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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr.

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Altes und Neues aus der Normandie

Paardeberg bei der Kvedoesranddrift in ungeeignetster Stellung halten, bevor
wir den Übergang versuchen. Die Drift führt nämlich auf die Bloemfonteiner
Straße, die hier ans das südliche Flußufer hinüberspringt. Gerade steige ich
von dem ausgespannten Wagen ab, als die erste feindliche Granate ins Lager
schlägt. Vor uns auf demselben Ufer "nie wir sind feindliche Geschütze aufgefahren
mit starker Kavalleriebedecknng. Ein Passieren der Furt ist nicht mehr möglich,
und so strebe ich mit einer Handvoll Kaplmren, Griqualandrebellen, die sich
mir anschließen, möglichst weit von dem Lager weg den ans belästigenden
Geschützen entgegen. In einer Entfernung von ungefähr einem Kilometer stoßen
nur auf einen von Regengüssen stark ausgewaschnen Weg, der sich zur Ver¬
teidigung eignet. Wir besetzen und Verstürken ihn. Noch während dieser
Arbeit reitet eine Abteilung feindlicher Kavallerie gegen uns an, Sie naht in
geschlossenen Zügen, Auf Standvisier lassen wir sie herankommen, dann geben
wir Schnellfeuer, hierin von eintreffender Verstärkung unterstützt. Die Kavallerie
gerät in Unordnung, einzelne Reiter wenden die Pferde, reißen die andern
mit, und zurück rast die Masse unter Zurücklassung vieler Toter und Ver¬
wundeter.

(Schluß folgt)




Altes und Neues aus der Normandie
(Schluß)
Dieppe

ann man glauben, dnß in dem Pfiff der Lokomotive, dem Rauch eines
Fabrikschlots etwas Schönes liegt? Mit nur haben es Tausende schön
gefunden, als mit Eintritt des Waffenstillstands der erste Eisenbahn¬
zug herankam, als die Feuer in den Fabriken wieder entzündet wurden,
und wieder mächtige Rauchsäulen in die Luft stiegen.

Zuletzt vor Eintritt des Waffenstillstands hatte noch ein Wettlaufen
mit den Franzosen stattgefunden. Es war bestimmt, daß die Demarkationslinie durch
die Ortschaften gebildet werden sollte, die wir bis zur Mitternachtsstunde des letzten
Krtegstags erreichen würden. Der Befehl für uns lautete, Dieppe zu besetzen.
Als unsre ersten Truppen vor der Stadt ankamen, kam ihnen von le HSvre aus
ein Parlamentär in den Weg mit der Anzeige, daß eine französische Korvette schou
in den Hafen Von Dieppe eingelaufen sei. Also Halt, und enttäuschte Gesichter. Es
wurde Tag, und ein Offizier wurde in die Stadt gesandt, der die Besetzung durch die
Franzosen feststellen sollte. Aber ihre Soldaten waren nicht zu finden, und die Korvette
erst in Sicht, Also vorwärts, so schnell es ging, und als die Korvette in den
Hafen dampfte, hatte eine deutsche Truppe schon die Stadt betreten. Das ent¬
täuschte Gesicht machte jetzt der französische Kapitän, als er unter Hinweis auf die
falsche Meldung des Parlamentärs gebeten wurde, schleunigst wieder abzudampfen.
Es gab damals viel Geschrei darüber, wir ließen es aber die Franzosen ruhig aus
ihr Revanchekonto setzen.


Altes und Neues aus der Normandie

Paardeberg bei der Kvedoesranddrift in ungeeignetster Stellung halten, bevor
wir den Übergang versuchen. Die Drift führt nämlich auf die Bloemfonteiner
Straße, die hier ans das südliche Flußufer hinüberspringt. Gerade steige ich
von dem ausgespannten Wagen ab, als die erste feindliche Granate ins Lager
schlägt. Vor uns auf demselben Ufer »nie wir sind feindliche Geschütze aufgefahren
mit starker Kavalleriebedecknng. Ein Passieren der Furt ist nicht mehr möglich,
und so strebe ich mit einer Handvoll Kaplmren, Griqualandrebellen, die sich
mir anschließen, möglichst weit von dem Lager weg den ans belästigenden
Geschützen entgegen. In einer Entfernung von ungefähr einem Kilometer stoßen
nur auf einen von Regengüssen stark ausgewaschnen Weg, der sich zur Ver¬
teidigung eignet. Wir besetzen und Verstürken ihn. Noch während dieser
Arbeit reitet eine Abteilung feindlicher Kavallerie gegen uns an, Sie naht in
geschlossenen Zügen, Auf Standvisier lassen wir sie herankommen, dann geben
wir Schnellfeuer, hierin von eintreffender Verstärkung unterstützt. Die Kavallerie
gerät in Unordnung, einzelne Reiter wenden die Pferde, reißen die andern
mit, und zurück rast die Masse unter Zurücklassung vieler Toter und Ver¬
wundeter.

(Schluß folgt)




Altes und Neues aus der Normandie
(Schluß)
Dieppe

ann man glauben, dnß in dem Pfiff der Lokomotive, dem Rauch eines
Fabrikschlots etwas Schönes liegt? Mit nur haben es Tausende schön
gefunden, als mit Eintritt des Waffenstillstands der erste Eisenbahn¬
zug herankam, als die Feuer in den Fabriken wieder entzündet wurden,
und wieder mächtige Rauchsäulen in die Luft stiegen.

Zuletzt vor Eintritt des Waffenstillstands hatte noch ein Wettlaufen
mit den Franzosen stattgefunden. Es war bestimmt, daß die Demarkationslinie durch
die Ortschaften gebildet werden sollte, die wir bis zur Mitternachtsstunde des letzten
Krtegstags erreichen würden. Der Befehl für uns lautete, Dieppe zu besetzen.
Als unsre ersten Truppen vor der Stadt ankamen, kam ihnen von le HSvre aus
ein Parlamentär in den Weg mit der Anzeige, daß eine französische Korvette schou
in den Hafen Von Dieppe eingelaufen sei. Also Halt, und enttäuschte Gesichter. Es
wurde Tag, und ein Offizier wurde in die Stadt gesandt, der die Besetzung durch die
Franzosen feststellen sollte. Aber ihre Soldaten waren nicht zu finden, und die Korvette
erst in Sicht, Also vorwärts, so schnell es ging, und als die Korvette in den
Hafen dampfte, hatte eine deutsche Truppe schon die Stadt betreten. Das ent¬
täuschte Gesicht machte jetzt der französische Kapitän, als er unter Hinweis auf die
falsche Meldung des Parlamentärs gebeten wurde, schleunigst wieder abzudampfen.
Es gab damals viel Geschrei darüber, wir ließen es aber die Franzosen ruhig aus
ihr Revanchekonto setzen.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_234529/283>, abgerufen am 29.06.2024.