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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Von der Kellnerbewegnng.

Wie wir grundsätzlich über die Kellner-
wirtschnst urteilen, huben wir im 46. Hest des Jahrgangs 1897 gesagt. Seitdem
haben die Kellner, d. h, die verhältnismäßig wenigen, die einem Verein angehören,
fleißig agitiert, und die Reichslommissivn für Arbciterstatistik hat nach Beendigung
ihrer Untersuchungen Vorschläge entworfen, die jedoch von den Kellnern als ganz
ungenügend mit Entrüstung zurückgewiesen werden. Gastwirtsgehilfcn jeder Art
und jedes Alters sollen eine Ruhezeit von acht Stunden täglich haben, die noch
dazu an sechzig Tagen im Jahre um eine Stunde verkürzt werden darf, und außer¬
dem jede Woche sechs Stunden Ausgchzeit. Weiblichen Personen nnter achtzehn
Jahren soll das Bedienen der Gaste untersagt werden, und die Beschäftigung von
Kellnern und Kochen unter sechzehn Jahren in der Zeit von zehn Uhr abends bis
sechs Uhr morgens verboten sein, Küchenmädcheu nnter sechzehn Jahren sollen die
ganze Nacht beschäftigt werdeu dürfen. Kurz nachdem diese Vorschläge bekannt
geworden waren, in den Tagen vom 6. bis 9. März 1900, haben die deutscheu
Gastivirlsgchilfcn in Berlin ihren Fachkougreß abgehalten.

Das Protokoll der Verhandlungen ist im Verlag des Kongreßansschusses (bei
C. Dietrich in Berlin) erschienen. Was die Teilnehmer über ihre und ihrer
Kameraden Lage mitgeteilt habe", bestätigt durchaus die Ansicht, die wir uns längst
aus persönliche" Wahrnehmungen gebildet hatten. Nur ein paar Kuriosa heben
wir hervor. Daß die Kellner meistens keinen Lohn bekommen, viele sogar noch
etwas an den Prinzipal heransznhlen müssen, ist bekannt. Aus dem Protokoll er¬
fahren wir nun, daß sie nu manchen Orten dnrch das sogenannte Vruchgeld das
Inventar erhalte", Gehilfen wie Zuträger und Silberputzer, mitunter sogar den
Oberkellner bezahlen müssen; auf solche Besoldungen haben Kellner in Berliner
Cafes täglich 20 bis 25 Mark zu entrichten. In Paris muß der Kaffeekelluer
schon um frühen Morgen, ehe das Geschäft beginnt, dem Herrn 5 bis 8 Franken
bezahlen, also sich täglich die Erlaubnis zum Bedienen erkaufe". In der Arbeits¬
ordnung eines Hotels heißt es: Der Zimmerkellner ist für Sämtliches Inventar,
wie Geschirr und Silber, haftbar und hat außer etwaigem Ersatz monatlich 40 Mark
an das Hans abzuführen. Für gute Porticrstellcn sollen Pachte" von 20000 Mark
nichts seltnes sein. Wie es kommt, daß trotzdem nicht alle Gastwirte fett, manche
sogar bankrott werden, erklärt die folgende Mitteilung des Kellners Wlvdy: "Die
Posener Bahuhvfwirtschaft zahlte früher 16000 Mark Pacht. Ich bekam da Z0 Mark
Gehalt, vollständig freie Station und Logis und hatte es gut. Dann kam ein
neuer Wirt, der ^2000 Mark Pacht zahlte. Dieser gewährte anfangs 24 Mark
monatlich, leine Wohnung und spärliche Kost; später fiel der Gehalt weg. Der
jetzige Pächter zahlt 42000 Mark Pacht; seine Kellner bekommen nichts als sehr
schmale Kost."

Leider ist der Eiseubahnfistus nicht der einzige Hausagrnrier. Ein Redner
erörtert die Ursachen der schlechten Bezahlung der Kellner, vergißt aber die haupt¬
sächlichste: daß sie ungelernte Arbeiter sind. Nur von solchen Kellnern, die in
internationalen Hotels bedienen und mehrere Sprachen radcbrechen, oder die eine
Hotelvcrwaltung und damit eine größere Buchführung übernehmen, kann man sagen,
daß sie etwas gelernt haben müssen. Es ist wahr, auch schon ein kleinerer Gastwirt
muß so manches wissen und versteh", z. B. wie viel man von jeder Art Fleisch zu
eineni Esse" für zwanzig Personen braucht, aber das sind alles Dinge, die jede
Tochter einer tüchtigen Mutter zu Hause nebenbei lernt, und die keinen besondern
Unterricht erfordern. Und diese Dinge lernen die meisten Kellner nicht einmal;
es giebt Gastwirte, die mit ihren Lehrlingen niemals ein Wort sprechen, viel
weniger sich die Mühe geben, ihnen irge"d etwas begreiflich zu machen. Dieses
und die Mißachtung, in der nach dem Geständnis der Kongreßteilnehmer die Kellner


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Von der Kellnerbewegnng.

Wie wir grundsätzlich über die Kellner-
wirtschnst urteilen, huben wir im 46. Hest des Jahrgangs 1897 gesagt. Seitdem
haben die Kellner, d. h, die verhältnismäßig wenigen, die einem Verein angehören,
fleißig agitiert, und die Reichslommissivn für Arbciterstatistik hat nach Beendigung
ihrer Untersuchungen Vorschläge entworfen, die jedoch von den Kellnern als ganz
ungenügend mit Entrüstung zurückgewiesen werden. Gastwirtsgehilfcn jeder Art
und jedes Alters sollen eine Ruhezeit von acht Stunden täglich haben, die noch
dazu an sechzig Tagen im Jahre um eine Stunde verkürzt werden darf, und außer¬
dem jede Woche sechs Stunden Ausgchzeit. Weiblichen Personen nnter achtzehn
Jahren soll das Bedienen der Gaste untersagt werden, und die Beschäftigung von
Kellnern und Kochen unter sechzehn Jahren in der Zeit von zehn Uhr abends bis
sechs Uhr morgens verboten sein, Küchenmädcheu nnter sechzehn Jahren sollen die
ganze Nacht beschäftigt werdeu dürfen. Kurz nachdem diese Vorschläge bekannt
geworden waren, in den Tagen vom 6. bis 9. März 1900, haben die deutscheu
Gastivirlsgchilfcn in Berlin ihren Fachkougreß abgehalten.

Das Protokoll der Verhandlungen ist im Verlag des Kongreßansschusses (bei
C. Dietrich in Berlin) erschienen. Was die Teilnehmer über ihre und ihrer
Kameraden Lage mitgeteilt habe», bestätigt durchaus die Ansicht, die wir uns längst
aus persönliche» Wahrnehmungen gebildet hatten. Nur ein paar Kuriosa heben
wir hervor. Daß die Kellner meistens keinen Lohn bekommen, viele sogar noch
etwas an den Prinzipal heransznhlen müssen, ist bekannt. Aus dem Protokoll er¬
fahren wir nun, daß sie nu manchen Orten dnrch das sogenannte Vruchgeld das
Inventar erhalte», Gehilfen wie Zuträger und Silberputzer, mitunter sogar den
Oberkellner bezahlen müssen; auf solche Besoldungen haben Kellner in Berliner
Cafes täglich 20 bis 25 Mark zu entrichten. In Paris muß der Kaffeekelluer
schon um frühen Morgen, ehe das Geschäft beginnt, dem Herrn 5 bis 8 Franken
bezahlen, also sich täglich die Erlaubnis zum Bedienen erkaufe». In der Arbeits¬
ordnung eines Hotels heißt es: Der Zimmerkellner ist für Sämtliches Inventar,
wie Geschirr und Silber, haftbar und hat außer etwaigem Ersatz monatlich 40 Mark
an das Hans abzuführen. Für gute Porticrstellcn sollen Pachte» von 20000 Mark
nichts seltnes sein. Wie es kommt, daß trotzdem nicht alle Gastwirte fett, manche
sogar bankrott werden, erklärt die folgende Mitteilung des Kellners Wlvdy: „Die
Posener Bahuhvfwirtschaft zahlte früher 16000 Mark Pacht. Ich bekam da Z0 Mark
Gehalt, vollständig freie Station und Logis und hatte es gut. Dann kam ein
neuer Wirt, der ^2000 Mark Pacht zahlte. Dieser gewährte anfangs 24 Mark
monatlich, leine Wohnung und spärliche Kost; später fiel der Gehalt weg. Der
jetzige Pächter zahlt 42000 Mark Pacht; seine Kellner bekommen nichts als sehr
schmale Kost."

Leider ist der Eiseubahnfistus nicht der einzige Hausagrnrier. Ein Redner
erörtert die Ursachen der schlechten Bezahlung der Kellner, vergißt aber die haupt¬
sächlichste: daß sie ungelernte Arbeiter sind. Nur von solchen Kellnern, die in
internationalen Hotels bedienen und mehrere Sprachen radcbrechen, oder die eine
Hotelvcrwaltung und damit eine größere Buchführung übernehmen, kann man sagen,
daß sie etwas gelernt haben müssen. Es ist wahr, auch schon ein kleinerer Gastwirt
muß so manches wissen und versteh», z. B. wie viel man von jeder Art Fleisch zu
eineni Esse» für zwanzig Personen braucht, aber das sind alles Dinge, die jede
Tochter einer tüchtigen Mutter zu Hause nebenbei lernt, und die keinen besondern
Unterricht erfordern. Und diese Dinge lernen die meisten Kellner nicht einmal;
es giebt Gastwirte, die mit ihren Lehrlingen niemals ein Wort sprechen, viel
weniger sich die Mühe geben, ihnen irge»d etwas begreiflich zu machen. Dieses
und die Mißachtung, in der nach dem Geständnis der Kongreßteilnehmer die Kellner


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[0158] Maßgebliches und Unmaßgebliches Von der Kellnerbewegnng. Wie wir grundsätzlich über die Kellner- wirtschnst urteilen, huben wir im 46. Hest des Jahrgangs 1897 gesagt. Seitdem haben die Kellner, d. h, die verhältnismäßig wenigen, die einem Verein angehören, fleißig agitiert, und die Reichslommissivn für Arbciterstatistik hat nach Beendigung ihrer Untersuchungen Vorschläge entworfen, die jedoch von den Kellnern als ganz ungenügend mit Entrüstung zurückgewiesen werden. Gastwirtsgehilfcn jeder Art und jedes Alters sollen eine Ruhezeit von acht Stunden täglich haben, die noch dazu an sechzig Tagen im Jahre um eine Stunde verkürzt werden darf, und außer¬ dem jede Woche sechs Stunden Ausgchzeit. Weiblichen Personen nnter achtzehn Jahren soll das Bedienen der Gaste untersagt werden, und die Beschäftigung von Kellnern und Kochen unter sechzehn Jahren in der Zeit von zehn Uhr abends bis sechs Uhr morgens verboten sein, Küchenmädcheu nnter sechzehn Jahren sollen die ganze Nacht beschäftigt werdeu dürfen. Kurz nachdem diese Vorschläge bekannt geworden waren, in den Tagen vom 6. bis 9. März 1900, haben die deutscheu Gastivirlsgchilfcn in Berlin ihren Fachkougreß abgehalten. Das Protokoll der Verhandlungen ist im Verlag des Kongreßansschusses (bei C. Dietrich in Berlin) erschienen. Was die Teilnehmer über ihre und ihrer Kameraden Lage mitgeteilt habe», bestätigt durchaus die Ansicht, die wir uns längst aus persönliche» Wahrnehmungen gebildet hatten. Nur ein paar Kuriosa heben wir hervor. Daß die Kellner meistens keinen Lohn bekommen, viele sogar noch etwas an den Prinzipal heransznhlen müssen, ist bekannt. Aus dem Protokoll er¬ fahren wir nun, daß sie nu manchen Orten dnrch das sogenannte Vruchgeld das Inventar erhalte», Gehilfen wie Zuträger und Silberputzer, mitunter sogar den Oberkellner bezahlen müssen; auf solche Besoldungen haben Kellner in Berliner Cafes täglich 20 bis 25 Mark zu entrichten. In Paris muß der Kaffeekelluer schon um frühen Morgen, ehe das Geschäft beginnt, dem Herrn 5 bis 8 Franken bezahlen, also sich täglich die Erlaubnis zum Bedienen erkaufe». In der Arbeits¬ ordnung eines Hotels heißt es: Der Zimmerkellner ist für Sämtliches Inventar, wie Geschirr und Silber, haftbar und hat außer etwaigem Ersatz monatlich 40 Mark an das Hans abzuführen. Für gute Porticrstellcn sollen Pachte» von 20000 Mark nichts seltnes sein. Wie es kommt, daß trotzdem nicht alle Gastwirte fett, manche sogar bankrott werden, erklärt die folgende Mitteilung des Kellners Wlvdy: „Die Posener Bahuhvfwirtschaft zahlte früher 16000 Mark Pacht. Ich bekam da Z0 Mark Gehalt, vollständig freie Station und Logis und hatte es gut. Dann kam ein neuer Wirt, der ^2000 Mark Pacht zahlte. Dieser gewährte anfangs 24 Mark monatlich, leine Wohnung und spärliche Kost; später fiel der Gehalt weg. Der jetzige Pächter zahlt 42000 Mark Pacht; seine Kellner bekommen nichts als sehr schmale Kost." Leider ist der Eiseubahnfistus nicht der einzige Hausagrnrier. Ein Redner erörtert die Ursachen der schlechten Bezahlung der Kellner, vergißt aber die haupt¬ sächlichste: daß sie ungelernte Arbeiter sind. Nur von solchen Kellnern, die in internationalen Hotels bedienen und mehrere Sprachen radcbrechen, oder die eine Hotelvcrwaltung und damit eine größere Buchführung übernehmen, kann man sagen, daß sie etwas gelernt haben müssen. Es ist wahr, auch schon ein kleinerer Gastwirt muß so manches wissen und versteh», z. B. wie viel man von jeder Art Fleisch zu eineni Esse» für zwanzig Personen braucht, aber das sind alles Dinge, die jede Tochter einer tüchtigen Mutter zu Hause nebenbei lernt, und die keinen besondern Unterricht erfordern. Und diese Dinge lernen die meisten Kellner nicht einmal; es giebt Gastwirte, die mit ihren Lehrlingen niemals ein Wort sprechen, viel weniger sich die Mühe geben, ihnen irge»d etwas begreiflich zu machen. Dieses und die Mißachtung, in der nach dem Geständnis der Kongreßteilnehmer die Kellner

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/158>, abgerufen am 27.06.2024.