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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.

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Die Baugenossenschaften und die Wohnungsfrage
i^. Baugenossenschaften

in Jahre 1901 hat der mit /? zeichnende Mitarbeiter der Grenz-
boten die preußische Wohnuugs- und Bodenpolitik, namentlich
mit Beziehung auf Berlin, ausführlich erörtert <im zweiten Bande
Seite 247, 343, 545, 583 und im dritten Seite 296, 443 und
529); er hat in diesen Abhandlungen vor einer dem Sozialismus
zuneigenden Übertreibung der Staatshilfe sowie vor unnötigen Verletzungen
^ berechtigten Interesses der Hausbesitzer gewarnt und daran erinnert, daß
'"un ja nur die Landflucht und die Wnsserkopfbildung fördere, wenn man es
en Arbeitern in der Großstadt möglichst beqnem mache und ihnen unverdiente
forteile biete, für die Verbesserung der vielfach unwürdigen und unerträglichen
der landwirtschaftlichen Arbeiter aber rein gar nichts tue. In demselben
^ahre nun ist in Berlin, im Selbstverlage des Zentralverbands städtischer
Haus- und Grundbesitzervereine Deutschlands ein (300 Seiten Lexikonoktav
"ut fast ebensoviel Seiten statistischer Nachweise starker) Band erschienen, den
Auftrage des genannten Verbands A. Grüvell versaßt hat: Die Bau-
^"vssenschastsfrage. Da wir uns nicht erinnern können, irgendwo eine
"^Verlegung der hier vom Standpunkte der Hallsbesitzer gegen die Bau-
^nvsseiischaften erhobnen Bedenken und Vorwürfe gelesen zu haben, so wollen
wir zur Ergänzung der Aufsätze über Wohnungs- und Bodenpolitik über den
Hauptinhalt der Schrift, die uns erst jetzt in die Hände fällt, berichten.
^lleicht findet sich dadurch ein Anhänger der Genossenschaften zu dem Ver¬
buche veranlaßt, wenigstens einige der Anklagen Grüvells zu entkräften. Wir
^schränken uns vorläufig auf die Kritik der Baugenossenschaften und be-
^ noctu die grundsätzlichen Fragen, die der Verfasser aufwirft, in einem zweiten
^reitet.

Den größten Teil des Materials hat sich Grüvell verschafft "durch zwei
"fragen, von denen die eine an rund 400 Bürgermeistereien solcher Orte
^richtet war, in denen gemeinnützige Bauunternehmungen bestehn, oder die
erhältnisse eine Erörterung der Wohnungszustände nahelegen." Mit der
Seiten Umfrage hat er sich an alle bestehenden Baugenossenschaften selbst - es
U ungefähr 370 -- gewandt, und die meisten haben die gewünschte
Auskunft bereitwillig erteilt. Außerdem haben ihm die Hausbesitzervereine
Material geliefert, ferner Gretschel in Düsseldorf, der Sekretär des Rheinischen
^ereins zur Beförderung des Arbeiterwohnungswesens, Professor Albrecht,
er Vorsitzende eines Verbands deutscher Baugenossenschaften, und das von
r- Crüger hercmsgegebnc Jahrbuch des Verbauds deutscher Erwerbs- und
^^tschaftsgenossenschafteil. In einer historischen Einleitung wird über die




Die Baugenossenschaften und die Wohnungsfrage
i^. Baugenossenschaften

in Jahre 1901 hat der mit /? zeichnende Mitarbeiter der Grenz-
boten die preußische Wohnuugs- und Bodenpolitik, namentlich
mit Beziehung auf Berlin, ausführlich erörtert <im zweiten Bande
Seite 247, 343, 545, 583 und im dritten Seite 296, 443 und
529); er hat in diesen Abhandlungen vor einer dem Sozialismus
zuneigenden Übertreibung der Staatshilfe sowie vor unnötigen Verletzungen
^ berechtigten Interesses der Hausbesitzer gewarnt und daran erinnert, daß
'"un ja nur die Landflucht und die Wnsserkopfbildung fördere, wenn man es
en Arbeitern in der Großstadt möglichst beqnem mache und ihnen unverdiente
forteile biete, für die Verbesserung der vielfach unwürdigen und unerträglichen
der landwirtschaftlichen Arbeiter aber rein gar nichts tue. In demselben
^ahre nun ist in Berlin, im Selbstverlage des Zentralverbands städtischer
Haus- und Grundbesitzervereine Deutschlands ein (300 Seiten Lexikonoktav
"ut fast ebensoviel Seiten statistischer Nachweise starker) Band erschienen, den
Auftrage des genannten Verbands A. Grüvell versaßt hat: Die Bau-
^"vssenschastsfrage. Da wir uns nicht erinnern können, irgendwo eine
"^Verlegung der hier vom Standpunkte der Hallsbesitzer gegen die Bau-
^nvsseiischaften erhobnen Bedenken und Vorwürfe gelesen zu haben, so wollen
wir zur Ergänzung der Aufsätze über Wohnungs- und Bodenpolitik über den
Hauptinhalt der Schrift, die uns erst jetzt in die Hände fällt, berichten.
^lleicht findet sich dadurch ein Anhänger der Genossenschaften zu dem Ver¬
buche veranlaßt, wenigstens einige der Anklagen Grüvells zu entkräften. Wir
^schränken uns vorläufig auf die Kritik der Baugenossenschaften und be-
^ noctu die grundsätzlichen Fragen, die der Verfasser aufwirft, in einem zweiten
^reitet.

Den größten Teil des Materials hat sich Grüvell verschafft „durch zwei
"fragen, von denen die eine an rund 400 Bürgermeistereien solcher Orte
^richtet war, in denen gemeinnützige Bauunternehmungen bestehn, oder die
erhältnisse eine Erörterung der Wohnungszustände nahelegen." Mit der
Seiten Umfrage hat er sich an alle bestehenden Baugenossenschaften selbst - es
U ungefähr 370 — gewandt, und die meisten haben die gewünschte
Auskunft bereitwillig erteilt. Außerdem haben ihm die Hausbesitzervereine
Material geliefert, ferner Gretschel in Düsseldorf, der Sekretär des Rheinischen
^ereins zur Beförderung des Arbeiterwohnungswesens, Professor Albrecht,
er Vorsitzende eines Verbands deutscher Baugenossenschaften, und das von
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^^tschaftsgenossenschafteil. In einer historischen Einleitung wird über die


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[0645] [Abbildung] Die Baugenossenschaften und die Wohnungsfrage i^. Baugenossenschaften in Jahre 1901 hat der mit /? zeichnende Mitarbeiter der Grenz- boten die preußische Wohnuugs- und Bodenpolitik, namentlich mit Beziehung auf Berlin, ausführlich erörtert <im zweiten Bande Seite 247, 343, 545, 583 und im dritten Seite 296, 443 und 529); er hat in diesen Abhandlungen vor einer dem Sozialismus zuneigenden Übertreibung der Staatshilfe sowie vor unnötigen Verletzungen ^ berechtigten Interesses der Hausbesitzer gewarnt und daran erinnert, daß '"un ja nur die Landflucht und die Wnsserkopfbildung fördere, wenn man es en Arbeitern in der Großstadt möglichst beqnem mache und ihnen unverdiente forteile biete, für die Verbesserung der vielfach unwürdigen und unerträglichen der landwirtschaftlichen Arbeiter aber rein gar nichts tue. In demselben ^ahre nun ist in Berlin, im Selbstverlage des Zentralverbands städtischer Haus- und Grundbesitzervereine Deutschlands ein (300 Seiten Lexikonoktav "ut fast ebensoviel Seiten statistischer Nachweise starker) Band erschienen, den Auftrage des genannten Verbands A. Grüvell versaßt hat: Die Bau- ^"vssenschastsfrage. Da wir uns nicht erinnern können, irgendwo eine "^Verlegung der hier vom Standpunkte der Hallsbesitzer gegen die Bau- ^nvsseiischaften erhobnen Bedenken und Vorwürfe gelesen zu haben, so wollen wir zur Ergänzung der Aufsätze über Wohnungs- und Bodenpolitik über den Hauptinhalt der Schrift, die uns erst jetzt in die Hände fällt, berichten. ^lleicht findet sich dadurch ein Anhänger der Genossenschaften zu dem Ver¬ buche veranlaßt, wenigstens einige der Anklagen Grüvells zu entkräften. Wir ^schränken uns vorläufig auf die Kritik der Baugenossenschaften und be- ^ noctu die grundsätzlichen Fragen, die der Verfasser aufwirft, in einem zweiten ^reitet. Den größten Teil des Materials hat sich Grüvell verschafft „durch zwei "fragen, von denen die eine an rund 400 Bürgermeistereien solcher Orte ^richtet war, in denen gemeinnützige Bauunternehmungen bestehn, oder die erhältnisse eine Erörterung der Wohnungszustände nahelegen." Mit der Seiten Umfrage hat er sich an alle bestehenden Baugenossenschaften selbst - es U ungefähr 370 — gewandt, und die meisten haben die gewünschte Auskunft bereitwillig erteilt. Außerdem haben ihm die Hausbesitzervereine Material geliefert, ferner Gretschel in Düsseldorf, der Sekretär des Rheinischen ^ereins zur Beförderung des Arbeiterwohnungswesens, Professor Albrecht, er Vorsitzende eines Verbands deutscher Baugenossenschaften, und das von r- Crüger hercmsgegebnc Jahrbuch des Verbauds deutscher Erwerbs- und ^^tschaftsgenossenschafteil. In einer historischen Einleitung wird über die

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_239555/645>, abgerufen am 27.07.2024.