Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr.Preußens Könige und die Sozialpolitik diesen Anstalten und Einrichtungen durch Zuwendung freiwilliger Beiträge zu Preußens Könige und die Sozialpolitik an bezeichnet die Regiernngsthütigkeit Friedrichs des Großen mit Es wäre gar nicht wunderbar, wenn sich Friedrich Wilhelm I. ohne Preußens Könige und die Sozialpolitik diesen Anstalten und Einrichtungen durch Zuwendung freiwilliger Beiträge zu Preußens Könige und die Sozialpolitik an bezeichnet die Regiernngsthütigkeit Friedrichs des Großen mit Es wäre gar nicht wunderbar, wenn sich Friedrich Wilhelm I. ohne <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0627" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/291038"/> <fw type="header" place="top"> Preußens Könige und die Sozialpolitik</fw><lb/> <p xml:id="ID_2141" prev="#ID_2140"> diesen Anstalten und Einrichtungen durch Zuwendung freiwilliger Beiträge zu<lb/> Hilfe kommen. In diesem Sinne hat Graf d'Hnuffonville nachgewiesen, daß<lb/> die Versicherung der Arbeiterinnen auf Gegenseitigkeit uicht genügt, sondern<lb/> daß eine Unterstützung von andrer Seite durchaus notwendig ist. Man darf<lb/> wohl erwarten, daß der warme Aufruf, den der französische Akademiker an die<lb/> besser situierten Kreise richtet, um so weniger nutzlos verhallen wird, als er<lb/> selbst sich seit langen Jahren bemüht, die Not der arbeitenden Frauen durch<lb/> Unterstützungen aller Art zu lindern.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Preußens Könige und die Sozialpolitik</head><lb/> <p xml:id="ID_2142"> an bezeichnet die Regiernngsthütigkeit Friedrichs des Großen mit<lb/> allerlei kurzeu, treffenden Stichworten, man sagt unter anderm<lb/> von ihr, sie habe sich in der Gewerbe- und Wirtschaftspolitik<lb/> auf merkantilistische Grundsätze gestützt. Auch das Wesen des<lb/> Merkantilismus wiederum bezeichnet mau, wenn man von einem<lb/> solchen überhaupt sprechen kann, mit gewissen Stichworten, unter denen die<lb/> Sozialpolitik nicht vorkommt, weil sie noch nicht erfunden war. Aber man<lb/> würde irren, wollte man deshalb annehmen, daß Friedrich der Große ebenso<lb/> wie schon sein Vorgänger Friedrich Wilhelm I. nicht Grundsätze angewandt<lb/> hätten, die man recht wohl sozialpolitische nennen kann. Daß sie es aber<lb/> wirklich gethan haben, ist ein großer Zug ihres Charakters, der bisher noch<lb/> nicht genügend hervorgehoben worden ist. Wir können deshalb Gustav Schmoller<lb/> nur dankbar sein, daß er uns in seinem Buche: Hinrisse und Untersuchungen<lb/> zur Verfassungs-, Verwaltungs- und Wirtschaftsgeschichte (Leipzig, 1898,<lb/> Duncker und Humblot) außer andern trefflichen ältern Arbeiten auch zwei über<lb/> die russische Tuchkompagnie in Berlin von 1724 bis 1738 und über die<lb/> preußische Seideniudustrie im achtzehnte» Jahrhundert und die Begründung<lb/> jener durch Friedrich Wilhelm I., dieser durch Friedrich den Großen vorgeführt<lb/> hat, denen wir sehr lehrreiche Bemerkungen über die dem kleinen Mann und<lb/> Gewerbtreibenden freundliche Sinnesart der beiden Könige entnehmen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2143" next="#ID_2144"> Es wäre gar nicht wunderbar, wenn sich Friedrich Wilhelm I. ohne<lb/> weiteres auf den Unternehmerstandpunkt und den Standpunkt seiner Großhändler<lb/> gestellt hätte, denn für ihn war das Gedeihen oder der Niedergang der von<lb/> ihm unterstützten oder unmittelbar ins Leben gerufnen gelverblichen Unter¬<lb/> nehmungen eine Sache des Staatswohls; man könnte deshalb versteh», wenn<lb/> er ihre Blüte um jeden Preis gewünscht und durchzusetzen versucht Hütte. Wie<lb/> weit er in seiner Auffassung ging, daß die Gewerbepflege eine Staatsangelegen-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0627]
Preußens Könige und die Sozialpolitik
diesen Anstalten und Einrichtungen durch Zuwendung freiwilliger Beiträge zu
Hilfe kommen. In diesem Sinne hat Graf d'Hnuffonville nachgewiesen, daß
die Versicherung der Arbeiterinnen auf Gegenseitigkeit uicht genügt, sondern
daß eine Unterstützung von andrer Seite durchaus notwendig ist. Man darf
wohl erwarten, daß der warme Aufruf, den der französische Akademiker an die
besser situierten Kreise richtet, um so weniger nutzlos verhallen wird, als er
selbst sich seit langen Jahren bemüht, die Not der arbeitenden Frauen durch
Unterstützungen aller Art zu lindern.
Preußens Könige und die Sozialpolitik
an bezeichnet die Regiernngsthütigkeit Friedrichs des Großen mit
allerlei kurzeu, treffenden Stichworten, man sagt unter anderm
von ihr, sie habe sich in der Gewerbe- und Wirtschaftspolitik
auf merkantilistische Grundsätze gestützt. Auch das Wesen des
Merkantilismus wiederum bezeichnet mau, wenn man von einem
solchen überhaupt sprechen kann, mit gewissen Stichworten, unter denen die
Sozialpolitik nicht vorkommt, weil sie noch nicht erfunden war. Aber man
würde irren, wollte man deshalb annehmen, daß Friedrich der Große ebenso
wie schon sein Vorgänger Friedrich Wilhelm I. nicht Grundsätze angewandt
hätten, die man recht wohl sozialpolitische nennen kann. Daß sie es aber
wirklich gethan haben, ist ein großer Zug ihres Charakters, der bisher noch
nicht genügend hervorgehoben worden ist. Wir können deshalb Gustav Schmoller
nur dankbar sein, daß er uns in seinem Buche: Hinrisse und Untersuchungen
zur Verfassungs-, Verwaltungs- und Wirtschaftsgeschichte (Leipzig, 1898,
Duncker und Humblot) außer andern trefflichen ältern Arbeiten auch zwei über
die russische Tuchkompagnie in Berlin von 1724 bis 1738 und über die
preußische Seideniudustrie im achtzehnte» Jahrhundert und die Begründung
jener durch Friedrich Wilhelm I., dieser durch Friedrich den Großen vorgeführt
hat, denen wir sehr lehrreiche Bemerkungen über die dem kleinen Mann und
Gewerbtreibenden freundliche Sinnesart der beiden Könige entnehmen.
Es wäre gar nicht wunderbar, wenn sich Friedrich Wilhelm I. ohne
weiteres auf den Unternehmerstandpunkt und den Standpunkt seiner Großhändler
gestellt hätte, denn für ihn war das Gedeihen oder der Niedergang der von
ihm unterstützten oder unmittelbar ins Leben gerufnen gelverblichen Unter¬
nehmungen eine Sache des Staatswohls; man könnte deshalb versteh», wenn
er ihre Blüte um jeden Preis gewünscht und durchzusetzen versucht Hütte. Wie
weit er in seiner Auffassung ging, daß die Gewerbepflege eine Staatsangelegen-
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