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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

zehnten Teil des lesenden Deutschlands aus, könnten also den Absatz amüsanter
Bücher nicht gefährden, geschweige denn das Leben ihrer Verfasser. Allerdings
wird das Buch außer den Spiritisten auch solche Christen ärgern, die es mit ihrem
Glauben sehr ernst nehmen, aber gerade Kleinpauls Spott über alles, was Mystik
heißt, erregt Zweifel am Ernst seiner Absicht und macht sein Buch zu einem bloßen
Unterhaltungsbuche, das dem Spiritismus so wenig Schaden zufügen wird wie dem
Christentums, Von den Antispiritisten sagt er: "Sie thun dem modernen Hexen¬
wesen keinen Eintrag; sie machen es eher noch populär, tragen es in weitere Kreise
hinaus," Ganz dasselbe gilt von seinem Buche. Wäre es ihm mit der Vernich¬
tung des Spiritistenunfugs Ernst gewesen, so würde er sich zunächst des Sprüch¬
leins erinnert haben, daß, wer zu viel beweist, nichts beweist. Daß der Spiri¬
tismus reiner Schwindel ist, läßt sich beweisen. Die Medien beweisen ihre Un-
glaubwürdigkeit selbst durch die Vorsichtsmaßregeln, mit denen sie sich gegen
Entlarvung schützen, wie Verdunklung des Zimmers, Ausschluß kritisch gesinnter
Teilnehmer von der Versammlung; die gläubigen Teilnehmer aber sind unglaub¬
würdige Zeugen, weil sie alberne Tröpfe sind, denn nur solche können das läppische
Zeug, das thuen die Medien vormachen, als Offenbarungen des Jenseits andachts¬
voll anhören und anschauen. Aber so beweist Kleinpaul nicht; er stellt es vielmehr
als selbstverständlich hin, daß es außer dem Körperlichen nichts in der Welt gebe,
und daß demnach alles, was außerhalb der Menschenleiber geistige Wesen voraus¬
setzt, Einbildung, Halluzination oder Betrug sein müsse; die Wunder der Bibel
und die Prophetenträume kommen dabei mit den Spukgeistern von Resan in eine
Reihe zu stehn. Nun ist aber schon die hypnotische Suggestion, die Kleinpaul nicht
leugnet, eine Einwirkung eines Geistes auf einen andern, die aus keinem der uns
bekannten physikalischen und physiologischen Vorgänge erklärt werden kann. Ferner
sind die Fälle von Telepathie so außerordentlich häufig, und die Zahl der durchaus
glaubwürdigen Personen, die welche erleben, ist so groß, daß man sie verständiger¬
weise nicht alle in das Reich der Einbildung verweisen kann. Das führt von der
physikalisch unerklärbarer oder wenigstens vorläufig unerklärten Wirkungsweise
mancher Seelen lebender Menschen zu der der Seelen Sterbender und Verstorbner;
jene zeige" bekanntlich manchmal denen, die sie lieben, etwa im Traume, ihr Ver¬
scheide" an, diese wirken nicht selten als Schutzgeister. Kleinpaul erzählt solche
Fälle und sucht sie zu erklären, aber seine Erklärungsversuche werden niemand be¬
friedigen. Wenn z. B. dem preußischen Offizier im französischen Kriege die Mutter
in dem Augenblicke erschienen wäre, wo er den Abgrund entdeckte, in den er mit
dem Pferde zu stürzen im Begriff stand, so wäre der natürliche Zusammenhang klar,
aber die Erscheinung der Mutter und die dadurch bewirkte plötzliche Wendung waren
die Ursache, daß dann erst der Abgrund und die hineinlockende französische Kriegslist
entdeckt wurden. Das Wunder des Fliegens oder wenigstens sich vom Boden Er¬
Hebens, das von einigen Heiligen berichtet wird, erklären moderne Mystiker daraus,
daß die Gravitation nur eine besondre Art des Magnetismus sei und demnach
unter Umständen in Abstoßung übergehn könne. Möglicherweise ist diese Erklärung
irrig; möglicherweise hat es auch niemals einen Fall von Fliegen oder "Levitation"
gegeben, und sind alle Erzählungen von solchen Vorkommnissen Fabeln. Aber es
geht nicht an, jene Erklärungsweise mit bloßem Spott abzufertigen, wie es Klein¬
paul thut. Die Gravitation ist uns so gut Geheimnis wie jede andre sogenannte
Naturkraft. Wir wissen nicht, wie es ein Planet anstellt, die über ihm schwebenden
oder beweglich auf ihm liegenden Körper festzuhalten, und wenn ers nicht thäte,
wenn er alles, was ihm nicht angewachsen ist, in den Weltraum fallen ließe, so
hätte unsre Logik, die dann allerdings so wenig wie wir selbst vorhanden sein
würde, nicht das mindeste dagegen einzuwenden. Und da nun gerade die moderne


Maßgebliches und Unmaßgebliches

zehnten Teil des lesenden Deutschlands aus, könnten also den Absatz amüsanter
Bücher nicht gefährden, geschweige denn das Leben ihrer Verfasser. Allerdings
wird das Buch außer den Spiritisten auch solche Christen ärgern, die es mit ihrem
Glauben sehr ernst nehmen, aber gerade Kleinpauls Spott über alles, was Mystik
heißt, erregt Zweifel am Ernst seiner Absicht und macht sein Buch zu einem bloßen
Unterhaltungsbuche, das dem Spiritismus so wenig Schaden zufügen wird wie dem
Christentums, Von den Antispiritisten sagt er: „Sie thun dem modernen Hexen¬
wesen keinen Eintrag; sie machen es eher noch populär, tragen es in weitere Kreise
hinaus," Ganz dasselbe gilt von seinem Buche. Wäre es ihm mit der Vernich¬
tung des Spiritistenunfugs Ernst gewesen, so würde er sich zunächst des Sprüch¬
leins erinnert haben, daß, wer zu viel beweist, nichts beweist. Daß der Spiri¬
tismus reiner Schwindel ist, läßt sich beweisen. Die Medien beweisen ihre Un-
glaubwürdigkeit selbst durch die Vorsichtsmaßregeln, mit denen sie sich gegen
Entlarvung schützen, wie Verdunklung des Zimmers, Ausschluß kritisch gesinnter
Teilnehmer von der Versammlung; die gläubigen Teilnehmer aber sind unglaub¬
würdige Zeugen, weil sie alberne Tröpfe sind, denn nur solche können das läppische
Zeug, das thuen die Medien vormachen, als Offenbarungen des Jenseits andachts¬
voll anhören und anschauen. Aber so beweist Kleinpaul nicht; er stellt es vielmehr
als selbstverständlich hin, daß es außer dem Körperlichen nichts in der Welt gebe,
und daß demnach alles, was außerhalb der Menschenleiber geistige Wesen voraus¬
setzt, Einbildung, Halluzination oder Betrug sein müsse; die Wunder der Bibel
und die Prophetenträume kommen dabei mit den Spukgeistern von Resan in eine
Reihe zu stehn. Nun ist aber schon die hypnotische Suggestion, die Kleinpaul nicht
leugnet, eine Einwirkung eines Geistes auf einen andern, die aus keinem der uns
bekannten physikalischen und physiologischen Vorgänge erklärt werden kann. Ferner
sind die Fälle von Telepathie so außerordentlich häufig, und die Zahl der durchaus
glaubwürdigen Personen, die welche erleben, ist so groß, daß man sie verständiger¬
weise nicht alle in das Reich der Einbildung verweisen kann. Das führt von der
physikalisch unerklärbarer oder wenigstens vorläufig unerklärten Wirkungsweise
mancher Seelen lebender Menschen zu der der Seelen Sterbender und Verstorbner;
jene zeige» bekanntlich manchmal denen, die sie lieben, etwa im Traume, ihr Ver¬
scheide» an, diese wirken nicht selten als Schutzgeister. Kleinpaul erzählt solche
Fälle und sucht sie zu erklären, aber seine Erklärungsversuche werden niemand be¬
friedigen. Wenn z. B. dem preußischen Offizier im französischen Kriege die Mutter
in dem Augenblicke erschienen wäre, wo er den Abgrund entdeckte, in den er mit
dem Pferde zu stürzen im Begriff stand, so wäre der natürliche Zusammenhang klar,
aber die Erscheinung der Mutter und die dadurch bewirkte plötzliche Wendung waren
die Ursache, daß dann erst der Abgrund und die hineinlockende französische Kriegslist
entdeckt wurden. Das Wunder des Fliegens oder wenigstens sich vom Boden Er¬
Hebens, das von einigen Heiligen berichtet wird, erklären moderne Mystiker daraus,
daß die Gravitation nur eine besondre Art des Magnetismus sei und demnach
unter Umständen in Abstoßung übergehn könne. Möglicherweise ist diese Erklärung
irrig; möglicherweise hat es auch niemals einen Fall von Fliegen oder „Levitation"
gegeben, und sind alle Erzählungen von solchen Vorkommnissen Fabeln. Aber es
geht nicht an, jene Erklärungsweise mit bloßem Spott abzufertigen, wie es Klein¬
paul thut. Die Gravitation ist uns so gut Geheimnis wie jede andre sogenannte
Naturkraft. Wir wissen nicht, wie es ein Planet anstellt, die über ihm schwebenden
oder beweglich auf ihm liegenden Körper festzuhalten, und wenn ers nicht thäte,
wenn er alles, was ihm nicht angewachsen ist, in den Weltraum fallen ließe, so
hätte unsre Logik, die dann allerdings so wenig wie wir selbst vorhanden sein
würde, nicht das mindeste dagegen einzuwenden. Und da nun gerade die moderne


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[0414] Maßgebliches und Unmaßgebliches zehnten Teil des lesenden Deutschlands aus, könnten also den Absatz amüsanter Bücher nicht gefährden, geschweige denn das Leben ihrer Verfasser. Allerdings wird das Buch außer den Spiritisten auch solche Christen ärgern, die es mit ihrem Glauben sehr ernst nehmen, aber gerade Kleinpauls Spott über alles, was Mystik heißt, erregt Zweifel am Ernst seiner Absicht und macht sein Buch zu einem bloßen Unterhaltungsbuche, das dem Spiritismus so wenig Schaden zufügen wird wie dem Christentums, Von den Antispiritisten sagt er: „Sie thun dem modernen Hexen¬ wesen keinen Eintrag; sie machen es eher noch populär, tragen es in weitere Kreise hinaus," Ganz dasselbe gilt von seinem Buche. Wäre es ihm mit der Vernich¬ tung des Spiritistenunfugs Ernst gewesen, so würde er sich zunächst des Sprüch¬ leins erinnert haben, daß, wer zu viel beweist, nichts beweist. Daß der Spiri¬ tismus reiner Schwindel ist, läßt sich beweisen. Die Medien beweisen ihre Un- glaubwürdigkeit selbst durch die Vorsichtsmaßregeln, mit denen sie sich gegen Entlarvung schützen, wie Verdunklung des Zimmers, Ausschluß kritisch gesinnter Teilnehmer von der Versammlung; die gläubigen Teilnehmer aber sind unglaub¬ würdige Zeugen, weil sie alberne Tröpfe sind, denn nur solche können das läppische Zeug, das thuen die Medien vormachen, als Offenbarungen des Jenseits andachts¬ voll anhören und anschauen. Aber so beweist Kleinpaul nicht; er stellt es vielmehr als selbstverständlich hin, daß es außer dem Körperlichen nichts in der Welt gebe, und daß demnach alles, was außerhalb der Menschenleiber geistige Wesen voraus¬ setzt, Einbildung, Halluzination oder Betrug sein müsse; die Wunder der Bibel und die Prophetenträume kommen dabei mit den Spukgeistern von Resan in eine Reihe zu stehn. Nun ist aber schon die hypnotische Suggestion, die Kleinpaul nicht leugnet, eine Einwirkung eines Geistes auf einen andern, die aus keinem der uns bekannten physikalischen und physiologischen Vorgänge erklärt werden kann. Ferner sind die Fälle von Telepathie so außerordentlich häufig, und die Zahl der durchaus glaubwürdigen Personen, die welche erleben, ist so groß, daß man sie verständiger¬ weise nicht alle in das Reich der Einbildung verweisen kann. Das führt von der physikalisch unerklärbarer oder wenigstens vorläufig unerklärten Wirkungsweise mancher Seelen lebender Menschen zu der der Seelen Sterbender und Verstorbner; jene zeige» bekanntlich manchmal denen, die sie lieben, etwa im Traume, ihr Ver¬ scheide» an, diese wirken nicht selten als Schutzgeister. Kleinpaul erzählt solche Fälle und sucht sie zu erklären, aber seine Erklärungsversuche werden niemand be¬ friedigen. Wenn z. B. dem preußischen Offizier im französischen Kriege die Mutter in dem Augenblicke erschienen wäre, wo er den Abgrund entdeckte, in den er mit dem Pferde zu stürzen im Begriff stand, so wäre der natürliche Zusammenhang klar, aber die Erscheinung der Mutter und die dadurch bewirkte plötzliche Wendung waren die Ursache, daß dann erst der Abgrund und die hineinlockende französische Kriegslist entdeckt wurden. Das Wunder des Fliegens oder wenigstens sich vom Boden Er¬ Hebens, das von einigen Heiligen berichtet wird, erklären moderne Mystiker daraus, daß die Gravitation nur eine besondre Art des Magnetismus sei und demnach unter Umständen in Abstoßung übergehn könne. Möglicherweise ist diese Erklärung irrig; möglicherweise hat es auch niemals einen Fall von Fliegen oder „Levitation" gegeben, und sind alle Erzählungen von solchen Vorkommnissen Fabeln. Aber es geht nicht an, jene Erklärungsweise mit bloßem Spott abzufertigen, wie es Klein¬ paul thut. Die Gravitation ist uns so gut Geheimnis wie jede andre sogenannte Naturkraft. Wir wissen nicht, wie es ein Planet anstellt, die über ihm schwebenden oder beweglich auf ihm liegenden Körper festzuhalten, und wenn ers nicht thäte, wenn er alles, was ihm nicht angewachsen ist, in den Weltraum fallen ließe, so hätte unsre Logik, die dann allerdings so wenig wie wir selbst vorhanden sein würde, nicht das mindeste dagegen einzuwenden. Und da nun gerade die moderne

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_290410/414>, abgerufen am 01.07.2024.