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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

mit einiger Sicherheit den Erfolg verbürgt. Dazu gehört auch die fortgesetzte Unter-
wühlnng unsrer Allianzen zu dem Zweck, sie innerlich wertlos zu machen, sie auszu¬
höhlen. Der nagende Wurm der französischen Politik ist in Rom wie in Wien, Pest
und Prag vernehmbar. Dem gegenüber muß die deutsche Politik fortgesetzt an aller¬
erster Stelle die Erhaltung des 1870 Errungnen im Ange haben. Es ist dies
die Richtschnur für unser gesamtes Tun und Handeln, jede andre Erwägung ist
diesem einen Gedanken untergeordnet. Trotz Kronstäbe und Toulon, trotz der Feste
von Paris und Petersburg bestand die praktische Bedeutung der russisch-französischen
Allianz bisher für uns doch darin, daß Frankreich damit an das Schlepptau Ru߬
lands gebunden und eine französische Offcnsivpolitik gegen Deutschland,' so lange eine
solche nicht im russische,: Interesse lag, ausgeschlossen war. Es war dies eine
russische Deckung, die wir nicht durch eine Allianz oder dnrch ein Abkommen,
sondern indirekt durch die einstweiligen Bedürfnisse Rußlands hatten. Je mehr
aber Frankreich neuerdings seine politische Befriedigung auch in andern Kombina-
ttonen sucht, desto mehr vermindert sich für uns der Wert dieser indirekten
Deckung. Wir können uns jedoch daran genügen lassen, so lange das russische
Dekorationsbedürfnis der französischen Politik vorhält, namentlich wenn wir dafür
sorgen -- unter "wir" sei hier ganz besonders die deutsche Presse verstanden --,
daß die Franzosen mit der von ihnen in England und in Amerika sorglich ge¬
pflegten Animosität gegen Deutschland nicht als mit einer dauernden Einrichtung
rechnen dürfen. Es ist für Deutschland ans alle Fälle besser, die andern Nationen
rechnen mit unsrer Freundschaft mehr als mit unsrer Feindschaft, aber auch unsre
Freundschaft muß eine solche sein, die den Druck einer festen und starken Hand ver¬
spüren läßt.


Der Reichskanzler und sein Kutscher.

Die Preußen ziehen gegenwärtig
l" du? Landtagswahlschlacht. Da es auch für die uichtpreußischeu Deutschen von
einigem Interesse ist, wie der preußische Landtag, vulxo das Abgeordnetenhaus, aus¬
sieht, so glaube" auch die Grenzboten ein paar Worte dazu sagen zu dürfen.

Berliner Blätter haben sich und ihre Leser eingehend darüber unterhalten, daß
""7 /Mte in Preußen geltenden Wahlrecht der Reichskanzler UrWähler in der
, ^" -lbteilung sei und demzufolge in seiner Wählercigenschnft keine größern
politischen Rechte habe als sein Kutscher. Wenn der Reichskanzler um aber mit
Mucin Kutscher zusammen wähle, so sei kein Grund vorhanden, weshalb dieses
-Prinzip nicht anerkannt und zum Gesetz erhoben, d.h. das allgemeine gleiche und
geheime Wahlrecht auch für die preußischen Laudtagswahlen eingeführt werden solle.

So lange es noch eine Monarchie in Preußen gibt, wird das nicht
geschehn. Das sei hier gleich vorweg ausgesprochen. Die Einführung des allge¬
meinen, gleichen und geheimen Stimmrechts zu den preußischen Lnndtagswahleu
inne für die Krone Preußen einem zweiten 19. März gleich. Sie wird nimmer-
"eyr daran denken, ein Wahlrecht, dessen Abänderung im Reich seit zwanzig Jahren
Gegenstand patriotischer Erwägung ist, in Preußen einzuführen. Das allgemeine.
" eiche und geheime Wahlrecht ist die ärgste Fälschung der öffentlichen Meinung,
vie es geben kann, weil es die Minorität der Gebildeten der Majvritätsherrschaft
°er Ungebildeten unterwirft, Gelehrte und Staatsmänner mit ihren Dienern grund-
^tzuch auf eine Stufe stellt und die Massenherrschnft an die Stelle der Herrschaft
geordneten Gewalten setzt. Es kaun ohne weiteres zugestanden werden, daß
°"s i,etzige preußische Wahlrecht seine großen Mängel hat. Aber der Reichskanzler,
ver iach diesem Wahlrecht zur Wahl geht, steigt damit vielleicht auf die politische
^e ung seines Kutschers hinunter, während beim allgemeinen Stimmrecht der
Rutscher auf die politische Stufe des Reichskanzlers hinaufsteigt. Das ist doch
"°es ein großer Unterschied. Für den Reichskanzler beruht bei dem heutigen
preußische" Wahlrecht seine persönliche politische "Minderwertigkeit" auf Zufall, auf
°em Zufnll nämlich, daß seine Dienstwohnung in einem Bezirke liegt, wo die reichsten


Maßgebliches und Unmaßgebliches

mit einiger Sicherheit den Erfolg verbürgt. Dazu gehört auch die fortgesetzte Unter-
wühlnng unsrer Allianzen zu dem Zweck, sie innerlich wertlos zu machen, sie auszu¬
höhlen. Der nagende Wurm der französischen Politik ist in Rom wie in Wien, Pest
und Prag vernehmbar. Dem gegenüber muß die deutsche Politik fortgesetzt an aller¬
erster Stelle die Erhaltung des 1870 Errungnen im Ange haben. Es ist dies
die Richtschnur für unser gesamtes Tun und Handeln, jede andre Erwägung ist
diesem einen Gedanken untergeordnet. Trotz Kronstäbe und Toulon, trotz der Feste
von Paris und Petersburg bestand die praktische Bedeutung der russisch-französischen
Allianz bisher für uns doch darin, daß Frankreich damit an das Schlepptau Ru߬
lands gebunden und eine französische Offcnsivpolitik gegen Deutschland,' so lange eine
solche nicht im russische,: Interesse lag, ausgeschlossen war. Es war dies eine
russische Deckung, die wir nicht durch eine Allianz oder dnrch ein Abkommen,
sondern indirekt durch die einstweiligen Bedürfnisse Rußlands hatten. Je mehr
aber Frankreich neuerdings seine politische Befriedigung auch in andern Kombina-
ttonen sucht, desto mehr vermindert sich für uns der Wert dieser indirekten
Deckung. Wir können uns jedoch daran genügen lassen, so lange das russische
Dekorationsbedürfnis der französischen Politik vorhält, namentlich wenn wir dafür
sorgen — unter „wir" sei hier ganz besonders die deutsche Presse verstanden —,
daß die Franzosen mit der von ihnen in England und in Amerika sorglich ge¬
pflegten Animosität gegen Deutschland nicht als mit einer dauernden Einrichtung
rechnen dürfen. Es ist für Deutschland ans alle Fälle besser, die andern Nationen
rechnen mit unsrer Freundschaft mehr als mit unsrer Feindschaft, aber auch unsre
Freundschaft muß eine solche sein, die den Druck einer festen und starken Hand ver¬
spüren läßt.


Der Reichskanzler und sein Kutscher.

Die Preußen ziehen gegenwärtig
l" du? Landtagswahlschlacht. Da es auch für die uichtpreußischeu Deutschen von
einigem Interesse ist, wie der preußische Landtag, vulxo das Abgeordnetenhaus, aus¬
sieht, so glaube» auch die Grenzboten ein paar Worte dazu sagen zu dürfen.

Berliner Blätter haben sich und ihre Leser eingehend darüber unterhalten, daß
""7 /Mte in Preußen geltenden Wahlrecht der Reichskanzler UrWähler in der
, ^" -lbteilung sei und demzufolge in seiner Wählercigenschnft keine größern
politischen Rechte habe als sein Kutscher. Wenn der Reichskanzler um aber mit
Mucin Kutscher zusammen wähle, so sei kein Grund vorhanden, weshalb dieses
-Prinzip nicht anerkannt und zum Gesetz erhoben, d.h. das allgemeine gleiche und
geheime Wahlrecht auch für die preußischen Laudtagswahlen eingeführt werden solle.

So lange es noch eine Monarchie in Preußen gibt, wird das nicht
geschehn. Das sei hier gleich vorweg ausgesprochen. Die Einführung des allge¬
meinen, gleichen und geheimen Stimmrechts zu den preußischen Lnndtagswahleu
inne für die Krone Preußen einem zweiten 19. März gleich. Sie wird nimmer-
"eyr daran denken, ein Wahlrecht, dessen Abänderung im Reich seit zwanzig Jahren
Gegenstand patriotischer Erwägung ist, in Preußen einzuführen. Das allgemeine.
» eiche und geheime Wahlrecht ist die ärgste Fälschung der öffentlichen Meinung,
vie es geben kann, weil es die Minorität der Gebildeten der Majvritätsherrschaft
°er Ungebildeten unterwirft, Gelehrte und Staatsmänner mit ihren Dienern grund-
^tzuch auf eine Stufe stellt und die Massenherrschnft an die Stelle der Herrschaft
geordneten Gewalten setzt. Es kaun ohne weiteres zugestanden werden, daß
°"s i,etzige preußische Wahlrecht seine großen Mängel hat. Aber der Reichskanzler,
ver iach diesem Wahlrecht zur Wahl geht, steigt damit vielleicht auf die politische
^e ung seines Kutschers hinunter, während beim allgemeinen Stimmrecht der
Rutscher auf die politische Stufe des Reichskanzlers hinaufsteigt. Das ist doch
«°es ein großer Unterschied. Für den Reichskanzler beruht bei dem heutigen
preußische» Wahlrecht seine persönliche politische „Minderwertigkeit" auf Zufall, auf
°em Zufnll nämlich, daß seine Dienstwohnung in einem Bezirke liegt, wo die reichsten


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[0405] Maßgebliches und Unmaßgebliches mit einiger Sicherheit den Erfolg verbürgt. Dazu gehört auch die fortgesetzte Unter- wühlnng unsrer Allianzen zu dem Zweck, sie innerlich wertlos zu machen, sie auszu¬ höhlen. Der nagende Wurm der französischen Politik ist in Rom wie in Wien, Pest und Prag vernehmbar. Dem gegenüber muß die deutsche Politik fortgesetzt an aller¬ erster Stelle die Erhaltung des 1870 Errungnen im Ange haben. Es ist dies die Richtschnur für unser gesamtes Tun und Handeln, jede andre Erwägung ist diesem einen Gedanken untergeordnet. Trotz Kronstäbe und Toulon, trotz der Feste von Paris und Petersburg bestand die praktische Bedeutung der russisch-französischen Allianz bisher für uns doch darin, daß Frankreich damit an das Schlepptau Ru߬ lands gebunden und eine französische Offcnsivpolitik gegen Deutschland,' so lange eine solche nicht im russische,: Interesse lag, ausgeschlossen war. Es war dies eine russische Deckung, die wir nicht durch eine Allianz oder dnrch ein Abkommen, sondern indirekt durch die einstweiligen Bedürfnisse Rußlands hatten. Je mehr aber Frankreich neuerdings seine politische Befriedigung auch in andern Kombina- ttonen sucht, desto mehr vermindert sich für uns der Wert dieser indirekten Deckung. Wir können uns jedoch daran genügen lassen, so lange das russische Dekorationsbedürfnis der französischen Politik vorhält, namentlich wenn wir dafür sorgen — unter „wir" sei hier ganz besonders die deutsche Presse verstanden —, daß die Franzosen mit der von ihnen in England und in Amerika sorglich ge¬ pflegten Animosität gegen Deutschland nicht als mit einer dauernden Einrichtung rechnen dürfen. Es ist für Deutschland ans alle Fälle besser, die andern Nationen rechnen mit unsrer Freundschaft mehr als mit unsrer Feindschaft, aber auch unsre Freundschaft muß eine solche sein, die den Druck einer festen und starken Hand ver¬ spüren läßt. Der Reichskanzler und sein Kutscher. Die Preußen ziehen gegenwärtig l" du? Landtagswahlschlacht. Da es auch für die uichtpreußischeu Deutschen von einigem Interesse ist, wie der preußische Landtag, vulxo das Abgeordnetenhaus, aus¬ sieht, so glaube» auch die Grenzboten ein paar Worte dazu sagen zu dürfen. Berliner Blätter haben sich und ihre Leser eingehend darüber unterhalten, daß ""7 /Mte in Preußen geltenden Wahlrecht der Reichskanzler UrWähler in der , ^" -lbteilung sei und demzufolge in seiner Wählercigenschnft keine größern politischen Rechte habe als sein Kutscher. Wenn der Reichskanzler um aber mit Mucin Kutscher zusammen wähle, so sei kein Grund vorhanden, weshalb dieses -Prinzip nicht anerkannt und zum Gesetz erhoben, d.h. das allgemeine gleiche und geheime Wahlrecht auch für die preußischen Laudtagswahlen eingeführt werden solle. So lange es noch eine Monarchie in Preußen gibt, wird das nicht geschehn. Das sei hier gleich vorweg ausgesprochen. Die Einführung des allge¬ meinen, gleichen und geheimen Stimmrechts zu den preußischen Lnndtagswahleu inne für die Krone Preußen einem zweiten 19. März gleich. Sie wird nimmer- "eyr daran denken, ein Wahlrecht, dessen Abänderung im Reich seit zwanzig Jahren Gegenstand patriotischer Erwägung ist, in Preußen einzuführen. Das allgemeine. » eiche und geheime Wahlrecht ist die ärgste Fälschung der öffentlichen Meinung, vie es geben kann, weil es die Minorität der Gebildeten der Majvritätsherrschaft °er Ungebildeten unterwirft, Gelehrte und Staatsmänner mit ihren Dienern grund- ^tzuch auf eine Stufe stellt und die Massenherrschnft an die Stelle der Herrschaft geordneten Gewalten setzt. Es kaun ohne weiteres zugestanden werden, daß °"s i,etzige preußische Wahlrecht seine großen Mängel hat. Aber der Reichskanzler, ver iach diesem Wahlrecht zur Wahl geht, steigt damit vielleicht auf die politische ^e ung seines Kutschers hinunter, während beim allgemeinen Stimmrecht der Rutscher auf die politische Stufe des Reichskanzlers hinaufsteigt. Das ist doch «°es ein großer Unterschied. Für den Reichskanzler beruht bei dem heutigen preußische» Wahlrecht seine persönliche politische „Minderwertigkeit" auf Zufall, auf °em Zufnll nämlich, daß seine Dienstwohnung in einem Bezirke liegt, wo die reichsten

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_242067/405>, abgerufen am 29.06.2024.