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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr.

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Die Steuerlast der landwirtschaftlichen Bevölkerung Preußens

Vertrauensmann in dem Kabinett, dem die Aufgabe obliegt, darüber zu wachen,
daß die Politik der Regierung sich nicht von den Traditionen der liberalen
Wirtschaftspolitik entferne. Daß ihm das gelingen werde, dafür bürgt seine
erprobte Geschicklichkeit und die geringe Widerstandsfähigkeit magyarischer
Politiker gegen die Argumente der Börse.

Am schlechtesten bei dem Handel ist die Krone weggekommen: ihr wurde
nur ein kurzfristiger Waffenstillstand gewährt, und zwar unter Bedingungen,
die sie außer stand setzten, nach Ablauf dieser Frist noch einmal mit Aussicht
auf Erfolg den Kampf um ihre Rechte an der Armee aufzunehmen; denn
indem sie der Opposition die staatliche Administration ausliefert, schwindet für
sie jede Möglichkeit, im Falle des sicher zu erwartenden Wiederausbruchs
des Verfaffungskonflikts die staatliche Verwaltung wieder in die Hand zu be¬
kommen, da es doch natürlich die erste Sorge des neuen Kabinetts sein wird,
der Beamtenschaft für den Fall, daß die Krone ihre Majestätsrechte über die
Armee nicht aufgeben sollte, auf die passive Resistenz gehörig einzudrillen.

Die Hauptsache in dieser Hinsicht ist schon geschehen, da es sich bestätigt,
daß die unter dem Ministerium Fejervary wegen Widersetzlichkeit suspendierten
Beamten wieder eingesetzt und die an ihrer Stelle neu ernannten aber einfach
entlassen oder pensioniert werden, obgleich sie in vielen Fällen mit Lebens¬
gefahr den dem Könige geschwornen Eid gehalten und die Anordnungen der
Regierung durchgeführt hatten.

In demselben Maße als das Kompromiß für die Krone ungünstig ist, ist
es für die Opposition günstig, allerdings ist ein bedeutender Teil ihres Macht¬
zuwachses nur scheinbar, da sich die dritte politische Macht in Ungarn, die
Hochfinanz, durch ihre Intervention nunmehr als höchste Instanz etabliert
hat, durch Dr. Wekerle das Kabinett beherrscht und der Krone oder dem
Parlament ihre Gunst zuwenden wird, je nachdem sich jene oder dieses ihren
Forderungen fügt. Die Lösung der ungarischen Krise ist damit zu einem Schul¬
beispiel für die seltsamen Machtverschiebungen im modernen Staate geworden.




Die Steuerlast der landwirtschaftlichen Bevölkerung
Preußens

iriedrich der Große schrieb in einem Briefe an Voltaire: "Die
Landwirtschaft ist die erste aller Künste, ohne die es keine Könige,
Kaufleute, Poeten, Philosophen geben würde. Es existieren
keine andern wahren Reichtümer als die, die der Boden hervor¬
bringt." Hundert Jahre später bezeichnete Bismarck in einer
seiner klassischen Reichstagsreden den Bauernstand als "die Grundfeste des
Staates". Und heute, wo der in der Ära Caprivi herabgesetzte frühere Zoll-
schntz der landwirtschaftlichen Produkte wiederhergestellt worden ist, sieht man
auf den Bauernstand als auf den wichtigsten Bestandteil unsrer Bevölkerung,


Die Steuerlast der landwirtschaftlichen Bevölkerung Preußens

Vertrauensmann in dem Kabinett, dem die Aufgabe obliegt, darüber zu wachen,
daß die Politik der Regierung sich nicht von den Traditionen der liberalen
Wirtschaftspolitik entferne. Daß ihm das gelingen werde, dafür bürgt seine
erprobte Geschicklichkeit und die geringe Widerstandsfähigkeit magyarischer
Politiker gegen die Argumente der Börse.

Am schlechtesten bei dem Handel ist die Krone weggekommen: ihr wurde
nur ein kurzfristiger Waffenstillstand gewährt, und zwar unter Bedingungen,
die sie außer stand setzten, nach Ablauf dieser Frist noch einmal mit Aussicht
auf Erfolg den Kampf um ihre Rechte an der Armee aufzunehmen; denn
indem sie der Opposition die staatliche Administration ausliefert, schwindet für
sie jede Möglichkeit, im Falle des sicher zu erwartenden Wiederausbruchs
des Verfaffungskonflikts die staatliche Verwaltung wieder in die Hand zu be¬
kommen, da es doch natürlich die erste Sorge des neuen Kabinetts sein wird,
der Beamtenschaft für den Fall, daß die Krone ihre Majestätsrechte über die
Armee nicht aufgeben sollte, auf die passive Resistenz gehörig einzudrillen.

Die Hauptsache in dieser Hinsicht ist schon geschehen, da es sich bestätigt,
daß die unter dem Ministerium Fejervary wegen Widersetzlichkeit suspendierten
Beamten wieder eingesetzt und die an ihrer Stelle neu ernannten aber einfach
entlassen oder pensioniert werden, obgleich sie in vielen Fällen mit Lebens¬
gefahr den dem Könige geschwornen Eid gehalten und die Anordnungen der
Regierung durchgeführt hatten.

In demselben Maße als das Kompromiß für die Krone ungünstig ist, ist
es für die Opposition günstig, allerdings ist ein bedeutender Teil ihres Macht¬
zuwachses nur scheinbar, da sich die dritte politische Macht in Ungarn, die
Hochfinanz, durch ihre Intervention nunmehr als höchste Instanz etabliert
hat, durch Dr. Wekerle das Kabinett beherrscht und der Krone oder dem
Parlament ihre Gunst zuwenden wird, je nachdem sich jene oder dieses ihren
Forderungen fügt. Die Lösung der ungarischen Krise ist damit zu einem Schul¬
beispiel für die seltsamen Machtverschiebungen im modernen Staate geworden.




Die Steuerlast der landwirtschaftlichen Bevölkerung
Preußens

iriedrich der Große schrieb in einem Briefe an Voltaire: „Die
Landwirtschaft ist die erste aller Künste, ohne die es keine Könige,
Kaufleute, Poeten, Philosophen geben würde. Es existieren
keine andern wahren Reichtümer als die, die der Boden hervor¬
bringt." Hundert Jahre später bezeichnete Bismarck in einer
seiner klassischen Reichstagsreden den Bauernstand als „die Grundfeste des
Staates". Und heute, wo der in der Ära Caprivi herabgesetzte frühere Zoll-
schntz der landwirtschaftlichen Produkte wiederhergestellt worden ist, sieht man
auf den Bauernstand als auf den wichtigsten Bestandteil unsrer Bevölkerung,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_299040/252>, abgerufen am 26.12.2024.