Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.Feuer I Amalrich: (Schluß folgt) Feuer! Erinnerung aus dem russischen polizeileben Alexander Andreas von(Fortsetzung) 11 > und ich selbst empfand Befriedigung wie jeder Mensch, wenn er sieht, Ich ging dieses mal mit den Hühnern zu Bett, machte gegen Morgen meine Den Besuch beabsichtigte ich bei deu Ssawinskis abzustatten. Es war Sonn¬ Feuer I Amalrich: (Schluß folgt) Feuer! Erinnerung aus dem russischen polizeileben Alexander Andreas von(Fortsetzung) 11 > und ich selbst empfand Befriedigung wie jeder Mensch, wenn er sieht, Ich ging dieses mal mit den Hühnern zu Bett, machte gegen Morgen meine Den Besuch beabsichtigte ich bei deu Ssawinskis abzustatten. Es war Sonn¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0562" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/240118"/> <fw type="header" place="top"> Feuer I</fw><lb/> <quote> <note type="speaker"> Amalrich:</note> <p xml:id="ID_2978"> Einmal werd ich ein dir sterben.</p> <stage> (Sie sinkt kraftlos auf seine Schulter und — verläßt ihn doch.)</stage> <p xml:id="ID_2979"> Wertlos war bis heute — sagt sie —<lb/> Mir die Vergangenheit — o war sich noch!</p> <stage> (Sie legt beide Arme um seinen Hals.)<lb/> —</stage><lb/> <stage> Vergangenheit so schließ ich deine Sinne.</stage> <stage> (Sie küßt ihm die Augen zu.)</stage><lb/> <p xml:id="ID_2980"> Sich mir nicht nach,<lb/> Daß wenn ein Mensch dich fragt nach dieser Stunde,<lb/> Du sagen kannst, ich weiß von ihr nichts mehr.<lb/> Denn ich war blind und taub. Daß, wenn dein Herz<lb/> Der Stunde dich gemahnt, du sagen kannst,<lb/> Ich weiß von ihr nicht — ich war blind und taub.</p> <stage> (Sie küßt ihn auf den Mund.)</stage><lb/> <p xml:id="ID_2981"> Und so leb wohl</p> <stage> (Sie küßt ihn noch einmal.)</stage> <p xml:id="ID_2982"> für immer so</p> <stage> (Sie küßt ihn nochmals.)</stage> <p xml:id="ID_2983"> leb wohl.</p><lb/> <stage> (Der Vorhang fällt. Ein Königreich für einen — Arzt!)</stage> </quote><lb/> <p xml:id="ID_2984"> (Schluß folgt)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Feuer!<lb/> Erinnerung aus dem russischen polizeileben<lb/><note type="byline"> Alexander Andreas</note> von(Fortsetzung)<lb/> 11</head><lb/> <p xml:id="ID_2985"> > und ich selbst empfand Befriedigung wie jeder Mensch, wenn er sieht,<lb/> daß seine Mühe Erfolg hat. Während ich ans kürzeren Wege durch<lb/> mehrere kleine Straßen zu meiner Wohnung zurückkehrte, hatte ich<lb/> Gelegenheit, mich von dem Erfolge meines heutigen Unternehmens<lb/> zu überzeugen. Die Kunde von meiner Revision schien sich dnrch<lb/> Iden ganzen Stadtteil oder wenigstens über die ganze Sandfelde ver¬<lb/> breitet zu haben, denn auf vielen Dächern wurden die Schornsteine gereinigt, daß<lb/> der schwarze Staub weit umherflog.</p><lb/> <p xml:id="ID_2986"> Ich ging dieses mal mit den Hühnern zu Bett, machte gegen Morgen meine<lb/> Runde, nahm, als ich sie mit Tagesanbruch beendet hatte, den Tee ein und warf<lb/> mich dann in meinen besten Staat. Das Waschen erwies sich aber als eine ver¬<lb/> gebliche Mühe, denn von meiner linken Hand ließen sich die Nnßspuren ans keine<lb/> Weise entfernen. Ich hatte nämlich, um deu Unterschied kennen zu lernen, auch<lb/> eben gekehrte Schvrnsteinwände betastet. Ich hatte dabei erfahren, daß sich ein<lb/> vernachlässigter und ein gereinigter Schornstein so verschieden anfühlen wie ein<lb/> Tannenzapfen und ein Stück Seidenzeug. Ich hatte mich aber auch überzeugen<lb/> müssen, daß in gekehrten Schornsteinen der feine Nuß wunderschön schwarz färbte.<lb/> Nun sah ich bei wiederholtem Waschen, daß diese Farbe zum Verzweifeln echt war.<lb/> Ich mußte zuletzt die fruchtlose Mühe aufgeben und beschloß den linken Handschuh<lb/> während meines Besuchs nicht auszuziehn, wie viele es tun, ohne einen triftigen<lb/> Grund dafür zu haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_2987"> Den Besuch beabsichtigte ich bei deu Ssawinskis abzustatten. Es war Sonn¬<lb/> tag. Ich wollte im Stadtteilhanse die Klage gegen den Kaufmann Jsotow auf¬<lb/> setzen, ohne den Schriftführer damit zu belästigen, und zu gehöriger Zeit den<lb/> Ssawinskis meine Visite machen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0562]
Feuer I
Amalrich: Einmal werd ich ein dir sterben.
(Sie sinkt kraftlos auf seine Schulter und — verläßt ihn doch.) Wertlos war bis heute — sagt sie —
Mir die Vergangenheit — o war sich noch!
(Sie legt beide Arme um seinen Hals.)
—
Vergangenheit so schließ ich deine Sinne. (Sie küßt ihm die Augen zu.)
Sich mir nicht nach,
Daß wenn ein Mensch dich fragt nach dieser Stunde,
Du sagen kannst, ich weiß von ihr nichts mehr.
Denn ich war blind und taub. Daß, wenn dein Herz
Der Stunde dich gemahnt, du sagen kannst,
Ich weiß von ihr nicht — ich war blind und taub.
(Sie küßt ihn auf den Mund.)
Und so leb wohl
(Sie küßt ihn noch einmal.) für immer so
(Sie küßt ihn nochmals.) leb wohl.
(Der Vorhang fällt. Ein Königreich für einen — Arzt!)
(Schluß folgt)
Feuer!
Erinnerung aus dem russischen polizeileben
Alexander Andreas von(Fortsetzung)
11
> und ich selbst empfand Befriedigung wie jeder Mensch, wenn er sieht,
daß seine Mühe Erfolg hat. Während ich ans kürzeren Wege durch
mehrere kleine Straßen zu meiner Wohnung zurückkehrte, hatte ich
Gelegenheit, mich von dem Erfolge meines heutigen Unternehmens
zu überzeugen. Die Kunde von meiner Revision schien sich dnrch
Iden ganzen Stadtteil oder wenigstens über die ganze Sandfelde ver¬
breitet zu haben, denn auf vielen Dächern wurden die Schornsteine gereinigt, daß
der schwarze Staub weit umherflog.
Ich ging dieses mal mit den Hühnern zu Bett, machte gegen Morgen meine
Runde, nahm, als ich sie mit Tagesanbruch beendet hatte, den Tee ein und warf
mich dann in meinen besten Staat. Das Waschen erwies sich aber als eine ver¬
gebliche Mühe, denn von meiner linken Hand ließen sich die Nnßspuren ans keine
Weise entfernen. Ich hatte nämlich, um deu Unterschied kennen zu lernen, auch
eben gekehrte Schvrnsteinwände betastet. Ich hatte dabei erfahren, daß sich ein
vernachlässigter und ein gereinigter Schornstein so verschieden anfühlen wie ein
Tannenzapfen und ein Stück Seidenzeug. Ich hatte mich aber auch überzeugen
müssen, daß in gekehrten Schornsteinen der feine Nuß wunderschön schwarz färbte.
Nun sah ich bei wiederholtem Waschen, daß diese Farbe zum Verzweifeln echt war.
Ich mußte zuletzt die fruchtlose Mühe aufgeben und beschloß den linken Handschuh
während meines Besuchs nicht auszuziehn, wie viele es tun, ohne einen triftigen
Grund dafür zu haben.
Den Besuch beabsichtigte ich bei deu Ssawinskis abzustatten. Es war Sonn¬
tag. Ich wollte im Stadtteilhanse die Klage gegen den Kaufmann Jsotow auf¬
setzen, ohne den Schriftführer damit zu belästigen, und zu gehöriger Zeit den
Ssawinskis meine Visite machen.
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