Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite

wegen des geringen moralischen Wertes vieler Mitglieder ihres Standes stehn,
erklärt zur Genüge, warum das Durchschnittseinkommen der Kellner bei unerträg¬
lichen Arbeitsbedingungen niedrig bleibt. Aber da der geringe moralische Wert
eine Wirkung ihres von allen Bildungseinflüssen absperrenden Sklavenlebens und
der Triukgelderwirtschaft ist, sie also nicht dafür können, und da der Kelluerdieust
bei dem heutigen Zustande, wo ein großer Teil des Volks die Hälfte oder wenig¬
stens ein Viertel seiner Lebenszeit im Gasthause zubringt, leine Luxusleistung,
sondern unentbehrlich ist, so bleibt es trotzdem Pflicht des Staates, für bessere
Arbeitsbedingungen zu sorgen, wodurch ja dann auch die Moralität des Standes
gehoben werden wird. Die Kongreßteilnehmer haben das richtige getroffen mit
der Ansicht, daß die Wurzel des Übels in der Lehrliugszüchterei stecke, nur daß der
Ausdruck falsch ist, da nach dem mitgeteilten die jungen Kellner gar keine Lehrlinge,
sondern nnr unbezahlte jugendliche Arbeiter sind. Der Kongreß fordert darum für
die Leute unter sechzehn Jahren eine uuuuterbrochuc Ruhezeit von zehn Stunden
und außerdem Arbeitspausen für Mahlzeiten und Erholung von zusammen vier
Stunden, sowie Verbot der Vejchäftignng zwischen zehn Uhr abends und sechs libr
wvrgeus, endlich Besuch von Fach- oder Fortbildungsschulen. Gewisse Klassen von
Wirtshäusern sollen Lehrlinge gar nicht halten dürfen. Wird das durchgeführt, so
wird von zwei Fällen einer eintreten. Entweder die Gastwirte verzichten auf
die Jungen; dadurch wird der Zufluß zum Kellnergewerbe eingedämmt, und das
verminderte Angebot verbessert die Lage der Kellner von selbst; oder es wächst
eine Generation gebildeter Kellner heran, die sich keine unwürdigen Arbeits¬
bedingungen gefallen läßt. Von den Köchen hatten wir bisher geglaubt, sie würden
sehr gut bezahlt. Ans diesen Verhmidlnngen erfahren wir, daß ihre Lage nicht
viel besser ist als die der Kellner, obwohl sie ein hohes Lehrgeld zahlen müssen.

Die Kellncrinncnfrage ist sehr eingehend behandelt worden. Um zu begreifen,
wie schwierig, vielleicht unlösbar sie ist, darf man nur an den Unterschied denken
zwischen einen, anständigen Dorfwirtshanse, wo die ehrbaren Töchter und Mägde
unter Aufsicht der Hausfrau bedienen, und einer großstädtischen Auimiertueipe, und
ein die unzähligen Zwischenstufen und unmerklichen Übergänge; wie soll ein Gesetz
allen diesen grnudverschiedneu Wirtschaften gerecht werden?


Die Beschränkung der Arbeitszeit und die Postdienststunden.

Die
Arbeitszeit für den Einzelnen einzuschränken, wird heute von allen Seiten erstrebt.
Diese Bewegung hat nicht nnr im sozialdemokratischen Lager zu der Forderung
des Achtstundentags geführt, sondern sie hat auch weite Kreise der bürgerlichen
Parteien ergriffen. Die Reichsgesetzgebung ist diesen Bestrebungen gefolgt zunächst
durch die Bestimmungen über die Sonntagsruhe, die auch eine durchgreifende Be¬
schränkung der Sonntagsarbeit zur Folge hatten. Ein weiterer Fortschritt ans diesem
Gebiete ist die Festsetzung des "Ncuuiihrgeschäftsschlusses."

Die Postverwaltung hat bisher die Gepflogenheit beobachtet, ihre Geschäfts-
stunden für den Verkehr mit dem Publikum lediglich deu Gewohnheiten der Ge¬
schäftswelt anzupassen, ohne dabei selbst bestimmend aufzutreten. So sind anch die
Schalterdienststunden an den Sonntagnachmittagen, die früher in die Zeit von fünf
sieben Uhr nachmittags fielen, erst nach der Einführung der gesetzlichen Sonn-
'"gsrnhe in die Mittagszeit von zwölf bis zwei Uhr verlegt worden. Dieses Ver¬
fahren ist zwar ein Entgegenkommen der Post gegenüber der Geschäftswelt, aber
^ ist im Grnnde genommen doch ein taktischer Fehler, denn die Reichsregiernng
°egiebt sich damit des wirksamsten Mittels, kürzere und dem Gesamtwvhl förderliche
Arbeitszeiten durchzuführen.

Heute hält die Post an den Werktagen in allen Städten ihre Schalter bis


wegen des geringen moralischen Wertes vieler Mitglieder ihres Standes stehn,
erklärt zur Genüge, warum das Durchschnittseinkommen der Kellner bei unerträg¬
lichen Arbeitsbedingungen niedrig bleibt. Aber da der geringe moralische Wert
eine Wirkung ihres von allen Bildungseinflüssen absperrenden Sklavenlebens und
der Triukgelderwirtschaft ist, sie also nicht dafür können, und da der Kelluerdieust
bei dem heutigen Zustande, wo ein großer Teil des Volks die Hälfte oder wenig¬
stens ein Viertel seiner Lebenszeit im Gasthause zubringt, leine Luxusleistung,
sondern unentbehrlich ist, so bleibt es trotzdem Pflicht des Staates, für bessere
Arbeitsbedingungen zu sorgen, wodurch ja dann auch die Moralität des Standes
gehoben werden wird. Die Kongreßteilnehmer haben das richtige getroffen mit
der Ansicht, daß die Wurzel des Übels in der Lehrliugszüchterei stecke, nur daß der
Ausdruck falsch ist, da nach dem mitgeteilten die jungen Kellner gar keine Lehrlinge,
sondern nnr unbezahlte jugendliche Arbeiter sind. Der Kongreß fordert darum für
die Leute unter sechzehn Jahren eine uuuuterbrochuc Ruhezeit von zehn Stunden
und außerdem Arbeitspausen für Mahlzeiten und Erholung von zusammen vier
Stunden, sowie Verbot der Vejchäftignng zwischen zehn Uhr abends und sechs libr
wvrgeus, endlich Besuch von Fach- oder Fortbildungsschulen. Gewisse Klassen von
Wirtshäusern sollen Lehrlinge gar nicht halten dürfen. Wird das durchgeführt, so
wird von zwei Fällen einer eintreten. Entweder die Gastwirte verzichten auf
die Jungen; dadurch wird der Zufluß zum Kellnergewerbe eingedämmt, und das
verminderte Angebot verbessert die Lage der Kellner von selbst; oder es wächst
eine Generation gebildeter Kellner heran, die sich keine unwürdigen Arbeits¬
bedingungen gefallen läßt. Von den Köchen hatten wir bisher geglaubt, sie würden
sehr gut bezahlt. Ans diesen Verhmidlnngen erfahren wir, daß ihre Lage nicht
viel besser ist als die der Kellner, obwohl sie ein hohes Lehrgeld zahlen müssen.

Die Kellncrinncnfrage ist sehr eingehend behandelt worden. Um zu begreifen,
wie schwierig, vielleicht unlösbar sie ist, darf man nur an den Unterschied denken
zwischen einen, anständigen Dorfwirtshanse, wo die ehrbaren Töchter und Mägde
unter Aufsicht der Hausfrau bedienen, und einer großstädtischen Auimiertueipe, und
ein die unzähligen Zwischenstufen und unmerklichen Übergänge; wie soll ein Gesetz
allen diesen grnudverschiedneu Wirtschaften gerecht werden?


Die Beschränkung der Arbeitszeit und die Postdienststunden.

Die
Arbeitszeit für den Einzelnen einzuschränken, wird heute von allen Seiten erstrebt.
Diese Bewegung hat nicht nnr im sozialdemokratischen Lager zu der Forderung
des Achtstundentags geführt, sondern sie hat auch weite Kreise der bürgerlichen
Parteien ergriffen. Die Reichsgesetzgebung ist diesen Bestrebungen gefolgt zunächst
durch die Bestimmungen über die Sonntagsruhe, die auch eine durchgreifende Be¬
schränkung der Sonntagsarbeit zur Folge hatten. Ein weiterer Fortschritt ans diesem
Gebiete ist die Festsetzung des „Ncuuiihrgeschäftsschlusses."

Die Postverwaltung hat bisher die Gepflogenheit beobachtet, ihre Geschäfts-
stunden für den Verkehr mit dem Publikum lediglich deu Gewohnheiten der Ge¬
schäftswelt anzupassen, ohne dabei selbst bestimmend aufzutreten. So sind anch die
Schalterdienststunden an den Sonntagnachmittagen, die früher in die Zeit von fünf
sieben Uhr nachmittags fielen, erst nach der Einführung der gesetzlichen Sonn-
'"gsrnhe in die Mittagszeit von zwölf bis zwei Uhr verlegt worden. Dieses Ver¬
fahren ist zwar ein Entgegenkommen der Post gegenüber der Geschäftswelt, aber
^ ist im Grnnde genommen doch ein taktischer Fehler, denn die Reichsregiernng
°egiebt sich damit des wirksamsten Mittels, kürzere und dem Gesamtwvhl förderliche
Arbeitszeiten durchzuführen.

Heute hält die Post an den Werktagen in allen Städten ihre Schalter bis


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0159" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/234039"/>
            <fw type="header" place="top"/><lb/>
            <p xml:id="ID_554" prev="#ID_553"> wegen des geringen moralischen Wertes vieler Mitglieder ihres Standes stehn,<lb/>
erklärt zur Genüge, warum das Durchschnittseinkommen der Kellner bei unerträg¬<lb/>
lichen Arbeitsbedingungen niedrig bleibt. Aber da der geringe moralische Wert<lb/>
eine Wirkung ihres von allen Bildungseinflüssen absperrenden Sklavenlebens und<lb/>
der Triukgelderwirtschaft ist, sie also nicht dafür können, und da der Kelluerdieust<lb/>
bei dem heutigen Zustande, wo ein großer Teil des Volks die Hälfte oder wenig¬<lb/>
stens ein Viertel seiner Lebenszeit im Gasthause zubringt, leine Luxusleistung,<lb/>
sondern unentbehrlich ist, so bleibt es trotzdem Pflicht des Staates, für bessere<lb/>
Arbeitsbedingungen zu sorgen, wodurch ja dann auch die Moralität des Standes<lb/>
gehoben werden wird. Die Kongreßteilnehmer haben das richtige getroffen mit<lb/>
der Ansicht, daß die Wurzel des Übels in der Lehrliugszüchterei stecke, nur daß der<lb/>
Ausdruck falsch ist, da nach dem mitgeteilten die jungen Kellner gar keine Lehrlinge,<lb/>
sondern nnr unbezahlte jugendliche Arbeiter sind. Der Kongreß fordert darum für<lb/>
die Leute unter sechzehn Jahren eine uuuuterbrochuc Ruhezeit von zehn Stunden<lb/>
und außerdem Arbeitspausen für Mahlzeiten und Erholung von zusammen vier<lb/>
Stunden, sowie Verbot der Vejchäftignng zwischen zehn Uhr abends und sechs libr<lb/>
wvrgeus, endlich Besuch von Fach- oder Fortbildungsschulen. Gewisse Klassen von<lb/>
Wirtshäusern sollen Lehrlinge gar nicht halten dürfen. Wird das durchgeführt, so<lb/>
wird von zwei Fällen einer eintreten. Entweder die Gastwirte verzichten auf<lb/>
die Jungen; dadurch wird der Zufluß zum Kellnergewerbe eingedämmt, und das<lb/>
verminderte Angebot verbessert die Lage der Kellner von selbst; oder es wächst<lb/>
eine Generation gebildeter Kellner heran, die sich keine unwürdigen Arbeits¬<lb/>
bedingungen gefallen läßt. Von den Köchen hatten wir bisher geglaubt, sie würden<lb/>
sehr gut bezahlt. Ans diesen Verhmidlnngen erfahren wir, daß ihre Lage nicht<lb/>
viel besser ist als die der Kellner, obwohl sie ein hohes Lehrgeld zahlen müssen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_555"> Die Kellncrinncnfrage ist sehr eingehend behandelt worden. Um zu begreifen,<lb/>
wie schwierig, vielleicht unlösbar sie ist, darf man nur an den Unterschied denken<lb/>
zwischen einen, anständigen Dorfwirtshanse, wo die ehrbaren Töchter und Mägde<lb/>
unter Aufsicht der Hausfrau bedienen, und einer großstädtischen Auimiertueipe, und<lb/>
ein die unzähligen Zwischenstufen und unmerklichen Übergänge; wie soll ein Gesetz<lb/>
allen diesen grnudverschiedneu Wirtschaften gerecht werden?</p><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Die Beschränkung der Arbeitszeit und die Postdienststunden.</head>
            <p xml:id="ID_556"> Die<lb/>
Arbeitszeit für den Einzelnen einzuschränken, wird heute von allen Seiten erstrebt.<lb/>
Diese Bewegung hat nicht nnr im sozialdemokratischen Lager zu der Forderung<lb/>
des Achtstundentags geführt, sondern sie hat auch weite Kreise der bürgerlichen<lb/>
Parteien ergriffen. Die Reichsgesetzgebung ist diesen Bestrebungen gefolgt zunächst<lb/>
durch die Bestimmungen über die Sonntagsruhe, die auch eine durchgreifende Be¬<lb/>
schränkung der Sonntagsarbeit zur Folge hatten. Ein weiterer Fortschritt ans diesem<lb/>
Gebiete ist die Festsetzung des &#x201E;Ncuuiihrgeschäftsschlusses."</p><lb/>
            <p xml:id="ID_557"> Die Postverwaltung hat bisher die Gepflogenheit beobachtet, ihre Geschäfts-<lb/>
stunden für den Verkehr mit dem Publikum lediglich deu Gewohnheiten der Ge¬<lb/>
schäftswelt anzupassen, ohne dabei selbst bestimmend aufzutreten. So sind anch die<lb/>
Schalterdienststunden an den Sonntagnachmittagen, die früher in die Zeit von fünf<lb/>
sieben Uhr nachmittags fielen, erst nach der Einführung der gesetzlichen Sonn-<lb/>
'"gsrnhe in die Mittagszeit von zwölf bis zwei Uhr verlegt worden. Dieses Ver¬<lb/>
fahren ist zwar ein Entgegenkommen der Post gegenüber der Geschäftswelt, aber<lb/>
^ ist im Grnnde genommen doch ein taktischer Fehler, denn die Reichsregiernng<lb/>
°egiebt sich damit des wirksamsten Mittels, kürzere und dem Gesamtwvhl förderliche<lb/>
Arbeitszeiten durchzuführen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_558" next="#ID_559"> Heute hält die Post an den Werktagen in allen Städten ihre Schalter bis</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0159] wegen des geringen moralischen Wertes vieler Mitglieder ihres Standes stehn, erklärt zur Genüge, warum das Durchschnittseinkommen der Kellner bei unerträg¬ lichen Arbeitsbedingungen niedrig bleibt. Aber da der geringe moralische Wert eine Wirkung ihres von allen Bildungseinflüssen absperrenden Sklavenlebens und der Triukgelderwirtschaft ist, sie also nicht dafür können, und da der Kelluerdieust bei dem heutigen Zustande, wo ein großer Teil des Volks die Hälfte oder wenig¬ stens ein Viertel seiner Lebenszeit im Gasthause zubringt, leine Luxusleistung, sondern unentbehrlich ist, so bleibt es trotzdem Pflicht des Staates, für bessere Arbeitsbedingungen zu sorgen, wodurch ja dann auch die Moralität des Standes gehoben werden wird. Die Kongreßteilnehmer haben das richtige getroffen mit der Ansicht, daß die Wurzel des Übels in der Lehrliugszüchterei stecke, nur daß der Ausdruck falsch ist, da nach dem mitgeteilten die jungen Kellner gar keine Lehrlinge, sondern nnr unbezahlte jugendliche Arbeiter sind. Der Kongreß fordert darum für die Leute unter sechzehn Jahren eine uuuuterbrochuc Ruhezeit von zehn Stunden und außerdem Arbeitspausen für Mahlzeiten und Erholung von zusammen vier Stunden, sowie Verbot der Vejchäftignng zwischen zehn Uhr abends und sechs libr wvrgeus, endlich Besuch von Fach- oder Fortbildungsschulen. Gewisse Klassen von Wirtshäusern sollen Lehrlinge gar nicht halten dürfen. Wird das durchgeführt, so wird von zwei Fällen einer eintreten. Entweder die Gastwirte verzichten auf die Jungen; dadurch wird der Zufluß zum Kellnergewerbe eingedämmt, und das verminderte Angebot verbessert die Lage der Kellner von selbst; oder es wächst eine Generation gebildeter Kellner heran, die sich keine unwürdigen Arbeits¬ bedingungen gefallen läßt. Von den Köchen hatten wir bisher geglaubt, sie würden sehr gut bezahlt. Ans diesen Verhmidlnngen erfahren wir, daß ihre Lage nicht viel besser ist als die der Kellner, obwohl sie ein hohes Lehrgeld zahlen müssen. Die Kellncrinncnfrage ist sehr eingehend behandelt worden. Um zu begreifen, wie schwierig, vielleicht unlösbar sie ist, darf man nur an den Unterschied denken zwischen einen, anständigen Dorfwirtshanse, wo die ehrbaren Töchter und Mägde unter Aufsicht der Hausfrau bedienen, und einer großstädtischen Auimiertueipe, und ein die unzähligen Zwischenstufen und unmerklichen Übergänge; wie soll ein Gesetz allen diesen grnudverschiedneu Wirtschaften gerecht werden? Die Beschränkung der Arbeitszeit und die Postdienststunden. Die Arbeitszeit für den Einzelnen einzuschränken, wird heute von allen Seiten erstrebt. Diese Bewegung hat nicht nnr im sozialdemokratischen Lager zu der Forderung des Achtstundentags geführt, sondern sie hat auch weite Kreise der bürgerlichen Parteien ergriffen. Die Reichsgesetzgebung ist diesen Bestrebungen gefolgt zunächst durch die Bestimmungen über die Sonntagsruhe, die auch eine durchgreifende Be¬ schränkung der Sonntagsarbeit zur Folge hatten. Ein weiterer Fortschritt ans diesem Gebiete ist die Festsetzung des „Ncuuiihrgeschäftsschlusses." Die Postverwaltung hat bisher die Gepflogenheit beobachtet, ihre Geschäfts- stunden für den Verkehr mit dem Publikum lediglich deu Gewohnheiten der Ge¬ schäftswelt anzupassen, ohne dabei selbst bestimmend aufzutreten. So sind anch die Schalterdienststunden an den Sonntagnachmittagen, die früher in die Zeit von fünf sieben Uhr nachmittags fielen, erst nach der Einführung der gesetzlichen Sonn- '"gsrnhe in die Mittagszeit von zwölf bis zwei Uhr verlegt worden. Dieses Ver¬ fahren ist zwar ein Entgegenkommen der Post gegenüber der Geschäftswelt, aber ^ ist im Grnnde genommen doch ein taktischer Fehler, denn die Reichsregiernng °egiebt sich damit des wirksamsten Mittels, kürzere und dem Gesamtwvhl förderliche Arbeitszeiten durchzuführen. Heute hält die Post an den Werktagen in allen Städten ihre Schalter bis

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/159
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/159>, abgerufen am 29.06.2024.