Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.Literargeschichtliches wissen wolle: zunächst weil er weder bereit noch imstande sei, einen solchen Literargeschichtliches U. Brnchmann von(Schluß) (MZlie anders hatte es doch das Schicksal mit Hauff gemeint! Als Jubiläumsschrift und Zusammenfassung des uns erreichbaren Stoffes Literargeschichtliches wissen wolle: zunächst weil er weder bereit noch imstande sei, einen solchen Literargeschichtliches U. Brnchmann von(Schluß) (MZlie anders hatte es doch das Schicksal mit Hauff gemeint! Als Jubiläumsschrift und Zusammenfassung des uns erreichbaren Stoffes <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0752" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/294371"/> <fw type="header" place="top"> Literargeschichtliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_3351" prev="#ID_3350"> wissen wolle: zunächst weil er weder bereit noch imstande sei, einen solchen<lb/> Krieg zu führen; dann weil die innere Lage Frankreichs gerade jetzt sehr ernst<lb/> sei; endlich weil der Kaiser krank, und zwar von einer solchen Krankheit be¬<lb/> fallen sei, von der er sich für lange Zeit nicht so weit erholen wird,<lb/> um wenigstens zu Pferde steigen zu können. So ist denn der Krieg<lb/> heute unmöglich — ich sage nicht, ob er es in sechs Monaten, in<lb/> einem Jahr, in zwei Jahren sein wird, aber für heute ist er es."</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Literargeschichtliches<lb/><note type="byline"> U. Brnchmann</note> von(Schluß)</head><lb/> <p xml:id="ID_3352"> (MZlie anders hatte es doch das Schicksal mit Hauff gemeint!<lb/> Menander sagt uns ja: Wen die Götter lieben, der stirbt jung.<lb/> Hauff, der auch immer zu den Lieblingen des deutschen Volkes<lb/> gehört, war in Menanders Sinn Liebling der Götter, auch wenn<lb/> wir sein Leben nicht nach dem gedankenvollen Schema Solons<lb/> messen (Herodot I, 30). Hauff stirbt wie im Sieges glänze; sogar im Besitz<lb/> eines Kindes — wonach sich Kleist einmal sehnte! Ich bin froh, schreibt Hauff<lb/> 1807, einige Monate vor seinem Tode, daß ich um zweitausend Jahre nach<lb/> Polykrates geboren bin und keinem Aberglauben mehr anheimfalle, sonst müßte<lb/> mich mitten im Glück der furchtbar mahnende Gedanke traurig machen: „noch<lb/> keinen fah ich fröhlich enden, ans den mit immer vollen Händen die Götter<lb/> ihre Gaben streun." Ich bin so jung, ich habe viel Glück gehabt in der<lb/> Welt...</p><lb/> <p xml:id="ID_3353" next="#ID_3354"> Als Jubiläumsschrift und Zusammenfassung des uns erreichbaren Stoffes<lb/> ist das warmherzige Buch von Dr. Hans Hofmann gedacht: W. Hauff,<lb/> eine nach neuen Quellen bearbeitete Darstellung seines Werdegangs mit einer<lb/> Sammlung seiner Briefe und einer Auswahl aus dem unveröffentlichten<lb/> Nachlaß des Dichters. (Frankfurt a. M, Moritz Diesterweg, 1902. 297 S-,<lb/> 5 Mark, geb. 6 Mark.) Mehrere Bildnisse des Dichters sind dem Buche<lb/> beigegeben, dessen erster Teil Hauffs Leben behandelt. Auf eine Reihe von<lb/> Briefen (S. 119 bis 163) folgt der Nachlaß, darin, Gedichte und Stammbnch-<lb/> blütter, Varianten, Teile eines komischen Epos aus der Studentenzeit mit<lb/> dem Titel Die Seniade (Sem — Senior — Hauff), Reden, Studie über<lb/> zwölf Romane Walter Scotts, Kritische Aufsätze, Fragmente und Entwürfe,<lb/> unter dramatischen Sachen eine kleine Parodie von Wallensteins Lager<lb/> (270 bis 274). Der Verfasser berührt die literarischen Vorbilder des Dichters<lb/> (61 ff.), seine stilistische Art (78), und wir lesen, daß Hauff selbst keiner<lb/> Schule angehören wollte (155). Wenn man auch in Schwaben vom „Stifts-<lb/> g'schmackte" (Stiftsgeruch) spricht, so sind in dieser Atmosphäre glücklicherweise<lb/> recht verschiedne Gewächse zur Ausbildung gelangt, wie wir uns an den</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0752]
Literargeschichtliches
wissen wolle: zunächst weil er weder bereit noch imstande sei, einen solchen
Krieg zu führen; dann weil die innere Lage Frankreichs gerade jetzt sehr ernst
sei; endlich weil der Kaiser krank, und zwar von einer solchen Krankheit be¬
fallen sei, von der er sich für lange Zeit nicht so weit erholen wird,
um wenigstens zu Pferde steigen zu können. So ist denn der Krieg
heute unmöglich — ich sage nicht, ob er es in sechs Monaten, in
einem Jahr, in zwei Jahren sein wird, aber für heute ist er es."
Literargeschichtliches
U. Brnchmann von(Schluß)
(MZlie anders hatte es doch das Schicksal mit Hauff gemeint!
Menander sagt uns ja: Wen die Götter lieben, der stirbt jung.
Hauff, der auch immer zu den Lieblingen des deutschen Volkes
gehört, war in Menanders Sinn Liebling der Götter, auch wenn
wir sein Leben nicht nach dem gedankenvollen Schema Solons
messen (Herodot I, 30). Hauff stirbt wie im Sieges glänze; sogar im Besitz
eines Kindes — wonach sich Kleist einmal sehnte! Ich bin froh, schreibt Hauff
1807, einige Monate vor seinem Tode, daß ich um zweitausend Jahre nach
Polykrates geboren bin und keinem Aberglauben mehr anheimfalle, sonst müßte
mich mitten im Glück der furchtbar mahnende Gedanke traurig machen: „noch
keinen fah ich fröhlich enden, ans den mit immer vollen Händen die Götter
ihre Gaben streun." Ich bin so jung, ich habe viel Glück gehabt in der
Welt...
Als Jubiläumsschrift und Zusammenfassung des uns erreichbaren Stoffes
ist das warmherzige Buch von Dr. Hans Hofmann gedacht: W. Hauff,
eine nach neuen Quellen bearbeitete Darstellung seines Werdegangs mit einer
Sammlung seiner Briefe und einer Auswahl aus dem unveröffentlichten
Nachlaß des Dichters. (Frankfurt a. M, Moritz Diesterweg, 1902. 297 S-,
5 Mark, geb. 6 Mark.) Mehrere Bildnisse des Dichters sind dem Buche
beigegeben, dessen erster Teil Hauffs Leben behandelt. Auf eine Reihe von
Briefen (S. 119 bis 163) folgt der Nachlaß, darin, Gedichte und Stammbnch-
blütter, Varianten, Teile eines komischen Epos aus der Studentenzeit mit
dem Titel Die Seniade (Sem — Senior — Hauff), Reden, Studie über
zwölf Romane Walter Scotts, Kritische Aufsätze, Fragmente und Entwürfe,
unter dramatischen Sachen eine kleine Parodie von Wallensteins Lager
(270 bis 274). Der Verfasser berührt die literarischen Vorbilder des Dichters
(61 ff.), seine stilistische Art (78), und wir lesen, daß Hauff selbst keiner
Schule angehören wollte (155). Wenn man auch in Schwaben vom „Stifts-
g'schmackte" (Stiftsgeruch) spricht, so sind in dieser Atmosphäre glücklicherweise
recht verschiedne Gewächse zur Ausbildung gelangt, wie wir uns an den
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |