Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Drittes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches lich anrufen, daß er uns erleuchte. Ich meine aber im Geiste zu reden, wenn ich Man schwieg und erwog den Gedanken, während Jurgis im Hintergrunde Michelis, sagte der Schulze zu Kondrot, rede du. Kondrot erwiderte: Bist du gewiß, Johannes, daß dir der Geist Zeugnis gibt? Ja, Michelis, erwiderte der Schulze, der Geist gibt Zeugnis, daß Geist Wahr¬ Sie schnauben, sie schnauben fürchterlich! sagte die Arte. Der Schulze fuhr fort: Und ich sahe seiner Häupter eins, als wäre es töd¬ Wieder seufzte die Hörerschaft tief und sagte: Es ist Groppoff. Ja, es ist Groppoff, wiederholte der Schulze. Siehst du nicht, Michelis, der Groppoff ist aber hier seit zwanzig Jahren. Einer aus dem Kreise sagte, man möchte den Herrn Pastor fragen, was die Jurgis, sagte Arte, du bist in Danzig gewesen und hast studiert, rede du. Ich meine, sagte Jurgis, wartet! Dann wird euch der Geist Zeugnis geben, (Fortsetzung folgt) Maßgebliches und Unmaßgebliches Reich sspiegel. In Kieler Berichten wird dem Kaiser oder doch "einer Maßgebliches und Unmaßgebliches lich anrufen, daß er uns erleuchte. Ich meine aber im Geiste zu reden, wenn ich Man schwieg und erwog den Gedanken, während Jurgis im Hintergrunde Michelis, sagte der Schulze zu Kondrot, rede du. Kondrot erwiderte: Bist du gewiß, Johannes, daß dir der Geist Zeugnis gibt? Ja, Michelis, erwiderte der Schulze, der Geist gibt Zeugnis, daß Geist Wahr¬ Sie schnauben, sie schnauben fürchterlich! sagte die Arte. Der Schulze fuhr fort: Und ich sahe seiner Häupter eins, als wäre es töd¬ Wieder seufzte die Hörerschaft tief und sagte: Es ist Groppoff. Ja, es ist Groppoff, wiederholte der Schulze. Siehst du nicht, Michelis, der Groppoff ist aber hier seit zwanzig Jahren. Einer aus dem Kreise sagte, man möchte den Herrn Pastor fragen, was die Jurgis, sagte Arte, du bist in Danzig gewesen und hast studiert, rede du. Ich meine, sagte Jurgis, wartet! Dann wird euch der Geist Zeugnis geben, (Fortsetzung folgt) Maßgebliches und Unmaßgebliches Reich sspiegel. In Kieler Berichten wird dem Kaiser oder doch „einer <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0054" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/297573"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_192" prev="#ID_191"> lich anrufen, daß er uns erleuchte. Ich meine aber im Geiste zu reden, wenn ich<lb/> sage: das Tier — das ist der Amtshauptmann. 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Maßgebliches und Unmaßgebliches
lich anrufen, daß er uns erleuchte. Ich meine aber im Geiste zu reden, wenn ich
sage: das Tier — das ist der Amtshauptmann. Er wohnt am Sande des Meers,
und er hat eine große Macht, und sein Mund redet Worte der Lästerung.
Man schwieg und erwog den Gedanken, während Jurgis im Hintergrunde
kurz auslachte.
Michelis, sagte der Schulze zu Kondrot, rede du.
Kondrot erwiderte: Bist du gewiß, Johannes, daß dir der Geist Zeugnis gibt?
Sollten wir glauben, daß der heilige Prophet vor zweitausend Jahren Tapnicken
gesehen habe, und daß er Groppoff bezeichnet habe vor tausend andern, die vom
Drachen Macht erhalten haben?
Ja, Michelis, erwiderte der Schulze, der Geist gibt Zeugnis, daß Geist Wahr¬
heit sei. Es ist Groppoff. Und die Häupter sind Päsch und Quaukies und Heine¬
mann und der PostVerwalter und der Fischmeister.
Sie schnauben, sie schnauben fürchterlich! sagte die Arte.
Der Schulze fuhr fort: Und ich sahe seiner Häupter eins, als wäre es töd¬
lich wund, und seine tödliche Wunde ward heil, und der ganze Erdboden ver¬
wunderte sich des Tieres.
Wieder seufzte die Hörerschaft tief und sagte: Es ist Groppoff.
Ja, es ist Groppoff, wiederholte der Schulze. Siehst du nicht, Michelis, der
dem Tiere die tödliche Wunde gegeben hat, ist Doktor Rambvrn. Aber sie wird
heil werden. Wer will gegen seine große Macht bestehn? . . . Und ward ihm
gegeben, daß es mit ihm währte zweiundvierzig Monate. — Michelis, zweiund¬
vierzig Monate.
Groppoff ist aber hier seit zwanzig Jahren.
Einer aus dem Kreise sagte, man möchte den Herrn Pastor fragen, was die
zweiundvierzig Monate bedeuteten. Aber dieser Vorschlag fand keinen Anklang.
Man hatte eine heimliche Furcht vor des Herrn Pastors klarer Rede, und man
wollte sich nicht sein mystisches Dunkel ausheilen lassen.
Jurgis, sagte Arte, du bist in Danzig gewesen und hast studiert, rede du.
Ich meine, sagte Jurgis, wartet! Dann wird euch der Geist Zeugnis geben,
wenn die Zeit um ist. Und wenn nicht, dann nehmt die Faust und rückt den
Zeiger an der Uhr. Ein Hund, der sich knechten läßt.
(Fortsetzung folgt)
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Reich sspiegel. In Kieler Berichten wird dem Kaiser oder doch „einer
autoritativen Persönlichkeit seiner Umgebung" das Wort zugeschrieben, das über das
Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich in der Nachtischunterhaltung im
Kaiserlichen Jachtklub gefallen sei: „Der König von Preußen konnte allenfalls eine
offensive Kabinettspolitik treiben, der Deutsche Kaiser kann das nicht." Der historische
Grundgedanke dieses Ausspruchs kann nur der sein, daß sich Preußen zuerst seine
Stellung in Deutschland hatte erkämpfen müssen und dann dem unter seiner Führung
geeinten Deutschland seine Stellung in der Welt. Nur insofern kann von einer
„offensiven Kabinettspolitik" die Rede sein. Schon 1870 war die preußische Politik
nicht mehr offensiv, sondern nur en veäotw gegenüber den in Frankreich vorhandnen
offensiven Tendenzen. Von dem Augenblick an, wo die Einigung vollzogen war
— in, Nordbunde durch die Verfassung, nach Süden hin durch die Schutz- und
Trutzverträge —, wurde aus der preußischen Politik der offensive Zug, der sie von
1362 bis 1866 beherrscht hatte, ausgeschieden. Sie benutzte den Anlaß, den die
luxemburgische Angelegenheit einer offensiven Politik geboten hätte, nicht, sie be-
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