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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr.

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Organisationen amtlich und öffentlich mehr als bisher abgeschlossen und bekannt
gemacht würden. Hier könnte noch eine weit größere Zahl von Frauen ein
geeignetes, lohnendes und nützliches Bernfsfeld finden. Die von Männern
hiergegen erhobnen Konknrrenzbedenken sind hinfällig. Denn die Mäuner
machen in gewissen Berufszweigen, die von Natur der Frau gehören -- man
denke mir um die Kochkunst und Anfertigung von Frauentleidung --, auch der
Frau eine sehr starke Konkurrenz.

Wir sind am Ende. So skizzenhaft die vorstehenden Notizen auch sind,
und so wenig sie die Frauenfrage erschöpfen, sind sie doch umfangreicher ge¬
worden, als sich voraussehen ließ. Wir sehen deshalb heute davon ab, die
viel nmstrittne Frage nach der Stellung der Frau im bürgerlichen Rechtsleben
in den Kreis der Erörterung zu ziehn, so wichtige Fragen auch auf diesem
Gebiete noch zu beantworten wären. Man soll der Frau nur die Berufe zu¬
weisen, die der weiblichen Natur entsprechen. Zu diesen aber soll man ihr
den Weg frei machen. Dann, aber auch nnr dann, wird sie sich zu ihrem
Heil und zum Segen der Menschheit -- um zu der Ausdrucksweise, von der wir
x>> ausgingen, zurückzukehren -- in diesen Berufen mich tanti erweisen.




Der Kampf zwischen Rom und den Germanen

in 14. Heft haben wir einen flüchtigen Umriß von Chamberlmus
Religions- und Rassentheorie gezeichnet. Er bringt, wie sich der
Leser erinnert, die Glaubenslehre der christlichen Kirche als ein
von der Religion Christi grundverschicdues "Kunstprodukt des
Völkerchaos" in den schärfste" Gegensatz zum Germanentum.
Dieses läßt er nun, einer ziemlich verbreiteten Anschauung entsprechend, von
Rom unterjocht werden, und sein Emmizipatiouskampf soll deu Inhalt der
Weltgeschichte der christlichen Zeit bis zum Jahre 1800, also die Grundlegung
des neunzehnten Jahrhunderts bilden. Nicht bloß einer verbreiteten An¬
schauung, sondern einer statistisch-geographischen Thatsache entspricht es, wenn
er den doppelten Gegensatz Roms zum Osten und zum Norden hervorhebt.
Nur können wir nicht zugeben, daß der Sieg Roms über die hellenistische
Theologie des Ostens ein großes Unglück gewesen wäre. Origenes mag ein
sehr viel tieferer Denker gewesen sein als die Abendländer und dabei ein echt
religiöses Gemüt gehabt haben -- anch Hieronymus hat seinen Gegnern, die
ihn origenistischer Ketzereien beschuldigten, zugerufen: Lieber mit Origenes
irren, als mit euch Eseln die Wahrheit wissen! --, den Völkern, wie sie nun


Der Rcnnpf zivischon Ro!» »ut d>!» Gerinanoü

Organisationen amtlich und öffentlich mehr als bisher abgeschlossen und bekannt
gemacht würden. Hier könnte noch eine weit größere Zahl von Frauen ein
geeignetes, lohnendes und nützliches Bernfsfeld finden. Die von Männern
hiergegen erhobnen Konknrrenzbedenken sind hinfällig. Denn die Mäuner
machen in gewissen Berufszweigen, die von Natur der Frau gehören — man
denke mir um die Kochkunst und Anfertigung von Frauentleidung —, auch der
Frau eine sehr starke Konkurrenz.

Wir sind am Ende. So skizzenhaft die vorstehenden Notizen auch sind,
und so wenig sie die Frauenfrage erschöpfen, sind sie doch umfangreicher ge¬
worden, als sich voraussehen ließ. Wir sehen deshalb heute davon ab, die
viel nmstrittne Frage nach der Stellung der Frau im bürgerlichen Rechtsleben
in den Kreis der Erörterung zu ziehn, so wichtige Fragen auch auf diesem
Gebiete noch zu beantworten wären. Man soll der Frau nur die Berufe zu¬
weisen, die der weiblichen Natur entsprechen. Zu diesen aber soll man ihr
den Weg frei machen. Dann, aber auch nnr dann, wird sie sich zu ihrem
Heil und zum Segen der Menschheit — um zu der Ausdrucksweise, von der wir
x>> ausgingen, zurückzukehren — in diesen Berufen mich tanti erweisen.




Der Kampf zwischen Rom und den Germanen

in 14. Heft haben wir einen flüchtigen Umriß von Chamberlmus
Religions- und Rassentheorie gezeichnet. Er bringt, wie sich der
Leser erinnert, die Glaubenslehre der christlichen Kirche als ein
von der Religion Christi grundverschicdues „Kunstprodukt des
Völkerchaos" in den schärfste» Gegensatz zum Germanentum.
Dieses läßt er nun, einer ziemlich verbreiteten Anschauung entsprechend, von
Rom unterjocht werden, und sein Emmizipatiouskampf soll deu Inhalt der
Weltgeschichte der christlichen Zeit bis zum Jahre 1800, also die Grundlegung
des neunzehnten Jahrhunderts bilden. Nicht bloß einer verbreiteten An¬
schauung, sondern einer statistisch-geographischen Thatsache entspricht es, wenn
er den doppelten Gegensatz Roms zum Osten und zum Norden hervorhebt.
Nur können wir nicht zugeben, daß der Sieg Roms über die hellenistische
Theologie des Ostens ein großes Unglück gewesen wäre. Origenes mag ein
sehr viel tieferer Denker gewesen sein als die Abendländer und dabei ein echt
religiöses Gemüt gehabt haben — anch Hieronymus hat seinen Gegnern, die
ihn origenistischer Ketzereien beschuldigten, zugerufen: Lieber mit Origenes
irren, als mit euch Eseln die Wahrheit wissen! —, den Völkern, wie sie nun


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[0150] Der Rcnnpf zivischon Ro!» »ut d>!» Gerinanoü Organisationen amtlich und öffentlich mehr als bisher abgeschlossen und bekannt gemacht würden. Hier könnte noch eine weit größere Zahl von Frauen ein geeignetes, lohnendes und nützliches Bernfsfeld finden. Die von Männern hiergegen erhobnen Konknrrenzbedenken sind hinfällig. Denn die Mäuner machen in gewissen Berufszweigen, die von Natur der Frau gehören — man denke mir um die Kochkunst und Anfertigung von Frauentleidung —, auch der Frau eine sehr starke Konkurrenz. Wir sind am Ende. So skizzenhaft die vorstehenden Notizen auch sind, und so wenig sie die Frauenfrage erschöpfen, sind sie doch umfangreicher ge¬ worden, als sich voraussehen ließ. Wir sehen deshalb heute davon ab, die viel nmstrittne Frage nach der Stellung der Frau im bürgerlichen Rechtsleben in den Kreis der Erörterung zu ziehn, so wichtige Fragen auch auf diesem Gebiete noch zu beantworten wären. Man soll der Frau nur die Berufe zu¬ weisen, die der weiblichen Natur entsprechen. Zu diesen aber soll man ihr den Weg frei machen. Dann, aber auch nnr dann, wird sie sich zu ihrem Heil und zum Segen der Menschheit — um zu der Ausdrucksweise, von der wir x>> ausgingen, zurückzukehren — in diesen Berufen mich tanti erweisen. Der Kampf zwischen Rom und den Germanen in 14. Heft haben wir einen flüchtigen Umriß von Chamberlmus Religions- und Rassentheorie gezeichnet. Er bringt, wie sich der Leser erinnert, die Glaubenslehre der christlichen Kirche als ein von der Religion Christi grundverschicdues „Kunstprodukt des Völkerchaos" in den schärfste» Gegensatz zum Germanentum. Dieses läßt er nun, einer ziemlich verbreiteten Anschauung entsprechend, von Rom unterjocht werden, und sein Emmizipatiouskampf soll deu Inhalt der Weltgeschichte der christlichen Zeit bis zum Jahre 1800, also die Grundlegung des neunzehnten Jahrhunderts bilden. Nicht bloß einer verbreiteten An¬ schauung, sondern einer statistisch-geographischen Thatsache entspricht es, wenn er den doppelten Gegensatz Roms zum Osten und zum Norden hervorhebt. Nur können wir nicht zugeben, daß der Sieg Roms über die hellenistische Theologie des Ostens ein großes Unglück gewesen wäre. Origenes mag ein sehr viel tieferer Denker gewesen sein als die Abendländer und dabei ein echt religiöses Gemüt gehabt haben — anch Hieronymus hat seinen Gegnern, die ihn origenistischer Ketzereien beschuldigten, zugerufen: Lieber mit Origenes irren, als mit euch Eseln die Wahrheit wissen! —, den Völkern, wie sie nun

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_290410/150>, abgerufen am 28.09.2024.