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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Männerstolz und Lungenkraft, das durch die Sache in keiner Weise geboten war,
die Pose eines vaterlandrettenden Volkstribunen einzunehmen. Das Beifallgejohle
der Sozialdemokraten, die es selbst nicht gewagt hätten, war sein verdienter Lohn.
Aus dem Vorgange sind zweierlei Lehren zu entnehmen: zunächst die, daß es
-- schon aus Gründen der militärischen Disziplin -- nicht wohlgetan ist, Truppen¬
offiziere, die sich in einer Frontstellung befinden, dem Reichstage gegenüberzustellen.
Es war seinerzeit gewiß recht nützlich, daß Oberst von Deimling nach seiner Rück¬
kehr vor dem Reichstage Zeugnis darüber ablegte, wie die Dinge in Südwestafrika
standen, er hatte damals auch einen nachhaltigen Eindruck gemacht, darauf hätte
man sich beschränken müssen. Daß sich die vor dem Feinde stehenden Truppen¬
führer ihre Bedürfnisse, zu denen in diesem Falle auch die Eisenbahn gehört, per¬
sönlich im Parlament erbitten und durchfechten, ist ein Novum, das seine Ursache
nur in den unglücklichen Ressortverhältnissen hat. Wo das Reich Krieg führt, ist
die Kriegsverwaltung am Platze, die dann auch über die notwendigen parlamen¬
tarisch geschulten Kräfte verfügt. Wo wir 17000 Mann und viele Millionen
Mark einsetzen, hört die Kolonialverwaltung auf, die zuständige Instanz für die
militärischen Bedürfnisse zu sein. Sicherlich wäre das für das Kriegsministerium
kein erwünschter Zuwachs, aber auf die Dauer können die Kolonialtruppen
doch nicht so weiter in der Luft schweben bleiben, wie es gegenwärtig der Fall
ist, wo sie niemand haben will und sie deshalb dem denkbar ungeeignetsten
Ressort, der Kolonialverwaltung, unterstehn. Es sind und bleiben doch Truppen
des Reiches. Niemand hat daran gedacht, die chinesische Expedition etwa dem
Auswärtigen Amt zu unterstellen und einzugliedern. So gut wie das Kriegs-
ministertum für den Rest der ostasiatischen Expedition bis auf diese Stunde zu¬
ständig ist, müßte es das auch für die militärischen Besatzungen in Afrika sein,
sobald diese einen mehr als polizeilichen Charakter haben oder aus dem Rahmen
einer Eingebornentruppe herauswachsen. Wieviel leichter ordnen sich die Dinge in
Kiautschou dank der einfachen und natürlichen Organisation. Die Truppen in China
sind ebenso wie die in Südafrika Reichstruppen, aus allen Kontingenten ge¬
mischt. So gut wie das königlich preußische Kriegsministerium für diese chinesischen
Reichstruppen zuständig sein kann, kann es das auch für die südwestafrikanischen,
deren Aufstellung, Ausrüstung usw. es gleichsam "inkognito" ohnehin besorgt. Das
sogenannte Oberkommando der Schutztruppen gehört nicht in die Kolonialbehörde,
sondern in das Kriegsministerium. Als Kommissar des Kriegsministers würde
Oberst von Deimling, wenn überhaupt, jedenfalls nicht so gesprochen haben. So
gut wie das PostWesen in den Kolonien dem Reichspostamt untersteht, muß das
Kriegswesen beim Kriegsministerium bleiben.

Die unwahren Nachrichten des "Standard" über englisch-russische Verständigungen
mit ihrer Ausdehnung auf die Bagdadbahn haben in Deutschland sofort wieder ein
Echo gefunden. Ein Teil unsrer Publizistik kann sich das Ausland gar nicht anders
vorstellen, als daß irgendwo heimlich drei oder vier Minister, Diplomaten oder gar
Staatsoberhäupter in heimlicher Verschwörung zusammensitzen, um Deutschland am
langsamen Feuer zu schmoren. Von englischer amtlicher Seite ist schon in be¬
stimmter Form ausgesprochen worden, daß eine Verständigung mit Rußland bisher
nicht erreicht sei, also auch nicht eine solche auf Kosten Deutschlands. Die Eng¬
länder können das um so bestimmter erklären, als alle Versuche in dieser Richtung
bisher immer nur von der englischen Seite ausgegangen sind. Was Rußland an¬
langt, so weiß man in Petersburg -- ebenso wie in London --, daß Deutschland
keine Verständigung andrer Mächte über die Bagdadbahn anerkennen würde, die
ohne seine Zustimmung erfolgt wäre oder erfolgen würde, und daß es jede solche
Abmachung als einen unfreundlichen Akt ansehen müßte. Rußland hat mit der
Zusicherung nicht gezögert, daß es weit davon entfernt sei, in irgendeine Deutsch¬
lands Interessen berührende Abmachung zu willigen, und England hat die ganze
Angelegenheit von sich abgelehnt.


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Männerstolz und Lungenkraft, das durch die Sache in keiner Weise geboten war,
die Pose eines vaterlandrettenden Volkstribunen einzunehmen. Das Beifallgejohle
der Sozialdemokraten, die es selbst nicht gewagt hätten, war sein verdienter Lohn.
Aus dem Vorgange sind zweierlei Lehren zu entnehmen: zunächst die, daß es
— schon aus Gründen der militärischen Disziplin — nicht wohlgetan ist, Truppen¬
offiziere, die sich in einer Frontstellung befinden, dem Reichstage gegenüberzustellen.
Es war seinerzeit gewiß recht nützlich, daß Oberst von Deimling nach seiner Rück¬
kehr vor dem Reichstage Zeugnis darüber ablegte, wie die Dinge in Südwestafrika
standen, er hatte damals auch einen nachhaltigen Eindruck gemacht, darauf hätte
man sich beschränken müssen. Daß sich die vor dem Feinde stehenden Truppen¬
führer ihre Bedürfnisse, zu denen in diesem Falle auch die Eisenbahn gehört, per¬
sönlich im Parlament erbitten und durchfechten, ist ein Novum, das seine Ursache
nur in den unglücklichen Ressortverhältnissen hat. Wo das Reich Krieg führt, ist
die Kriegsverwaltung am Platze, die dann auch über die notwendigen parlamen¬
tarisch geschulten Kräfte verfügt. Wo wir 17000 Mann und viele Millionen
Mark einsetzen, hört die Kolonialverwaltung auf, die zuständige Instanz für die
militärischen Bedürfnisse zu sein. Sicherlich wäre das für das Kriegsministerium
kein erwünschter Zuwachs, aber auf die Dauer können die Kolonialtruppen
doch nicht so weiter in der Luft schweben bleiben, wie es gegenwärtig der Fall
ist, wo sie niemand haben will und sie deshalb dem denkbar ungeeignetsten
Ressort, der Kolonialverwaltung, unterstehn. Es sind und bleiben doch Truppen
des Reiches. Niemand hat daran gedacht, die chinesische Expedition etwa dem
Auswärtigen Amt zu unterstellen und einzugliedern. So gut wie das Kriegs-
ministertum für den Rest der ostasiatischen Expedition bis auf diese Stunde zu¬
ständig ist, müßte es das auch für die militärischen Besatzungen in Afrika sein,
sobald diese einen mehr als polizeilichen Charakter haben oder aus dem Rahmen
einer Eingebornentruppe herauswachsen. Wieviel leichter ordnen sich die Dinge in
Kiautschou dank der einfachen und natürlichen Organisation. Die Truppen in China
sind ebenso wie die in Südafrika Reichstruppen, aus allen Kontingenten ge¬
mischt. So gut wie das königlich preußische Kriegsministerium für diese chinesischen
Reichstruppen zuständig sein kann, kann es das auch für die südwestafrikanischen,
deren Aufstellung, Ausrüstung usw. es gleichsam „inkognito" ohnehin besorgt. Das
sogenannte Oberkommando der Schutztruppen gehört nicht in die Kolonialbehörde,
sondern in das Kriegsministerium. Als Kommissar des Kriegsministers würde
Oberst von Deimling, wenn überhaupt, jedenfalls nicht so gesprochen haben. So
gut wie das PostWesen in den Kolonien dem Reichspostamt untersteht, muß das
Kriegswesen beim Kriegsministerium bleiben.

Die unwahren Nachrichten des „Standard" über englisch-russische Verständigungen
mit ihrer Ausdehnung auf die Bagdadbahn haben in Deutschland sofort wieder ein
Echo gefunden. Ein Teil unsrer Publizistik kann sich das Ausland gar nicht anders
vorstellen, als daß irgendwo heimlich drei oder vier Minister, Diplomaten oder gar
Staatsoberhäupter in heimlicher Verschwörung zusammensitzen, um Deutschland am
langsamen Feuer zu schmoren. Von englischer amtlicher Seite ist schon in be¬
stimmter Form ausgesprochen worden, daß eine Verständigung mit Rußland bisher
nicht erreicht sei, also auch nicht eine solche auf Kosten Deutschlands. Die Eng¬
länder können das um so bestimmter erklären, als alle Versuche in dieser Richtung
bisher immer nur von der englischen Seite ausgegangen sind. Was Rußland an¬
langt, so weiß man in Petersburg — ebenso wie in London —, daß Deutschland
keine Verständigung andrer Mächte über die Bagdadbahn anerkennen würde, die
ohne seine Zustimmung erfolgt wäre oder erfolgen würde, und daß es jede solche
Abmachung als einen unfreundlichen Akt ansehen müßte. Rußland hat mit der
Zusicherung nicht gezögert, daß es weit davon entfernt sei, in irgendeine Deutsch¬
lands Interessen berührende Abmachung zu willigen, und England hat die ganze
Angelegenheit von sich abgelehnt.


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[0514] Maßgebliches und Unmaßgebliches Männerstolz und Lungenkraft, das durch die Sache in keiner Weise geboten war, die Pose eines vaterlandrettenden Volkstribunen einzunehmen. Das Beifallgejohle der Sozialdemokraten, die es selbst nicht gewagt hätten, war sein verdienter Lohn. Aus dem Vorgange sind zweierlei Lehren zu entnehmen: zunächst die, daß es — schon aus Gründen der militärischen Disziplin — nicht wohlgetan ist, Truppen¬ offiziere, die sich in einer Frontstellung befinden, dem Reichstage gegenüberzustellen. Es war seinerzeit gewiß recht nützlich, daß Oberst von Deimling nach seiner Rück¬ kehr vor dem Reichstage Zeugnis darüber ablegte, wie die Dinge in Südwestafrika standen, er hatte damals auch einen nachhaltigen Eindruck gemacht, darauf hätte man sich beschränken müssen. Daß sich die vor dem Feinde stehenden Truppen¬ führer ihre Bedürfnisse, zu denen in diesem Falle auch die Eisenbahn gehört, per¬ sönlich im Parlament erbitten und durchfechten, ist ein Novum, das seine Ursache nur in den unglücklichen Ressortverhältnissen hat. Wo das Reich Krieg führt, ist die Kriegsverwaltung am Platze, die dann auch über die notwendigen parlamen¬ tarisch geschulten Kräfte verfügt. Wo wir 17000 Mann und viele Millionen Mark einsetzen, hört die Kolonialverwaltung auf, die zuständige Instanz für die militärischen Bedürfnisse zu sein. Sicherlich wäre das für das Kriegsministerium kein erwünschter Zuwachs, aber auf die Dauer können die Kolonialtruppen doch nicht so weiter in der Luft schweben bleiben, wie es gegenwärtig der Fall ist, wo sie niemand haben will und sie deshalb dem denkbar ungeeignetsten Ressort, der Kolonialverwaltung, unterstehn. Es sind und bleiben doch Truppen des Reiches. Niemand hat daran gedacht, die chinesische Expedition etwa dem Auswärtigen Amt zu unterstellen und einzugliedern. So gut wie das Kriegs- ministertum für den Rest der ostasiatischen Expedition bis auf diese Stunde zu¬ ständig ist, müßte es das auch für die militärischen Besatzungen in Afrika sein, sobald diese einen mehr als polizeilichen Charakter haben oder aus dem Rahmen einer Eingebornentruppe herauswachsen. Wieviel leichter ordnen sich die Dinge in Kiautschou dank der einfachen und natürlichen Organisation. Die Truppen in China sind ebenso wie die in Südafrika Reichstruppen, aus allen Kontingenten ge¬ mischt. So gut wie das königlich preußische Kriegsministerium für diese chinesischen Reichstruppen zuständig sein kann, kann es das auch für die südwestafrikanischen, deren Aufstellung, Ausrüstung usw. es gleichsam „inkognito" ohnehin besorgt. Das sogenannte Oberkommando der Schutztruppen gehört nicht in die Kolonialbehörde, sondern in das Kriegsministerium. Als Kommissar des Kriegsministers würde Oberst von Deimling, wenn überhaupt, jedenfalls nicht so gesprochen haben. So gut wie das PostWesen in den Kolonien dem Reichspostamt untersteht, muß das Kriegswesen beim Kriegsministerium bleiben. Die unwahren Nachrichten des „Standard" über englisch-russische Verständigungen mit ihrer Ausdehnung auf die Bagdadbahn haben in Deutschland sofort wieder ein Echo gefunden. Ein Teil unsrer Publizistik kann sich das Ausland gar nicht anders vorstellen, als daß irgendwo heimlich drei oder vier Minister, Diplomaten oder gar Staatsoberhäupter in heimlicher Verschwörung zusammensitzen, um Deutschland am langsamen Feuer zu schmoren. Von englischer amtlicher Seite ist schon in be¬ stimmter Form ausgesprochen worden, daß eine Verständigung mit Rußland bisher nicht erreicht sei, also auch nicht eine solche auf Kosten Deutschlands. Die Eng¬ länder können das um so bestimmter erklären, als alle Versuche in dieser Richtung bisher immer nur von der englischen Seite ausgegangen sind. Was Rußland an¬ langt, so weiß man in Petersburg — ebenso wie in London —, daß Deutschland keine Verständigung andrer Mächte über die Bagdadbahn anerkennen würde, die ohne seine Zustimmung erfolgt wäre oder erfolgen würde, und daß es jede solche Abmachung als einen unfreundlichen Akt ansehen müßte. Rußland hat mit der Zusicherung nicht gezögert, daß es weit davon entfernt sei, in irgendeine Deutsch¬ lands Interessen berührende Abmachung zu willigen, und England hat die ganze Angelegenheit von sich abgelehnt.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_299040/514>, abgerufen am 04.07.2024.