Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr.Auf Sizilien wer es verbessern will, muß sich planmäßig zu scharfer Beobachtung zwingen; Es sei erlaubt, bei diesem Anlaß auf eine kleine, durch wissenschaftliche Auf Sizilien Veto Aaeminel von(Fortsetzung) ur den Nachmittag hatten wir eine Wandrung über die Achradina Auf Sizilien wer es verbessern will, muß sich planmäßig zu scharfer Beobachtung zwingen; Es sei erlaubt, bei diesem Anlaß auf eine kleine, durch wissenschaftliche Auf Sizilien Veto Aaeminel von(Fortsetzung) ur den Nachmittag hatten wir eine Wandrung über die Achradina <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0402" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/290813"/> <fw type="header" place="top"> Auf Sizilien</fw><lb/> <p xml:id="ID_1416" prev="#ID_1415"> wer es verbessern will, muß sich planmäßig zu scharfer Beobachtung zwingen;<lb/> je genauer man eine Sache weiß, desto fester behält man sie. Zu der äußern<lb/> Herrschaft über den Gegenstand und die Sprache, die ihn ausdrücken soll, muß<lb/> die geistige kommen, d, h. die Fähigkeit, sich von einer Sache einen vollen<lb/> Eindruck, ein Bild zu schaffen, und von diesem dann andern durch die geeig¬<lb/> neten Worte eine Vorstellung zu geben. Mancher, der spricht, setzt seine Worte<lb/> wie Mauersteine, und nicht jeder, der hört, nimmt auch schon mit einem oder<lb/> mit zwei Worten ein lebendiges Bild in sich auf. Die Methode des Verfassers<lb/> setzt zwar auf einer etwas höhern Stufe ein, aber sie ist elementar und ver¬<lb/> langt keine Vorkenntnisse, much dem einfachsten Manne werden ihre strilun^<lb/> itknis einleuchten. Das aber unterscheidet dieses amerikanische Buch von den<lb/> andern beiden, durch die man sich ganz von selbst in einen bestimmten Leser¬<lb/> kreis versetzt fühlt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1417"> Es sei erlaubt, bei diesem Anlaß auf eine kleine, durch wissenschaftliche<lb/> Gründlichkeit und Klarheit der Fassung gleich ausgezeichnete Schrift aufmerksam<lb/> zu machen, die uns lehrt, wie auf den deutschen Theatern gesprochen wird,<lb/> und wie zwischen örtlich verschiednen Aussprachen zu wählen ist. Die Aus¬<lb/> sprache der einzelnen Schauspieler ist während der Vorstellungen phonetisch<lb/> aufgezeichnet und danach die „Aussprache der deutschen Laute" dargestellt<lb/> worden, mit Bemerkungen „über Tempo, Betonung und Tonfall." Dem Ganzen<lb/> ist ein Wörterverzeichnis angeschlossen. Das von Theodor sichs heraus¬<lb/> gegebne Buch: Deutsche Bühnenaussprache (Berlin, Köln, Leipzig, Albert Ahn)<lb/> ist die gemeinsame Arbeit dreier Theaterintendanten und dreier Universitäts¬<lb/> professoren. Es ist für jeden, der sich mit unsrer Sprache beschäftigt, eigentlich<lb/> unentbehrlich und kann auch über seinen nächsten Zweck hinaus allgemein nütz¬<lb/> lich werden. Man streitet oft über die Aussprache eines deutschen Wortes und<lb/> über das Recht der Dialekte dem Hochdeutschen gegenüber. Nun hat man eine<lb/> I<note type="byline"> A. p.</note> nstanz von einigem Gewicht, zu der jedem der Zutritt frei steht. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Auf Sizilien<lb/><note type="byline"> Veto Aaeminel</note> von(Fortsetzung)</head><lb/> <p xml:id="ID_1418" next="#ID_1419"> ur den Nachmittag hatten wir eine Wandrung über die Achradina<lb/> und durch die Neapolis in Aussicht genommen. Nebeneinander<lb/> liegen da dürre, mit dürftigem Grase bedeckte steinige Hoch¬<lb/> flächen und üppige Gärten in den Villen und Lakonien, mittel¬<lb/> alterliche, frühchristliche, römische und griechische Neste, doch alle<lb/> diese antiken Bauten sind jetzt verstümmelt, ihres Schmuckes beraubt, zwischen<lb/> Strauchwerk, Ölbüumeu, Gärten und Ackerflächen verstreut, in einer ganz laut-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0402]
Auf Sizilien
wer es verbessern will, muß sich planmäßig zu scharfer Beobachtung zwingen;
je genauer man eine Sache weiß, desto fester behält man sie. Zu der äußern
Herrschaft über den Gegenstand und die Sprache, die ihn ausdrücken soll, muß
die geistige kommen, d, h. die Fähigkeit, sich von einer Sache einen vollen
Eindruck, ein Bild zu schaffen, und von diesem dann andern durch die geeig¬
neten Worte eine Vorstellung zu geben. Mancher, der spricht, setzt seine Worte
wie Mauersteine, und nicht jeder, der hört, nimmt auch schon mit einem oder
mit zwei Worten ein lebendiges Bild in sich auf. Die Methode des Verfassers
setzt zwar auf einer etwas höhern Stufe ein, aber sie ist elementar und ver¬
langt keine Vorkenntnisse, much dem einfachsten Manne werden ihre strilun^
itknis einleuchten. Das aber unterscheidet dieses amerikanische Buch von den
andern beiden, durch die man sich ganz von selbst in einen bestimmten Leser¬
kreis versetzt fühlt.
Es sei erlaubt, bei diesem Anlaß auf eine kleine, durch wissenschaftliche
Gründlichkeit und Klarheit der Fassung gleich ausgezeichnete Schrift aufmerksam
zu machen, die uns lehrt, wie auf den deutschen Theatern gesprochen wird,
und wie zwischen örtlich verschiednen Aussprachen zu wählen ist. Die Aus¬
sprache der einzelnen Schauspieler ist während der Vorstellungen phonetisch
aufgezeichnet und danach die „Aussprache der deutschen Laute" dargestellt
worden, mit Bemerkungen „über Tempo, Betonung und Tonfall." Dem Ganzen
ist ein Wörterverzeichnis angeschlossen. Das von Theodor sichs heraus¬
gegebne Buch: Deutsche Bühnenaussprache (Berlin, Köln, Leipzig, Albert Ahn)
ist die gemeinsame Arbeit dreier Theaterintendanten und dreier Universitäts¬
professoren. Es ist für jeden, der sich mit unsrer Sprache beschäftigt, eigentlich
unentbehrlich und kann auch über seinen nächsten Zweck hinaus allgemein nütz¬
lich werden. Man streitet oft über die Aussprache eines deutschen Wortes und
über das Recht der Dialekte dem Hochdeutschen gegenüber. Nun hat man eine
I A. p. nstanz von einigem Gewicht, zu der jedem der Zutritt frei steht.
Auf Sizilien
Veto Aaeminel von(Fortsetzung)
ur den Nachmittag hatten wir eine Wandrung über die Achradina
und durch die Neapolis in Aussicht genommen. Nebeneinander
liegen da dürre, mit dürftigem Grase bedeckte steinige Hoch¬
flächen und üppige Gärten in den Villen und Lakonien, mittel¬
alterliche, frühchristliche, römische und griechische Neste, doch alle
diese antiken Bauten sind jetzt verstümmelt, ihres Schmuckes beraubt, zwischen
Strauchwerk, Ölbüumeu, Gärten und Ackerflächen verstreut, in einer ganz laut-
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