Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.Gräfin Susanns zwar unlauter" Zwecken entsprossener, mit manchem ausländischen Flittcrwerke ver¬ Gräfin ^usanna Henry Harland von (Fortsetzung) 10 RHWLle Schatten fielen lang, als Anthony und Adrian zusammen dem Nun, Freund Ehrlich, begann Adrian, du hast sie ja jetzt ge¬ Sie scheint ganz nett zu sein, erwiderte Anthony gelassen. Ganz nett? rief Adrian in verächtlich mitleidigem Ton. Mein Ich nehme als erwiesen an, daß sie mit ihnen sehen kann. Mit ihnen sehen! höhnte Adrian. Ich will dir sagen, was sie mit ihnen tut: Ich habe bemerkt, daß sie nicht ohne Ohren ist. Nicht ohne Ohren! Ihre Ohren sind wie Lilien und Rosen! Nicht ohne Sie scheint mir hinlänglich klug zu sein. Klug! schnaubte Adrian und machte einen Luftsprung, der seine Verachtung Ja, sie ist jung -- für ihre Jahre, gab Anthony zu. Sag mal, weißt du Ob ich das weiß? Ich denke wohl, daß ich das weiß! Vor mir hat sie Ich sehe! sagte Anthony. Du siehst? Den Kuckuck siehst du! Was siehst du denn? fragte Adrian und Daß du von Miß Scmdus plapperst, sagte Anthony. Adrian blieb stehn und streckte seine Arme flehend gen Himmel. Ich flehe zu allen Chören der Cherubim und Seraphim! rief er; Gräfin Susanns zwar unlauter» Zwecken entsprossener, mit manchem ausländischen Flittcrwerke ver¬ Gräfin ^usanna Henry Harland von (Fortsetzung) 10 RHWLle Schatten fielen lang, als Anthony und Adrian zusammen dem Nun, Freund Ehrlich, begann Adrian, du hast sie ja jetzt ge¬ Sie scheint ganz nett zu sein, erwiderte Anthony gelassen. Ganz nett? rief Adrian in verächtlich mitleidigem Ton. Mein Ich nehme als erwiesen an, daß sie mit ihnen sehen kann. Mit ihnen sehen! höhnte Adrian. Ich will dir sagen, was sie mit ihnen tut: Ich habe bemerkt, daß sie nicht ohne Ohren ist. Nicht ohne Ohren! Ihre Ohren sind wie Lilien und Rosen! Nicht ohne Sie scheint mir hinlänglich klug zu sein. Klug! schnaubte Adrian und machte einen Luftsprung, der seine Verachtung Ja, sie ist jung — für ihre Jahre, gab Anthony zu. Sag mal, weißt du Ob ich das weiß? Ich denke wohl, daß ich das weiß! Vor mir hat sie Ich sehe! sagte Anthony. Du siehst? Den Kuckuck siehst du! Was siehst du denn? fragte Adrian und Daß du von Miß Scmdus plapperst, sagte Anthony. Adrian blieb stehn und streckte seine Arme flehend gen Himmel. Ich flehe zu allen Chören der Cherubim und Seraphim! rief er; <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0540" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/294957"/> <fw type="header" place="top"> Gräfin Susanns</fw><lb/> <p xml:id="ID_2351" prev="#ID_2350"> zwar unlauter» Zwecken entsprossener, mit manchem ausländischen Flittcrwerke ver¬<lb/> brämter, in seinem Innersten aber echt und kräftig gebliebner Zweig unsrer deutschen<lb/> Volkssprache.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Gräfin ^usanna<lb/><note type="byline"> Henry Harland</note> von (Fortsetzung)</head><lb/> <div n="2"> <head> 10</head><lb/> <p xml:id="ID_2352"> RHWLle Schatten fielen lang, als Anthony und Adrian zusammen dem<lb/> alten Schloß zuschlenderten.</p><lb/> <p xml:id="ID_2353"> Nun, Freund Ehrlich, begann Adrian, du hast sie ja jetzt ge¬<lb/> troffen, nun sprich dich aus und sag mir offen, wie sie dir gefällt.</p><lb/> <p xml:id="ID_2354"> Sie scheint ganz nett zu sein, erwiderte Anthony gelassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2355"> Ganz nett? rief Adrian in verächtlich mitleidigem Ton. 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Gräfin Susanns
zwar unlauter» Zwecken entsprossener, mit manchem ausländischen Flittcrwerke ver¬
brämter, in seinem Innersten aber echt und kräftig gebliebner Zweig unsrer deutschen
Volkssprache.
Gräfin ^usanna
Henry Harland von (Fortsetzung)
10
RHWLle Schatten fielen lang, als Anthony und Adrian zusammen dem
alten Schloß zuschlenderten.
Nun, Freund Ehrlich, begann Adrian, du hast sie ja jetzt ge¬
troffen, nun sprich dich aus und sag mir offen, wie sie dir gefällt.
Sie scheint ganz nett zu sein, erwiderte Anthony gelassen.
Ganz nett? rief Adrian in verächtlich mitleidigem Ton. Mein
lieber Ungeschickt, laß dir sagen, daß sie ganz einfach die entzückendste Person ihres
Geschlechts ist. Sie ist im Verhältnis zu andern Frauen das, was ein gewisser
jemand — nun, ich will keine Namen nennen —, den ich bei Namen nennen könnte,
im Verhältnis zu andern Männern ist. Und mit solchen Augen — he? Haben
die Glanz? Sind die scharf? Sind die ehrlich? Sind die klug?
Ich nehme als erwiesen an, daß sie mit ihnen sehen kann.
Mit ihnen sehen! höhnte Adrian. Ich will dir sagen, was sie mit ihnen tut:
sie kann um die Ecke damit sehen. Und dann diese entzückenden Ohren! Hast du ihre
Ohren bemerkt?
Ich habe bemerkt, daß sie nicht ohne Ohren ist.
Nicht ohne Ohren! Ihre Ohren sind wie Lilien und Rosen! Nicht ohne
Ohren, sagt er. Ich wette drei Groschen, daß der Mensch auch noch bestreitet,
daß sie gescheit ist!
Sie scheint mir hinlänglich klug zu sein.
Klug! schnaubte Adrian und machte einen Luftsprung, der seine Verachtung
für die Unzulänglichkeit dieses Ausdrucks dartun sollte. Klug ist nicht das rechte
Wort für sie. Und dann, mit all ihren Jahren, ist sie nicht noch so jung? Sie
haucht den frischen, erfrischenden Duft einer unverdorbnen Seele aus!
Ja, sie ist jung — für ihre Jahre, gab Anthony zu. Sag mal, weißt du
eigentlich, woher sie kommt?
Ob ich das weiß? Ich denke wohl, daß ich das weiß! Vor mir hat sie
kein Geheimnis. Sie stammt aus einer Westmorelcmdfamilie, aber sie lebt in
Kensington. Sie ist Eigentümerin eines der hübschen alten Häuser am Kensington-
platz. Numero Neunundneunzig Kensingtonplatz. Und wenn ich wieder in die
Stadt komme, darf ich nicht daran denken, in einen Gasthof zu gehn, sondern soll
direkt nach Numero Neunundneunzig fahren, wo sie mich mit tausend Freuden
empfangen wird. So lohnt es sich manchmal doch, liebenswürdig zu sein,
siehst du.
Ich sehe! sagte Anthony.
Du siehst? Den Kuckuck siehst du! Was siehst du denn? fragte Adrian und
seine blauen Augen weit auf, als ob er auch etwas sehen wollte.riß
Daß du von Miß Scmdus plapperst, sagte Anthony.
Adrian blieb stehn und streckte seine Arme flehend gen Himmel.
Ich flehe zu allen Chören der Cherubim und Seraphim! rief er;
sie an, ihr Singen einen Augenblick einzustellen und hier Zeuge zu sein.ich flehe
Er sieht,
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