Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr.Lhamberlains Religions- und Rassenphilosophie Sie auch nicht in den Ruf der Nützlichkeitsapvstel einstimmen: "Fort mit den (Lhamberlains Religions- und Rassenphilosophie ur die Menschen Homers fing zehn Meilen vom Wohnort und Chamberlcnn ist ein Mann von scharfer Beobachtungsgabe, lebhafter Lhamberlains Religions- und Rassenphilosophie Sie auch nicht in den Ruf der Nützlichkeitsapvstel einstimmen: „Fort mit den (Lhamberlains Religions- und Rassenphilosophie ur die Menschen Homers fing zehn Meilen vom Wohnort und Chamberlcnn ist ein Mann von scharfer Beobachtungsgabe, lebhafter <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0030" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/290441"/> <fw type="header" place="top"> Lhamberlains Religions- und Rassenphilosophie</fw><lb/> <p xml:id="ID_63" prev="#ID_62"> Sie auch nicht in den Ruf der Nützlichkeitsapvstel einstimmen: „Fort mit den<lb/> toten Sprachen, fort mit der klassischen Bildung!" sondern Sie werden helfen,<lb/> unserm Volke diese Güter zu bewahren und es zu schützen vor dem Falle in<lb/> materialistische Barbarei!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> (Lhamberlains Religions- und Rassenphilosophie</head><lb/> <p xml:id="ID_64"> ur die Menschen Homers fing zehn Meilen vom Wohnort und<lb/> in Großvaters Zeit das Märchenland an. Wir Heutigen über-<lb/> schauen die Erdkugel und drittehalb Jahrtausende, und auch was<lb/> darüber hinaus und dahinter zurückliegt — es ist nicht wenig —,<lb/> gehört nicht einer führerlosen Phantasie, sondern der wissenschaft¬<lb/> lichen Forschung. Bausteine für ein Weltsystem und Stoff für eine Geschichts¬<lb/> philosophie sind also reichlich vorhanden, und sie werden von unserm zahl¬<lb/> reichen Geschlecht gelehrter Grübler fleißig benutzt. Unter den geschichtsphilv-<lb/> sophischen Versuchen der letzten Zeit macht sich der von Houston Stewart<lb/> Chamberlcnn: Die Grundlagen des neunzehnten Jahrhunderts<lb/> (München, F. Bruckmann, 1899) schon durch seinen Umfang: mit Register<lb/> 1031 Seiten Großoktav, bemerklich. Wir haben ihn gleich nach dem Erscheinen<lb/> der ersten Lieferung (im 30. vorjährigen Heft) kurz angezeigt, und seitdem<lb/> haben kompetente Beurteiler das Werk als eine bedeutende Leistung anerkannt,<lb/> sodaß wir uns einigermaßen verpflichtet fühlen, den Lesern etwas ausführ¬<lb/> licheres darüber mitzuteilen. Die Grundidee dieser Grundlegung läßt sich in<lb/> dein Satze aussprechen: Die Seele der Völker ist ihre Religion, die Kultur<lb/> des neunzehnten Jahrhunderts ist die Schöpfung der Germanen, und den<lb/> wesentlichen Inhalt der Geschichte nach Christus bildet der Kampf der Ger¬<lb/> manen um ihre Religion, die eben die christliche ist, gegen die unarischen und<lb/> antichristlichen Mächte. Den Stoff verteilt der Verfasser in der Weise, daß er<lb/> zuerst das Erbe beschreibt, das wir Germanen aus dem Altertum herüber be¬<lb/> kommen haben: hellenische Kunst und Philosophie, römisches Recht und das<lb/> Christentum; dann die nächsten Erben: die Menschen des „Völkerchaos" des<lb/> römischen Reichs, dann den Eintritt der Juden, dann den der Germanen in<lb/> die Weltgeschichte behandelt, dann den Kampf der Germanen gegen das Un¬<lb/> germanische erzählt, und wie sie endlich in der Zeit von 1200 bis 1800<lb/> eine neue Welt geschaffen haben. Für heute beschränken wir uns auf die Ur¬<lb/> teile des Verfassers über das Judentum und über die ältere Kirche.</p><lb/> <p xml:id="ID_65" next="#ID_66"> Chamberlcnn ist ein Mann von scharfer Beobachtungsgabe, lebhafter<lb/> Phantasie, seinem Instinkt für das Wesen der Dinge und verfügt über eine<lb/> staunenswerte Belesenheit. Aber selbstverständlich kann auch er nach allem,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0030]
Lhamberlains Religions- und Rassenphilosophie
Sie auch nicht in den Ruf der Nützlichkeitsapvstel einstimmen: „Fort mit den
toten Sprachen, fort mit der klassischen Bildung!" sondern Sie werden helfen,
unserm Volke diese Güter zu bewahren und es zu schützen vor dem Falle in
materialistische Barbarei!
(Lhamberlains Religions- und Rassenphilosophie
ur die Menschen Homers fing zehn Meilen vom Wohnort und
in Großvaters Zeit das Märchenland an. Wir Heutigen über-
schauen die Erdkugel und drittehalb Jahrtausende, und auch was
darüber hinaus und dahinter zurückliegt — es ist nicht wenig —,
gehört nicht einer führerlosen Phantasie, sondern der wissenschaft¬
lichen Forschung. Bausteine für ein Weltsystem und Stoff für eine Geschichts¬
philosophie sind also reichlich vorhanden, und sie werden von unserm zahl¬
reichen Geschlecht gelehrter Grübler fleißig benutzt. Unter den geschichtsphilv-
sophischen Versuchen der letzten Zeit macht sich der von Houston Stewart
Chamberlcnn: Die Grundlagen des neunzehnten Jahrhunderts
(München, F. Bruckmann, 1899) schon durch seinen Umfang: mit Register
1031 Seiten Großoktav, bemerklich. Wir haben ihn gleich nach dem Erscheinen
der ersten Lieferung (im 30. vorjährigen Heft) kurz angezeigt, und seitdem
haben kompetente Beurteiler das Werk als eine bedeutende Leistung anerkannt,
sodaß wir uns einigermaßen verpflichtet fühlen, den Lesern etwas ausführ¬
licheres darüber mitzuteilen. Die Grundidee dieser Grundlegung läßt sich in
dein Satze aussprechen: Die Seele der Völker ist ihre Religion, die Kultur
des neunzehnten Jahrhunderts ist die Schöpfung der Germanen, und den
wesentlichen Inhalt der Geschichte nach Christus bildet der Kampf der Ger¬
manen um ihre Religion, die eben die christliche ist, gegen die unarischen und
antichristlichen Mächte. Den Stoff verteilt der Verfasser in der Weise, daß er
zuerst das Erbe beschreibt, das wir Germanen aus dem Altertum herüber be¬
kommen haben: hellenische Kunst und Philosophie, römisches Recht und das
Christentum; dann die nächsten Erben: die Menschen des „Völkerchaos" des
römischen Reichs, dann den Eintritt der Juden, dann den der Germanen in
die Weltgeschichte behandelt, dann den Kampf der Germanen gegen das Un¬
germanische erzählt, und wie sie endlich in der Zeit von 1200 bis 1800
eine neue Welt geschaffen haben. Für heute beschränken wir uns auf die Ur¬
teile des Verfassers über das Judentum und über die ältere Kirche.
Chamberlcnn ist ein Mann von scharfer Beobachtungsgabe, lebhafter
Phantasie, seinem Instinkt für das Wesen der Dinge und verfügt über eine
staunenswerte Belesenheit. Aber selbstverständlich kann auch er nach allem,
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