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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.

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Ver Tod des Herzogs von Lnghien

ganz unphilosophisch ist, hat daraus die Folgerung gezogen, daß man Genies
erzielen könne durch Mästung. Wir stehn da an einem der Punkte, wo die
Identität des materiellen und des geistigen soinstninZ in die Brüche geht.




Der Tod des Herzogs von Gnghien
Zur Erinnerung an den 21.. März 1.80^
von Walter Berg (Schluß)

>aß Napoleon in der Tat Enghiens Tod von vornherein be¬
schlossen hatte, beweist die Äußerung der Frau des Ersten Konsuls,
iJosephinens, zu Frau von Remusat am 18. März, Enghien sei
verloren. Und dabei trafen doch erst am 19. März dessen mit
!Beschlag belegte Papiere in Paris ein.*) Vergebens hatte sich
Josephine bemüht, Bonaparte zur Milde zu bewegen. Er hatte ihre Bitte
schroff abgeschlagen.**) War er nicht vor der offnen Verletzung des Völker¬
rechts zurückgeschreckt, so scheute er sich auch jetzt nicht, die Gesetze des Landes,
die er selbst zum Teil gegeben hatte, ganz nach seinem Belieben als nicht
vorhanden anzusehen. Er hätte den Unglücklichen, der ja nun in seiner Ge¬
walt war, in den Kerkern des Staatsgefängnisses ermorden lassen können,
aber er zog es vor, den politischen Mord mit dem Schein des Rechts zu um¬
geben. Der unglückliche Herzog sollte schnell abgeurteilt werden. Die Zeit
zur Inszenierung der widerlichen Gerichtsposse drängte deshalb. Kurz vor
Mitternacht ließ der Major Dautcmcourt, begleitet von einigen Offizieren und
Soldaten, den in tiefem Schlummer der Erschöpfung liegenden Herzog wach¬
rütteln und ein Verhör mit ihm anstellen. Auf die einleitende Frage, ob er
Sold von England beziehe, antwortete Enghien, England habe ihm toujours
un t-raiteinsni bewilligt, und er habe nur das zum Leben.***) Dann wurde
er nach seinem Range in der Condeschen Truppe befragt, worauf er antwortete:
OonnnanZg.ut as 1'ÄVg.ut-gg.r66 su 1796 et denn'ours, Äsvnis 1796, c-oriens
oominanäant Se 1'g.og.ut-garäs. Eine Bekanntschaft mit Pichegru stellte er in
Abrede mit den Worten: ^s us I'al, js vrois, Minais vn; ^js n'g-i point su
as relations avec Imi. 5s 8ais, "zu'it a ä6sirs ins voir. -1s ins Ions <Zs of
xg,s 1'g.voir oonnn, ä'axiss Iss vns mo^fus aoud on alle ein'it g, voulu hö ssrvir,





*) NölQ. as Rsmuss-t I, S> 342.
**) Uhu. Ah Römnsat I, S. 316, 338 und Boulay a. a. O., S. 234 ff.: Ixn ksmwss
n'vlltsnäollt ri"M a I" politiqns. I-s Ano ä'NiAoio" "ort I" vsngsanov Äo" ^vglsi"; it "ze
mers, "xrö" tont, clsos I" oonsxÜAtion Ap KvoiMs: I/iinxnnits vnoonrsßsrsit los z>fre>"-
.Is sui" 1'nourms no I'ZZWt, js "ins I" Ksvolntion kranyAso, vt jo I" "outiviiärai.
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vivrs. ?isoss znclivimro" ot niLtoriqnss rslativss an proovs ein "las Ä'LnßKisii oto.
Paris, 1823. S. XV.
Ver Tod des Herzogs von Lnghien

ganz unphilosophisch ist, hat daraus die Folgerung gezogen, daß man Genies
erzielen könne durch Mästung. Wir stehn da an einem der Punkte, wo die
Identität des materiellen und des geistigen soinstninZ in die Brüche geht.




Der Tod des Herzogs von Gnghien
Zur Erinnerung an den 21.. März 1.80^
von Walter Berg (Schluß)

>aß Napoleon in der Tat Enghiens Tod von vornherein be¬
schlossen hatte, beweist die Äußerung der Frau des Ersten Konsuls,
iJosephinens, zu Frau von Remusat am 18. März, Enghien sei
verloren. Und dabei trafen doch erst am 19. März dessen mit
!Beschlag belegte Papiere in Paris ein.*) Vergebens hatte sich
Josephine bemüht, Bonaparte zur Milde zu bewegen. Er hatte ihre Bitte
schroff abgeschlagen.**) War er nicht vor der offnen Verletzung des Völker¬
rechts zurückgeschreckt, so scheute er sich auch jetzt nicht, die Gesetze des Landes,
die er selbst zum Teil gegeben hatte, ganz nach seinem Belieben als nicht
vorhanden anzusehen. Er hätte den Unglücklichen, der ja nun in seiner Ge¬
walt war, in den Kerkern des Staatsgefängnisses ermorden lassen können,
aber er zog es vor, den politischen Mord mit dem Schein des Rechts zu um¬
geben. Der unglückliche Herzog sollte schnell abgeurteilt werden. Die Zeit
zur Inszenierung der widerlichen Gerichtsposse drängte deshalb. Kurz vor
Mitternacht ließ der Major Dautcmcourt, begleitet von einigen Offizieren und
Soldaten, den in tiefem Schlummer der Erschöpfung liegenden Herzog wach¬
rütteln und ein Verhör mit ihm anstellen. Auf die einleitende Frage, ob er
Sold von England beziehe, antwortete Enghien, England habe ihm toujours
un t-raiteinsni bewilligt, und er habe nur das zum Leben.***) Dann wurde
er nach seinem Range in der Condeschen Truppe befragt, worauf er antwortete:
OonnnanZg.ut as 1'ÄVg.ut-gg.r66 su 1796 et denn'ours, Äsvnis 1796, c-oriens
oominanäant Se 1'g.og.ut-garäs. Eine Bekanntschaft mit Pichegru stellte er in
Abrede mit den Worten: ^s us I'al, js vrois, Minais vn; ^js n'g-i point su
as relations avec Imi. 5s 8ais, «zu'it a ä6sirs ins voir. -1s ins Ions <Zs of
xg,s 1'g.voir oonnn, ä'axiss Iss vns mo^fus aoud on alle ein'it g, voulu hö ssrvir,





*) NölQ. as Rsmuss-t I, S> 342.
**) Uhu. Ah Römnsat I, S. 316, 338 und Boulay a. a. O., S. 234 ff.: Ixn ksmwss
n'vlltsnäollt ri«M a I» politiqns. I-s Ano ä'NiAoio« «ort I» vsngsanov Äo» ^vglsi»; it «ze
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vivrs. ?isoss znclivimro« ot niLtoriqnss rslativss an proovs ein «las Ä'LnßKisii oto.
Paris, 1823. S. XV.
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[0654] Ver Tod des Herzogs von Lnghien ganz unphilosophisch ist, hat daraus die Folgerung gezogen, daß man Genies erzielen könne durch Mästung. Wir stehn da an einem der Punkte, wo die Identität des materiellen und des geistigen soinstninZ in die Brüche geht. Der Tod des Herzogs von Gnghien Zur Erinnerung an den 21.. März 1.80^ von Walter Berg (Schluß) >aß Napoleon in der Tat Enghiens Tod von vornherein be¬ schlossen hatte, beweist die Äußerung der Frau des Ersten Konsuls, iJosephinens, zu Frau von Remusat am 18. März, Enghien sei verloren. Und dabei trafen doch erst am 19. März dessen mit !Beschlag belegte Papiere in Paris ein.*) Vergebens hatte sich Josephine bemüht, Bonaparte zur Milde zu bewegen. Er hatte ihre Bitte schroff abgeschlagen.**) War er nicht vor der offnen Verletzung des Völker¬ rechts zurückgeschreckt, so scheute er sich auch jetzt nicht, die Gesetze des Landes, die er selbst zum Teil gegeben hatte, ganz nach seinem Belieben als nicht vorhanden anzusehen. Er hätte den Unglücklichen, der ja nun in seiner Ge¬ walt war, in den Kerkern des Staatsgefängnisses ermorden lassen können, aber er zog es vor, den politischen Mord mit dem Schein des Rechts zu um¬ geben. Der unglückliche Herzog sollte schnell abgeurteilt werden. Die Zeit zur Inszenierung der widerlichen Gerichtsposse drängte deshalb. Kurz vor Mitternacht ließ der Major Dautcmcourt, begleitet von einigen Offizieren und Soldaten, den in tiefem Schlummer der Erschöpfung liegenden Herzog wach¬ rütteln und ein Verhör mit ihm anstellen. Auf die einleitende Frage, ob er Sold von England beziehe, antwortete Enghien, England habe ihm toujours un t-raiteinsni bewilligt, und er habe nur das zum Leben.***) Dann wurde er nach seinem Range in der Condeschen Truppe befragt, worauf er antwortete: OonnnanZg.ut as 1'ÄVg.ut-gg.r66 su 1796 et denn'ours, Äsvnis 1796, c-oriens oominanäant Se 1'g.og.ut-garäs. Eine Bekanntschaft mit Pichegru stellte er in Abrede mit den Worten: ^s us I'al, js vrois, Minais vn; ^js n'g-i point su as relations avec Imi. 5s 8ais, «zu'it a ä6sirs ins voir. -1s ins Ions <Zs of xg,s 1'g.voir oonnn, ä'axiss Iss vns mo^fus aoud on alle ein'it g, voulu hö ssrvir, *) NölQ. as Rsmuss-t I, S> 342. **) Uhu. Ah Römnsat I, S. 316, 338 und Boulay a. a. O., S. 234 ff.: Ixn ksmwss n'vlltsnäollt ri«M a I» politiqns. I-s Ano ä'NiAoio« «ort I» vsngsanov Äo» ^vglsi»; it «ze mers, »xrö» tont, clsos I» oonsxÜAtion Ap KvoiMs: I/iinxnnits vnoonrsßsrsit los z>fre>»- .Is sui« 1'nourms no I'ZZWt, js »ins I» Ksvolntion kranyAso, vt jo I» «outiviiärai. -i-»-«:^ I'^nglstsrrv Imi aooorcls wujoui's um trgitvmvllt, se in'it n'a «ins osla pour vivrs. ?isoss znclivimro« ot niLtoriqnss rslativss an proovs ein «las Ä'LnßKisii oto. Paris, 1823. S. XV.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/654>, abgerufen am 29.06.2024.