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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

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Die industriellen Monopole in den vereinigten Staaten

zur Weiterbeförder""g des Rohmaterials; 2. die l^ivmr "wol 0oinx^
(Anfertigung von Schienen für Straßenbahnen); 3, die .lob"".," 0c.mpimv
(Erzeugung'von Weichen, elektrischen Motoren und andern Artikeln für Straßen¬
bahnen); 4. die lllinoi" Ltvöl pompa^ (Herstellung von Gußeisen, Stahl¬
schienen. Stahlplatten usw.). Diese Gesellschaft verfügt auch über eine Eisen¬
bahn und reiche Kohlengruben, wo sie die zu ihrer Stahlbereitmig nötige-,
Koth erzeugt.

Diese vier großen Gesellschaften wurden in der oben geschilderte" Weise
(durch Ankauf ihrer Aktie") von der ^sclvral Ltosl Lomxan^ aufgesogen. Der
Wettbewerb zwischen den einzelnen Gliedern der so gebildeten Ricsengesellschaft
wurde aber nur teilweise dadurch aufgehoben. Der eigentliche Zweck der Ring¬
bildung war ja auch etwas ganz andres.

Durch diese Vereinigung erhielten nämlich die Erzgruben der Nimresow
Iron vomxg.my in den drei andern Gesellschaften sichere Abnehmer ihres Roh¬
produkts, währeud andrerseits den unter 2, 3 und 4 genannten Eisen- und
Stahlwerken ein regelmäßiger, fester Lieferant des von ihnen gebrauchte"
Eisenerzes gesichert wurde. Auf diese Weise konnten mit den Kunden Liefe-
rungskoutrakte vou lange dauernder Geltung im voraus abgeschlossen und aus¬
geführt werden, ohne daß die Stahlwerke Verluste zu befürchten hatten, die
ihnen sonst aus den möglichen Preisveräuderuugen des Eisenerzes Hütten ent¬
steh" können. Mag um auch ein Wettbewerb zwischen de" einzelnen Gliedern
der Riesenuuternehumug "och weiterhin vorhanden sein -- er hat auf alle
Fälle bedeutend an Schärfe verloren, da sein Hauptmotiv (die Gewinnsucht)
fortgefallen ist. Denn den Gewinn, der der Erzgrube möglicherweise entgeht,
macht vielleicht das Walzwerk oder die Transportflotte -- schließlich kommt
ja doch alles allen zu gute; und jedenfalls bietet die dnrch den ni"g bewirkte
vollkommne Einheit der Verwaltung den großen Vorteil, daß dem einen
Teil der Absatz und dem ander" die Lieferung des Rohmaterials immer ge¬
sichert ist.

Nachdem wir die Formen dieser neuen industriellen Monopole geschildert
haben, werden wir nun an der Hand des Werks vou P. de Rousiers ver¬
suchen, ans einigen typischen Beispielen eine Antwort auf die naheliegende
Frage zu finden, welchen besondern Verhältnissen solche Monopole ihren Ur¬
sprung verdanke". Dabei wird besonders hervorzuheben sein, inwieweit es
natürliche und normale, oder künstliche und anormale, oder endlich auf einem
erworbnen Privileg beruhende Gründe waren, die zu ihrer Entstehung beige¬
tragen haben.


^ Der petroleumring

^ Die Erzeugung des Petroleums ist an bestimmte Örtlichkeiten gebunden. In
Amerika wird das beste Erdöl in Pennsylvanien gewonnen, wahrend dle Quellen
von Ohio, Jndiana usw. ein viel weniger reines Produkt liefern.

Die Raffinerie", aus denen das zum Gebrauch fertige Petroleum hervorgeht,
sind wegen der weitern Versendung (z. B. nach Europa) durchweg am Wasser er-


Die industriellen Monopole in den vereinigten Staaten

zur Weiterbeförder»»g des Rohmaterials; 2. die l^ivmr »wol 0oinx^
(Anfertigung von Schienen für Straßenbahnen); 3, die .lob»».,» 0c.mpimv
(Erzeugung'von Weichen, elektrischen Motoren und andern Artikeln für Straßen¬
bahnen); 4. die lllinoi« Ltvöl pompa^ (Herstellung von Gußeisen, Stahl¬
schienen. Stahlplatten usw.). Diese Gesellschaft verfügt auch über eine Eisen¬
bahn und reiche Kohlengruben, wo sie die zu ihrer Stahlbereitmig nötige-,
Koth erzeugt.

Diese vier großen Gesellschaften wurden in der oben geschilderte» Weise
(durch Ankauf ihrer Aktie») von der ^sclvral Ltosl Lomxan^ aufgesogen. Der
Wettbewerb zwischen den einzelnen Gliedern der so gebildeten Ricsengesellschaft
wurde aber nur teilweise dadurch aufgehoben. Der eigentliche Zweck der Ring¬
bildung war ja auch etwas ganz andres.

Durch diese Vereinigung erhielten nämlich die Erzgruben der Nimresow
Iron vomxg.my in den drei andern Gesellschaften sichere Abnehmer ihres Roh¬
produkts, währeud andrerseits den unter 2, 3 und 4 genannten Eisen- und
Stahlwerken ein regelmäßiger, fester Lieferant des von ihnen gebrauchte»
Eisenerzes gesichert wurde. Auf diese Weise konnten mit den Kunden Liefe-
rungskoutrakte vou lange dauernder Geltung im voraus abgeschlossen und aus¬
geführt werden, ohne daß die Stahlwerke Verluste zu befürchten hatten, die
ihnen sonst aus den möglichen Preisveräuderuugen des Eisenerzes Hütten ent¬
steh» können. Mag um auch ein Wettbewerb zwischen de» einzelnen Gliedern
der Riesenuuternehumug »och weiterhin vorhanden sein — er hat auf alle
Fälle bedeutend an Schärfe verloren, da sein Hauptmotiv (die Gewinnsucht)
fortgefallen ist. Denn den Gewinn, der der Erzgrube möglicherweise entgeht,
macht vielleicht das Walzwerk oder die Transportflotte — schließlich kommt
ja doch alles allen zu gute; und jedenfalls bietet die dnrch den ni»g bewirkte
vollkommne Einheit der Verwaltung den großen Vorteil, daß dem einen
Teil der Absatz und dem ander» die Lieferung des Rohmaterials immer ge¬
sichert ist.

Nachdem wir die Formen dieser neuen industriellen Monopole geschildert
haben, werden wir nun an der Hand des Werks vou P. de Rousiers ver¬
suchen, ans einigen typischen Beispielen eine Antwort auf die naheliegende
Frage zu finden, welchen besondern Verhältnissen solche Monopole ihren Ur¬
sprung verdanke». Dabei wird besonders hervorzuheben sein, inwieweit es
natürliche und normale, oder künstliche und anormale, oder endlich auf einem
erworbnen Privileg beruhende Gründe waren, die zu ihrer Entstehung beige¬
tragen haben.


^ Der petroleumring

^ Die Erzeugung des Petroleums ist an bestimmte Örtlichkeiten gebunden. In
Amerika wird das beste Erdöl in Pennsylvanien gewonnen, wahrend dle Quellen
von Ohio, Jndiana usw. ein viel weniger reines Produkt liefern.

Die Raffinerie», aus denen das zum Gebrauch fertige Petroleum hervorgeht,
sind wegen der weitern Versendung (z. B. nach Europa) durchweg am Wasser er-


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[0413] Die industriellen Monopole in den vereinigten Staaten zur Weiterbeförder»»g des Rohmaterials; 2. die l^ivmr »wol 0oinx^ (Anfertigung von Schienen für Straßenbahnen); 3, die .lob»».,» 0c.mpimv (Erzeugung'von Weichen, elektrischen Motoren und andern Artikeln für Straßen¬ bahnen); 4. die lllinoi« Ltvöl pompa^ (Herstellung von Gußeisen, Stahl¬ schienen. Stahlplatten usw.). Diese Gesellschaft verfügt auch über eine Eisen¬ bahn und reiche Kohlengruben, wo sie die zu ihrer Stahlbereitmig nötige-, Koth erzeugt. Diese vier großen Gesellschaften wurden in der oben geschilderte» Weise (durch Ankauf ihrer Aktie») von der ^sclvral Ltosl Lomxan^ aufgesogen. Der Wettbewerb zwischen den einzelnen Gliedern der so gebildeten Ricsengesellschaft wurde aber nur teilweise dadurch aufgehoben. Der eigentliche Zweck der Ring¬ bildung war ja auch etwas ganz andres. Durch diese Vereinigung erhielten nämlich die Erzgruben der Nimresow Iron vomxg.my in den drei andern Gesellschaften sichere Abnehmer ihres Roh¬ produkts, währeud andrerseits den unter 2, 3 und 4 genannten Eisen- und Stahlwerken ein regelmäßiger, fester Lieferant des von ihnen gebrauchte» Eisenerzes gesichert wurde. Auf diese Weise konnten mit den Kunden Liefe- rungskoutrakte vou lange dauernder Geltung im voraus abgeschlossen und aus¬ geführt werden, ohne daß die Stahlwerke Verluste zu befürchten hatten, die ihnen sonst aus den möglichen Preisveräuderuugen des Eisenerzes Hütten ent¬ steh» können. Mag um auch ein Wettbewerb zwischen de» einzelnen Gliedern der Riesenuuternehumug »och weiterhin vorhanden sein — er hat auf alle Fälle bedeutend an Schärfe verloren, da sein Hauptmotiv (die Gewinnsucht) fortgefallen ist. Denn den Gewinn, der der Erzgrube möglicherweise entgeht, macht vielleicht das Walzwerk oder die Transportflotte — schließlich kommt ja doch alles allen zu gute; und jedenfalls bietet die dnrch den ni»g bewirkte vollkommne Einheit der Verwaltung den großen Vorteil, daß dem einen Teil der Absatz und dem ander» die Lieferung des Rohmaterials immer ge¬ sichert ist. Nachdem wir die Formen dieser neuen industriellen Monopole geschildert haben, werden wir nun an der Hand des Werks vou P. de Rousiers ver¬ suchen, ans einigen typischen Beispielen eine Antwort auf die naheliegende Frage zu finden, welchen besondern Verhältnissen solche Monopole ihren Ur¬ sprung verdanke». Dabei wird besonders hervorzuheben sein, inwieweit es natürliche und normale, oder künstliche und anormale, oder endlich auf einem erworbnen Privileg beruhende Gründe waren, die zu ihrer Entstehung beige¬ tragen haben. ^ Der petroleumring ^ Die Erzeugung des Petroleums ist an bestimmte Örtlichkeiten gebunden. In Amerika wird das beste Erdöl in Pennsylvanien gewonnen, wahrend dle Quellen von Ohio, Jndiana usw. ein viel weniger reines Produkt liefern. Die Raffinerie», aus denen das zum Gebrauch fertige Petroleum hervorgeht, sind wegen der weitern Versendung (z. B. nach Europa) durchweg am Wasser er-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/413>, abgerufen am 22.07.2024.