Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.Lindrücke aus der modernen Verwaltung Preußens Auch internationale Verwicklungen seien nicht zu erwarten, denn England habe Reinhold Freiherr von Lichtenberg Gindrücke aus der modernen Verwaltung Preußens, besonders aus der Vezirksinstanz v v. von Hedemann on (Schluß) ML!as schlimmer als die gesunknen Preise die Landwirtschaft des Lindrücke aus der modernen Verwaltung Preußens Auch internationale Verwicklungen seien nicht zu erwarten, denn England habe Reinhold Freiherr von Lichtenberg Gindrücke aus der modernen Verwaltung Preußens, besonders aus der Vezirksinstanz v v. von Hedemann on (Schluß) ML!as schlimmer als die gesunknen Preise die Landwirtschaft des <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0690" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/294309"/> <fw type="header" place="top"> Lindrücke aus der modernen Verwaltung Preußens</fw><lb/> <p xml:id="ID_3039" prev="#ID_3038"> Auch internationale Verwicklungen seien nicht zu erwarten, denn England habe<lb/> auch 1878 auf Grund eines geheimen Vertrags die Insel eben zu der Zeit<lb/> erhalten, wo der Kongreß in Berlin tagte, und als dieser Vertrag bekannt<lb/> wurde, habe keine Macht etwas dagegen eingewandt. Außerdem weisen sowohl<lb/> Herr Chacalli als Herr Lanitis darauf hin, daß eine Stärkung des griechischen<lb/> Königreichs auch im Interesse Englands selbst liege. In der Tat könnte ein<lb/> starkes und geeintes Königreich Griechenland im Süden Europas und an den<lb/> Pforten Asiens einst eine friedliche Lösung der orientalischen Frage herbeiführen<lb/> helfen. Es ist ungerecht, wenn man jetzt oft spöttisch ans das kleine und arme<lb/> Griechenland schaut. Es steckt in der griechischen Nation ein starker, gesunder<lb/> Kern, der das Land noch zu einer hohen Entwicklungsstufe führen kann. Dazu<lb/> ist aber die Grundbedingung, daß das Königreich auch wirklich alle griechischen<lb/> Länder umfasse. Die Cyprioten wollen mit aller Freude und Begeisterung<lb/> mitwirken; dies kann aber nur geschehn, wenn ihr einziger, sie alle beseelender<lb/> Wunsch in Erfüllung geht, den sie immer wieder bei jeder Gelegenheit in die<lb/> drei Worte zusammenfassen: ^'rü ^ el/c->c7ex: „Es lebe die Vereinigung!"</p><lb/> <note type="byline"> Reinhold Freiherr von Lichtenberg</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Gindrücke aus der modernen Verwaltung Preußens,<lb/> besonders aus der Vezirksinstanz<lb/> v<note type="byline"> v. von Hedemann</note> on (Schluß)</head><lb/> <p xml:id="ID_3040" next="#ID_3041"> ML!as schlimmer als die gesunknen Preise die Landwirtschaft des<lb/> Ostens bedroht, ist der Arbeitermangel; wie ihm abzuhelfen<lb/> sei, diese viel erörterte Frage will ich hier nur ganz kurz streifen;<lb/> soviel ist ja sicher, daß auch, wenn die Landwirtschaft in ihren<lb/> Löhnen die Konkurrenz mit den höchstzahlenden Industrien<lb/> aufnehmen könnte, dies allein noch nicht genügen würde, die bedrohliche<lb/> Abwanderung einzudämmen. Sie haben selber, lieber Freund, neulich auf ein<lb/> Mittel hingewiesen, dem platten Lande dichtere Bevölkerung zuzuführen, und<lb/> es wird auch da, wo große Städte die Besiedlung des platten Landes in<lb/> ihrer weitern Umgebung förmlich aufsaugen, gewiß nicht ohne Erfolg angewandt<lb/> werden können; Sie wissen, was ich meine, die Dezentralisierung des Wohnungs¬<lb/> wesens mit dem schönen Endziel: in weiter Ferne, in der Stadt nur die<lb/> Geschäfte, die öffentlichen und gemeinsamen Einrichtungen, die Wohnungen aber<lb/> hinaus, immer weiter, verbunden mit der Stadt, dem Markte durch ein plan¬<lb/> müßig angelegtes Netz leistungsfähigster Verkehrswege. So bleibt dem Lande<lb/> die Bevölkerung und sicher ein großer Teil ihrer Arbeitskraft erhalten. Wie<lb/> wichtig es wäre, dieses Streben in den hochstöckigen Großstädten des Ostens<lb/> und der Mitte Deutschlands allmählich verwirklichen zu können, weiß niemand</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0690]
Lindrücke aus der modernen Verwaltung Preußens
Auch internationale Verwicklungen seien nicht zu erwarten, denn England habe
auch 1878 auf Grund eines geheimen Vertrags die Insel eben zu der Zeit
erhalten, wo der Kongreß in Berlin tagte, und als dieser Vertrag bekannt
wurde, habe keine Macht etwas dagegen eingewandt. Außerdem weisen sowohl
Herr Chacalli als Herr Lanitis darauf hin, daß eine Stärkung des griechischen
Königreichs auch im Interesse Englands selbst liege. In der Tat könnte ein
starkes und geeintes Königreich Griechenland im Süden Europas und an den
Pforten Asiens einst eine friedliche Lösung der orientalischen Frage herbeiführen
helfen. Es ist ungerecht, wenn man jetzt oft spöttisch ans das kleine und arme
Griechenland schaut. Es steckt in der griechischen Nation ein starker, gesunder
Kern, der das Land noch zu einer hohen Entwicklungsstufe führen kann. Dazu
ist aber die Grundbedingung, daß das Königreich auch wirklich alle griechischen
Länder umfasse. Die Cyprioten wollen mit aller Freude und Begeisterung
mitwirken; dies kann aber nur geschehn, wenn ihr einziger, sie alle beseelender
Wunsch in Erfüllung geht, den sie immer wieder bei jeder Gelegenheit in die
drei Worte zusammenfassen: ^'rü ^ el/c->c7ex: „Es lebe die Vereinigung!"
Reinhold Freiherr von Lichtenberg
Gindrücke aus der modernen Verwaltung Preußens,
besonders aus der Vezirksinstanz
v v. von Hedemann on (Schluß)
ML!as schlimmer als die gesunknen Preise die Landwirtschaft des
Ostens bedroht, ist der Arbeitermangel; wie ihm abzuhelfen
sei, diese viel erörterte Frage will ich hier nur ganz kurz streifen;
soviel ist ja sicher, daß auch, wenn die Landwirtschaft in ihren
Löhnen die Konkurrenz mit den höchstzahlenden Industrien
aufnehmen könnte, dies allein noch nicht genügen würde, die bedrohliche
Abwanderung einzudämmen. Sie haben selber, lieber Freund, neulich auf ein
Mittel hingewiesen, dem platten Lande dichtere Bevölkerung zuzuführen, und
es wird auch da, wo große Städte die Besiedlung des platten Landes in
ihrer weitern Umgebung förmlich aufsaugen, gewiß nicht ohne Erfolg angewandt
werden können; Sie wissen, was ich meine, die Dezentralisierung des Wohnungs¬
wesens mit dem schönen Endziel: in weiter Ferne, in der Stadt nur die
Geschäfte, die öffentlichen und gemeinsamen Einrichtungen, die Wohnungen aber
hinaus, immer weiter, verbunden mit der Stadt, dem Markte durch ein plan¬
müßig angelegtes Netz leistungsfähigster Verkehrswege. So bleibt dem Lande
die Bevölkerung und sicher ein großer Teil ihrer Arbeitskraft erhalten. Wie
wichtig es wäre, dieses Streben in den hochstöckigen Großstädten des Ostens
und der Mitte Deutschlands allmählich verwirklichen zu können, weiß niemand
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