Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Erstes Vierteljahr.Line Kunstgeschichte des neunzehnten Jahrhunderts Kronos, wie die Griechen den betreffenden semitischen Gott nannten, der Um nun zu dem zu kommen, was Berard mit dieser Hypothese und mit Line Kunstgeschichte des neunzehnten Jahrhunderts !ir haben nun auch eine längst erwartete "Kunstgeschichte des Line Kunstgeschichte des neunzehnten Jahrhunderts Kronos, wie die Griechen den betreffenden semitischen Gott nannten, der Um nun zu dem zu kommen, was Berard mit dieser Hypothese und mit Line Kunstgeschichte des neunzehnten Jahrhunderts !ir haben nun auch eine längst erwartete „Kunstgeschichte des <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0037" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/87514"/> <fw type="header" place="top"> Line Kunstgeschichte des neunzehnten Jahrhunderts</fw><lb/> <p xml:id="ID_74" prev="#ID_73"> Kronos, wie die Griechen den betreffenden semitischen Gott nannten, der<lb/> Periplus, die Afriknumschiffung, Hannos ausgestellt. Maspero vermutet, daß<lb/> die Phönizier die Sitte, die Periplen ihrer Admiräle in den Tempeln zu ver¬<lb/> wahren, von den Ägyptern übernommen haben. Berard glaubt annehmen zu<lb/> dürfen, daß die Periplen damals eine eigne Literaturgattung waren, und daß<lb/> sich den für die Seeleute der eignen Nation herausgegebnen eine Klasse von<lb/> romanhaften zugesellte, die nicht allein den Zweck hatte, zu unterhalten, sondern<lb/> vor allem den, die Seefahrer andrer Nationen abzuschrecken. Jedermann weiß,<lb/> daß sich vor dem allgemeinen Bekanntwerden der Beschaffenheit der ganzen<lb/> Erdoberfläche jedes Handelsvolk sein Monopol dadurch zu sichern versuchte, daß<lb/> es erlogne Nachrichten über die in fernen Gewässern drohenden Gefahren ver¬<lb/> breitete, die richtigen Seewege geheim hielt und Schiffe andrer Nationen, die<lb/> sich in sein Monopolgebiet vorwagten, ohne Gnade und Barmherzigkeit in den<lb/> Grund bohrte. So haben es im sechzehnten Jahrhundert die Portugiesen und<lb/> die Holländer gehalten — unter schweren Strafen war es den Kapitänen und<lb/> den Steuermännern verboten, Unberufnen ihre Karten zu zeigen —, so die<lb/> alten Phönizier. Alle Meerscheusale Homers haben semitische Namen. Und<lb/> daß Homer die Lage und die Beschaffenheit der von ihm erwähnten Landungs¬<lb/> plätze richtig beschreibt, davon hat sich Berard durch das Studium der<lb/> Instructions ^s-mticiuss und durch den Augenschein überzeugt. Aus alledem<lb/> folgert er, daß Homer einen phönizischen PeriPlus oder vielleicht auch Bruch¬<lb/> stücke von mehreren Periplen als Vorlage gehabt und auf diesen „soliden<lb/> Kanevas" seine schönen Gemälde gestickt habe.</p><lb/> <p xml:id="ID_75"> Um nun zu dem zu kommen, was Berard mit dieser Hypothese und mit<lb/> der beschriebnen Methode in Beziehung auf die in der Odyssee genannten Orte,<lb/> Küsten, Inseln ermittelt, so ist zunächst zu bemerken, daß er die Mnesterophonie,<lb/> die Geschichte der Abschlachtung der Freier, außer Betracht läßt. Er hält sie<lb/> für das Werk eines andern Dichters; auch gibt sie ja zu geographischen und<lb/> topographischen Untersuchungen keinen Anlaß. Er behandelt also nur die in<lb/> den ersten vier Gesängen enthaltne „Telemachie" und die elf folgenden Gesänge,<lb/> die eigentliche „Ulysseide," die den Nostos, die abenteuerliche Heimfahrt des<lb/> H Schluß folgt) elden, erzählt. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Line Kunstgeschichte des neunzehnten Jahrhunderts</head><lb/> <p xml:id="ID_76" next="#ID_77"> !ir haben nun auch eine längst erwartete „Kunstgeschichte des<lb/> neunzehnten Jahrhunderts" bekommen, die erste, die diesen<lb/> Namen verdient, von Professor Max Schmid in Aachen: Erster<lb/> Band mit 262 Abbildungen im Text und 10 Farbendrucktafeln;<lb/> ! Leipzig, E. A. Seemann (8 Mark). Vor beinahe fünfzig Jahren<lb/> hatte Springer ein geistvolles kleines Buch dieses Inhalts veröffentlicht, dessen<lb/> freimütige Kritik nicht überall Wohl aufgenommen wurde; zehn Jahre später<lb/> luden zum Beispiel die Düsseldorfer Künstler zu einer Gedenkfeier der Akademie</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0037]
Line Kunstgeschichte des neunzehnten Jahrhunderts
Kronos, wie die Griechen den betreffenden semitischen Gott nannten, der
Periplus, die Afriknumschiffung, Hannos ausgestellt. Maspero vermutet, daß
die Phönizier die Sitte, die Periplen ihrer Admiräle in den Tempeln zu ver¬
wahren, von den Ägyptern übernommen haben. Berard glaubt annehmen zu
dürfen, daß die Periplen damals eine eigne Literaturgattung waren, und daß
sich den für die Seeleute der eignen Nation herausgegebnen eine Klasse von
romanhaften zugesellte, die nicht allein den Zweck hatte, zu unterhalten, sondern
vor allem den, die Seefahrer andrer Nationen abzuschrecken. Jedermann weiß,
daß sich vor dem allgemeinen Bekanntwerden der Beschaffenheit der ganzen
Erdoberfläche jedes Handelsvolk sein Monopol dadurch zu sichern versuchte, daß
es erlogne Nachrichten über die in fernen Gewässern drohenden Gefahren ver¬
breitete, die richtigen Seewege geheim hielt und Schiffe andrer Nationen, die
sich in sein Monopolgebiet vorwagten, ohne Gnade und Barmherzigkeit in den
Grund bohrte. So haben es im sechzehnten Jahrhundert die Portugiesen und
die Holländer gehalten — unter schweren Strafen war es den Kapitänen und
den Steuermännern verboten, Unberufnen ihre Karten zu zeigen —, so die
alten Phönizier. Alle Meerscheusale Homers haben semitische Namen. Und
daß Homer die Lage und die Beschaffenheit der von ihm erwähnten Landungs¬
plätze richtig beschreibt, davon hat sich Berard durch das Studium der
Instructions ^s-mticiuss und durch den Augenschein überzeugt. Aus alledem
folgert er, daß Homer einen phönizischen PeriPlus oder vielleicht auch Bruch¬
stücke von mehreren Periplen als Vorlage gehabt und auf diesen „soliden
Kanevas" seine schönen Gemälde gestickt habe.
Um nun zu dem zu kommen, was Berard mit dieser Hypothese und mit
der beschriebnen Methode in Beziehung auf die in der Odyssee genannten Orte,
Küsten, Inseln ermittelt, so ist zunächst zu bemerken, daß er die Mnesterophonie,
die Geschichte der Abschlachtung der Freier, außer Betracht läßt. Er hält sie
für das Werk eines andern Dichters; auch gibt sie ja zu geographischen und
topographischen Untersuchungen keinen Anlaß. Er behandelt also nur die in
den ersten vier Gesängen enthaltne „Telemachie" und die elf folgenden Gesänge,
die eigentliche „Ulysseide," die den Nostos, die abenteuerliche Heimfahrt des
H Schluß folgt) elden, erzählt.
Line Kunstgeschichte des neunzehnten Jahrhunderts
!ir haben nun auch eine längst erwartete „Kunstgeschichte des
neunzehnten Jahrhunderts" bekommen, die erste, die diesen
Namen verdient, von Professor Max Schmid in Aachen: Erster
Band mit 262 Abbildungen im Text und 10 Farbendrucktafeln;
! Leipzig, E. A. Seemann (8 Mark). Vor beinahe fünfzig Jahren
hatte Springer ein geistvolles kleines Buch dieses Inhalts veröffentlicht, dessen
freimütige Kritik nicht überall Wohl aufgenommen wurde; zehn Jahre später
luden zum Beispiel die Düsseldorfer Künstler zu einer Gedenkfeier der Akademie
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