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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr.

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Antonio Fogazzaro

In den letzten Lebensjahren hatte er sich um liebsten in dem schönen Beides
am See aufgehalten. Ihm galt auch sein Schwcmenlied vom Sommer 1876:

Ja, ein Wahrheitsucher ist Anastasius Grün gewesen sein Leben lang,
bis der Tod ihm die Augen und die Lippen schloß. Graf Auersperg sei ge¬
schieden, so schrieb K. Grün in dem Nekrologe von 1876, aber Anastasius
Grün lebe, der Aufersteher mit jedem Frühling, mit jedem grünen Blatte,
und auch Graf Auersperg lebe noch, wenn wirs genauer bedächten, der un-
erschrockne Verteidiger des Rechts, der Herold des Lichts. Und so ist es.
Der freisinnige, charaktervolle Politiker, der warmherzige Freund des Volkes
und zugleich, untrennbar mit ihm verbunden, der hinreißende, für Recht,
Freiheit, Vaterland und Wahrheit allezeit begeisterte Poet: er gehört zu
denen, die das deutsche Volk nie vergißt, in allen Zeiten. Er trägt die
Krone der Unsterblichkeit.




Antonio Fogazzaro
Rene prevot von

>ni man in einer Zeit, wo die literarische Unzuverlässigkeit des
internationalen Büchermarkts der Kritik die ernste Pflege guter
heimatlicher Produktion, die Auffindung und die Unterstützung
nationaler Talente zu der ersten Pflicht macht, einem fremdlün-
! bischen Schriftsteller das Wort reden, dann muß man gute Gründe
dafür haben. Daß sich in den Werken des Norditalieners Antonio Fogazzarv
nach dem Urteil einiger seiner Landsleute recht vieles findet, was dem deutschen
Geiste nahe, vielleicht sogar näher verwandt ist als dem italienischen, daß er
öfters für deutsche Sinnesart (z. B. in Nistsw act vostg,) tiefes Verständnis
an den Tag gelegt hat, war jedoch für unsern Entschluß, ihn dem deutschen
Publikum vorzustellen, weniger bestimmend als der Umstand, daß wir in
ihm eine der glänzendsten, international bedeutendsten Erscheinungen unter den
Streitern um die idealistische Wiedergeburt der Literatur begrüßen dürfen.


Antonio Fogazzaro

In den letzten Lebensjahren hatte er sich um liebsten in dem schönen Beides
am See aufgehalten. Ihm galt auch sein Schwcmenlied vom Sommer 1876:

Ja, ein Wahrheitsucher ist Anastasius Grün gewesen sein Leben lang,
bis der Tod ihm die Augen und die Lippen schloß. Graf Auersperg sei ge¬
schieden, so schrieb K. Grün in dem Nekrologe von 1876, aber Anastasius
Grün lebe, der Aufersteher mit jedem Frühling, mit jedem grünen Blatte,
und auch Graf Auersperg lebe noch, wenn wirs genauer bedächten, der un-
erschrockne Verteidiger des Rechts, der Herold des Lichts. Und so ist es.
Der freisinnige, charaktervolle Politiker, der warmherzige Freund des Volkes
und zugleich, untrennbar mit ihm verbunden, der hinreißende, für Recht,
Freiheit, Vaterland und Wahrheit allezeit begeisterte Poet: er gehört zu
denen, die das deutsche Volk nie vergißt, in allen Zeiten. Er trägt die
Krone der Unsterblichkeit.




Antonio Fogazzaro
Rene prevot von

>ni man in einer Zeit, wo die literarische Unzuverlässigkeit des
internationalen Büchermarkts der Kritik die ernste Pflege guter
heimatlicher Produktion, die Auffindung und die Unterstützung
nationaler Talente zu der ersten Pflicht macht, einem fremdlün-
! bischen Schriftsteller das Wort reden, dann muß man gute Gründe
dafür haben. Daß sich in den Werken des Norditalieners Antonio Fogazzarv
nach dem Urteil einiger seiner Landsleute recht vieles findet, was dem deutschen
Geiste nahe, vielleicht sogar näher verwandt ist als dem italienischen, daß er
öfters für deutsche Sinnesart (z. B. in Nistsw act vostg,) tiefes Verständnis
an den Tag gelegt hat, war jedoch für unsern Entschluß, ihn dem deutschen
Publikum vorzustellen, weniger bestimmend als der Umstand, daß wir in
ihm eine der glänzendsten, international bedeutendsten Erscheinungen unter den
Streitern um die idealistische Wiedergeburt der Literatur begrüßen dürfen.


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[0150] Antonio Fogazzaro In den letzten Lebensjahren hatte er sich um liebsten in dem schönen Beides am See aufgehalten. Ihm galt auch sein Schwcmenlied vom Sommer 1876: Ja, ein Wahrheitsucher ist Anastasius Grün gewesen sein Leben lang, bis der Tod ihm die Augen und die Lippen schloß. Graf Auersperg sei ge¬ schieden, so schrieb K. Grün in dem Nekrologe von 1876, aber Anastasius Grün lebe, der Aufersteher mit jedem Frühling, mit jedem grünen Blatte, und auch Graf Auersperg lebe noch, wenn wirs genauer bedächten, der un- erschrockne Verteidiger des Rechts, der Herold des Lichts. Und so ist es. Der freisinnige, charaktervolle Politiker, der warmherzige Freund des Volkes und zugleich, untrennbar mit ihm verbunden, der hinreißende, für Recht, Freiheit, Vaterland und Wahrheit allezeit begeisterte Poet: er gehört zu denen, die das deutsche Volk nie vergißt, in allen Zeiten. Er trägt die Krone der Unsterblichkeit. Antonio Fogazzaro Rene prevot von >ni man in einer Zeit, wo die literarische Unzuverlässigkeit des internationalen Büchermarkts der Kritik die ernste Pflege guter heimatlicher Produktion, die Auffindung und die Unterstützung nationaler Talente zu der ersten Pflicht macht, einem fremdlün- ! bischen Schriftsteller das Wort reden, dann muß man gute Gründe dafür haben. Daß sich in den Werken des Norditalieners Antonio Fogazzarv nach dem Urteil einiger seiner Landsleute recht vieles findet, was dem deutschen Geiste nahe, vielleicht sogar näher verwandt ist als dem italienischen, daß er öfters für deutsche Sinnesart (z. B. in Nistsw act vostg,) tiefes Verständnis an den Tag gelegt hat, war jedoch für unsern Entschluß, ihn dem deutschen Publikum vorzustellen, weniger bestimmend als der Umstand, daß wir in ihm eine der glänzendsten, international bedeutendsten Erscheinungen unter den Streitern um die idealistische Wiedergeburt der Literatur begrüßen dürfen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_299040/150>, abgerufen am 26.12.2024.