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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

ist er nach Paulsen eben nicht; er ist kein edler und guter Mensch, sonder" ein
junger Mann von außerordentlichen Geistesgaben, zu denen eine ins Innere der
Dinge dringende Verstandesschiirfe geHort, der aber das Gegengewicht der Liebe
fehlt. Darum ist er eitel auf seine Gaben und beinahe Situationen, die zum Handeln
drängen, nur zu Monologen, in denen er seinen Geistreichtum glänzen läßt. Daran
durchschaut er allerdings ganz Dänemark und seinen Hof, worin nicht bloß etwas
sondern alles faul ist, die schone Ophelia, die die Naive nur spielt, uicht aus-
genommen, aber er benutzt seine Kenntnis nicht dazu, die Aufgabe zu erfüllen, die
ihm durch die Lage, durch die Erkenntnis der Lage und durch seine Stellung auf¬
erlegt ist: die Aufgabe, die Geschwüre herauszuschreiben und den Volkskörper zu
Heilen, sondern er beinahe sie nnr dazu, sich als geschickten Theaterregisseur zu zeigen,
alle Personen seiner Umgebung mit Sarkasmen, mit boshaften Anspielungen und
mit Strafreden zu ängstigen und zu peinige"; er haßt das Böse nicht; es auf¬
zudecken und triumphierend den Schuldigen vorzuhalten, die es zu verbergen bemüht
sind, das bereitet ihm die höchste Genugthuung; freilich, eigentlich böse ist er nicht,
dazu hat er nicht Kraft genug; die Welt und seine eigne Person ekeln ihn an;
aber weiter als bis zu diesem unwirksame" Ekel bringt ers nicht. Diese Auffassung
Hamlets ist bei der ersten Veröffentlichung in der Deutschen Rundschau auf starken
Widerspruch gestoßen, aber sie hat etwas für sich. -- Der größte unter allen
positiven Geistern, die das Böse aufdecken uicht aus Freude am Bösen, auch nicht
um ihre eigne Verzweiflung am Guten zu rechtfertigen, sondern um es durch das
Gute zu überwinden, ist Jesus. Ein Anonymus, dessen Aufsätze über Shakespeare
wir vor längerer Zeit in einer englischen Wochenschrift gelesen haben, stellt Shakespeare
über Jesus, weil dieser keinen Falstaff in sich enthalte, es ihm demnach an der
göttlichen Fülle und Vollständigkeit gebreche. Nun ist es ja schon ein Frevel,
Jesum nicht nach seinem Werke, sondern nach seinen sozusagen litterarischen Leistungen
zu beurteilen, die gar nicht seine sind, sondern die von Aposteln und Apostelschüleru.
Aber auch so ist die Vergleichung unpassend. Gewiß enthält Gott auch das Böse
in sich, denn die Teufel wie die Dummköpfe sind ja seine Geschöpfe, und was für
einen guten Humor Gott hat, sieht man an den grotesken und drolligen Tieren,
die er geschaffen hat, und in der Weltgeschichte. Aber zur Lebensaufgabe Jesu ge¬
hörte es nicht, dnrch Wort und Beispiel die Kräfte zu ermutigen, die teils nur
niedere Dienste im Welthaushalt verrichten, teils als Geister der Verneimmg die
Pläne Gottes durch Widerstreben fördern, sondern er hatte gerade gegenüber dem
Gemeinen und der Verneinung, woran es in der Welt nie und nirgends fehlt, das
Höhere und die Bejahung geltend zu machen. Aber war auch damit vorwiegender
Ernst in seinen, Charakter gegeben, so schloß dieser doch die heitere Lebensnnffassnng
und den Spott über Unvollkommenheiten und Thorheiten nicht ans. Daß diese
Seite in den Reden und Handlungen Christi wenig beachtet und von den Schrift-
erklärern vielleicht gar nicht bemerkt wird, darüber braucht man sich nicht zu ver¬
wundern; gehören diese Herren doch einem Stande an, ans dessen obligater Amts¬
miene die Richtung der Mundwinkel auf die Ohren zu ausgeschlossen ist. Wir
haben einmal von dem hochernsten und Hochpolitischeu Unsinn gesprochen, der mit
dem Evangelium vom Zinsgroschen getrieben wird, und unsre Meinung dahin aus¬
gesprochen, daß Christus mit seiner Antwort auf die verfängliche Frage die Herren
Konservativen und Nationalliberalen, die ans Haß gegen ihn ein Kartell geschlossen
hatten, bloß habe verspotten wollen. Pnulsen hat nun den drei antipessimistischen
Aufsätzen noch eine kleine Zugabe beigefügt: "Das Ironische in Jesu Stellung und
Rede," worin er ein paar Dutzend Aussprüche des Heilands erläutert, bei deren
Anhörung der eine Teil seiner Zuhörer herzlich gelacht haben wird, der andre desto
weniger. Und er schließt mit der prächtigen Bemerkung, daß die ganze Geschichte


Maßgebliches und Unmaßgebliches

ist er nach Paulsen eben nicht; er ist kein edler und guter Mensch, sonder» ein
junger Mann von außerordentlichen Geistesgaben, zu denen eine ins Innere der
Dinge dringende Verstandesschiirfe geHort, der aber das Gegengewicht der Liebe
fehlt. Darum ist er eitel auf seine Gaben und beinahe Situationen, die zum Handeln
drängen, nur zu Monologen, in denen er seinen Geistreichtum glänzen läßt. Daran
durchschaut er allerdings ganz Dänemark und seinen Hof, worin nicht bloß etwas
sondern alles faul ist, die schone Ophelia, die die Naive nur spielt, uicht aus-
genommen, aber er benutzt seine Kenntnis nicht dazu, die Aufgabe zu erfüllen, die
ihm durch die Lage, durch die Erkenntnis der Lage und durch seine Stellung auf¬
erlegt ist: die Aufgabe, die Geschwüre herauszuschreiben und den Volkskörper zu
Heilen, sondern er beinahe sie nnr dazu, sich als geschickten Theaterregisseur zu zeigen,
alle Personen seiner Umgebung mit Sarkasmen, mit boshaften Anspielungen und
mit Strafreden zu ängstigen und zu peinige»; er haßt das Böse nicht; es auf¬
zudecken und triumphierend den Schuldigen vorzuhalten, die es zu verbergen bemüht
sind, das bereitet ihm die höchste Genugthuung; freilich, eigentlich böse ist er nicht,
dazu hat er nicht Kraft genug; die Welt und seine eigne Person ekeln ihn an;
aber weiter als bis zu diesem unwirksame» Ekel bringt ers nicht. Diese Auffassung
Hamlets ist bei der ersten Veröffentlichung in der Deutschen Rundschau auf starken
Widerspruch gestoßen, aber sie hat etwas für sich. — Der größte unter allen
positiven Geistern, die das Böse aufdecken uicht aus Freude am Bösen, auch nicht
um ihre eigne Verzweiflung am Guten zu rechtfertigen, sondern um es durch das
Gute zu überwinden, ist Jesus. Ein Anonymus, dessen Aufsätze über Shakespeare
wir vor längerer Zeit in einer englischen Wochenschrift gelesen haben, stellt Shakespeare
über Jesus, weil dieser keinen Falstaff in sich enthalte, es ihm demnach an der
göttlichen Fülle und Vollständigkeit gebreche. Nun ist es ja schon ein Frevel,
Jesum nicht nach seinem Werke, sondern nach seinen sozusagen litterarischen Leistungen
zu beurteilen, die gar nicht seine sind, sondern die von Aposteln und Apostelschüleru.
Aber auch so ist die Vergleichung unpassend. Gewiß enthält Gott auch das Böse
in sich, denn die Teufel wie die Dummköpfe sind ja seine Geschöpfe, und was für
einen guten Humor Gott hat, sieht man an den grotesken und drolligen Tieren,
die er geschaffen hat, und in der Weltgeschichte. Aber zur Lebensaufgabe Jesu ge¬
hörte es nicht, dnrch Wort und Beispiel die Kräfte zu ermutigen, die teils nur
niedere Dienste im Welthaushalt verrichten, teils als Geister der Verneimmg die
Pläne Gottes durch Widerstreben fördern, sondern er hatte gerade gegenüber dem
Gemeinen und der Verneinung, woran es in der Welt nie und nirgends fehlt, das
Höhere und die Bejahung geltend zu machen. Aber war auch damit vorwiegender
Ernst in seinen, Charakter gegeben, so schloß dieser doch die heitere Lebensnnffassnng
und den Spott über Unvollkommenheiten und Thorheiten nicht ans. Daß diese
Seite in den Reden und Handlungen Christi wenig beachtet und von den Schrift-
erklärern vielleicht gar nicht bemerkt wird, darüber braucht man sich nicht zu ver¬
wundern; gehören diese Herren doch einem Stande an, ans dessen obligater Amts¬
miene die Richtung der Mundwinkel auf die Ohren zu ausgeschlossen ist. Wir
haben einmal von dem hochernsten und Hochpolitischeu Unsinn gesprochen, der mit
dem Evangelium vom Zinsgroschen getrieben wird, und unsre Meinung dahin aus¬
gesprochen, daß Christus mit seiner Antwort auf die verfängliche Frage die Herren
Konservativen und Nationalliberalen, die ans Haß gegen ihn ein Kartell geschlossen
hatten, bloß habe verspotten wollen. Pnulsen hat nun den drei antipessimistischen
Aufsätzen noch eine kleine Zugabe beigefügt: „Das Ironische in Jesu Stellung und
Rede," worin er ein paar Dutzend Aussprüche des Heilands erläutert, bei deren
Anhörung der eine Teil seiner Zuhörer herzlich gelacht haben wird, der andre desto
weniger. Und er schließt mit der prächtigen Bemerkung, daß die ganze Geschichte


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[0462] Maßgebliches und Unmaßgebliches ist er nach Paulsen eben nicht; er ist kein edler und guter Mensch, sonder» ein junger Mann von außerordentlichen Geistesgaben, zu denen eine ins Innere der Dinge dringende Verstandesschiirfe geHort, der aber das Gegengewicht der Liebe fehlt. Darum ist er eitel auf seine Gaben und beinahe Situationen, die zum Handeln drängen, nur zu Monologen, in denen er seinen Geistreichtum glänzen läßt. Daran durchschaut er allerdings ganz Dänemark und seinen Hof, worin nicht bloß etwas sondern alles faul ist, die schone Ophelia, die die Naive nur spielt, uicht aus- genommen, aber er benutzt seine Kenntnis nicht dazu, die Aufgabe zu erfüllen, die ihm durch die Lage, durch die Erkenntnis der Lage und durch seine Stellung auf¬ erlegt ist: die Aufgabe, die Geschwüre herauszuschreiben und den Volkskörper zu Heilen, sondern er beinahe sie nnr dazu, sich als geschickten Theaterregisseur zu zeigen, alle Personen seiner Umgebung mit Sarkasmen, mit boshaften Anspielungen und mit Strafreden zu ängstigen und zu peinige»; er haßt das Böse nicht; es auf¬ zudecken und triumphierend den Schuldigen vorzuhalten, die es zu verbergen bemüht sind, das bereitet ihm die höchste Genugthuung; freilich, eigentlich böse ist er nicht, dazu hat er nicht Kraft genug; die Welt und seine eigne Person ekeln ihn an; aber weiter als bis zu diesem unwirksame» Ekel bringt ers nicht. Diese Auffassung Hamlets ist bei der ersten Veröffentlichung in der Deutschen Rundschau auf starken Widerspruch gestoßen, aber sie hat etwas für sich. — Der größte unter allen positiven Geistern, die das Böse aufdecken uicht aus Freude am Bösen, auch nicht um ihre eigne Verzweiflung am Guten zu rechtfertigen, sondern um es durch das Gute zu überwinden, ist Jesus. Ein Anonymus, dessen Aufsätze über Shakespeare wir vor längerer Zeit in einer englischen Wochenschrift gelesen haben, stellt Shakespeare über Jesus, weil dieser keinen Falstaff in sich enthalte, es ihm demnach an der göttlichen Fülle und Vollständigkeit gebreche. Nun ist es ja schon ein Frevel, Jesum nicht nach seinem Werke, sondern nach seinen sozusagen litterarischen Leistungen zu beurteilen, die gar nicht seine sind, sondern die von Aposteln und Apostelschüleru. Aber auch so ist die Vergleichung unpassend. Gewiß enthält Gott auch das Böse in sich, denn die Teufel wie die Dummköpfe sind ja seine Geschöpfe, und was für einen guten Humor Gott hat, sieht man an den grotesken und drolligen Tieren, die er geschaffen hat, und in der Weltgeschichte. Aber zur Lebensaufgabe Jesu ge¬ hörte es nicht, dnrch Wort und Beispiel die Kräfte zu ermutigen, die teils nur niedere Dienste im Welthaushalt verrichten, teils als Geister der Verneimmg die Pläne Gottes durch Widerstreben fördern, sondern er hatte gerade gegenüber dem Gemeinen und der Verneinung, woran es in der Welt nie und nirgends fehlt, das Höhere und die Bejahung geltend zu machen. Aber war auch damit vorwiegender Ernst in seinen, Charakter gegeben, so schloß dieser doch die heitere Lebensnnffassnng und den Spott über Unvollkommenheiten und Thorheiten nicht ans. Daß diese Seite in den Reden und Handlungen Christi wenig beachtet und von den Schrift- erklärern vielleicht gar nicht bemerkt wird, darüber braucht man sich nicht zu ver¬ wundern; gehören diese Herren doch einem Stande an, ans dessen obligater Amts¬ miene die Richtung der Mundwinkel auf die Ohren zu ausgeschlossen ist. Wir haben einmal von dem hochernsten und Hochpolitischeu Unsinn gesprochen, der mit dem Evangelium vom Zinsgroschen getrieben wird, und unsre Meinung dahin aus¬ gesprochen, daß Christus mit seiner Antwort auf die verfängliche Frage die Herren Konservativen und Nationalliberalen, die ans Haß gegen ihn ein Kartell geschlossen hatten, bloß habe verspotten wollen. Pnulsen hat nun den drei antipessimistischen Aufsätzen noch eine kleine Zugabe beigefügt: „Das Ironische in Jesu Stellung und Rede," worin er ein paar Dutzend Aussprüche des Heilands erläutert, bei deren Anhörung der eine Teil seiner Zuhörer herzlich gelacht haben wird, der andre desto weniger. Und er schließt mit der prächtigen Bemerkung, daß die ganze Geschichte

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_290410/462>, abgerufen am 01.07.2024.