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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Physik, und nicht ohne Erfolg, dahin strebt, alle physikalischen Kräfte als Modifi¬
kationen einer einzigen Kraft nachzuweisen, und da unsre Erde thatsächlich ein
Magnet ist. so liegt in jener Erklärung nichts ungereimtes, womit natürlich ihre
Richtigkeit noch nicht erwiesen ist. Und es geht auch uicht an, mit Kleiupaul
einfach zu dekretieren: "Es ist eine Fabel, daß Menschen jemals geflogen Md.
Wahrscheinlich ist es eine Fabel; aber wenn ein Fall erzählt wird, so mich die
Glaubwürdigkeit der Zeugen geprüft werden, denn es ist nicht erlaubt, von vorn¬
herein zu sagen: Dies oder das ist unmöglich, da wir nicht wissen können, was
möglich und was unmöglich ist; macht doch die moderne Technik viele Dinge möglich,
die vordem für unmöglich gehalten wurden. Wenn etwas berichtet wird, was nach
Kleinpauls naturwissenschaftlicher Einsicht unmöglich ist. so erklärt er: Zeugnisse
gelten in diesem Falle nichts. So darf man nicht sprechen, denn es giebt keine
unfehlbare naturwissenschaftliche Einsicht. "Wenn es in der Welt eine gut bezeugte
Thatsache giebt, so ist es die Existenz der Hexen." Freilich, die Bekenntnisse der
Hexen sind sogar protokolliert worden, aber -- sie sind sämtlich durch dle Folter
erpreßt und darum wertlos. Es bleibt also dabei, Kleinpaul hat ein unterhaltendes
Gespensterbüchlein geliefert, aber er hat nichts beigetragen zur Klärung der schwie¬
rigen Frage, ob alle mystischen Erscheinungen auf Betrug und Täuschung beruhn,
oder ob einige wirklich vorkommen, und ob sie in diesem Falle physikalisch oder
durch die Annahme jenseitiger Einwirkungen zu erklären sind.


Maurerisches.

Die Freimaurer machen große Anstrengungen, der Welt die
Daseinsberechtigung ihres Bundes durch Vernunftgründe zu beweisen und sich selbst
durch Reformen diese Berechtigung aufs neue zu erwerben. Der "Stern von
Bethlehem," den wir im vorjährigen 23. Heft besprochen haben, verfolgt mehr den
Seiten, eine Schrift, die uns heute vorliegt, den ersten Zweck: Maurertum und
Menschheitsbau. Freimaurerische Gedanken zur sozialen Frage von Diedrich
Bischoff, (Leipzig, Max Hesse. 1900.) Humanität, das ist der höchste mögliche
Grad menschlicher Vollkommenheit, und Glückseligkeit aller in einer alle Menschen
umfassenden Gemeinschaft zu erstreben, ist nach ihn. die irdische Aufgabe jedes
einzelnen Menschen. Die rechte Verfassung dieses Gemeinwesens ist nicht der sozia¬
listische Zukunftsstaat. der ans Zwang beruht. Marx ist im Irrtum, wenn er die
Gesinnung aus wirtschaftlichen Verhältnissen und Zuständen hervorgehn laßt; der
Geist ists. der sich den Leib baut, uicht umgekehrt; je nach dem herrschenden Geiste
kann jede Wirtschaftsform segensreich oder verderblich wirken, weil eben nicht sie
°s ist, die da wirkt und schafft, sondern der sie gebrauchende freie Menschengeist.
Diesen zu bilden, darauf kommt es also an: Selbsterziehung. Erziehung der andern
Jndividualgeister, des Volksgeistes, des Menschheitsgeistes ist unsre große Aufgabe.
Die verschiednen Erziehungsmethoden werden nun dargelegt, insbesondre die zur
Selbständigkeit führende A.ifkläruugsmethode und die Dressur, sowie die Lohn- und
Strafsysteme, die Worte Lohn und Strafe im weitesten Sinne genommen, sodaß sie
den Arbeitsverdienst und die soziale Not einschließen, und der Verfasser erkennt an.
daß jeder der verschiednen Methoden nnr ein relativer Wert zukommt, daß aber
auch jede an ihrem Ort nützlich und notwendig sein kann. Über das aufgestellt
Ziel: die allgemeine Menschheitsbeglückung, gehn die Ansichten betaun lich sehr we t
auseinander, und wenn sie maurerisches Dogma ist, so sind unsre schneidigen Alt¬
deutschen vom Logenstandpunkt aus arge Ketzer, aber die sehr verständigen Be¬
trachtungen über Erziehung, die den größten Teil des Buches einnehmen, werden
allgemeinen Beifall finden und höchstens bei streng Orthodoxen an W^erspruch
stoßen. Weniger allgemein wird es gebilligt werden, daß das Gesellschastsideal
Menschheitsbnn. die Erziehungsthätigkeit, das ist in dem angedeuteten umfassenden


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Physik, und nicht ohne Erfolg, dahin strebt, alle physikalischen Kräfte als Modifi¬
kationen einer einzigen Kraft nachzuweisen, und da unsre Erde thatsächlich ein
Magnet ist. so liegt in jener Erklärung nichts ungereimtes, womit natürlich ihre
Richtigkeit noch nicht erwiesen ist. Und es geht auch uicht an, mit Kleiupaul
einfach zu dekretieren: „Es ist eine Fabel, daß Menschen jemals geflogen Md.
Wahrscheinlich ist es eine Fabel; aber wenn ein Fall erzählt wird, so mich die
Glaubwürdigkeit der Zeugen geprüft werden, denn es ist nicht erlaubt, von vorn¬
herein zu sagen: Dies oder das ist unmöglich, da wir nicht wissen können, was
möglich und was unmöglich ist; macht doch die moderne Technik viele Dinge möglich,
die vordem für unmöglich gehalten wurden. Wenn etwas berichtet wird, was nach
Kleinpauls naturwissenschaftlicher Einsicht unmöglich ist. so erklärt er: Zeugnisse
gelten in diesem Falle nichts. So darf man nicht sprechen, denn es giebt keine
unfehlbare naturwissenschaftliche Einsicht. „Wenn es in der Welt eine gut bezeugte
Thatsache giebt, so ist es die Existenz der Hexen." Freilich, die Bekenntnisse der
Hexen sind sogar protokolliert worden, aber — sie sind sämtlich durch dle Folter
erpreßt und darum wertlos. Es bleibt also dabei, Kleinpaul hat ein unterhaltendes
Gespensterbüchlein geliefert, aber er hat nichts beigetragen zur Klärung der schwie¬
rigen Frage, ob alle mystischen Erscheinungen auf Betrug und Täuschung beruhn,
oder ob einige wirklich vorkommen, und ob sie in diesem Falle physikalisch oder
durch die Annahme jenseitiger Einwirkungen zu erklären sind.


Maurerisches.

Die Freimaurer machen große Anstrengungen, der Welt die
Daseinsberechtigung ihres Bundes durch Vernunftgründe zu beweisen und sich selbst
durch Reformen diese Berechtigung aufs neue zu erwerben. Der „Stern von
Bethlehem," den wir im vorjährigen 23. Heft besprochen haben, verfolgt mehr den
Seiten, eine Schrift, die uns heute vorliegt, den ersten Zweck: Maurertum und
Menschheitsbau. Freimaurerische Gedanken zur sozialen Frage von Diedrich
Bischoff, (Leipzig, Max Hesse. 1900.) Humanität, das ist der höchste mögliche
Grad menschlicher Vollkommenheit, und Glückseligkeit aller in einer alle Menschen
umfassenden Gemeinschaft zu erstreben, ist nach ihn. die irdische Aufgabe jedes
einzelnen Menschen. Die rechte Verfassung dieses Gemeinwesens ist nicht der sozia¬
listische Zukunftsstaat. der ans Zwang beruht. Marx ist im Irrtum, wenn er die
Gesinnung aus wirtschaftlichen Verhältnissen und Zuständen hervorgehn laßt; der
Geist ists. der sich den Leib baut, uicht umgekehrt; je nach dem herrschenden Geiste
kann jede Wirtschaftsform segensreich oder verderblich wirken, weil eben nicht sie
°s ist, die da wirkt und schafft, sondern der sie gebrauchende freie Menschengeist.
Diesen zu bilden, darauf kommt es also an: Selbsterziehung. Erziehung der andern
Jndividualgeister, des Volksgeistes, des Menschheitsgeistes ist unsre große Aufgabe.
Die verschiednen Erziehungsmethoden werden nun dargelegt, insbesondre die zur
Selbständigkeit führende A.ifkläruugsmethode und die Dressur, sowie die Lohn- und
Strafsysteme, die Worte Lohn und Strafe im weitesten Sinne genommen, sodaß sie
den Arbeitsverdienst und die soziale Not einschließen, und der Verfasser erkennt an.
daß jeder der verschiednen Methoden nnr ein relativer Wert zukommt, daß aber
auch jede an ihrem Ort nützlich und notwendig sein kann. Über das aufgestellt
Ziel: die allgemeine Menschheitsbeglückung, gehn die Ansichten betaun lich sehr we t
auseinander, und wenn sie maurerisches Dogma ist, so sind unsre schneidigen Alt¬
deutschen vom Logenstandpunkt aus arge Ketzer, aber die sehr verständigen Be¬
trachtungen über Erziehung, die den größten Teil des Buches einnehmen, werden
allgemeinen Beifall finden und höchstens bei streng Orthodoxen an W^erspruch
stoßen. Weniger allgemein wird es gebilligt werden, daß das Gesellschastsideal
Menschheitsbnn. die Erziehungsthätigkeit, das ist in dem angedeuteten umfassenden


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[0415] Maßgebliches und Unmaßgebliches Physik, und nicht ohne Erfolg, dahin strebt, alle physikalischen Kräfte als Modifi¬ kationen einer einzigen Kraft nachzuweisen, und da unsre Erde thatsächlich ein Magnet ist. so liegt in jener Erklärung nichts ungereimtes, womit natürlich ihre Richtigkeit noch nicht erwiesen ist. Und es geht auch uicht an, mit Kleiupaul einfach zu dekretieren: „Es ist eine Fabel, daß Menschen jemals geflogen Md. Wahrscheinlich ist es eine Fabel; aber wenn ein Fall erzählt wird, so mich die Glaubwürdigkeit der Zeugen geprüft werden, denn es ist nicht erlaubt, von vorn¬ herein zu sagen: Dies oder das ist unmöglich, da wir nicht wissen können, was möglich und was unmöglich ist; macht doch die moderne Technik viele Dinge möglich, die vordem für unmöglich gehalten wurden. Wenn etwas berichtet wird, was nach Kleinpauls naturwissenschaftlicher Einsicht unmöglich ist. so erklärt er: Zeugnisse gelten in diesem Falle nichts. So darf man nicht sprechen, denn es giebt keine unfehlbare naturwissenschaftliche Einsicht. „Wenn es in der Welt eine gut bezeugte Thatsache giebt, so ist es die Existenz der Hexen." Freilich, die Bekenntnisse der Hexen sind sogar protokolliert worden, aber — sie sind sämtlich durch dle Folter erpreßt und darum wertlos. Es bleibt also dabei, Kleinpaul hat ein unterhaltendes Gespensterbüchlein geliefert, aber er hat nichts beigetragen zur Klärung der schwie¬ rigen Frage, ob alle mystischen Erscheinungen auf Betrug und Täuschung beruhn, oder ob einige wirklich vorkommen, und ob sie in diesem Falle physikalisch oder durch die Annahme jenseitiger Einwirkungen zu erklären sind. Maurerisches. Die Freimaurer machen große Anstrengungen, der Welt die Daseinsberechtigung ihres Bundes durch Vernunftgründe zu beweisen und sich selbst durch Reformen diese Berechtigung aufs neue zu erwerben. Der „Stern von Bethlehem," den wir im vorjährigen 23. Heft besprochen haben, verfolgt mehr den Seiten, eine Schrift, die uns heute vorliegt, den ersten Zweck: Maurertum und Menschheitsbau. Freimaurerische Gedanken zur sozialen Frage von Diedrich Bischoff, (Leipzig, Max Hesse. 1900.) Humanität, das ist der höchste mögliche Grad menschlicher Vollkommenheit, und Glückseligkeit aller in einer alle Menschen umfassenden Gemeinschaft zu erstreben, ist nach ihn. die irdische Aufgabe jedes einzelnen Menschen. Die rechte Verfassung dieses Gemeinwesens ist nicht der sozia¬ listische Zukunftsstaat. der ans Zwang beruht. Marx ist im Irrtum, wenn er die Gesinnung aus wirtschaftlichen Verhältnissen und Zuständen hervorgehn laßt; der Geist ists. der sich den Leib baut, uicht umgekehrt; je nach dem herrschenden Geiste kann jede Wirtschaftsform segensreich oder verderblich wirken, weil eben nicht sie °s ist, die da wirkt und schafft, sondern der sie gebrauchende freie Menschengeist. Diesen zu bilden, darauf kommt es also an: Selbsterziehung. Erziehung der andern Jndividualgeister, des Volksgeistes, des Menschheitsgeistes ist unsre große Aufgabe. Die verschiednen Erziehungsmethoden werden nun dargelegt, insbesondre die zur Selbständigkeit führende A.ifkläruugsmethode und die Dressur, sowie die Lohn- und Strafsysteme, die Worte Lohn und Strafe im weitesten Sinne genommen, sodaß sie den Arbeitsverdienst und die soziale Not einschließen, und der Verfasser erkennt an. daß jeder der verschiednen Methoden nnr ein relativer Wert zukommt, daß aber auch jede an ihrem Ort nützlich und notwendig sein kann. Über das aufgestellt Ziel: die allgemeine Menschheitsbeglückung, gehn die Ansichten betaun lich sehr we t auseinander, und wenn sie maurerisches Dogma ist, so sind unsre schneidigen Alt¬ deutschen vom Logenstandpunkt aus arge Ketzer, aber die sehr verständigen Be¬ trachtungen über Erziehung, die den größten Teil des Buches einnehmen, werden allgemeinen Beifall finden und höchstens bei streng Orthodoxen an W^erspruch stoßen. Weniger allgemein wird es gebilligt werden, daß das Gesellschastsideal Menschheitsbnn. die Erziehungsthätigkeit, das ist in dem angedeuteten umfassenden

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_290410/415>, abgerufen am 29.06.2024.