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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

nicht aufgefallen, wodurch sich dem Pekinger Auswärtigen Amte die schönste Ge¬
legenheit bot, den Gesandten ein Schnippchen nach dem andern zu schlagen. Als
diese dann dahintergekommen waren, haben sie mehrmals eine Absetzung der
schwerer" Form erreicht. Jetzt wird aber einer nach demi andern der so ent¬
lassenen Mandarinen von der Kaiserin-Witwe wieder an wichtige Posten gesetzt.
Das ist gegen alles Herkommen, das doch sonst im himmlischen Reich eine so große
Rolle spielt. Deshalb ist die Vermutung wahrscheinlich richtig, daß allen diesen
Mandarinen bei ihrer Entlassung heimlich mitgeteilt worden ist: Wir können jetzt
nicht gut anders handeln, aber wir werden euch bald wieder anstellen.

Die Kaiserin-Witwe, die eine Zeit lang keine grundsätzliche Abneigung gegen
die Fremden zu haben schien, hat sich jetzt leider ziemlich auf die unbelehrbare
altchinesische Partei zu stützen begonnen. Das ist im Interesse Chinas zu beklagen,
und es stimmt außerdem gar nicht recht zu der politischen Klugheit, die man der
Kaiserin bisher im allgemeinen nachgerühmt hat. Ihr Ärger über den Versuch
des Kaisers Kuangsü, sich auf eigne Füße zu stellen, scheint ihren Blick getrübt zu
haben, sodaß sie es kürzlich sogar wagen zu dürfen glaubte, den Kaiser abzu¬
setzen. Nußerlich hat sie dann zwar den Wünschen gebildeter Chinesen aus allen
Teilen des großen Reiches, die sich telegraphisch für deu Kaiser verwandten, nach¬
gegeben. Da sie aber nach wie vor die eigentlich regierende Person ist, so liegt
im Grunde wenig daran, wer der nominelle Kaiser ist.

Bei dem fremdenfeindlichen Winde, der jetzt wieder in Peking weht, kann
schon die nächste Zeit Verwicklungen von der größten Tragweite bringen, weshalb
es für die deutsche Politik notwendig ist, die hiesigen Verhältnisse fest im Auge
zu behalten. Man sollte sich nicht damit begnügen, daß wir die Provinz Schankung
als Interessensphäre erhalten haben. Die Engländer verlangen mit bekannter Be¬
scheidenheit gleich das ganze Thal des Aangtsekiaug mit einem halben Dutzend der
besten Provinzen. Da sie jetzt in Südafrika auf längere Zeit gebunden sind, so
können wir vielleicht in China die günstige Gelegenheit benutzen und entweder im
Einvernehmen mit Nußland oder Frankreich etwas gegen England erreichen oder
im Verein mit England gegen die andern, je nach den Umständen. Eine kluge
und weitschauende Politik kann hier möglicherweise in der nächsten Zeit bedeutende
V orteile für Deutschland einheimsen.


Mein wunderlicher Freund.

Folgendes erzählte mir unser gemeinschaft¬
licher Freund, der Doktor, und ich berichte es mit seinen eignen Worten: Am
1. März erhielt ich durch die Post in verschlossenem Briefumschlag eine auf Karton¬
papier elegant lithographierte, zum Teil mit Tinte schriftlich ausgefüllte Karte von
der Größe eiues Oktavbriefbogens, ans der zu lesen stand: "Reichsgerichtsrat Müller
und Frau Müller geben sich die Ehre, Herrn Dr. N. N. auf Freitag den 16. März
um 7 Uhr zum Mittagessen ergebenst einzuladen. U. A. w. g." Ich gab die Karte
meiner Frau, die sie aufmerksam las und dann sagte: Sieh, sieh! Müllers schießen
sich mit einem großen Herrenessen los. Die große Karte und die frühe Einladung
-- über vierzehn Tage vorher -- bedeuten einen großen Zauber mit Frack und
weißer Binde. Natürlich gehst du hin. Du wirst eine Menge Bekannte treffen
und darfst mir nicht am Schreibtische gänzlich versäuern. -- Ja, sagte ich, abschlagen
kann ich das dem guten Müller schwer. Wir wollen doch einmal sehen, was am
16. und an den Nachbartagen los ist. Ich nahm meinen Schreibkalender und fand,
daß ich am 15. zu einer kleinen Jagd auf dem Lande versagt war, und daß sich
am 17. unser litterarisches Kränzchen bei uns versammeln sollte. Der 16. war
frei. Na, denn helpt dat "ich, sagte ich; mit dem Versauern hat es zwar keine
Not, ich sehe ja Meuscheu genng, manchmal mehr, als mir lieb ist, und bei diesen
großen Gesellschaften kommt doch nur selten etwas Gescheites heraus, aber aulügeu


Maßgebliches und Unmaßgebliches

nicht aufgefallen, wodurch sich dem Pekinger Auswärtigen Amte die schönste Ge¬
legenheit bot, den Gesandten ein Schnippchen nach dem andern zu schlagen. Als
diese dann dahintergekommen waren, haben sie mehrmals eine Absetzung der
schwerer» Form erreicht. Jetzt wird aber einer nach demi andern der so ent¬
lassenen Mandarinen von der Kaiserin-Witwe wieder an wichtige Posten gesetzt.
Das ist gegen alles Herkommen, das doch sonst im himmlischen Reich eine so große
Rolle spielt. Deshalb ist die Vermutung wahrscheinlich richtig, daß allen diesen
Mandarinen bei ihrer Entlassung heimlich mitgeteilt worden ist: Wir können jetzt
nicht gut anders handeln, aber wir werden euch bald wieder anstellen.

Die Kaiserin-Witwe, die eine Zeit lang keine grundsätzliche Abneigung gegen
die Fremden zu haben schien, hat sich jetzt leider ziemlich auf die unbelehrbare
altchinesische Partei zu stützen begonnen. Das ist im Interesse Chinas zu beklagen,
und es stimmt außerdem gar nicht recht zu der politischen Klugheit, die man der
Kaiserin bisher im allgemeinen nachgerühmt hat. Ihr Ärger über den Versuch
des Kaisers Kuangsü, sich auf eigne Füße zu stellen, scheint ihren Blick getrübt zu
haben, sodaß sie es kürzlich sogar wagen zu dürfen glaubte, den Kaiser abzu¬
setzen. Nußerlich hat sie dann zwar den Wünschen gebildeter Chinesen aus allen
Teilen des großen Reiches, die sich telegraphisch für deu Kaiser verwandten, nach¬
gegeben. Da sie aber nach wie vor die eigentlich regierende Person ist, so liegt
im Grunde wenig daran, wer der nominelle Kaiser ist.

Bei dem fremdenfeindlichen Winde, der jetzt wieder in Peking weht, kann
schon die nächste Zeit Verwicklungen von der größten Tragweite bringen, weshalb
es für die deutsche Politik notwendig ist, die hiesigen Verhältnisse fest im Auge
zu behalten. Man sollte sich nicht damit begnügen, daß wir die Provinz Schankung
als Interessensphäre erhalten haben. Die Engländer verlangen mit bekannter Be¬
scheidenheit gleich das ganze Thal des Aangtsekiaug mit einem halben Dutzend der
besten Provinzen. Da sie jetzt in Südafrika auf längere Zeit gebunden sind, so
können wir vielleicht in China die günstige Gelegenheit benutzen und entweder im
Einvernehmen mit Nußland oder Frankreich etwas gegen England erreichen oder
im Verein mit England gegen die andern, je nach den Umständen. Eine kluge
und weitschauende Politik kann hier möglicherweise in der nächsten Zeit bedeutende
V orteile für Deutschland einheimsen.


Mein wunderlicher Freund.

Folgendes erzählte mir unser gemeinschaft¬
licher Freund, der Doktor, und ich berichte es mit seinen eignen Worten: Am
1. März erhielt ich durch die Post in verschlossenem Briefumschlag eine auf Karton¬
papier elegant lithographierte, zum Teil mit Tinte schriftlich ausgefüllte Karte von
der Größe eiues Oktavbriefbogens, ans der zu lesen stand: „Reichsgerichtsrat Müller
und Frau Müller geben sich die Ehre, Herrn Dr. N. N. auf Freitag den 16. März
um 7 Uhr zum Mittagessen ergebenst einzuladen. U. A. w. g." Ich gab die Karte
meiner Frau, die sie aufmerksam las und dann sagte: Sieh, sieh! Müllers schießen
sich mit einem großen Herrenessen los. Die große Karte und die frühe Einladung
— über vierzehn Tage vorher — bedeuten einen großen Zauber mit Frack und
weißer Binde. Natürlich gehst du hin. Du wirst eine Menge Bekannte treffen
und darfst mir nicht am Schreibtische gänzlich versäuern. — Ja, sagte ich, abschlagen
kann ich das dem guten Müller schwer. Wir wollen doch einmal sehen, was am
16. und an den Nachbartagen los ist. Ich nahm meinen Schreibkalender und fand,
daß ich am 15. zu einer kleinen Jagd auf dem Lande versagt war, und daß sich
am 17. unser litterarisches Kränzchen bei uns versammeln sollte. Der 16. war
frei. Na, denn helpt dat »ich, sagte ich; mit dem Versauern hat es zwar keine
Not, ich sehe ja Meuscheu genng, manchmal mehr, als mir lieb ist, und bei diesen
großen Gesellschaften kommt doch nur selten etwas Gescheites heraus, aber aulügeu


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[0312] Maßgebliches und Unmaßgebliches nicht aufgefallen, wodurch sich dem Pekinger Auswärtigen Amte die schönste Ge¬ legenheit bot, den Gesandten ein Schnippchen nach dem andern zu schlagen. Als diese dann dahintergekommen waren, haben sie mehrmals eine Absetzung der schwerer» Form erreicht. Jetzt wird aber einer nach demi andern der so ent¬ lassenen Mandarinen von der Kaiserin-Witwe wieder an wichtige Posten gesetzt. Das ist gegen alles Herkommen, das doch sonst im himmlischen Reich eine so große Rolle spielt. Deshalb ist die Vermutung wahrscheinlich richtig, daß allen diesen Mandarinen bei ihrer Entlassung heimlich mitgeteilt worden ist: Wir können jetzt nicht gut anders handeln, aber wir werden euch bald wieder anstellen. Die Kaiserin-Witwe, die eine Zeit lang keine grundsätzliche Abneigung gegen die Fremden zu haben schien, hat sich jetzt leider ziemlich auf die unbelehrbare altchinesische Partei zu stützen begonnen. Das ist im Interesse Chinas zu beklagen, und es stimmt außerdem gar nicht recht zu der politischen Klugheit, die man der Kaiserin bisher im allgemeinen nachgerühmt hat. Ihr Ärger über den Versuch des Kaisers Kuangsü, sich auf eigne Füße zu stellen, scheint ihren Blick getrübt zu haben, sodaß sie es kürzlich sogar wagen zu dürfen glaubte, den Kaiser abzu¬ setzen. Nußerlich hat sie dann zwar den Wünschen gebildeter Chinesen aus allen Teilen des großen Reiches, die sich telegraphisch für deu Kaiser verwandten, nach¬ gegeben. Da sie aber nach wie vor die eigentlich regierende Person ist, so liegt im Grunde wenig daran, wer der nominelle Kaiser ist. Bei dem fremdenfeindlichen Winde, der jetzt wieder in Peking weht, kann schon die nächste Zeit Verwicklungen von der größten Tragweite bringen, weshalb es für die deutsche Politik notwendig ist, die hiesigen Verhältnisse fest im Auge zu behalten. Man sollte sich nicht damit begnügen, daß wir die Provinz Schankung als Interessensphäre erhalten haben. Die Engländer verlangen mit bekannter Be¬ scheidenheit gleich das ganze Thal des Aangtsekiaug mit einem halben Dutzend der besten Provinzen. Da sie jetzt in Südafrika auf längere Zeit gebunden sind, so können wir vielleicht in China die günstige Gelegenheit benutzen und entweder im Einvernehmen mit Nußland oder Frankreich etwas gegen England erreichen oder im Verein mit England gegen die andern, je nach den Umständen. Eine kluge und weitschauende Politik kann hier möglicherweise in der nächsten Zeit bedeutende V orteile für Deutschland einheimsen. Mein wunderlicher Freund. Folgendes erzählte mir unser gemeinschaft¬ licher Freund, der Doktor, und ich berichte es mit seinen eignen Worten: Am 1. März erhielt ich durch die Post in verschlossenem Briefumschlag eine auf Karton¬ papier elegant lithographierte, zum Teil mit Tinte schriftlich ausgefüllte Karte von der Größe eiues Oktavbriefbogens, ans der zu lesen stand: „Reichsgerichtsrat Müller und Frau Müller geben sich die Ehre, Herrn Dr. N. N. auf Freitag den 16. März um 7 Uhr zum Mittagessen ergebenst einzuladen. U. A. w. g." Ich gab die Karte meiner Frau, die sie aufmerksam las und dann sagte: Sieh, sieh! Müllers schießen sich mit einem großen Herrenessen los. Die große Karte und die frühe Einladung — über vierzehn Tage vorher — bedeuten einen großen Zauber mit Frack und weißer Binde. Natürlich gehst du hin. Du wirst eine Menge Bekannte treffen und darfst mir nicht am Schreibtische gänzlich versäuern. — Ja, sagte ich, abschlagen kann ich das dem guten Müller schwer. Wir wollen doch einmal sehen, was am 16. und an den Nachbartagen los ist. Ich nahm meinen Schreibkalender und fand, daß ich am 15. zu einer kleinen Jagd auf dem Lande versagt war, und daß sich am 17. unser litterarisches Kränzchen bei uns versammeln sollte. Der 16. war frei. Na, denn helpt dat »ich, sagte ich; mit dem Versauern hat es zwar keine Not, ich sehe ja Meuscheu genng, manchmal mehr, als mir lieb ist, und bei diesen großen Gesellschaften kommt doch nur selten etwas Gescheites heraus, aber aulügeu

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_290410/312>, abgerufen am 29.06.2024.