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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr.

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Auf Sizilien

von Jnbelschriften, Medaillen, Ansichtskarten usw, den üblichen Schatten voraus.
Die schönste Gntenbergfeier wäre die, wenn Buchhandel "ud Buchdruck in
ihrem dunkeln Drange nach "Reformen" die Schätze des Leipziger Bnchgewerbe-
museums, aber nicht bloß die aus dem fünfzehnten, sondern vor allem auch
die aus dem neunzehnten Jahrhundert recht mit Verstand und Nachdenken
benutzen, sich mit deren Hilfe wieder auf die Gesetze wahrer Schönheit in der
Buchausstattung besinnen und sich von den mannigfachen Holzwegen, auf die
sie sich in den letzten Jahren haben locken lassen, auf die schöne helle breite
Straße zurückfinden wollten, auf der alle gesunde Kunstentwicklung -- uicht in
kindischen Seiten- und Rücksprüngen, sondern in ruhigem, stetigem Gange --
vorwärtsschreitet.


G. Wustmann


Auf Sizilien
Gelo Aaemmel von(Schluß)

n diesen unvergleichliche?: Ausblicken auf Land und Meer, auf
zackige, zerklüftete Kalkformationen und vulkanisches Hochgebirge
beruht die Schönheit von Taorminci, und auf dieser Schönheit
sein Hauptreiz. Geschichtlich betrachtet gehörte Tauromenion
weder zu den ältesten noch zu den größten Griechenstädten
Siziliens, uur zu den festesten, und nur darum war es bedeutend. Zu den
Füßen des Berges Tauros landeten 735 v. Chr. die ersten Griechen, die
nach Sizilien herüberkamen, und gründeten an der Mündung des Akesines,
des heutigen Alkantara, auf der flachen Halbinsel, die in das Vorgebirge Schisv
anslüuft, die Stadt Naxos, diese aber zerstörte Diouysios I. von Syrakus
schou 403. Seitdem blieb die Stätte wüst und ist jetzt ein Orangengarten.
Dafür siedelte der Gewaltherrscher im Jahre 396 Sikuler, 392 Söldner
auf dem Berge Tanros an, dessen beherrschende Lage auf dem hohen Küsten-
vorsprnnge zwischen tiefen Flußthüleru sein militärischer Scharfblick erkannte.
Später, 358, siedelten auch die Neste der alten Naxier dorthin über. Doch
blieb die neue Stadt meist in einer gewissen Abhängigkeit von Syrakus. In
dem schrecklichen ersten Sklavenkriege,, 139 bis 132, war sie eine der letzten
festen Burgen, die die Empörer gegen die Römer hielten, später that sie dem
Sextus Pompejus gegen Octavianus denselben Dienst und erhielt von diesen:
21 v. Chr. eine römische Kolonie, die nun der Stadt eine rechtlich besonders
günstige Stellung sicherte und ihr ein ganz römisches Gepräge gab. Ihre
Ausdehnung war damals bedeutender als heute, denn sie umfaßte außer dem
Theaterhügel auch uoch das Kastell, das uoch fast um 300 Meter über der
Stadt liegt. Was also an antiken Bauten übrig ist, das stammt aus den


Auf Sizilien

von Jnbelschriften, Medaillen, Ansichtskarten usw, den üblichen Schatten voraus.
Die schönste Gntenbergfeier wäre die, wenn Buchhandel »ud Buchdruck in
ihrem dunkeln Drange nach „Reformen" die Schätze des Leipziger Bnchgewerbe-
museums, aber nicht bloß die aus dem fünfzehnten, sondern vor allem auch
die aus dem neunzehnten Jahrhundert recht mit Verstand und Nachdenken
benutzen, sich mit deren Hilfe wieder auf die Gesetze wahrer Schönheit in der
Buchausstattung besinnen und sich von den mannigfachen Holzwegen, auf die
sie sich in den letzten Jahren haben locken lassen, auf die schöne helle breite
Straße zurückfinden wollten, auf der alle gesunde Kunstentwicklung — uicht in
kindischen Seiten- und Rücksprüngen, sondern in ruhigem, stetigem Gange —
vorwärtsschreitet.


G. Wustmann


Auf Sizilien
Gelo Aaemmel von(Schluß)

n diesen unvergleichliche?: Ausblicken auf Land und Meer, auf
zackige, zerklüftete Kalkformationen und vulkanisches Hochgebirge
beruht die Schönheit von Taorminci, und auf dieser Schönheit
sein Hauptreiz. Geschichtlich betrachtet gehörte Tauromenion
weder zu den ältesten noch zu den größten Griechenstädten
Siziliens, uur zu den festesten, und nur darum war es bedeutend. Zu den
Füßen des Berges Tauros landeten 735 v. Chr. die ersten Griechen, die
nach Sizilien herüberkamen, und gründeten an der Mündung des Akesines,
des heutigen Alkantara, auf der flachen Halbinsel, die in das Vorgebirge Schisv
anslüuft, die Stadt Naxos, diese aber zerstörte Diouysios I. von Syrakus
schou 403. Seitdem blieb die Stätte wüst und ist jetzt ein Orangengarten.
Dafür siedelte der Gewaltherrscher im Jahre 396 Sikuler, 392 Söldner
auf dem Berge Tanros an, dessen beherrschende Lage auf dem hohen Küsten-
vorsprnnge zwischen tiefen Flußthüleru sein militärischer Scharfblick erkannte.
Später, 358, siedelten auch die Neste der alten Naxier dorthin über. Doch
blieb die neue Stadt meist in einer gewissen Abhängigkeit von Syrakus. In
dem schrecklichen ersten Sklavenkriege,, 139 bis 132, war sie eine der letzten
festen Burgen, die die Empörer gegen die Römer hielten, später that sie dem
Sextus Pompejus gegen Octavianus denselben Dienst und erhielt von diesen:
21 v. Chr. eine römische Kolonie, die nun der Stadt eine rechtlich besonders
günstige Stellung sicherte und ihr ein ganz römisches Gepräge gab. Ihre
Ausdehnung war damals bedeutender als heute, denn sie umfaßte außer dem
Theaterhügel auch uoch das Kastell, das uoch fast um 300 Meter über der
Stadt liegt. Was also an antiken Bauten übrig ist, das stammt aus den


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[0498] Auf Sizilien von Jnbelschriften, Medaillen, Ansichtskarten usw, den üblichen Schatten voraus. Die schönste Gntenbergfeier wäre die, wenn Buchhandel »ud Buchdruck in ihrem dunkeln Drange nach „Reformen" die Schätze des Leipziger Bnchgewerbe- museums, aber nicht bloß die aus dem fünfzehnten, sondern vor allem auch die aus dem neunzehnten Jahrhundert recht mit Verstand und Nachdenken benutzen, sich mit deren Hilfe wieder auf die Gesetze wahrer Schönheit in der Buchausstattung besinnen und sich von den mannigfachen Holzwegen, auf die sie sich in den letzten Jahren haben locken lassen, auf die schöne helle breite Straße zurückfinden wollten, auf der alle gesunde Kunstentwicklung — uicht in kindischen Seiten- und Rücksprüngen, sondern in ruhigem, stetigem Gange — vorwärtsschreitet. G. Wustmann Auf Sizilien Gelo Aaemmel von(Schluß) n diesen unvergleichliche?: Ausblicken auf Land und Meer, auf zackige, zerklüftete Kalkformationen und vulkanisches Hochgebirge beruht die Schönheit von Taorminci, und auf dieser Schönheit sein Hauptreiz. Geschichtlich betrachtet gehörte Tauromenion weder zu den ältesten noch zu den größten Griechenstädten Siziliens, uur zu den festesten, und nur darum war es bedeutend. Zu den Füßen des Berges Tauros landeten 735 v. Chr. die ersten Griechen, die nach Sizilien herüberkamen, und gründeten an der Mündung des Akesines, des heutigen Alkantara, auf der flachen Halbinsel, die in das Vorgebirge Schisv anslüuft, die Stadt Naxos, diese aber zerstörte Diouysios I. von Syrakus schou 403. Seitdem blieb die Stätte wüst und ist jetzt ein Orangengarten. Dafür siedelte der Gewaltherrscher im Jahre 396 Sikuler, 392 Söldner auf dem Berge Tanros an, dessen beherrschende Lage auf dem hohen Küsten- vorsprnnge zwischen tiefen Flußthüleru sein militärischer Scharfblick erkannte. Später, 358, siedelten auch die Neste der alten Naxier dorthin über. Doch blieb die neue Stadt meist in einer gewissen Abhängigkeit von Syrakus. In dem schrecklichen ersten Sklavenkriege,, 139 bis 132, war sie eine der letzten festen Burgen, die die Empörer gegen die Römer hielten, später that sie dem Sextus Pompejus gegen Octavianus denselben Dienst und erhielt von diesen: 21 v. Chr. eine römische Kolonie, die nun der Stadt eine rechtlich besonders günstige Stellung sicherte und ihr ein ganz römisches Gepräge gab. Ihre Ausdehnung war damals bedeutender als heute, denn sie umfaßte außer dem Theaterhügel auch uoch das Kastell, das uoch fast um 300 Meter über der Stadt liegt. Was also an antiken Bauten übrig ist, das stammt aus den

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_290410/498>, abgerufen am 29.06.2024.