Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr.Ibsens romantische Stücke geplante sind sie ganz bestimmt nicht zu haben, und sie glauben mit dieser Gelo Kaemmel Ibsens romantische Stücke (Fortsetzung) le beiden besprochnen Stücke waren dramatisierte nordische Sagen, Ibsens romantische Stücke geplante sind sie ganz bestimmt nicht zu haben, und sie glauben mit dieser Gelo Kaemmel Ibsens romantische Stücke (Fortsetzung) le beiden besprochnen Stücke waren dramatisierte nordische Sagen, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0437" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/290848"/> <fw type="header" place="top"> Ibsens romantische Stücke</fw><lb/> <p xml:id="ID_1505" prev="#ID_1504"> geplante sind sie ganz bestimmt nicht zu haben, und sie glauben mit dieser<lb/> ablehnenden Haltung der deutsche» Geisteskultur einen wichtigen Dienst zu er¬<lb/> weisen, den ihnen dereinst das Vaterland danken wird,</p><lb/> <note type="byline"> Gelo Kaemmel</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Ibsens romantische Stücke<lb/> (Fortsetzung) </head><lb/> <p xml:id="ID_1506" next="#ID_1507"> le beiden besprochnen Stücke waren dramatisierte nordische Sagen,<lb/> Frau Jnger auf Östrot mutet etwas moderner an, denn es<lb/> hat einen historischen Hintergrund, der dem sechzehnten Jahr¬<lb/> hundert entnommen ist, und verläuft als Jntrignenstück; deshalb<lb/> nehme ich dieses Drama nach den andern beiden vor, obgleich<lb/> es vor ihnen, 1855, entstanden ist. Die Kalmarer Union ist aufgelöst, Schweden<lb/> hat sich, zuerst unter den beiden Seen Stures, dann unter Gustav Wasa selb¬<lb/> ständig gemacht. In Norwegen gard es; auch hier möchten die Bauern das<lb/> drückende Dänenjoch abschütteln, aber ihre Führer, die Adlichen, sind teils von<lb/> den Dünen ermordet worden, teils irren sie als Flüchtlinge in den Wäldern,<lb/> teils haben sie sich von dem Dänenkönig gewinnen lassen. Zu den wenigen,<lb/> auf die das Volk hofft, gehört die kluge und reiche Fran Jnger, An der<lb/> Bahre ihres von den Dänen erschlagnen Vaters hat sie als siebzehnjährige<lb/> Jungfrau den Dänen Rache geschworen. Sieben Jahre lang hielt sie ihren<lb/> Schwur, organisierte den heimlichen Widerstand, schützte die Bedrängten und<lb/> Verfolgten, wies jeden Freier ab, Dn kam Seen Stnre (jedenfalls ist der<lb/> zweite dieses Namens gemeint), ein Urbild schöner und edler Männlichkeit, als<lb/> geringer Kriegsknecht verkleidet, um zwischen den schwedischen und den nor¬<lb/> wegischen Freiheitskämpfern eine Verbindung herzustellen. Einen Winter lang<lb/> lebte er unter ihrem Dache mit ihr. „Einen so schönen Mann hatte ich nie<lb/> zuvor gesehen, und ich war fast fünfundzwanzig Jahre alt geworden! Im<lb/> nächsten Herbst kehrte Seen Sture wieder, und als er dann fortzog, nahm er<lb/> heimlich ein zartes Kindlein mit sich," Kein Mensch, außer dem schwedischen<lb/> Kanzler Peter, dem Sture das Kind anvertraute, erfuhr etwas davon. „Nicht<lb/> die bösen Zungen der Menschen fürchtete ich, aber es hätte unsrer Sache ge¬<lb/> schadet, wenn es ruchbar geworden Ware, daß Seen Stnre mir so nahe stand."<lb/> Diese Sache war aber, soweit es auf sie ankam, sowieso verloren, Sie über¬<lb/> trug die leidenschaftliche Liebe, die sie zu dem Vater empfunden hatte, auf deu<lb/> in der Ferne weilenden Sohn, und die Sorge um dessen Leben lähmte sie.<lb/> Sie fürchtete, wenn das Geheimnis herauskäme, würde sich jede der beiden<lb/> Parteien des Kindes zu bemächtigen suchen, um sich der Treue der Mutter zu</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0437]
Ibsens romantische Stücke
geplante sind sie ganz bestimmt nicht zu haben, und sie glauben mit dieser
ablehnenden Haltung der deutsche» Geisteskultur einen wichtigen Dienst zu er¬
weisen, den ihnen dereinst das Vaterland danken wird,
Gelo Kaemmel
Ibsens romantische Stücke
(Fortsetzung)
le beiden besprochnen Stücke waren dramatisierte nordische Sagen,
Frau Jnger auf Östrot mutet etwas moderner an, denn es
hat einen historischen Hintergrund, der dem sechzehnten Jahr¬
hundert entnommen ist, und verläuft als Jntrignenstück; deshalb
nehme ich dieses Drama nach den andern beiden vor, obgleich
es vor ihnen, 1855, entstanden ist. Die Kalmarer Union ist aufgelöst, Schweden
hat sich, zuerst unter den beiden Seen Stures, dann unter Gustav Wasa selb¬
ständig gemacht. In Norwegen gard es; auch hier möchten die Bauern das
drückende Dänenjoch abschütteln, aber ihre Führer, die Adlichen, sind teils von
den Dünen ermordet worden, teils irren sie als Flüchtlinge in den Wäldern,
teils haben sie sich von dem Dänenkönig gewinnen lassen. Zu den wenigen,
auf die das Volk hofft, gehört die kluge und reiche Fran Jnger, An der
Bahre ihres von den Dänen erschlagnen Vaters hat sie als siebzehnjährige
Jungfrau den Dänen Rache geschworen. Sieben Jahre lang hielt sie ihren
Schwur, organisierte den heimlichen Widerstand, schützte die Bedrängten und
Verfolgten, wies jeden Freier ab, Dn kam Seen Stnre (jedenfalls ist der
zweite dieses Namens gemeint), ein Urbild schöner und edler Männlichkeit, als
geringer Kriegsknecht verkleidet, um zwischen den schwedischen und den nor¬
wegischen Freiheitskämpfern eine Verbindung herzustellen. Einen Winter lang
lebte er unter ihrem Dache mit ihr. „Einen so schönen Mann hatte ich nie
zuvor gesehen, und ich war fast fünfundzwanzig Jahre alt geworden! Im
nächsten Herbst kehrte Seen Sture wieder, und als er dann fortzog, nahm er
heimlich ein zartes Kindlein mit sich," Kein Mensch, außer dem schwedischen
Kanzler Peter, dem Sture das Kind anvertraute, erfuhr etwas davon. „Nicht
die bösen Zungen der Menschen fürchtete ich, aber es hätte unsrer Sache ge¬
schadet, wenn es ruchbar geworden Ware, daß Seen Stnre mir so nahe stand."
Diese Sache war aber, soweit es auf sie ankam, sowieso verloren, Sie über¬
trug die leidenschaftliche Liebe, die sie zu dem Vater empfunden hatte, auf deu
in der Ferne weilenden Sohn, und die Sorge um dessen Leben lähmte sie.
Sie fürchtete, wenn das Geheimnis herauskäme, würde sich jede der beiden
Parteien des Kindes zu bemächtigen suchen, um sich der Treue der Mutter zu
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