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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Wenn Herzog August mit seinen Schranzen zur Tafel ging, verkündete dies
der Hofpauker von einem nach der Stadt zu gehende" geöffneten Fenster des Frieden¬
steins aus uibi vt, in'bi durch einen im.ghalleudeu kunstvollen Pcmkeuwirbel, das
Publikum aber strömte nach dem Schloß, um im Speisesnal hinter einem in respekt¬
voller Entfernung um die Tafel herum gespannten Seil den Landesherrn mit seinen
Hofstaaten von silbernen Tellern essen zu sehen und die Schloßgardekompnguie in
ihren prunkvollen Uniformen (etwa wie die der jetzigen Karäo" ein oorxs in Berlin)
zu bewundern, die nnter dem Befehl ihres Kommandeurs die Platten mit deu
Speisen auf die Tafel zu tragen hatten. Ich habe noch Leute genug gekannt, die
das als Kinder und junge Männer mit angesehen haben. Niemand wird mir
hoffentlich die Absicht unterstellen, zwei um ihr Ländchen verdiente Fürsten der
Publikation und der Handhabung des besprochnen "Erlasses" halber lauge nach
ihrem Tode verkleinern oder lächerlich machen zu wollen; eine Wiederaufgrabung
solcher längst vergessenen Aktenstücke trägt aber zur Erinnerung an frühere Kultur¬
zustände und Lebensanschauungen vielleicht mehr bei als eine langatmige Abhand¬
lung, die den notwendigen Beweis für ihre historische Nichtigkeit gewöhnlich doch
nur durch den Hinweis auf ein dem Leser meist unzugängliches Quellenmaterial
in kurzen Noten unter den: Strich des Textes führen kann.


Campello.

Als vor neunzehn Jahren die Zeitungen meldeten, daß ein
Kanonikus von Se. Peter feierlich dem Papst abgesagt habe, erregte das natürlich
großes Aufsehen. Jetzt ist der Mann längst vergessen, gleich allen Kirchenrefvr-
matorcn der Periode, als deren wichtigster Vorgang die Konkurrenz des Dampfes
mit der Elektrizität gilt. Aber der Graf Eurieo Campello ist eine so edle Er¬
scheinung, daß er in die Sammlung von weltgeschichtlichen Porträts aufgenommen
zu werden verdient, zu deren Betrachtung gute Erzieher ihre Zöglinge einladen,
""d das ist geschehen durch das kleine Buch: Graf Campello und die katholische
Reform in Italien von Nao. Alexander Robertson, Prediger der schottischen
Presbyterialkirche in Venedig. Deutsche genehmigte Übersetzung mit einem Ein¬
führungsworte von Professor Dr. W. Beyschlag (Halle a. S. I. Frickes Verlag.
2.50 Mark, geb. 3,50 Mary. Die Campello haben ihren Stammsitz beiSpoleto;
Enrico aber, der seinen Vornamen seinem Paten, dem Prinzen Heinrich, Oheim
des Kaisers Wilhelm I., verdankt, wurde am 15, November 1831 in Rom ge¬
boren. Sein Vater war Päpstlicher Beamter, beteiligte sich 1848 an der Revo¬
lution und erhielt unter der Bedingung Verzeihung, daß er einen seiner drei Söhne
der Kirche widme. Er wählte den jüngsten, Enrieo, dessen Gewissensbedenken nicht
beachtet wurden. Von 1861 bis 1867 entfaltete der junge Priester als Kanonikus
von Santa Maria Maggiore eine segensreiche Wirksamkeit, indem er eine Abend¬
schule für Handwerker leitete, deren Schüler ihm ihr Leben lang Dankbarkeit be¬
wahrt haben. Aber seineu Amtsgenossen gereichte diese gemeinnützige Thätigkeit
zum Ärgernis, und sie zwangen ihn durch ihre Ranke, die Schulleitung niederzu¬
legen. Pws dagegen, der ihm persönlich wohlwollte und seine Thätigkeit schätzte,
erunuute ihn zum'Kanonikus vou Se. Peter. In dieser hohen Stellung faud er
"ur allzuviel Gelegenheit, die Gedanken weiterzuspinnen, die ihm seine ersten ^r-
fnhrungeu eingegeben hatten, und manchmal machte sich sein Unwille in Wor en
Luft, so z. B. als er einst nnter ander., lächerliche,. Reliquien deu in Diamanten
gefaßten Finger des Apostels Thomas den Gläubigen zum Kuß reichen mußte.
Angesichts des Lebenswandels der italienischen Klerisei fing er an, sich des Priester¬
kleides zu schämen; er erschien darin nicht mehr auf der Straße und trug auch die
Tonsur nicht mehr. Reformversuche, an denen er sich beteiligte, mißglückter, und
er erkannte je länger je deutlicher, daß auch ein reformfreundlicher Papst -- und


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Wenn Herzog August mit seinen Schranzen zur Tafel ging, verkündete dies
der Hofpauker von einem nach der Stadt zu gehende» geöffneten Fenster des Frieden¬
steins aus uibi vt, in'bi durch einen im.ghalleudeu kunstvollen Pcmkeuwirbel, das
Publikum aber strömte nach dem Schloß, um im Speisesnal hinter einem in respekt¬
voller Entfernung um die Tafel herum gespannten Seil den Landesherrn mit seinen
Hofstaaten von silbernen Tellern essen zu sehen und die Schloßgardekompnguie in
ihren prunkvollen Uniformen (etwa wie die der jetzigen Karäo« ein oorxs in Berlin)
zu bewundern, die nnter dem Befehl ihres Kommandeurs die Platten mit deu
Speisen auf die Tafel zu tragen hatten. Ich habe noch Leute genug gekannt, die
das als Kinder und junge Männer mit angesehen haben. Niemand wird mir
hoffentlich die Absicht unterstellen, zwei um ihr Ländchen verdiente Fürsten der
Publikation und der Handhabung des besprochnen „Erlasses" halber lauge nach
ihrem Tode verkleinern oder lächerlich machen zu wollen; eine Wiederaufgrabung
solcher längst vergessenen Aktenstücke trägt aber zur Erinnerung an frühere Kultur¬
zustände und Lebensanschauungen vielleicht mehr bei als eine langatmige Abhand¬
lung, die den notwendigen Beweis für ihre historische Nichtigkeit gewöhnlich doch
nur durch den Hinweis auf ein dem Leser meist unzugängliches Quellenmaterial
in kurzen Noten unter den: Strich des Textes führen kann.


Campello.

Als vor neunzehn Jahren die Zeitungen meldeten, daß ein
Kanonikus von Se. Peter feierlich dem Papst abgesagt habe, erregte das natürlich
großes Aufsehen. Jetzt ist der Mann längst vergessen, gleich allen Kirchenrefvr-
matorcn der Periode, als deren wichtigster Vorgang die Konkurrenz des Dampfes
mit der Elektrizität gilt. Aber der Graf Eurieo Campello ist eine so edle Er¬
scheinung, daß er in die Sammlung von weltgeschichtlichen Porträts aufgenommen
zu werden verdient, zu deren Betrachtung gute Erzieher ihre Zöglinge einladen,
""d das ist geschehen durch das kleine Buch: Graf Campello und die katholische
Reform in Italien von Nao. Alexander Robertson, Prediger der schottischen
Presbyterialkirche in Venedig. Deutsche genehmigte Übersetzung mit einem Ein¬
führungsworte von Professor Dr. W. Beyschlag (Halle a. S. I. Frickes Verlag.
2.50 Mark, geb. 3,50 Mary. Die Campello haben ihren Stammsitz beiSpoleto;
Enrico aber, der seinen Vornamen seinem Paten, dem Prinzen Heinrich, Oheim
des Kaisers Wilhelm I., verdankt, wurde am 15, November 1831 in Rom ge¬
boren. Sein Vater war Päpstlicher Beamter, beteiligte sich 1848 an der Revo¬
lution und erhielt unter der Bedingung Verzeihung, daß er einen seiner drei Söhne
der Kirche widme. Er wählte den jüngsten, Enrieo, dessen Gewissensbedenken nicht
beachtet wurden. Von 1861 bis 1867 entfaltete der junge Priester als Kanonikus
von Santa Maria Maggiore eine segensreiche Wirksamkeit, indem er eine Abend¬
schule für Handwerker leitete, deren Schüler ihm ihr Leben lang Dankbarkeit be¬
wahrt haben. Aber seineu Amtsgenossen gereichte diese gemeinnützige Thätigkeit
zum Ärgernis, und sie zwangen ihn durch ihre Ranke, die Schulleitung niederzu¬
legen. Pws dagegen, der ihm persönlich wohlwollte und seine Thätigkeit schätzte,
erunuute ihn zum'Kanonikus vou Se. Peter. In dieser hohen Stellung faud er
"ur allzuviel Gelegenheit, die Gedanken weiterzuspinnen, die ihm seine ersten ^r-
fnhrungeu eingegeben hatten, und manchmal machte sich sein Unwille in Wor en
Luft, so z. B. als er einst nnter ander., lächerliche,. Reliquien deu in Diamanten
gefaßten Finger des Apostels Thomas den Gläubigen zum Kuß reichen mußte.
Angesichts des Lebenswandels der italienischen Klerisei fing er an, sich des Priester¬
kleides zu schämen; er erschien darin nicht mehr auf der Straße und trug auch die
Tonsur nicht mehr. Reformversuche, an denen er sich beteiligte, mißglückter, und
er erkannte je länger je deutlicher, daß auch ein reformfreundlicher Papst — und


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[0459] Maßgebliches und Unmaßgebliches Wenn Herzog August mit seinen Schranzen zur Tafel ging, verkündete dies der Hofpauker von einem nach der Stadt zu gehende» geöffneten Fenster des Frieden¬ steins aus uibi vt, in'bi durch einen im.ghalleudeu kunstvollen Pcmkeuwirbel, das Publikum aber strömte nach dem Schloß, um im Speisesnal hinter einem in respekt¬ voller Entfernung um die Tafel herum gespannten Seil den Landesherrn mit seinen Hofstaaten von silbernen Tellern essen zu sehen und die Schloßgardekompnguie in ihren prunkvollen Uniformen (etwa wie die der jetzigen Karäo« ein oorxs in Berlin) zu bewundern, die nnter dem Befehl ihres Kommandeurs die Platten mit deu Speisen auf die Tafel zu tragen hatten. Ich habe noch Leute genug gekannt, die das als Kinder und junge Männer mit angesehen haben. Niemand wird mir hoffentlich die Absicht unterstellen, zwei um ihr Ländchen verdiente Fürsten der Publikation und der Handhabung des besprochnen „Erlasses" halber lauge nach ihrem Tode verkleinern oder lächerlich machen zu wollen; eine Wiederaufgrabung solcher längst vergessenen Aktenstücke trägt aber zur Erinnerung an frühere Kultur¬ zustände und Lebensanschauungen vielleicht mehr bei als eine langatmige Abhand¬ lung, die den notwendigen Beweis für ihre historische Nichtigkeit gewöhnlich doch nur durch den Hinweis auf ein dem Leser meist unzugängliches Quellenmaterial in kurzen Noten unter den: Strich des Textes führen kann. Campello. Als vor neunzehn Jahren die Zeitungen meldeten, daß ein Kanonikus von Se. Peter feierlich dem Papst abgesagt habe, erregte das natürlich großes Aufsehen. Jetzt ist der Mann längst vergessen, gleich allen Kirchenrefvr- matorcn der Periode, als deren wichtigster Vorgang die Konkurrenz des Dampfes mit der Elektrizität gilt. Aber der Graf Eurieo Campello ist eine so edle Er¬ scheinung, daß er in die Sammlung von weltgeschichtlichen Porträts aufgenommen zu werden verdient, zu deren Betrachtung gute Erzieher ihre Zöglinge einladen, ""d das ist geschehen durch das kleine Buch: Graf Campello und die katholische Reform in Italien von Nao. Alexander Robertson, Prediger der schottischen Presbyterialkirche in Venedig. Deutsche genehmigte Übersetzung mit einem Ein¬ führungsworte von Professor Dr. W. Beyschlag (Halle a. S. I. Frickes Verlag. 2.50 Mark, geb. 3,50 Mary. Die Campello haben ihren Stammsitz beiSpoleto; Enrico aber, der seinen Vornamen seinem Paten, dem Prinzen Heinrich, Oheim des Kaisers Wilhelm I., verdankt, wurde am 15, November 1831 in Rom ge¬ boren. Sein Vater war Päpstlicher Beamter, beteiligte sich 1848 an der Revo¬ lution und erhielt unter der Bedingung Verzeihung, daß er einen seiner drei Söhne der Kirche widme. Er wählte den jüngsten, Enrieo, dessen Gewissensbedenken nicht beachtet wurden. Von 1861 bis 1867 entfaltete der junge Priester als Kanonikus von Santa Maria Maggiore eine segensreiche Wirksamkeit, indem er eine Abend¬ schule für Handwerker leitete, deren Schüler ihm ihr Leben lang Dankbarkeit be¬ wahrt haben. Aber seineu Amtsgenossen gereichte diese gemeinnützige Thätigkeit zum Ärgernis, und sie zwangen ihn durch ihre Ranke, die Schulleitung niederzu¬ legen. Pws dagegen, der ihm persönlich wohlwollte und seine Thätigkeit schätzte, erunuute ihn zum'Kanonikus vou Se. Peter. In dieser hohen Stellung faud er "ur allzuviel Gelegenheit, die Gedanken weiterzuspinnen, die ihm seine ersten ^r- fnhrungeu eingegeben hatten, und manchmal machte sich sein Unwille in Wor en Luft, so z. B. als er einst nnter ander., lächerliche,. Reliquien deu in Diamanten gefaßten Finger des Apostels Thomas den Gläubigen zum Kuß reichen mußte. Angesichts des Lebenswandels der italienischen Klerisei fing er an, sich des Priester¬ kleides zu schämen; er erschien darin nicht mehr auf der Straße und trug auch die Tonsur nicht mehr. Reformversuche, an denen er sich beteiligte, mißglückter, und er erkannte je länger je deutlicher, daß auch ein reformfreundlicher Papst — und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_290410/459>, abgerufen am 29.06.2024.