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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Leute, die den Blumen Aufmerksamkeit schenken, sich viel mit ihnen beschäftigen
-- die Gärtner von Beruf voran --, zeigen meist ein sinniges Wesen, Stillver¬
gnügtsein, Gutmütigkeit. Blumenfreunde sind keine Störenfriede. Böse Menschen
haben keine Lieder und, setzen wir hinzu, stecken keine Blume auf den Hut oder
ins Knopfloch. Es ist verschmitzte Heuchelei, wenn Franz Moor Amalien beteuert,
er liebe wie sein Bruder Karl die Rosen. Bürgermeister Thebens ist unmöglich
Garten- und Blumenfreund gewesen. Zwei junge Taugenichtse, die wir bei Ge¬
legenheit um ihre Blumenliebhaberei fragten, lachten uns aus, nur der eine, der
artigere nannte dann schelmisch genug die Putenie (Päonie) als seine Wahl. Als
gute Vorbedeutung ist es gewiß anzusehen, daß eine namhafte zahlreiche Genossen¬
schaft, obgleich ihre Häupter und Wortführer leicht grimmige Gesichter machen,
immer Aufregung, nie Beschwichtigung suchen, dennoch die Nelke zu ihrem Abzeichen
ausersah. Sie werden nicht völlig in Neid und Haß aufgehn, die Genossen, ob¬
gleich es die rote Nelke ist, die sie führen. Denn man beachte doch: der Storch¬
schnabel Ooranium WNAuillouin, die rote Anemone (L.. tulssens), die schöne Heuchera
(nach dem Botaniker Heucher benannt, eine Saxifrage), ja schon die Klatschrose ist
in ihrem stechenden Scharlach röter als die rote Nelke. Diese beweist also im
Farbenaufwande Zurückhaltung und Bescheidenheit, kann daher auf solche hindeuten,
muß zu ihr einladen und auffordern. Und wer wird die entsprechende Wirkung
verkennen? Wir wissen, daß die genannten unvergleichlichen Wortführer gegen ge¬
krönte Häupter unbändig gern das Gegenteil von Huldigung verüben, aber daß
"Genossen" "ans Prinzip" in einem Garten Königskerzen oder Kaiserkronen aus¬
gerissen hätten, haben wir nie gehört. Nicht unbemerkt ist es im Gegenteil ge¬
blieben, daß Anhänger der Partei ganz wie andre nicht verbissene Leute eine im
Aufblühen begriffne Königin der Nacht mit Vergnügen abends an ihr erleuchtetes
Fenster stellten, um Vorübergehenden den Anblick ihres Pfleglings zu gönnen.


Zuschrift.

Geehrte Redaktion! Schon öfters bin ich auf Ihren wunder¬
lichen Freund hinten in den Heften gestoßen, wenn Robert sie für den Lesezirkel
zurecht machte; aber ich bin nicht dazu gekommen, das zu lesen, was Sie über ihn
berichten. Bis mir mein Bräutigam neulich die Nummer 9 der grünen Hefte
zeigte, worin er sich so hübsch über den Dr. ub. ausspricht. Ich bin nämlich die
Braut eines Buchhändlers, und obgleich ich natürlich keinen Wert auf Titel lege,
so ist es doch für die Stellung eines gebildeten Mannes immer angenehmer, wenn
er sich Doktor nennen kann.

Allerdings ist es mir nicht ganz klar geworden, ob da im Ernst gesprochen
wird; aber da die Grenzboten doch einen ernsthaften Eindruck machen, so denke ich,
daß Sie sich die Sache mit dem Doktor haben durch den Kopf gehn lassen. Auch
Herr Grunow hat den Titel gutgeheißen, und er als Buchhändler weiß am besten,
was dem Stande not thut.

Robert -- so heißt mein Verlobter -- wäre wirklich sehr geeignet, den Doktor¬
titel zu führen. Er hat eine schöne, schlanke Figur und einen blonden Schnurr¬
bart, um den ihn mancher Leutnant beneidet. Und er ist so gebildet, daß er die
Lehrlingsprüfungsvorlage mit Begeisterung begrüßt.

Auch er klagt sehr darüber, daß manche Buchhändler nicht genügend Wert auf
ihre Bildung legen und alles verkaufen, was ihnen gerade in die Hand kommt.
Robert geht ganz andre Wege. Er denkt daran, einen kleinen Verlag zu gründen,
und hat sich deswegen schon mit einigen skandinavischen Schriftstellern in Ver¬
bindung gesetzt, die ihm ihre neusten Werke schicken wollen; und eine Schulfreundin
von mir ist gerade jetzt nach Christiania gegangen, um die skandinavischen Sprachen
so gründlich zu lernen, daß sie sie ausgezeichnet ins Deutsche übersetzen kann.


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Leute, die den Blumen Aufmerksamkeit schenken, sich viel mit ihnen beschäftigen
— die Gärtner von Beruf voran —, zeigen meist ein sinniges Wesen, Stillver¬
gnügtsein, Gutmütigkeit. Blumenfreunde sind keine Störenfriede. Böse Menschen
haben keine Lieder und, setzen wir hinzu, stecken keine Blume auf den Hut oder
ins Knopfloch. Es ist verschmitzte Heuchelei, wenn Franz Moor Amalien beteuert,
er liebe wie sein Bruder Karl die Rosen. Bürgermeister Thebens ist unmöglich
Garten- und Blumenfreund gewesen. Zwei junge Taugenichtse, die wir bei Ge¬
legenheit um ihre Blumenliebhaberei fragten, lachten uns aus, nur der eine, der
artigere nannte dann schelmisch genug die Putenie (Päonie) als seine Wahl. Als
gute Vorbedeutung ist es gewiß anzusehen, daß eine namhafte zahlreiche Genossen¬
schaft, obgleich ihre Häupter und Wortführer leicht grimmige Gesichter machen,
immer Aufregung, nie Beschwichtigung suchen, dennoch die Nelke zu ihrem Abzeichen
ausersah. Sie werden nicht völlig in Neid und Haß aufgehn, die Genossen, ob¬
gleich es die rote Nelke ist, die sie führen. Denn man beachte doch: der Storch¬
schnabel Ooranium WNAuillouin, die rote Anemone (L.. tulssens), die schöne Heuchera
(nach dem Botaniker Heucher benannt, eine Saxifrage), ja schon die Klatschrose ist
in ihrem stechenden Scharlach röter als die rote Nelke. Diese beweist also im
Farbenaufwande Zurückhaltung und Bescheidenheit, kann daher auf solche hindeuten,
muß zu ihr einladen und auffordern. Und wer wird die entsprechende Wirkung
verkennen? Wir wissen, daß die genannten unvergleichlichen Wortführer gegen ge¬
krönte Häupter unbändig gern das Gegenteil von Huldigung verüben, aber daß
„Genossen" „ans Prinzip" in einem Garten Königskerzen oder Kaiserkronen aus¬
gerissen hätten, haben wir nie gehört. Nicht unbemerkt ist es im Gegenteil ge¬
blieben, daß Anhänger der Partei ganz wie andre nicht verbissene Leute eine im
Aufblühen begriffne Königin der Nacht mit Vergnügen abends an ihr erleuchtetes
Fenster stellten, um Vorübergehenden den Anblick ihres Pfleglings zu gönnen.


Zuschrift.

Geehrte Redaktion! Schon öfters bin ich auf Ihren wunder¬
lichen Freund hinten in den Heften gestoßen, wenn Robert sie für den Lesezirkel
zurecht machte; aber ich bin nicht dazu gekommen, das zu lesen, was Sie über ihn
berichten. Bis mir mein Bräutigam neulich die Nummer 9 der grünen Hefte
zeigte, worin er sich so hübsch über den Dr. ub. ausspricht. Ich bin nämlich die
Braut eines Buchhändlers, und obgleich ich natürlich keinen Wert auf Titel lege,
so ist es doch für die Stellung eines gebildeten Mannes immer angenehmer, wenn
er sich Doktor nennen kann.

Allerdings ist es mir nicht ganz klar geworden, ob da im Ernst gesprochen
wird; aber da die Grenzboten doch einen ernsthaften Eindruck machen, so denke ich,
daß Sie sich die Sache mit dem Doktor haben durch den Kopf gehn lassen. Auch
Herr Grunow hat den Titel gutgeheißen, und er als Buchhändler weiß am besten,
was dem Stande not thut.

Robert — so heißt mein Verlobter — wäre wirklich sehr geeignet, den Doktor¬
titel zu führen. Er hat eine schöne, schlanke Figur und einen blonden Schnurr¬
bart, um den ihn mancher Leutnant beneidet. Und er ist so gebildet, daß er die
Lehrlingsprüfungsvorlage mit Begeisterung begrüßt.

Auch er klagt sehr darüber, daß manche Buchhändler nicht genügend Wert auf
ihre Bildung legen und alles verkaufen, was ihnen gerade in die Hand kommt.
Robert geht ganz andre Wege. Er denkt daran, einen kleinen Verlag zu gründen,
und hat sich deswegen schon mit einigen skandinavischen Schriftstellern in Ver¬
bindung gesetzt, die ihm ihre neusten Werke schicken wollen; und eine Schulfreundin
von mir ist gerade jetzt nach Christiania gegangen, um die skandinavischen Sprachen
so gründlich zu lernen, daß sie sie ausgezeichnet ins Deutsche übersetzen kann.


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[0062] Maßgebliches und Unmaßgebliches Leute, die den Blumen Aufmerksamkeit schenken, sich viel mit ihnen beschäftigen — die Gärtner von Beruf voran —, zeigen meist ein sinniges Wesen, Stillver¬ gnügtsein, Gutmütigkeit. Blumenfreunde sind keine Störenfriede. Böse Menschen haben keine Lieder und, setzen wir hinzu, stecken keine Blume auf den Hut oder ins Knopfloch. Es ist verschmitzte Heuchelei, wenn Franz Moor Amalien beteuert, er liebe wie sein Bruder Karl die Rosen. Bürgermeister Thebens ist unmöglich Garten- und Blumenfreund gewesen. Zwei junge Taugenichtse, die wir bei Ge¬ legenheit um ihre Blumenliebhaberei fragten, lachten uns aus, nur der eine, der artigere nannte dann schelmisch genug die Putenie (Päonie) als seine Wahl. Als gute Vorbedeutung ist es gewiß anzusehen, daß eine namhafte zahlreiche Genossen¬ schaft, obgleich ihre Häupter und Wortführer leicht grimmige Gesichter machen, immer Aufregung, nie Beschwichtigung suchen, dennoch die Nelke zu ihrem Abzeichen ausersah. Sie werden nicht völlig in Neid und Haß aufgehn, die Genossen, ob¬ gleich es die rote Nelke ist, die sie führen. Denn man beachte doch: der Storch¬ schnabel Ooranium WNAuillouin, die rote Anemone (L.. tulssens), die schöne Heuchera (nach dem Botaniker Heucher benannt, eine Saxifrage), ja schon die Klatschrose ist in ihrem stechenden Scharlach röter als die rote Nelke. Diese beweist also im Farbenaufwande Zurückhaltung und Bescheidenheit, kann daher auf solche hindeuten, muß zu ihr einladen und auffordern. Und wer wird die entsprechende Wirkung verkennen? Wir wissen, daß die genannten unvergleichlichen Wortführer gegen ge¬ krönte Häupter unbändig gern das Gegenteil von Huldigung verüben, aber daß „Genossen" „ans Prinzip" in einem Garten Königskerzen oder Kaiserkronen aus¬ gerissen hätten, haben wir nie gehört. Nicht unbemerkt ist es im Gegenteil ge¬ blieben, daß Anhänger der Partei ganz wie andre nicht verbissene Leute eine im Aufblühen begriffne Königin der Nacht mit Vergnügen abends an ihr erleuchtetes Fenster stellten, um Vorübergehenden den Anblick ihres Pfleglings zu gönnen. Zuschrift. Geehrte Redaktion! Schon öfters bin ich auf Ihren wunder¬ lichen Freund hinten in den Heften gestoßen, wenn Robert sie für den Lesezirkel zurecht machte; aber ich bin nicht dazu gekommen, das zu lesen, was Sie über ihn berichten. Bis mir mein Bräutigam neulich die Nummer 9 der grünen Hefte zeigte, worin er sich so hübsch über den Dr. ub. ausspricht. Ich bin nämlich die Braut eines Buchhändlers, und obgleich ich natürlich keinen Wert auf Titel lege, so ist es doch für die Stellung eines gebildeten Mannes immer angenehmer, wenn er sich Doktor nennen kann. Allerdings ist es mir nicht ganz klar geworden, ob da im Ernst gesprochen wird; aber da die Grenzboten doch einen ernsthaften Eindruck machen, so denke ich, daß Sie sich die Sache mit dem Doktor haben durch den Kopf gehn lassen. Auch Herr Grunow hat den Titel gutgeheißen, und er als Buchhändler weiß am besten, was dem Stande not thut. Robert — so heißt mein Verlobter — wäre wirklich sehr geeignet, den Doktor¬ titel zu führen. Er hat eine schöne, schlanke Figur und einen blonden Schnurr¬ bart, um den ihn mancher Leutnant beneidet. Und er ist so gebildet, daß er die Lehrlingsprüfungsvorlage mit Begeisterung begrüßt. Auch er klagt sehr darüber, daß manche Buchhändler nicht genügend Wert auf ihre Bildung legen und alles verkaufen, was ihnen gerade in die Hand kommt. Robert geht ganz andre Wege. Er denkt daran, einen kleinen Verlag zu gründen, und hat sich deswegen schon mit einigen skandinavischen Schriftstellern in Ver¬ bindung gesetzt, die ihm ihre neusten Werke schicken wollen; und eine Schulfreundin von mir ist gerade jetzt nach Christiania gegangen, um die skandinavischen Sprachen so gründlich zu lernen, daß sie sie ausgezeichnet ins Deutsche übersetzen kann.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_290410/62>, abgerufen am 29.06.2024.