Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr.Runstliterawr auch die Periode durch zahlreiche größere und kleinere Schaltsätze, sodaß oft Kunftliteratur i "! ir beginnen unsre länger unterbrochne Übersicht mit drei in ihrem Runstliterawr auch die Periode durch zahlreiche größere und kleinere Schaltsätze, sodaß oft Kunftliteratur i «! ir beginnen unsre länger unterbrochne Übersicht mit drei in ihrem <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0155" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/295374"/> <fw type="header" place="top"> Runstliterawr</fw><lb/> <p xml:id="ID_718" prev="#ID_717"> auch die Periode durch zahlreiche größere und kleinere Schaltsätze, sodaß oft<lb/> wahre Satzungetüme entstehn, eine lange fortgeführte Unsitte, die bekanntlich<lb/> Friedrich dem Großen so unangenehm nnffiel. Dazu kommen noch Ancckoluthe<lb/> und der häßliche Gebrauch, die persönlichen Fürwörter wegzulassen und statt des<lb/> vsrbum tmituin in der Erzählung mit Wegwerfung der Hilfszeitwörter „sein"<lb/> und „haben" das Partizipium der Vergangenheit anzuwenden. Originell ist<lb/> Sastrow oft in Redewendung und Ausdruck, doch kann man nicht sagen, daß<lb/> er etwa wie Luther einen persönliche«: Stil hat. Auf jeden Fall aber sind<lb/> Sastrows Denkwürdigkeiten auch für die Geschichte der deutschen Sprache eine<lb/> höchst beachtenswerte Quelle.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Kunftliteratur<lb/> i</head><lb/> <p xml:id="ID_719" next="#ID_720"> «! ir beginnen unsre länger unterbrochne Übersicht mit drei in ihrem<lb/> Werte sehr ungleichen Gesamtwerken. Ludwig von Sybels „Welt¬<lb/> geschichte der Kunst im Altertum" Warburg, Elwert, 10 Mark)<lb/> liegt in einer sorgfältig verbesserten zweiten Auflage mit 380 sehr<lb/> ! guten Textbildern und drei Farbentafeln vor. Ein vornehmes<lb/> Buch großen Stils mit weitausgreifenden geschichtlichen Leitsätzen, in einer<lb/> hohen, edeln Sprache geschrieben, das keiner Empfehlung mehr bedarf. Der<lb/> Verfasser ist ein namhafter Archäolog; Sachkenntnis und Stosfbeherrschuug<lb/> sowohl in der Gruppierung wie in der Behandlung des Einzelnen versteh»<lb/> sich bei ihm von selbst. Wir haben uns gefragt, wie es zugehn möge, daß ein<lb/> an sich so tüchtiges und verhältnismäßig billiges Werk fünfzehn Jahre auf<lb/> eine neue Auflage hat warten müssen, mit andern Worten: daß sich der weitere<lb/> Leserkreis, dem der Fachmann seine gemeinverständliche Darstellung bestimmte,<lb/> nur zögernd und allmählich eingefunden hat. Eine Art Antwort scheint der<lb/> Verfasser selbst auf diese Frage erteilt zu haben, indem er die neue Auflage mit<lb/> zahlreichen Literaturzitatcn ausgestattet hat, zum Gebrauch für die Studierenden,<lb/> wie er in der Vorrede sagt. Diese unter allen Seiten hinlaufenden gelehrten<lb/> Fußnoten gereichen seinem seinen Buche nicht gerade zur Zierde, und sie könnten<lb/> außerdem auf die Nichtstudierenden, die es in die Hand nehmen, den Eindruck<lb/> von Warnungstafeln machen, die ihnen sagen, daß für sie hier nicht viel<lb/> heraushängt. Und in der Tat dürfte diese Weltgeschichte der Kunst für einen<lb/> Nichtarchäologen kaum verständlich sein, denn sie operiert zuviel mit Fachaus¬<lb/> drücken, die nur der Archäologiestudent lernt und gebraucht, sie setzt ungewöhn¬<lb/> liche Vorkenntnisse voraus, und die äußerst knappe, oft nur andeutende Be¬<lb/> sprechung der einzelnen Kunstdenkmäler hat zwar vom Standpunkte des<lb/> Verfassers die volle Präzision, vielfach aber wirkliche Klarheit uur für solche<lb/> Leser, die mit den Sachen schon vertraut sind. Gewiß gehört zum Beispiel<lb/> die Laokoongruppe zu den allerpopulärstcn Werken der antiken Kunst, und<lb/> doch müßte der nichtarchäologische Leser erst geboren werden, der mit dem</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0155]
Runstliterawr
auch die Periode durch zahlreiche größere und kleinere Schaltsätze, sodaß oft
wahre Satzungetüme entstehn, eine lange fortgeführte Unsitte, die bekanntlich
Friedrich dem Großen so unangenehm nnffiel. Dazu kommen noch Ancckoluthe
und der häßliche Gebrauch, die persönlichen Fürwörter wegzulassen und statt des
vsrbum tmituin in der Erzählung mit Wegwerfung der Hilfszeitwörter „sein"
und „haben" das Partizipium der Vergangenheit anzuwenden. Originell ist
Sastrow oft in Redewendung und Ausdruck, doch kann man nicht sagen, daß
er etwa wie Luther einen persönliche«: Stil hat. Auf jeden Fall aber sind
Sastrows Denkwürdigkeiten auch für die Geschichte der deutschen Sprache eine
höchst beachtenswerte Quelle.
Kunftliteratur
i
«! ir beginnen unsre länger unterbrochne Übersicht mit drei in ihrem
Werte sehr ungleichen Gesamtwerken. Ludwig von Sybels „Welt¬
geschichte der Kunst im Altertum" Warburg, Elwert, 10 Mark)
liegt in einer sorgfältig verbesserten zweiten Auflage mit 380 sehr
! guten Textbildern und drei Farbentafeln vor. Ein vornehmes
Buch großen Stils mit weitausgreifenden geschichtlichen Leitsätzen, in einer
hohen, edeln Sprache geschrieben, das keiner Empfehlung mehr bedarf. Der
Verfasser ist ein namhafter Archäolog; Sachkenntnis und Stosfbeherrschuug
sowohl in der Gruppierung wie in der Behandlung des Einzelnen versteh»
sich bei ihm von selbst. Wir haben uns gefragt, wie es zugehn möge, daß ein
an sich so tüchtiges und verhältnismäßig billiges Werk fünfzehn Jahre auf
eine neue Auflage hat warten müssen, mit andern Worten: daß sich der weitere
Leserkreis, dem der Fachmann seine gemeinverständliche Darstellung bestimmte,
nur zögernd und allmählich eingefunden hat. Eine Art Antwort scheint der
Verfasser selbst auf diese Frage erteilt zu haben, indem er die neue Auflage mit
zahlreichen Literaturzitatcn ausgestattet hat, zum Gebrauch für die Studierenden,
wie er in der Vorrede sagt. Diese unter allen Seiten hinlaufenden gelehrten
Fußnoten gereichen seinem seinen Buche nicht gerade zur Zierde, und sie könnten
außerdem auf die Nichtstudierenden, die es in die Hand nehmen, den Eindruck
von Warnungstafeln machen, die ihnen sagen, daß für sie hier nicht viel
heraushängt. Und in der Tat dürfte diese Weltgeschichte der Kunst für einen
Nichtarchäologen kaum verständlich sein, denn sie operiert zuviel mit Fachaus¬
drücken, die nur der Archäologiestudent lernt und gebraucht, sie setzt ungewöhn¬
liche Vorkenntnisse voraus, und die äußerst knappe, oft nur andeutende Be¬
sprechung der einzelnen Kunstdenkmäler hat zwar vom Standpunkte des
Verfassers die volle Präzision, vielfach aber wirkliche Klarheit uur für solche
Leser, die mit den Sachen schon vertraut sind. Gewiß gehört zum Beispiel
die Laokoongruppe zu den allerpopulärstcn Werken der antiken Kunst, und
doch müßte der nichtarchäologische Leser erst geboren werden, der mit dem
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