Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr.Die russische Volksvertretung Die politische Vorherrschaft des Griechentums auf dem Balkan war mit Die russische Volksvertretung George Lleinow von(Fortsetzung) u der Zahl der bisher für die Sjemstwoversammlungen wühlenden Die russische Volksvertretung Die politische Vorherrschaft des Griechentums auf dem Balkan war mit Die russische Volksvertretung George Lleinow von(Fortsetzung) u der Zahl der bisher für die Sjemstwoversammlungen wühlenden <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0356" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/296367"/> <fw type="header" place="top"> Die russische Volksvertretung</fw><lb/> <p xml:id="ID_2100"> Die politische Vorherrschaft des Griechentums auf dem Balkan war mit<lb/> der Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453 gebrochen; die Türken wurden<lb/> ihre Vernichter. Aber noch vier Jahrhunderte herrschte der Hellenismus als<lb/> Kulturfaktor über die unmündigen Nachbarvölker der Rumänen und der Bul¬<lb/> garen; erst 1830 begannen jene, 1870 diese sich von dem griechischen Geistes¬<lb/> joch zu befreien, und damit erst beginnt auch die Selbstbefreiung der Griechen<lb/> von dem Wahn einer Erneuerung des byzantinischen Reichs, der noch immer<lb/> in vielen Köpfen spukt. Die Emanzipierung der Bulgaren ist geradezu als ein<lb/> Glück für das Griechentum zu betrachten; erst jetzt wird dieses auf sich selbst<lb/> verwiesen: indem es gezwungen wird, auf alle Machtansprüche auf dem Balkan<lb/> außerhalb seiner Sphäre zu verzichten, wird es zugleich gezwungen, an seiner<lb/> eignen nationalen Konsolidierung und damit an der friedlichen Entwicklung der<lb/> Dinge auf dem Balkan zu arbeiten.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die russische Volksvertretung<lb/><note type="byline"> George Lleinow</note> von(Fortsetzung)</head><lb/> <p xml:id="ID_2101" next="#ID_2102"> u der Zahl der bisher für die Sjemstwoversammlungen wühlenden<lb/> Kreise ist nur ein Teil der Landgeistlichkeit hinzugetreten. Die<lb/> Tatsache, daß trotz allen Beschränkungen der Wahlpropaganda<lb/> Ivon Jahr zu Jahr mehr liberale und demokratische Männer<lb/> !in die Sjemstwo Eingang fanden, gibt den Fortschrittlern die<lb/> Hoffnung, daß nun auch bei den bevorstehenden Wahlen ein starker Prozent¬<lb/> satz von ihnen in die Duma kommen würde. Darum hat das Organisations¬<lb/> bureau der Sjemstwo- und Städtevertreter in seiner Tagung vom 3. September<lb/> beschlossen, an den Wahlen teilzunehmen. Diese der Negierung wenig ange¬<lb/> nehme Aussicht bot Veranlassung, die als Norm für die Wahlberechtigung<lb/> bestimmte untere Vermögensgrenze beweglich herzustellen. Als Grundlage<lb/> scheint der Jmmobilienbesitz von 15000 Rubel angenommen zu sein; doch<lb/> unterliegt er einer Änderung in verschiednen Gegenden. So sinkt im Kreise<lb/> Werchotursk des Gouvernements Peru die Grenze auf 7125 Rubel, während<lb/> sie infolge der hohen Bodenpreise, bei der Notwendigkeit, 650 Deßjätinen<lb/> vorzustellen, im Kreise Blagodariusk des Gouvernements Stawropol auf<lb/> 78000 Rubel steigt. Wir finden dazu im Memorial (S. 28) folgende Er¬<lb/> läuterung: Es sei nicht notwendig, daß alle Teile des Reichs gleichmüßig in<lb/> der Duma vertreten wären; im Gegenteil, „die Gerechtigkeit fordere," daß das<lb/> russische Zentrum den Vorrang haben müsse, weil auf ihm „die ganze Bürde<lb/> der Grenzländer" laste. Als Beweis wird die Verteilung der Steuern und<lb/> die auf jeden Landesteil aufgewandten staatlichen Ausgaben gegenübergestellt.<lb/> Daraus ergibt sich nämlich, daß die zentralen Gouvernements bei 7,33 Rubel</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0356]
Die russische Volksvertretung
Die politische Vorherrschaft des Griechentums auf dem Balkan war mit
der Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453 gebrochen; die Türken wurden
ihre Vernichter. Aber noch vier Jahrhunderte herrschte der Hellenismus als
Kulturfaktor über die unmündigen Nachbarvölker der Rumänen und der Bul¬
garen; erst 1830 begannen jene, 1870 diese sich von dem griechischen Geistes¬
joch zu befreien, und damit erst beginnt auch die Selbstbefreiung der Griechen
von dem Wahn einer Erneuerung des byzantinischen Reichs, der noch immer
in vielen Köpfen spukt. Die Emanzipierung der Bulgaren ist geradezu als ein
Glück für das Griechentum zu betrachten; erst jetzt wird dieses auf sich selbst
verwiesen: indem es gezwungen wird, auf alle Machtansprüche auf dem Balkan
außerhalb seiner Sphäre zu verzichten, wird es zugleich gezwungen, an seiner
eignen nationalen Konsolidierung und damit an der friedlichen Entwicklung der
Dinge auf dem Balkan zu arbeiten.
Die russische Volksvertretung
George Lleinow von(Fortsetzung)
u der Zahl der bisher für die Sjemstwoversammlungen wühlenden
Kreise ist nur ein Teil der Landgeistlichkeit hinzugetreten. Die
Tatsache, daß trotz allen Beschränkungen der Wahlpropaganda
Ivon Jahr zu Jahr mehr liberale und demokratische Männer
!in die Sjemstwo Eingang fanden, gibt den Fortschrittlern die
Hoffnung, daß nun auch bei den bevorstehenden Wahlen ein starker Prozent¬
satz von ihnen in die Duma kommen würde. Darum hat das Organisations¬
bureau der Sjemstwo- und Städtevertreter in seiner Tagung vom 3. September
beschlossen, an den Wahlen teilzunehmen. Diese der Negierung wenig ange¬
nehme Aussicht bot Veranlassung, die als Norm für die Wahlberechtigung
bestimmte untere Vermögensgrenze beweglich herzustellen. Als Grundlage
scheint der Jmmobilienbesitz von 15000 Rubel angenommen zu sein; doch
unterliegt er einer Änderung in verschiednen Gegenden. So sinkt im Kreise
Werchotursk des Gouvernements Peru die Grenze auf 7125 Rubel, während
sie infolge der hohen Bodenpreise, bei der Notwendigkeit, 650 Deßjätinen
vorzustellen, im Kreise Blagodariusk des Gouvernements Stawropol auf
78000 Rubel steigt. Wir finden dazu im Memorial (S. 28) folgende Er¬
läuterung: Es sei nicht notwendig, daß alle Teile des Reichs gleichmüßig in
der Duma vertreten wären; im Gegenteil, „die Gerechtigkeit fordere," daß das
russische Zentrum den Vorrang haben müsse, weil auf ihm „die ganze Bürde
der Grenzländer" laste. Als Beweis wird die Verteilung der Steuern und
die auf jeden Landesteil aufgewandten staatlichen Ausgaben gegenübergestellt.
Daraus ergibt sich nämlich, daß die zentralen Gouvernements bei 7,33 Rubel
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |