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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.

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Feuer!

Guido Mes, mis ich in das Dienstlokal trat. Er hatte, wahrscheinlich um
der Luft freiern Zutritt zu geben. den Schirm zusammengeklappt und an die
Wand gelehnt und lag in seinem Bette so ungeniert, als ob er in seinem Schlaf¬
zimmer und nicht im Polizeilokal wäre, wo jedermann zu jeder Zeit freien Zutritt
hulde. Ich gestehe, die Größe dieser Rücksichtslosigkeit machte Eindruck auf mich,
und die fortgesetzte Keckheit - oder war es Stumpfheit? -. mit der er den Zorn
des Aufsehers herausforderte. setzte mich in Erstannen. Ich hat e um keinen Preis
in seiner Haut stecken mögen, falls Jemeljau Afanasjewitsch jetz gekommen wäre
">'d ihn gefunden hätte. Aber er hatte Glück wie diele, die nicht wissen, was sie
tun. Der Aufseher stellte sich seltsamerweise an diesem Morgen acht ein.-

Guido erwachte, als Iwan mir den Mantel abnahm und dabei mit dem Hvlz
beine einigemal hart auf die Diele stampfte.

Leise. Teufel! rief er mit verschlafner Stimme.

Guten Morgen. Peter Arkadijewitsch! sagte ich. Wie habe" Sie geruht--

^ Er hatte auf dem Rücken gelegen. Jetzt wälzte er sich herum, stemmte das
Kinn in die Hände und sah mich aufmerksam an, antwortete aber nicht. ^

Ich setzte mich an den Schreibertisch, ließ mir von Iwan Papier und das
gestrige Protokoll reichen und begann meine Arbeit.

Guido betrachtete mich "och eine Weile. Dann erhob er sich und befahl
Iwan, ihm Wasser zum Waschen zu bringen und ihm behilflich zu sein. Ich mußte
meine Schreiberei unterbrechen, denn mich störte die Seeleuruhe, mit der er an
diesem öffentlichen Orte seine Toilette machte. Endlich war er fertig, beauftragte
Iwan das Bett zu machen, den Schirm vorzustellen, die Teemaschine zu besorgen
und zum Bäcker z" geh". Dann näherte er sich mir, indem er den Rock zuknöpfte.

Alexander Audrejewitsch, sagte er feierlich mit einer hölzernen Verbeugung,
entschuldigen Sie, daß ich Ihnen vorhin nicht antwortete. Ich wagte nicht zu
einem Beamte", der so hoch über mir steht, zu reden, während ich mich in einer
unpassenden Lage befand und nicht in der Uniform war. Wenn Sie es mir jetzt
gestatten wollen, erlaube ich mir Ihnen einen guten Morgen zu wünschen.

Machen Sie keine schlechten Witze, Peter Arkadijewitsch.

Gott bewahre! Würde mirs nie herausnehmen! sagte er mit einer neuen
Verbeugung. Jemeljan Afanasjewitsch hat mir gestern den Abstand klar gemacht.

Was soll das heißen?

Jemeljan Afanasjewitsch beliebte mir am Abend eine Abschiedsvisite zu machen.
Sie wissen, er ist so seelengut. Er wollte -- aber erlauben Sie vielleicht, daß ich
mich in Ihrer Gegenwart setze? uur auf ein Eckchen dieses Stuhls?

Hören Sie auf, Peter Arkadijewitsch.

Ich danke Ihnen. Er wollte in seiner Gutmütigkeit nicht, daß ich glaubte,
er zürne mir, und da kam er, um mir zu meiner Beruhigung eine gute Nacht zu
wünschen. Aber er geriet dabei in Zug und predigte mir eine halbe Stunde vor.
Er ist ein gediegner Charakterzcichner. Er schilderte mich so treffend! Ich er¬
kannte mich gleich. Als er dann aber begann, Sie zu malen -- ah! Alexander
Andrejewitsch, ich kann nicht anders, erlauben Sie!

Er stand auf und verbeugte sich.

Was beabsichtigen Sie eigentlich, Peter Arkadijewitsch? fragte ich unfreundlich.

Er kniff die Augen zusammen. Er wollte, wie mir schien, seinem Gesicht
einen schlauen Ausdruck geben.

Sehen Sie, Alexander Andrejewitsch, ich habe mich noch nicht entschlossen,
welche Absicht ich mir aneignen soll. Aber Ihre Größe fühle ich, Alexander Andre¬
jewitsch. Gott ist mein Zeuge.

Er legte die Hand an die Brust und beugte den Oberkörper vor.

Mir wurde das Geschwätz zuwider. Ich ergriff die Feder und begann zu
schreibe". Ich fühlte, ohne ihn anzusehen, daß er mich hohnlächelnd betrachtete.
Nach einiger Zeit setzte er sich und zündete sich eine Papiros an. Bald brachte
Jour die Teemaschine.


Feuer!

Guido Mes, mis ich in das Dienstlokal trat. Er hatte, wahrscheinlich um
der Luft freiern Zutritt zu geben. den Schirm zusammengeklappt und an die
Wand gelehnt und lag in seinem Bette so ungeniert, als ob er in seinem Schlaf¬
zimmer und nicht im Polizeilokal wäre, wo jedermann zu jeder Zeit freien Zutritt
hulde. Ich gestehe, die Größe dieser Rücksichtslosigkeit machte Eindruck auf mich,
und die fortgesetzte Keckheit - oder war es Stumpfheit? -. mit der er den Zorn
des Aufsehers herausforderte. setzte mich in Erstannen. Ich hat e um keinen Preis
in seiner Haut stecken mögen, falls Jemeljau Afanasjewitsch jetz gekommen wäre
">'d ihn gefunden hätte. Aber er hatte Glück wie diele, die nicht wissen, was sie
tun. Der Aufseher stellte sich seltsamerweise an diesem Morgen acht ein.-

Guido erwachte, als Iwan mir den Mantel abnahm und dabei mit dem Hvlz
beine einigemal hart auf die Diele stampfte.

Leise. Teufel! rief er mit verschlafner Stimme.

Guten Morgen. Peter Arkadijewitsch! sagte ich. Wie habe» Sie geruht--

^ Er hatte auf dem Rücken gelegen. Jetzt wälzte er sich herum, stemmte das
Kinn in die Hände und sah mich aufmerksam an, antwortete aber nicht. ^

Ich setzte mich an den Schreibertisch, ließ mir von Iwan Papier und das
gestrige Protokoll reichen und begann meine Arbeit.

Guido betrachtete mich «och eine Weile. Dann erhob er sich und befahl
Iwan, ihm Wasser zum Waschen zu bringen und ihm behilflich zu sein. Ich mußte
meine Schreiberei unterbrechen, denn mich störte die Seeleuruhe, mit der er an
diesem öffentlichen Orte seine Toilette machte. Endlich war er fertig, beauftragte
Iwan das Bett zu machen, den Schirm vorzustellen, die Teemaschine zu besorgen
und zum Bäcker z» geh». Dann näherte er sich mir, indem er den Rock zuknöpfte.

Alexander Audrejewitsch, sagte er feierlich mit einer hölzernen Verbeugung,
entschuldigen Sie, daß ich Ihnen vorhin nicht antwortete. Ich wagte nicht zu
einem Beamte», der so hoch über mir steht, zu reden, während ich mich in einer
unpassenden Lage befand und nicht in der Uniform war. Wenn Sie es mir jetzt
gestatten wollen, erlaube ich mir Ihnen einen guten Morgen zu wünschen.

Machen Sie keine schlechten Witze, Peter Arkadijewitsch.

Gott bewahre! Würde mirs nie herausnehmen! sagte er mit einer neuen
Verbeugung. Jemeljan Afanasjewitsch hat mir gestern den Abstand klar gemacht.

Was soll das heißen?

Jemeljan Afanasjewitsch beliebte mir am Abend eine Abschiedsvisite zu machen.
Sie wissen, er ist so seelengut. Er wollte — aber erlauben Sie vielleicht, daß ich
mich in Ihrer Gegenwart setze? uur auf ein Eckchen dieses Stuhls?

Hören Sie auf, Peter Arkadijewitsch.

Ich danke Ihnen. Er wollte in seiner Gutmütigkeit nicht, daß ich glaubte,
er zürne mir, und da kam er, um mir zu meiner Beruhigung eine gute Nacht zu
wünschen. Aber er geriet dabei in Zug und predigte mir eine halbe Stunde vor.
Er ist ein gediegner Charakterzcichner. Er schilderte mich so treffend! Ich er¬
kannte mich gleich. Als er dann aber begann, Sie zu malen — ah! Alexander
Andrejewitsch, ich kann nicht anders, erlauben Sie!

Er stand auf und verbeugte sich.

Was beabsichtigen Sie eigentlich, Peter Arkadijewitsch? fragte ich unfreundlich.

Er kniff die Augen zusammen. Er wollte, wie mir schien, seinem Gesicht
einen schlauen Ausdruck geben.

Sehen Sie, Alexander Andrejewitsch, ich habe mich noch nicht entschlossen,
welche Absicht ich mir aneignen soll. Aber Ihre Größe fühle ich, Alexander Andre¬
jewitsch. Gott ist mein Zeuge.

Er legte die Hand an die Brust und beugte den Oberkörper vor.

Mir wurde das Geschwätz zuwider. Ich ergriff die Feder und begann zu
schreibe». Ich fühlte, ohne ihn anzusehen, daß er mich hohnlächelnd betrachtete.
Nach einiger Zeit setzte er sich und zündete sich eine Papiros an. Bald brachte
Jour die Teemaschine.


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[0563] Feuer! Guido Mes, mis ich in das Dienstlokal trat. Er hatte, wahrscheinlich um der Luft freiern Zutritt zu geben. den Schirm zusammengeklappt und an die Wand gelehnt und lag in seinem Bette so ungeniert, als ob er in seinem Schlaf¬ zimmer und nicht im Polizeilokal wäre, wo jedermann zu jeder Zeit freien Zutritt hulde. Ich gestehe, die Größe dieser Rücksichtslosigkeit machte Eindruck auf mich, und die fortgesetzte Keckheit - oder war es Stumpfheit? -. mit der er den Zorn des Aufsehers herausforderte. setzte mich in Erstannen. Ich hat e um keinen Preis in seiner Haut stecken mögen, falls Jemeljau Afanasjewitsch jetz gekommen wäre ">'d ihn gefunden hätte. Aber er hatte Glück wie diele, die nicht wissen, was sie tun. Der Aufseher stellte sich seltsamerweise an diesem Morgen acht ein.- Guido erwachte, als Iwan mir den Mantel abnahm und dabei mit dem Hvlz beine einigemal hart auf die Diele stampfte. Leise. Teufel! rief er mit verschlafner Stimme. Guten Morgen. Peter Arkadijewitsch! sagte ich. Wie habe» Sie geruht-- ^ Er hatte auf dem Rücken gelegen. Jetzt wälzte er sich herum, stemmte das Kinn in die Hände und sah mich aufmerksam an, antwortete aber nicht. ^ Ich setzte mich an den Schreibertisch, ließ mir von Iwan Papier und das gestrige Protokoll reichen und begann meine Arbeit. Guido betrachtete mich «och eine Weile. Dann erhob er sich und befahl Iwan, ihm Wasser zum Waschen zu bringen und ihm behilflich zu sein. Ich mußte meine Schreiberei unterbrechen, denn mich störte die Seeleuruhe, mit der er an diesem öffentlichen Orte seine Toilette machte. Endlich war er fertig, beauftragte Iwan das Bett zu machen, den Schirm vorzustellen, die Teemaschine zu besorgen und zum Bäcker z» geh». Dann näherte er sich mir, indem er den Rock zuknöpfte. Alexander Audrejewitsch, sagte er feierlich mit einer hölzernen Verbeugung, entschuldigen Sie, daß ich Ihnen vorhin nicht antwortete. Ich wagte nicht zu einem Beamte», der so hoch über mir steht, zu reden, während ich mich in einer unpassenden Lage befand und nicht in der Uniform war. Wenn Sie es mir jetzt gestatten wollen, erlaube ich mir Ihnen einen guten Morgen zu wünschen. Machen Sie keine schlechten Witze, Peter Arkadijewitsch. Gott bewahre! Würde mirs nie herausnehmen! sagte er mit einer neuen Verbeugung. Jemeljan Afanasjewitsch hat mir gestern den Abstand klar gemacht. Was soll das heißen? Jemeljan Afanasjewitsch beliebte mir am Abend eine Abschiedsvisite zu machen. Sie wissen, er ist so seelengut. Er wollte — aber erlauben Sie vielleicht, daß ich mich in Ihrer Gegenwart setze? uur auf ein Eckchen dieses Stuhls? Hören Sie auf, Peter Arkadijewitsch. Ich danke Ihnen. Er wollte in seiner Gutmütigkeit nicht, daß ich glaubte, er zürne mir, und da kam er, um mir zu meiner Beruhigung eine gute Nacht zu wünschen. Aber er geriet dabei in Zug und predigte mir eine halbe Stunde vor. Er ist ein gediegner Charakterzcichner. Er schilderte mich so treffend! Ich er¬ kannte mich gleich. Als er dann aber begann, Sie zu malen — ah! Alexander Andrejewitsch, ich kann nicht anders, erlauben Sie! Er stand auf und verbeugte sich. Was beabsichtigen Sie eigentlich, Peter Arkadijewitsch? fragte ich unfreundlich. Er kniff die Augen zusammen. Er wollte, wie mir schien, seinem Gesicht einen schlauen Ausdruck geben. Sehen Sie, Alexander Andrejewitsch, ich habe mich noch nicht entschlossen, welche Absicht ich mir aneignen soll. Aber Ihre Größe fühle ich, Alexander Andre¬ jewitsch. Gott ist mein Zeuge. Er legte die Hand an die Brust und beugte den Oberkörper vor. Mir wurde das Geschwätz zuwider. Ich ergriff die Feder und begann zu schreibe». Ich fühlte, ohne ihn anzusehen, daß er mich hohnlächelnd betrachtete. Nach einiger Zeit setzte er sich und zündete sich eine Papiros an. Bald brachte Jour die Teemaschine.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_239555/563>, abgerufen am 24.11.2024.