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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

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Die Handelspolitik im Jahre ^He)^

erklärt, da wären nur drei mögliche Schönhausen, 5üuiephof, Rcinfeld, alle
andern wären ihm zu despektierlich. Da kommt die Frankfurter Vakanz, Das
erste Wort von seiner Berufung füllt am 24. April 1851, zwei Tage später
ist die Sache geordnet und sicher.

Damit schließt der politische Teil der Briefe, der Neues bringt. Von
den spätern Auslassungen, die dieses Gebiet berühren, sind die wichtigsten die
Berichte aus Petersburg über die Stimmung des dortigen Hofes während des
italienischen Kriegs vou 1859, namentlich das Urteil der Kaiserinwittve über
den Kaiser von Österreich. Es bleibt wohl besser hier in Ruhe,




Die Handelspolitik im Jahre
(Schluß)

in ersten Baude der vou dem Verein für Sozialpolitik heraus¬
gegebnen Beiträge zur neusten Handelspolitik Deutschlands be¬
spricht, wie schon erwähnt worden ist, Professor Dr. Ernst Francke,
der Herausgeber der Sozialen Praxis, die "zollpvlitischen Einigungs¬
bestrebungen in Mitteleuropa während des letzten Jahrzehnts."
Er vermeidet es dabei, für die bevorstehenden Handelsvertragsverhaudluugen
bestimmte praktische Vorschläge zu machen, und giebt sich anch keinen Illusionen
hin über die Wahrscheinlichkeit der Erreichung des Ziels in absehbarer Zeit.
Immerhin verfolgt der Aufsatz den Zweck, in den haudelspolitischen Debatten der
nächsten Zeit die zollpolitische Bereinigung Mitteleuropas wieder zur öffentlichen
Diskussion, vielleicht gar in den Vordergrund zu stellen, ausdrücklich im Gegen¬
satz zu der im Oktober 1W0 von einem doch wohl gut unterrichteten Vertreter
des preußischen Handelsministeriums in einer Versammlung von Industriellen
ausgesprochnen Ansicht, daß eine Initiative der Neichsregierung auf diesem
Gebiet in absehbarer Zeit Wohl kaum ins Auge gefaßt werden würde, und es
jedenfalls kaum ausführbar sei, die Vorbereitung der Handelsverträge mit
dieser Frage zu verquicken.

Mau wird eine historische Würdigung der im letzten Jahrzehnt in dieser
Richtung kund gegebnen Wünsche für recht verdienstlich halten und auch der
Meinung zustimmen müssen, daß unter Umständen einmal eine zvllpolitische
Defensivallianz Mitteleuropas gegen diesen oder jenen übermächtigen Stören¬
fried nötig und dann anch möglich werden kann. Trotzdem wird man das
Gcltendmachen der Forderung namens der deutschen Wissenschaft zur Zeit und
für die unmittelbar zur Lösung stehenden praktischen Aufgaben unsrer Handels¬
politik für aussichtslos und deshalb für zwecklos halten, vielleicht sogar fürchten


Die Handelspolitik im Jahre ^He)^

erklärt, da wären nur drei mögliche Schönhausen, 5üuiephof, Rcinfeld, alle
andern wären ihm zu despektierlich. Da kommt die Frankfurter Vakanz, Das
erste Wort von seiner Berufung füllt am 24. April 1851, zwei Tage später
ist die Sache geordnet und sicher.

Damit schließt der politische Teil der Briefe, der Neues bringt. Von
den spätern Auslassungen, die dieses Gebiet berühren, sind die wichtigsten die
Berichte aus Petersburg über die Stimmung des dortigen Hofes während des
italienischen Kriegs vou 1859, namentlich das Urteil der Kaiserinwittve über
den Kaiser von Österreich. Es bleibt wohl besser hier in Ruhe,




Die Handelspolitik im Jahre
(Schluß)

in ersten Baude der vou dem Verein für Sozialpolitik heraus¬
gegebnen Beiträge zur neusten Handelspolitik Deutschlands be¬
spricht, wie schon erwähnt worden ist, Professor Dr. Ernst Francke,
der Herausgeber der Sozialen Praxis, die „zollpvlitischen Einigungs¬
bestrebungen in Mitteleuropa während des letzten Jahrzehnts."
Er vermeidet es dabei, für die bevorstehenden Handelsvertragsverhaudluugen
bestimmte praktische Vorschläge zu machen, und giebt sich anch keinen Illusionen
hin über die Wahrscheinlichkeit der Erreichung des Ziels in absehbarer Zeit.
Immerhin verfolgt der Aufsatz den Zweck, in den haudelspolitischen Debatten der
nächsten Zeit die zollpolitische Bereinigung Mitteleuropas wieder zur öffentlichen
Diskussion, vielleicht gar in den Vordergrund zu stellen, ausdrücklich im Gegen¬
satz zu der im Oktober 1W0 von einem doch wohl gut unterrichteten Vertreter
des preußischen Handelsministeriums in einer Versammlung von Industriellen
ausgesprochnen Ansicht, daß eine Initiative der Neichsregierung auf diesem
Gebiet in absehbarer Zeit Wohl kaum ins Auge gefaßt werden würde, und es
jedenfalls kaum ausführbar sei, die Vorbereitung der Handelsverträge mit
dieser Frage zu verquicken.

Mau wird eine historische Würdigung der im letzten Jahrzehnt in dieser
Richtung kund gegebnen Wünsche für recht verdienstlich halten und auch der
Meinung zustimmen müssen, daß unter Umständen einmal eine zvllpolitische
Defensivallianz Mitteleuropas gegen diesen oder jenen übermächtigen Stören¬
fried nötig und dann anch möglich werden kann. Trotzdem wird man das
Gcltendmachen der Forderung namens der deutschen Wissenschaft zur Zeit und
für die unmittelbar zur Lösung stehenden praktischen Aufgaben unsrer Handels¬
politik für aussichtslos und deshalb für zwecklos halten, vielleicht sogar fürchten


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[0266] Die Handelspolitik im Jahre ^He)^ erklärt, da wären nur drei mögliche Schönhausen, 5üuiephof, Rcinfeld, alle andern wären ihm zu despektierlich. Da kommt die Frankfurter Vakanz, Das erste Wort von seiner Berufung füllt am 24. April 1851, zwei Tage später ist die Sache geordnet und sicher. Damit schließt der politische Teil der Briefe, der Neues bringt. Von den spätern Auslassungen, die dieses Gebiet berühren, sind die wichtigsten die Berichte aus Petersburg über die Stimmung des dortigen Hofes während des italienischen Kriegs vou 1859, namentlich das Urteil der Kaiserinwittve über den Kaiser von Österreich. Es bleibt wohl besser hier in Ruhe, Die Handelspolitik im Jahre (Schluß) in ersten Baude der vou dem Verein für Sozialpolitik heraus¬ gegebnen Beiträge zur neusten Handelspolitik Deutschlands be¬ spricht, wie schon erwähnt worden ist, Professor Dr. Ernst Francke, der Herausgeber der Sozialen Praxis, die „zollpvlitischen Einigungs¬ bestrebungen in Mitteleuropa während des letzten Jahrzehnts." Er vermeidet es dabei, für die bevorstehenden Handelsvertragsverhaudluugen bestimmte praktische Vorschläge zu machen, und giebt sich anch keinen Illusionen hin über die Wahrscheinlichkeit der Erreichung des Ziels in absehbarer Zeit. Immerhin verfolgt der Aufsatz den Zweck, in den haudelspolitischen Debatten der nächsten Zeit die zollpolitische Bereinigung Mitteleuropas wieder zur öffentlichen Diskussion, vielleicht gar in den Vordergrund zu stellen, ausdrücklich im Gegen¬ satz zu der im Oktober 1W0 von einem doch wohl gut unterrichteten Vertreter des preußischen Handelsministeriums in einer Versammlung von Industriellen ausgesprochnen Ansicht, daß eine Initiative der Neichsregierung auf diesem Gebiet in absehbarer Zeit Wohl kaum ins Auge gefaßt werden würde, und es jedenfalls kaum ausführbar sei, die Vorbereitung der Handelsverträge mit dieser Frage zu verquicken. Mau wird eine historische Würdigung der im letzten Jahrzehnt in dieser Richtung kund gegebnen Wünsche für recht verdienstlich halten und auch der Meinung zustimmen müssen, daß unter Umständen einmal eine zvllpolitische Defensivallianz Mitteleuropas gegen diesen oder jenen übermächtigen Stören¬ fried nötig und dann anch möglich werden kann. Trotzdem wird man das Gcltendmachen der Forderung namens der deutschen Wissenschaft zur Zeit und für die unmittelbar zur Lösung stehenden praktischen Aufgaben unsrer Handels¬ politik für aussichtslos und deshalb für zwecklos halten, vielleicht sogar fürchten

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/266>, abgerufen am 27.06.2024.