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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr.

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Vie Gräfin von Genlis

Die Germanistische Sektion der.Hallischen Philologenversammlung schloß sich
diesen Ausführungen an und einigte sich auf folgende, dem Herrn Reichskanzler
zu unterbreitende Kundgebung: "Damit das nationale Weck seit dessen Beginn
nun mehr als fünfzig Jahre vergangen sind, in zehn bis zwölf Jahren zum
Abschluß gebracht werde, richten wir an die Regierung die Bitte, den Bearbeiter
wu 0 beruflich soweit freizumachen, daß seine Hauptarbeitskraft dem Deutschen
Wörterbuche zugute kommt, ihn aber außerdem, ebenso den Bearbeiter von ^,
durch Gewährung einer größern Beihilfe in den Stand zu setzen, je zwei selb¬
ständige, ausschließlich für das Wörterbuch tätige Mitarbeiter zu gewinnen;
endlich den Bearbeitern von? 17 und V Mittel zur Verfügung zu stellen, um je
eine jüngere Hilfskraft zu ihrer regelmäßigen Unterstützung heranzuziehen."

Außerdem beschloß sie einstimmig, die Sache des Deutschen Wörterbuches
zu der ihrigen zu machen und sie, bis es vollendet sein würde, auch für alle
künftigen Philologenversammlungen ein für allemal auf ihre Tagesordnung zu
setzen.




Z)le Gräfin von Genlis
harlotte Niese von C

ach dem Erscheinen meiner Emigrantengeschichte "Vergangenheit"
bin ich brieflich und mündlich so oft nach Fran Von Genlis und
danach gefragt worden, ob diese französische Schriftstellerin wirklich
in Norddeutschland gelebt habe, daß ich die Antwor u. den so -
gerben Zeilen einen: größern Leserkreis geben mochte. D'e An¬
regung zu meinem Roman verdanke ich Herrn Pr°N°'
in Hamburg, insbesondre seinem vortrefflichen Aufsah: "Fran von GcnUS in
Beiträgen zur Geschichte der Emigranten in Hamburgs) -

""mmiscbenAls im Jahre 1792 und 1793 die meisten Regierungen des europmsch
Festlandes die französischen Emigranten über ihre Grenzen >me,en ode den neu
hinzuziehenden die größten Schwierigkeiten machten, da waren " ^Hansestadt Hamburg und das dänische Königreich, die die ^heimatlose Fremd enge
gastlich aufnahmen. Die Kunde. daß jenseits der Elbe in Ha^"'Holstein und in Schleswig eine ZustuchtMte zu si" °" W./?erbre^unter den Franzosen, und von allen Seiten strömten sie herbe, weht all in d
Anhänger des Königtums, die schon seit 1789 ein Wanderleben "hrten ^Schreckensregierung und dem Sturz der gemäßigte" Parteien in Pans such
auch Tausende von Republikanern Schutz im Auslande, und tetes Schiff, das von
den französischen Häfen nach der Elbe.rundung ging, brachte Scharen von Fi es
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Haar, in der Bürgertracht die sich in Paris Bahn gebroch hatte a uner
Straßenecke war das französische Cafe zu finden, wo die Pa. r Z^"s
lagen, und das ein ehemaliger Herzog gegründet hatte, während überall franzo-



") Zweiter Band. Hamburg 1900, Hcroldsche Buchhandlung,
Vie Gräfin von Genlis

Die Germanistische Sektion der.Hallischen Philologenversammlung schloß sich
diesen Ausführungen an und einigte sich auf folgende, dem Herrn Reichskanzler
zu unterbreitende Kundgebung: „Damit das nationale Weck seit dessen Beginn
nun mehr als fünfzig Jahre vergangen sind, in zehn bis zwölf Jahren zum
Abschluß gebracht werde, richten wir an die Regierung die Bitte, den Bearbeiter
wu 0 beruflich soweit freizumachen, daß seine Hauptarbeitskraft dem Deutschen
Wörterbuche zugute kommt, ihn aber außerdem, ebenso den Bearbeiter von ^,
durch Gewährung einer größern Beihilfe in den Stand zu setzen, je zwei selb¬
ständige, ausschließlich für das Wörterbuch tätige Mitarbeiter zu gewinnen;
endlich den Bearbeitern von? 17 und V Mittel zur Verfügung zu stellen, um je
eine jüngere Hilfskraft zu ihrer regelmäßigen Unterstützung heranzuziehen."

Außerdem beschloß sie einstimmig, die Sache des Deutschen Wörterbuches
zu der ihrigen zu machen und sie, bis es vollendet sein würde, auch für alle
künftigen Philologenversammlungen ein für allemal auf ihre Tagesordnung zu
setzen.




Z)le Gräfin von Genlis
harlotte Niese von C

ach dem Erscheinen meiner Emigrantengeschichte „Vergangenheit"
bin ich brieflich und mündlich so oft nach Fran Von Genlis und
danach gefragt worden, ob diese französische Schriftstellerin wirklich
in Norddeutschland gelebt habe, daß ich die Antwor u. den so -
gerben Zeilen einen: größern Leserkreis geben mochte. D'e An¬
regung zu meinem Roman verdanke ich Herrn Pr°N°'
in Hamburg, insbesondre seinem vortrefflichen Aufsah: „Fran von GcnUS in
Beiträgen zur Geschichte der Emigranten in Hamburgs) -

„„mmiscbenAls im Jahre 1792 und 1793 die meisten Regierungen des europmsch
Festlandes die französischen Emigranten über ihre Grenzen >me,en ode den neu
hinzuziehenden die größten Schwierigkeiten machten, da waren " ^Hansestadt Hamburg und das dänische Königreich, die die ^heimatlose Fremd enge
gastlich aufnahmen. Die Kunde. daß jenseits der Elbe in Ha^"'Holstein und in Schleswig eine ZustuchtMte zu si" °" W./?erbre^unter den Franzosen, und von allen Seiten strömten sie herbe, weht all in d
Anhänger des Königtums, die schon seit 1789 ein Wanderleben "hrten ^Schreckensregierung und dem Sturz der gemäßigte» Parteien in Pans such
auch Tausende von Republikanern Schutz im Auslande, und tetes Schiff, das von
den französischen Häfen nach der Elbe.rundung ging, brachte Scharen von Fi es
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französischen Stadt. Überall, in den Vergnngnngsorten. auf den mein^man die französischen Gäste; hier ging ein alter Marqms in we-ß P""^ >
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Haar, in der Bürgertracht die sich in Paris Bahn gebroch hatte a uner
Straßenecke war das französische Cafe zu finden, wo die Pa. r Z^"s
lagen, und das ein ehemaliger Herzog gegründet hatte, während überall franzo-



") Zweiter Band. Hamburg 1900, Hcroldsche Buchhandlung,
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[0653] Vie Gräfin von Genlis Die Germanistische Sektion der.Hallischen Philologenversammlung schloß sich diesen Ausführungen an und einigte sich auf folgende, dem Herrn Reichskanzler zu unterbreitende Kundgebung: „Damit das nationale Weck seit dessen Beginn nun mehr als fünfzig Jahre vergangen sind, in zehn bis zwölf Jahren zum Abschluß gebracht werde, richten wir an die Regierung die Bitte, den Bearbeiter wu 0 beruflich soweit freizumachen, daß seine Hauptarbeitskraft dem Deutschen Wörterbuche zugute kommt, ihn aber außerdem, ebenso den Bearbeiter von ^, durch Gewährung einer größern Beihilfe in den Stand zu setzen, je zwei selb¬ ständige, ausschließlich für das Wörterbuch tätige Mitarbeiter zu gewinnen; endlich den Bearbeitern von? 17 und V Mittel zur Verfügung zu stellen, um je eine jüngere Hilfskraft zu ihrer regelmäßigen Unterstützung heranzuziehen." Außerdem beschloß sie einstimmig, die Sache des Deutschen Wörterbuches zu der ihrigen zu machen und sie, bis es vollendet sein würde, auch für alle künftigen Philologenversammlungen ein für allemal auf ihre Tagesordnung zu setzen. Z)le Gräfin von Genlis harlotte Niese von C ach dem Erscheinen meiner Emigrantengeschichte „Vergangenheit" bin ich brieflich und mündlich so oft nach Fran Von Genlis und danach gefragt worden, ob diese französische Schriftstellerin wirklich in Norddeutschland gelebt habe, daß ich die Antwor u. den so - gerben Zeilen einen: größern Leserkreis geben mochte. D'e An¬ regung zu meinem Roman verdanke ich Herrn Pr°N°' in Hamburg, insbesondre seinem vortrefflichen Aufsah: „Fran von GcnUS in Beiträgen zur Geschichte der Emigranten in Hamburgs) - „„mmiscbenAls im Jahre 1792 und 1793 die meisten Regierungen des europmsch Festlandes die französischen Emigranten über ihre Grenzen >me,en ode den neu hinzuziehenden die größten Schwierigkeiten machten, da waren " ^Hansestadt Hamburg und das dänische Königreich, die die ^heimatlose Fremd enge gastlich aufnahmen. Die Kunde. daß jenseits der Elbe in Ha^"'Holstein und in Schleswig eine ZustuchtMte zu si" °" W./?erbre^unter den Franzosen, und von allen Seiten strömten sie herbe, weht all in d Anhänger des Königtums, die schon seit 1789 ein Wanderleben "hrten ^Schreckensregierung und dem Sturz der gemäßigte» Parteien in Pans such auch Tausende von Republikanern Schutz im Auslande, und tetes Schiff, das von den französischen Häfen nach der Elbe.rundung ging, brachte Scharen von Fi es klugen. die die Gastfreundschaft des dänischen Königs oder des H""^"^" '" ^für sich in Anspruch nahmen. Um diese Zeit machte H""'burg den Cent t e.n r französischen Stadt. Überall, in den Vergnngnngsorten. auf den mein^man die französischen Gäste; hier ging ein alter Marqms in we-ß P""^ > Zerschäbtem Hof cite. dort sah man Reihen seiner Landsleute mit nmdgesch et nem Haar, in der Bürgertracht die sich in Paris Bahn gebroch hatte a uner Straßenecke war das französische Cafe zu finden, wo die Pa. r Z^"s lagen, und das ein ehemaliger Herzog gegründet hatte, während überall franzo- ") Zweiter Band. Hamburg 1900, Hcroldsche Buchhandlung,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_242067/653>, abgerufen am 29.06.2024.