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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches mit Unmaßgebliches

kehren werde"; Robertson und Beyschlag sprechen das offen ans, aber in Beziehung
auf die italienische Volksseele und den Verfall des Katholizismus scheinen sich doch
die Reverends manchen Tnnschnngen hinzugeben. Robertson schätzt die Zahl der
Italiener, die außerhalb der Kirche stehn, auf 22 Millionen, entwertet aber selbst
diese Berechnung dnrch die Erwähnung der bekannten Thatsache, daß sogar hoch¬
gebildete Atheisten auf dein Sterbebette den Geistlichen holen lassen. Er triumphiert
darüber, daß es in der Deputiertenkammer keine päpstliche Partei giebt, vergißt aber
ganz das päpstliche Verbot: no vlvtwri >w elvtti, dessen Zurücknahme eine päpst¬
liche Partei schaffen würde, wie die Siege der Klerikalen bei Kommunalwahlen in
vielen Städten beweisen. Er erteilt der italienischen Negierung das Lob, daß sie
das Volk sogar besser als die englische vor Päpstlicher Tyrannei schütze, denkt aber
nicht daran, daß es nicht die päpstliche Tyrannei ist, sondern die des Erretters
und Schutzengels, gegen die sich seit mehr als zehn Jahren die Opposition der
Volksvertreter richtet. Gewiß hängt der moralische und wirtschaftliche Zustand der
Italiener, der ja viel zu wünschen übrig läßt, mit ihrem Kirchenwesen zusammen,
aber wie weit dieses Ursache, und wie weit es bloß Wirkung ist, das wird sich
schwer ermitteln lassen. Gewiß wäre ihnen ein besserer Klerus und ein gereinigtes
Christentum zu wünschen, aber wer weiß, ob sie beides nicht gerade so haben wollen,
wie es ist, trotz alles Geschimpfs darüber und alles Spotts; in Seelen. zumal in
Volksseelen richtig zu lesen, das ist eine schwierige Kunst.


Schopenhauer, Hamlet, Mephistopheles.

Unter diesem Titel, mit dem
Untertitel: Drei Aufsätze zur Naturgeschichte des Pessimismus (Berlin. Wilhelm Hertz,
1900) hat uus Friedrich Paulsen ein erfreuliches und erbauliches kleines Buch
geschenkt. Wer Schopenhauers Leben kennt, dem ist sofort klar, wie seine unselige
Welt nnr ein Spiegel seiner eignen selbstsüchtigen und darum unseligen Seele ist.
Der unvernünftige Weltwille ist eben sein eigner liebloser Wille. Aber seine
Intelligenz ist genial und hat bleibend wertvolles geschaffen. Und diese Intelligenz
hat hingereicht, ihn seine eigne Unvernunft erkennen zu lassen und eine Morallehre
der Liebe und Entsagung zu schaffen, von der er das Gegenteil geübt hat. Er ist
"tho nur aus Unvermögen zum Guten boshaft und verurteilt feine eigne Bosheit.
Dagegen erscheint in Mephistopheles das positiv Böse. Er ist gemein, er sieht in
jede Erscheinung der Welt seine Gemeinheit hinein, und er macht gemein; andre
unglücklich machen ist seine Lust. Das alles ist bekannt, aber Paulsen stellt es so
schön dar, daß es keinem schaden wird, es sich von ihm uoch einmal sagen zu lassen.
Und schön und kräftig zeichnet er den Charakter Fausts oder vielmehr Goethes im
Gegensatz zu Mephistopheles. Freilich hat der Dichter diese" schlimmen Gesellen in
sich getragen, sonst hätte er ihn nicht als poetische Figur aus sich heraushetzen können
und er hat ja auch sonst gezeigt, daß er zu richten und zu spotten, daß er kritisch
zu vernichten versteht, z. B. in den Xenien, aber deren hat er sich em wenig ge¬
schämt; an Schiller schrieb er: "Nach diesem tollen Wagestück müssen wir uns bloß
großer und würdiger Kunstwerke befleißigen und unsre proteische Natur zur Be¬
schämung aller Gegner in die Gestalten des Guten und Edeln wandeln." Der
Grundzug von Goethes Natur ist die Liebe, mit der er das Weltall umfaßt el"
jedes, auch das Kleine und Unbedeutende, auch das Gemeine, das Bose. das Zer¬
störende als im Weltplan begründet, an seinem Ort notwendig zu versteh" und zu
würdigen bemüht ist. Sich el" hübsch Lebe" zu zimmern, dazu geHort nach ihm:
-Bor allem keinen Menschen hassen! Und das übrige Gott überlassen"; und
Schopenhauer.,, den er durchschaut habe" muß. hat er ins Stammbuch geschnebeu:
-.Wonach soll man am Ende trachten? Die Welt zu kennen und nicht zu ver¬
achten." Wie kommt aber Hamlet, der edle Schwärmer, in diese GesellschaftDas


Maßgebliches mit Unmaßgebliches

kehren werde»; Robertson und Beyschlag sprechen das offen ans, aber in Beziehung
auf die italienische Volksseele und den Verfall des Katholizismus scheinen sich doch
die Reverends manchen Tnnschnngen hinzugeben. Robertson schätzt die Zahl der
Italiener, die außerhalb der Kirche stehn, auf 22 Millionen, entwertet aber selbst
diese Berechnung dnrch die Erwähnung der bekannten Thatsache, daß sogar hoch¬
gebildete Atheisten auf dein Sterbebette den Geistlichen holen lassen. Er triumphiert
darüber, daß es in der Deputiertenkammer keine päpstliche Partei giebt, vergißt aber
ganz das päpstliche Verbot: no vlvtwri >w elvtti, dessen Zurücknahme eine päpst¬
liche Partei schaffen würde, wie die Siege der Klerikalen bei Kommunalwahlen in
vielen Städten beweisen. Er erteilt der italienischen Negierung das Lob, daß sie
das Volk sogar besser als die englische vor Päpstlicher Tyrannei schütze, denkt aber
nicht daran, daß es nicht die päpstliche Tyrannei ist, sondern die des Erretters
und Schutzengels, gegen die sich seit mehr als zehn Jahren die Opposition der
Volksvertreter richtet. Gewiß hängt der moralische und wirtschaftliche Zustand der
Italiener, der ja viel zu wünschen übrig läßt, mit ihrem Kirchenwesen zusammen,
aber wie weit dieses Ursache, und wie weit es bloß Wirkung ist, das wird sich
schwer ermitteln lassen. Gewiß wäre ihnen ein besserer Klerus und ein gereinigtes
Christentum zu wünschen, aber wer weiß, ob sie beides nicht gerade so haben wollen,
wie es ist, trotz alles Geschimpfs darüber und alles Spotts; in Seelen. zumal in
Volksseelen richtig zu lesen, das ist eine schwierige Kunst.


Schopenhauer, Hamlet, Mephistopheles.

Unter diesem Titel, mit dem
Untertitel: Drei Aufsätze zur Naturgeschichte des Pessimismus (Berlin. Wilhelm Hertz,
1900) hat uus Friedrich Paulsen ein erfreuliches und erbauliches kleines Buch
geschenkt. Wer Schopenhauers Leben kennt, dem ist sofort klar, wie seine unselige
Welt nnr ein Spiegel seiner eignen selbstsüchtigen und darum unseligen Seele ist.
Der unvernünftige Weltwille ist eben sein eigner liebloser Wille. Aber seine
Intelligenz ist genial und hat bleibend wertvolles geschaffen. Und diese Intelligenz
hat hingereicht, ihn seine eigne Unvernunft erkennen zu lassen und eine Morallehre
der Liebe und Entsagung zu schaffen, von der er das Gegenteil geübt hat. Er ist
"tho nur aus Unvermögen zum Guten boshaft und verurteilt feine eigne Bosheit.
Dagegen erscheint in Mephistopheles das positiv Böse. Er ist gemein, er sieht in
jede Erscheinung der Welt seine Gemeinheit hinein, und er macht gemein; andre
unglücklich machen ist seine Lust. Das alles ist bekannt, aber Paulsen stellt es so
schön dar, daß es keinem schaden wird, es sich von ihm uoch einmal sagen zu lassen.
Und schön und kräftig zeichnet er den Charakter Fausts oder vielmehr Goethes im
Gegensatz zu Mephistopheles. Freilich hat der Dichter diese» schlimmen Gesellen in
sich getragen, sonst hätte er ihn nicht als poetische Figur aus sich heraushetzen können
und er hat ja auch sonst gezeigt, daß er zu richten und zu spotten, daß er kritisch
zu vernichten versteht, z. B. in den Xenien, aber deren hat er sich em wenig ge¬
schämt; an Schiller schrieb er: „Nach diesem tollen Wagestück müssen wir uns bloß
großer und würdiger Kunstwerke befleißigen und unsre proteische Natur zur Be¬
schämung aller Gegner in die Gestalten des Guten und Edeln wandeln." Der
Grundzug von Goethes Natur ist die Liebe, mit der er das Weltall umfaßt el»
jedes, auch das Kleine und Unbedeutende, auch das Gemeine, das Bose. das Zer¬
störende als im Weltplan begründet, an seinem Ort notwendig zu versteh» und zu
würdigen bemüht ist. Sich el» hübsch Lebe» zu zimmern, dazu geHort nach ihm:
-Bor allem keinen Menschen hassen! Und das übrige Gott überlassen"; und
Schopenhauer.,, den er durchschaut habe» muß. hat er ins Stammbuch geschnebeu:
-.Wonach soll man am Ende trachten? Die Welt zu kennen und nicht zu ver¬
achten." Wie kommt aber Hamlet, der edle Schwärmer, in diese GesellschaftDas


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[0461] Maßgebliches mit Unmaßgebliches kehren werde»; Robertson und Beyschlag sprechen das offen ans, aber in Beziehung auf die italienische Volksseele und den Verfall des Katholizismus scheinen sich doch die Reverends manchen Tnnschnngen hinzugeben. Robertson schätzt die Zahl der Italiener, die außerhalb der Kirche stehn, auf 22 Millionen, entwertet aber selbst diese Berechnung dnrch die Erwähnung der bekannten Thatsache, daß sogar hoch¬ gebildete Atheisten auf dein Sterbebette den Geistlichen holen lassen. Er triumphiert darüber, daß es in der Deputiertenkammer keine päpstliche Partei giebt, vergißt aber ganz das päpstliche Verbot: no vlvtwri >w elvtti, dessen Zurücknahme eine päpst¬ liche Partei schaffen würde, wie die Siege der Klerikalen bei Kommunalwahlen in vielen Städten beweisen. Er erteilt der italienischen Negierung das Lob, daß sie das Volk sogar besser als die englische vor Päpstlicher Tyrannei schütze, denkt aber nicht daran, daß es nicht die päpstliche Tyrannei ist, sondern die des Erretters und Schutzengels, gegen die sich seit mehr als zehn Jahren die Opposition der Volksvertreter richtet. Gewiß hängt der moralische und wirtschaftliche Zustand der Italiener, der ja viel zu wünschen übrig läßt, mit ihrem Kirchenwesen zusammen, aber wie weit dieses Ursache, und wie weit es bloß Wirkung ist, das wird sich schwer ermitteln lassen. Gewiß wäre ihnen ein besserer Klerus und ein gereinigtes Christentum zu wünschen, aber wer weiß, ob sie beides nicht gerade so haben wollen, wie es ist, trotz alles Geschimpfs darüber und alles Spotts; in Seelen. zumal in Volksseelen richtig zu lesen, das ist eine schwierige Kunst. Schopenhauer, Hamlet, Mephistopheles. Unter diesem Titel, mit dem Untertitel: Drei Aufsätze zur Naturgeschichte des Pessimismus (Berlin. Wilhelm Hertz, 1900) hat uus Friedrich Paulsen ein erfreuliches und erbauliches kleines Buch geschenkt. Wer Schopenhauers Leben kennt, dem ist sofort klar, wie seine unselige Welt nnr ein Spiegel seiner eignen selbstsüchtigen und darum unseligen Seele ist. Der unvernünftige Weltwille ist eben sein eigner liebloser Wille. Aber seine Intelligenz ist genial und hat bleibend wertvolles geschaffen. Und diese Intelligenz hat hingereicht, ihn seine eigne Unvernunft erkennen zu lassen und eine Morallehre der Liebe und Entsagung zu schaffen, von der er das Gegenteil geübt hat. Er ist "tho nur aus Unvermögen zum Guten boshaft und verurteilt feine eigne Bosheit. Dagegen erscheint in Mephistopheles das positiv Böse. Er ist gemein, er sieht in jede Erscheinung der Welt seine Gemeinheit hinein, und er macht gemein; andre unglücklich machen ist seine Lust. Das alles ist bekannt, aber Paulsen stellt es so schön dar, daß es keinem schaden wird, es sich von ihm uoch einmal sagen zu lassen. Und schön und kräftig zeichnet er den Charakter Fausts oder vielmehr Goethes im Gegensatz zu Mephistopheles. Freilich hat der Dichter diese» schlimmen Gesellen in sich getragen, sonst hätte er ihn nicht als poetische Figur aus sich heraushetzen können und er hat ja auch sonst gezeigt, daß er zu richten und zu spotten, daß er kritisch zu vernichten versteht, z. B. in den Xenien, aber deren hat er sich em wenig ge¬ schämt; an Schiller schrieb er: „Nach diesem tollen Wagestück müssen wir uns bloß großer und würdiger Kunstwerke befleißigen und unsre proteische Natur zur Be¬ schämung aller Gegner in die Gestalten des Guten und Edeln wandeln." Der Grundzug von Goethes Natur ist die Liebe, mit der er das Weltall umfaßt el» jedes, auch das Kleine und Unbedeutende, auch das Gemeine, das Bose. das Zer¬ störende als im Weltplan begründet, an seinem Ort notwendig zu versteh» und zu würdigen bemüht ist. Sich el» hübsch Lebe» zu zimmern, dazu geHort nach ihm: -Bor allem keinen Menschen hassen! Und das übrige Gott überlassen"; und Schopenhauer.,, den er durchschaut habe» muß. hat er ins Stammbuch geschnebeu: -.Wonach soll man am Ende trachten? Die Welt zu kennen und nicht zu ver¬ achten." Wie kommt aber Hamlet, der edle Schwärmer, in diese GesellschaftDas

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_290410/461>, abgerufen am 29.06.2024.