Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr.Maßgeblindes und Unmaßgebliches Unsre Lage ist keine glückliche, und ich eile nach Norm, um die Einleitung zu den Ich bin wiedergekommen, aber zu spät. (Schluß folgt) Maßgebliches und Unmaßgebliches Das Deutsche Reich in China. In der Rassischer Zeitung stand kürzlich Man wird gegenüber den Hetzereien in der russischen Presse immer daran Grenzboten II 1901 !ip
Maßgeblindes und Unmaßgebliches Unsre Lage ist keine glückliche, und ich eile nach Norm, um die Einleitung zu den Ich bin wiedergekommen, aber zu spät. (Schluß folgt) Maßgebliches und Unmaßgebliches Das Deutsche Reich in China. In der Rassischer Zeitung stand kürzlich Man wird gegenüber den Hetzereien in der russischen Presse immer daran Grenzboten II 1901 !ip
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0241" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/234771"/> <fw type="header" place="top"> Maßgeblindes und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_708" prev="#ID_707"> Unsre Lage ist keine glückliche, und ich eile nach Norm, um die Einleitung zu den<lb/> Wahlen zu treffen, damit endlich durch vernünftige Männer diesem Kriege ein Ziel<lb/> gesetzt wird. Sollten wir uns nicht wiedersehen, so leben Sie glücklich, und be¬<lb/> halten Sie mich ein wenig in Ihrer Erinnerung, Sollten Sie aber je nach<lb/> Frankreich kommen, und sei es mit Gattin und Kindern, so kommen Sie zu mir,<lb/> ich werde glücklich sein, Sie wiederzusehen." So trennten wir uns.</p><lb/> <p xml:id="ID_709"> Ich bin wiedergekommen, aber zu spät.</p><lb/> <p xml:id="ID_710"> (Schluß folgt)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Maßgebliches und Unmaßgebliches</head><lb/> <div n="2"> <head> Das Deutsche Reich in China.</head> <p xml:id="ID_711"> In der Rassischer Zeitung stand kürzlich<lb/> folgender Herzenserguß, den der Fürst Uchtomski, der „Vertrauensmann der russischen<lb/> Regierung in chinesischen Angelegenheiten," wie die Zeitung ihn nennt, in seinem<lb/> Blatt, dem Petersburger Wjedomosti, zum besten zu geben vou der gestrengen<lb/> Zensur die Erlaubnis erhallen drin „Die Ermordung eines deutschen Offiziers durch<lb/> die Chinesen, die nach dem Terrorismus, den Waldersee einzuführen suchte, dicht<lb/> unter den Mauern von Peking erfolgt ist. . . . Der Einmarsch chinesischer Truppen<lb/> in die für sie verbotne Provinz Tschiki, der offenbar den Zweck hat, einen neuen<lb/> blutigen Zusammenstoß mit den Verbündeten zu veranlassen. . . . Der Versuch, den<lb/> Feldmarschall selbst in den Flammen des von den Ankömmlingen geschändete»<lb/> Palastes der Kaiserin umkommen zu lassen — alles das bringt auf den Gedanken,<lb/> daß dieser Sommer den Europäern nicht weniger gefährlich zu werden verspricht<lb/> als der vorige. Bei dem weisen Entschluß unsrer Regierung, den weitern Gang<lb/> der Ereignisse ruhig abzuwarten, kann man sich nur darüber freuen, daß die frechen,<lb/> nur von satanischer Bosheit und maßloser Habsucht verblendeien Ausländer all¬<lb/> mählich in die Gruben zu fallen beginnen, die sie andern gegraben haben. . . .<lb/> Augenscheinlich naht die Stunde der Buße für die unerhörten Verbrechen, mit<lb/> denen sich der »christliche« Westen gebrandmarkt hat, der übers Meer gekommen<lb/> ist, um die unschuldige chinesische Bevölkerung zu martern. Auch in China wird<lb/> das Jahr 12 (wie 1812, wo Moskau von den Russen in Brand gesteckt wurde)<lb/> in der einen oder der andern Form kommen! Mit der Hilfe von Epidemien unter<lb/> Ausnutzung jeglicher Mittel des Selbstschutzes wird der Eingeborne dein vertierten<lb/> weißen Manu einmal zeigen, daß es ein höheres Gericht über ihn und die ganze<lb/> Erde giebt. Mit einem solchen Finale muß man gerechtermaßen von Herzen<lb/> sympathisieren."</p><lb/> <p xml:id="ID_712" next="#ID_713"> Man wird gegenüber den Hetzereien in der russischen Presse immer daran<lb/> denken müssen, daß sie, wie Fürst Bismarck sagte, sehr häufig vom Ausland bestellt<lb/> und bezahlt werden. Aber gerade in diesem Falle, bei dem notorischen Vertrauens¬<lb/> verhältnis, worin Fürst Uchtomski zur russischen Negierung steht, müsse» wir in<lb/> Deutschland dieses Überlaufen von Gift und Galle immerhin sehr ernst nehmen. Es<lb/> wäre ja wohl möglich, daß englisches oder amerikanisches Regierungsgeld — an<lb/> die französische Regierung könnte dabei vorläufig nicht gedacht werden, höchstens<lb/> an nationalistische und imperialistische Agitationsfonds -- das fürstliche Blatt dazu<lb/> benutzen wollte, einen unüberbrückbaren Zwiespalt zwischen der Berliner und der<lb/> Petersburger Politik zu schaffen. Aber nach allem, was über die in den leitenden</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten II 1901 !ip</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0241]
Maßgeblindes und Unmaßgebliches
Unsre Lage ist keine glückliche, und ich eile nach Norm, um die Einleitung zu den
Wahlen zu treffen, damit endlich durch vernünftige Männer diesem Kriege ein Ziel
gesetzt wird. Sollten wir uns nicht wiedersehen, so leben Sie glücklich, und be¬
halten Sie mich ein wenig in Ihrer Erinnerung, Sollten Sie aber je nach
Frankreich kommen, und sei es mit Gattin und Kindern, so kommen Sie zu mir,
ich werde glücklich sein, Sie wiederzusehen." So trennten wir uns.
Ich bin wiedergekommen, aber zu spät.
(Schluß folgt)
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Das Deutsche Reich in China. In der Rassischer Zeitung stand kürzlich
folgender Herzenserguß, den der Fürst Uchtomski, der „Vertrauensmann der russischen
Regierung in chinesischen Angelegenheiten," wie die Zeitung ihn nennt, in seinem
Blatt, dem Petersburger Wjedomosti, zum besten zu geben vou der gestrengen
Zensur die Erlaubnis erhallen drin „Die Ermordung eines deutschen Offiziers durch
die Chinesen, die nach dem Terrorismus, den Waldersee einzuführen suchte, dicht
unter den Mauern von Peking erfolgt ist. . . . Der Einmarsch chinesischer Truppen
in die für sie verbotne Provinz Tschiki, der offenbar den Zweck hat, einen neuen
blutigen Zusammenstoß mit den Verbündeten zu veranlassen. . . . Der Versuch, den
Feldmarschall selbst in den Flammen des von den Ankömmlingen geschändete»
Palastes der Kaiserin umkommen zu lassen — alles das bringt auf den Gedanken,
daß dieser Sommer den Europäern nicht weniger gefährlich zu werden verspricht
als der vorige. Bei dem weisen Entschluß unsrer Regierung, den weitern Gang
der Ereignisse ruhig abzuwarten, kann man sich nur darüber freuen, daß die frechen,
nur von satanischer Bosheit und maßloser Habsucht verblendeien Ausländer all¬
mählich in die Gruben zu fallen beginnen, die sie andern gegraben haben. . . .
Augenscheinlich naht die Stunde der Buße für die unerhörten Verbrechen, mit
denen sich der »christliche« Westen gebrandmarkt hat, der übers Meer gekommen
ist, um die unschuldige chinesische Bevölkerung zu martern. Auch in China wird
das Jahr 12 (wie 1812, wo Moskau von den Russen in Brand gesteckt wurde)
in der einen oder der andern Form kommen! Mit der Hilfe von Epidemien unter
Ausnutzung jeglicher Mittel des Selbstschutzes wird der Eingeborne dein vertierten
weißen Manu einmal zeigen, daß es ein höheres Gericht über ihn und die ganze
Erde giebt. Mit einem solchen Finale muß man gerechtermaßen von Herzen
sympathisieren."
Man wird gegenüber den Hetzereien in der russischen Presse immer daran
denken müssen, daß sie, wie Fürst Bismarck sagte, sehr häufig vom Ausland bestellt
und bezahlt werden. Aber gerade in diesem Falle, bei dem notorischen Vertrauens¬
verhältnis, worin Fürst Uchtomski zur russischen Negierung steht, müsse» wir in
Deutschland dieses Überlaufen von Gift und Galle immerhin sehr ernst nehmen. Es
wäre ja wohl möglich, daß englisches oder amerikanisches Regierungsgeld — an
die französische Regierung könnte dabei vorläufig nicht gedacht werden, höchstens
an nationalistische und imperialistische Agitationsfonds -- das fürstliche Blatt dazu
benutzen wollte, einen unüberbrückbaren Zwiespalt zwischen der Berliner und der
Petersburger Politik zu schaffen. Aber nach allem, was über die in den leitenden
Grenzboten II 1901 !ip
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