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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr.

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Archäologische Stndienstihrten nach Griechenland und Aleinasien

bürg bei Kronstäbe unweit der rumänischen Grenze, MI der Wand des niedrigen
Gelasses, das die Wächterdienst thuende Mincrin bewohnte, den deutschen Kon¬
firmation ssprnch der Tochter eingerahmt sah, äußerte ich unter dem Ausdruck
meiner Freude, in meiner Heimat thue mau ebenso. "Wo sind der gnädige
Herr her?" tend als mein Begleiter sagte, ich sei ein deutscher Professor,
da leuchteten die Augen der Frau, und ganz feierlich sagte sie: "Gott segne
den gnädigen Herrn und geleite ihn heim zu den fernen Lieben!"

Von den Kräften, dnrch die sich das Deutschtum dort erhalten hat, sind
zwei geblieben, wie sie waren: sie grüßten sich in diesen Szenen. Der Bauer
ist ein Bauer geblieben wie sein Better Bnr in Südafrika, ein dickköpfiger
deutscher Bauer, der deutsch ist und bleiben will. Ganz anders als in deu
Ostseeprovinzen liegt die Sache hier. Hier war und ist das deutsche Volkstum
bodenständig. Der Bauer hat das erste Wort im Lande gesprochen, er wird
auch das letzte sprechen. Auf ihm steht unsre Hoffnung, daß die deutsche
Frage Ostungarns nicht so ganz aussichtslos ist. Und noch versteht er ganz
innerlicherweise den Gruß des deutschen Mutterlandes, deutsch - evangelische
Vildnng. Die Verbindung ist aufrecht erhalten, und gerade in den tiefsten
Beziehungen wird sie am kräftigsten gepflegt. An uns ist es, diesen Quell, aus
dem dem wackern Volke immer neue Kraft zufließt, offen zu erhalten und auch
unsrerseits den Glauben nicht wegzuwerfen an den Sieg der Treue, an die
Wahrheit des Wortes Heinrich von Treitschkes, das Fr. Teutsch dem zweiten
Bande der "Bilder ans der vaterländischen (siebenbürgischen) Geschichte" als einen
ans dieser Geschichte gezognen Erfnhrnngssatz zum Motto gesetzt hat:


Noch war kein Volk verlassen,
Dus sich nicht selbst verließ.



Archäologische Studienfahrten nach Griechenland
und Kleinasien
Paul ofitzner von(Schluß)

äst Völlig versagt aber die Nachbildung gegenüber den im ganzen
zwanzig Meter langen Giebel- und Friesreliefs vom Schatz¬
haus der Knidier, einem ganz hervorragenden, in jeder Hin¬
sicht nnschktzbarcn Werk ans der Mitte des sechsten Jahr¬
hunderts, das über die Entwicklung der archaischen Kunst die
wichtigsten Aufschlüsse giebt. Der Streit des Herakles und des Apollon um
den Dreifuß, der Wettlauf des Pelops und des Önomaos, die Apotheose des


Archäologische Stndienstihrten nach Griechenland und Aleinasien

bürg bei Kronstäbe unweit der rumänischen Grenze, MI der Wand des niedrigen
Gelasses, das die Wächterdienst thuende Mincrin bewohnte, den deutschen Kon¬
firmation ssprnch der Tochter eingerahmt sah, äußerte ich unter dem Ausdruck
meiner Freude, in meiner Heimat thue mau ebenso. „Wo sind der gnädige
Herr her?" tend als mein Begleiter sagte, ich sei ein deutscher Professor,
da leuchteten die Augen der Frau, und ganz feierlich sagte sie: „Gott segne
den gnädigen Herrn und geleite ihn heim zu den fernen Lieben!"

Von den Kräften, dnrch die sich das Deutschtum dort erhalten hat, sind
zwei geblieben, wie sie waren: sie grüßten sich in diesen Szenen. Der Bauer
ist ein Bauer geblieben wie sein Better Bnr in Südafrika, ein dickköpfiger
deutscher Bauer, der deutsch ist und bleiben will. Ganz anders als in deu
Ostseeprovinzen liegt die Sache hier. Hier war und ist das deutsche Volkstum
bodenständig. Der Bauer hat das erste Wort im Lande gesprochen, er wird
auch das letzte sprechen. Auf ihm steht unsre Hoffnung, daß die deutsche
Frage Ostungarns nicht so ganz aussichtslos ist. Und noch versteht er ganz
innerlicherweise den Gruß des deutschen Mutterlandes, deutsch - evangelische
Vildnng. Die Verbindung ist aufrecht erhalten, und gerade in den tiefsten
Beziehungen wird sie am kräftigsten gepflegt. An uns ist es, diesen Quell, aus
dem dem wackern Volke immer neue Kraft zufließt, offen zu erhalten und auch
unsrerseits den Glauben nicht wegzuwerfen an den Sieg der Treue, an die
Wahrheit des Wortes Heinrich von Treitschkes, das Fr. Teutsch dem zweiten
Bande der „Bilder ans der vaterländischen (siebenbürgischen) Geschichte" als einen
ans dieser Geschichte gezognen Erfnhrnngssatz zum Motto gesetzt hat:


Noch war kein Volk verlassen,
Dus sich nicht selbst verließ.



Archäologische Studienfahrten nach Griechenland
und Kleinasien
Paul ofitzner von(Schluß)

äst Völlig versagt aber die Nachbildung gegenüber den im ganzen
zwanzig Meter langen Giebel- und Friesreliefs vom Schatz¬
haus der Knidier, einem ganz hervorragenden, in jeder Hin¬
sicht nnschktzbarcn Werk ans der Mitte des sechsten Jahr¬
hunderts, das über die Entwicklung der archaischen Kunst die
wichtigsten Aufschlüsse giebt. Der Streit des Herakles und des Apollon um
den Dreifuß, der Wettlauf des Pelops und des Önomaos, die Apotheose des


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[0483] Archäologische Stndienstihrten nach Griechenland und Aleinasien bürg bei Kronstäbe unweit der rumänischen Grenze, MI der Wand des niedrigen Gelasses, das die Wächterdienst thuende Mincrin bewohnte, den deutschen Kon¬ firmation ssprnch der Tochter eingerahmt sah, äußerte ich unter dem Ausdruck meiner Freude, in meiner Heimat thue mau ebenso. „Wo sind der gnädige Herr her?" tend als mein Begleiter sagte, ich sei ein deutscher Professor, da leuchteten die Augen der Frau, und ganz feierlich sagte sie: „Gott segne den gnädigen Herrn und geleite ihn heim zu den fernen Lieben!" Von den Kräften, dnrch die sich das Deutschtum dort erhalten hat, sind zwei geblieben, wie sie waren: sie grüßten sich in diesen Szenen. Der Bauer ist ein Bauer geblieben wie sein Better Bnr in Südafrika, ein dickköpfiger deutscher Bauer, der deutsch ist und bleiben will. Ganz anders als in deu Ostseeprovinzen liegt die Sache hier. Hier war und ist das deutsche Volkstum bodenständig. Der Bauer hat das erste Wort im Lande gesprochen, er wird auch das letzte sprechen. Auf ihm steht unsre Hoffnung, daß die deutsche Frage Ostungarns nicht so ganz aussichtslos ist. Und noch versteht er ganz innerlicherweise den Gruß des deutschen Mutterlandes, deutsch - evangelische Vildnng. Die Verbindung ist aufrecht erhalten, und gerade in den tiefsten Beziehungen wird sie am kräftigsten gepflegt. An uns ist es, diesen Quell, aus dem dem wackern Volke immer neue Kraft zufließt, offen zu erhalten und auch unsrerseits den Glauben nicht wegzuwerfen an den Sieg der Treue, an die Wahrheit des Wortes Heinrich von Treitschkes, das Fr. Teutsch dem zweiten Bande der „Bilder ans der vaterländischen (siebenbürgischen) Geschichte" als einen ans dieser Geschichte gezognen Erfnhrnngssatz zum Motto gesetzt hat: Noch war kein Volk verlassen, Dus sich nicht selbst verließ. Archäologische Studienfahrten nach Griechenland und Kleinasien Paul ofitzner von(Schluß) äst Völlig versagt aber die Nachbildung gegenüber den im ganzen zwanzig Meter langen Giebel- und Friesreliefs vom Schatz¬ haus der Knidier, einem ganz hervorragenden, in jeder Hin¬ sicht nnschktzbarcn Werk ans der Mitte des sechsten Jahr¬ hunderts, das über die Entwicklung der archaischen Kunst die wichtigsten Aufschlüsse giebt. Der Streit des Herakles und des Apollon um den Dreifuß, der Wettlauf des Pelops und des Önomaos, die Apotheose des

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_290410/483>, abgerufen am 29.06.2024.