand. Ein solches
Handeln ab irato zeugt immer für ein sehr geringes Maß von Staatsweisheit.

Im vorliegenden Falle ist das Verhalten des Zentrums gar nicht streng genug
zu tadeln. Es hat mit seinem Votum einen Schlag nicht nur gegen den ihm
persönlich unsympathischen, weil ausgesprochen evangelischen Erbprinzen Hohenlohe
geführt, sondern auch einen schweren Stoß gegen die Verbündeten Regierungen,
den Reichskanzler und gegen die Armee, die mit ihrem Blute die Fehler des
Zentrums wieder wettmachen muß. Das Zentrnmsvotum ist eine so schwere
Herausforderung der Reichspolitik und des nationalen Gedankens, die sich in dieser
Frage in vollster Harmonie bewegen, daß die Auflösung des Reichstags die einzig
richtige Antwort sein würde. Sie gäbe der Nation zugleich Gelegenheit, Musterung
unter ihren nunmehr „entschädigten" Vertretern zu halten, von denen sogar an dem
entscheidungsvollen Montag 125 fehlten! Das nennt sich Reichstag! Man wird
vielleicht einwenden: auflösen, ja, aber unter welcher Parole? Die Parole ist das
Vaterland! Das Blut unsrer Gefallnen in Südafrika, unter denen der Tod
gerade in diesen Tagen eine reiche Ernte gehalten hat, schreit gen Himmel. Es
ist hohe Zeit, mit diesem Reichstag ein Ende zu machen.

Große Anerkennung verdient die vornehme, ja überlegne Ruhe, mit der der Erb¬
prinz Hohenlohe auf die völlig deplazierten Ausfälle des Abgeordneten Müller-
Meiningen erwiderte. Der Herr Abgeordnete hatte es sich doch zu leicht gemacht,
als er die Rede des Oberst von Deimling benutzte, um mit einem Übermaß von


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[0513] Maßgebliches und Unmaßgebliches Maßgebliches und Unmaßgebliches Reichsspiegel. (Der erste Diätentag — ein Unglückstag für das Reich. Oberst von Deimling, Organisatorische Fehler. Ohne Deutschland keine Abmachung über die Bagdadbahn. Der Erlaß des Kaisers an den Reichskanzler. Vom Gewispel und Geraume. Fürst Bülows Anteil an der Reichsfinanzreform.) Der erste Sitzungstag unter der Herrschaft des neuen Diätengesetzes hat die Voraussage derer gerechtfertigt, die die Ansicht vertraten, daß es ein Un- glückstag für Deutschland sein werde. Fast scheint es, als sei es dem Zentrum unangenehm, die Anerkennung, mit der der Kaiser auch des Reichstags gedacht hat, auch auf sich beziehn zu müssen, jedenfalls hat es sich beim Kolonialetat zu hoch¬ bedauerlichen unpatriotischen Beschlüssen hinreißen lassen. Mag immerhin der Oberst von Deimling den Rahmen, den er als Kommissar innezuhalten hatte, über-" schritten haben — Sache des Zentrums wäre es gewesen, die Sache von der Person zu trennen. Man konnte den Redner zurechtweisen, der sich in bester, Patriotischer Absicht von dem Gegenstande, dem er sich in den Steppen und Wüsteneien Südwestafrikas mit ruhmvoller Hingebung gewidmet hat, hatte weiter tragen lassen, als nach streng parlamentarischer Form zulässig war. Aber man muß ihm doch zugute halten, daß er erstens durch die ungezognen Rüpeleien der Sozialdemo¬ kraten und ihre herausfordernden Zurufe gereizt war, und daß er sich zweitens auf einem Gefechtsfelde und Gegnern gegenüber befand, die er nicht hinlänglich kannte. Daß es in der tapfern Soldatenseele kochte und den echten Manneszorn gegenüber dem schmählichen Verhalten der Gegner in die Schranken rief, wird dem Oberst von Deimling kein Vaterlandsfreund verargen. Im Gegenteil werden Tausende ihm für seine tapfern Worte Dank wissen, zumal da sie einem tapfern Herzen entstammen, das seine höchsten Proben inmitten von Situationen bestanden hat, von denen die Herren Ledebour, Groeber, Müller-Meiningen usw. keine Ahnung haben. Die Reichstagsmehrheit hat nicht nur durch die Versagung der Eisenbahn eine schwere und unkluge Versündigung in bezug auf Südwestafrika, sondern auch noch einen groben Politischen Fehler dadurch begangen, daß sie, weil ihr der Ton eines Kommissars nicht gefiel, einen geradezu unheilvollen Beschluß faßte und die in der zweiten Lesung schon bewilligte Neuorganisation der obersten Kolonialbehörde in der dritten Lesung so über den Haufen warf, daß ein vollständiges Chaos entstand. Ein solches Handeln ab irato zeugt immer für ein sehr geringes Maß von Staatsweisheit. Im vorliegenden Falle ist das Verhalten des Zentrums gar nicht streng genug zu tadeln. Es hat mit seinem Votum einen Schlag nicht nur gegen den ihm persönlich unsympathischen, weil ausgesprochen evangelischen Erbprinzen Hohenlohe geführt, sondern auch einen schweren Stoß gegen die Verbündeten Regierungen, den Reichskanzler und gegen die Armee, die mit ihrem Blute die Fehler des Zentrums wieder wettmachen muß. Das Zentrnmsvotum ist eine so schwere Herausforderung der Reichspolitik und des nationalen Gedankens, die sich in dieser Frage in vollster Harmonie bewegen, daß die Auflösung des Reichstags die einzig richtige Antwort sein würde. Sie gäbe der Nation zugleich Gelegenheit, Musterung unter ihren nunmehr „entschädigten" Vertretern zu halten, von denen sogar an dem entscheidungsvollen Montag 125 fehlten! Das nennt sich Reichstag! Man wird vielleicht einwenden: auflösen, ja, aber unter welcher Parole? Die Parole ist das Vaterland! Das Blut unsrer Gefallnen in Südafrika, unter denen der Tod gerade in diesen Tagen eine reiche Ernte gehalten hat, schreit gen Himmel. Es ist hohe Zeit, mit diesem Reichstag ein Ende zu machen. Große Anerkennung verdient die vornehme, ja überlegne Ruhe, mit der der Erb¬ prinz Hohenlohe auf die völlig deplazierten Ausfälle des Abgeordneten Müller- Meiningen erwiderte. Der Herr Abgeordnete hatte es sich doch zu leicht gemacht, als er die Rede des Oberst von Deimling benutzte, um mit einem Übermaß von

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_299040/513>, abgerufen am 24.07.2024.