Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.Frankreichs Bevölkerung und Heeresersatz Dentschlmld, der sich einbildet, wen" England uns den Krieg erklärte, so würde Frankreichs Bevölkerung und Heeresersatz l Frankreichs Bevölkerung und Heeresersatz Dentschlmld, der sich einbildet, wen» England uns den Krieg erklärte, so würde Frankreichs Bevölkerung und Heeresersatz l <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0383" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/232935"/> <fw type="header" place="top"> Frankreichs Bevölkerung und Heeresersatz</fw><lb/> <p xml:id="ID_1209" prev="#ID_1208"> Dentschlmld, der sich einbildet, wen» England uns den Krieg erklärte, so würde<lb/> uns Rußland oder auch Frankreich unterstützen. Wir behaupten, das Interesse<lb/> keines dieser Staaten wird wesentlich leiden, wenn Deutschland nach einem<lb/> Krieg mit England stark geschwächt, in seiner Entwicklung um fünfzig Jahre<lb/> zurückgebracht ist. Hat sich Europa nicht jahrhundertelang wohl gefühlt bei<lb/> einem schwachen Deutschland? Hat sich Rußland beim Faschodafall nicht am?<lb/> seiner Ruhe bringen lassen, Dentschlnnds wegen wird es dies gewiß uicht thu».<lb/> Somit müssen wir uns allem auf unsre eigne .Kraft verlassen. Rüster Nur<lb/> also rechtzeitig zur See, um den Krieg zu vermeiden. Ist unsre Flotte so<lb/> stark, daß der Feind nicht wagt, uus den Fehdehandschuh hinzuwerfen, so ist<lb/> der Friede zur See gesichert!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Frankreichs Bevölkerung und Heeresersatz</head><lb/> <p xml:id="ID_1210" next="#ID_1211"> l<lb/> i e sich seit einer langem Reihe von Jahren immer wiederholende<lb/> Klage über die Bevölkeruugsalmahiue oder doch ungenügende<lb/> Zunahme in Frankreich hat im letzten Herbst eine sehr in die<lb/> Augen fallende Illustration erhalten durch deu außerordentlich<lb/> großen Ausfall nu jungen Leuten, die in die Armee hätte»<lb/> eingestellt werden können. Das Defizit gegen das Vorjahr beträgt nämlich<lb/> wehr als 20000 Mann, und der Kriegsminister hat infolgedessen von der für<lb/> dieses Jahr in Aussicht genommneu weitern Aufstellung der vierten Bataillone<lb/> (sie fehlen noch bei 24 Jufnnterieregimentern) Abstand nehmen müssen. Man<lb/> hat versucht, den Grund dieses Ausfalls an Rekruten in einer strengern oder<lb/> z» strengen Durchführung der ärztlichen Untersuchung zu finden; es hat sich<lb/> diese Annahme aber als uicht haltbar erwiesen, und Minister Gallifet hat der<lb/> Volksvertretung gegenüber erklärt, daß lediglich die geringe Geburtszahl des<lb/> Jahres 1878 die unliebsame Erscheinung veranlasse; dabei hat er die Über¬<lb/> zeugung geäußert, daß dieser Rückgang nnr vorübergehend und durchaus nicht<lb/> '»aßgebend für die Zukunft sei. Die Volkszählungslisten zeigen aber seit deu<lb/> ätzten zwanzig Jahren eine so geringe Zunahme der Bevölkerung, daß ans<lb/> dielen Seiten ernste Befürchtungen wegen des Gedeihens des französischen Volks<lb/> gehegt werden, und daß man die verschiedensten Mittel ersonnen hat, Abhilfe<lb/> '>» schaffen gegen eine Erscheinung, deren Grund man vor allen, in der ge<lb/> Wigeu Zahl der Eheschließungen, sodann aber in der geringen Zahl der Ge¬<lb/> burten sucht und findet. Der Bericht, den der Handelsminister kürzlich dem<lb/> Präsidenten der Republik über die Bewegung der Bevölkerung im Jahre 1898<lb/> dvrgelegt hat, bezeichnet dieses Berichtsjahr als normal für die Zahl der ab</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0383]
Frankreichs Bevölkerung und Heeresersatz
Dentschlmld, der sich einbildet, wen» England uns den Krieg erklärte, so würde
uns Rußland oder auch Frankreich unterstützen. Wir behaupten, das Interesse
keines dieser Staaten wird wesentlich leiden, wenn Deutschland nach einem
Krieg mit England stark geschwächt, in seiner Entwicklung um fünfzig Jahre
zurückgebracht ist. Hat sich Europa nicht jahrhundertelang wohl gefühlt bei
einem schwachen Deutschland? Hat sich Rußland beim Faschodafall nicht am?
seiner Ruhe bringen lassen, Dentschlnnds wegen wird es dies gewiß uicht thu».
Somit müssen wir uns allem auf unsre eigne .Kraft verlassen. Rüster Nur
also rechtzeitig zur See, um den Krieg zu vermeiden. Ist unsre Flotte so
stark, daß der Feind nicht wagt, uus den Fehdehandschuh hinzuwerfen, so ist
der Friede zur See gesichert!
Frankreichs Bevölkerung und Heeresersatz
l
i e sich seit einer langem Reihe von Jahren immer wiederholende
Klage über die Bevölkeruugsalmahiue oder doch ungenügende
Zunahme in Frankreich hat im letzten Herbst eine sehr in die
Augen fallende Illustration erhalten durch deu außerordentlich
großen Ausfall nu jungen Leuten, die in die Armee hätte»
eingestellt werden können. Das Defizit gegen das Vorjahr beträgt nämlich
wehr als 20000 Mann, und der Kriegsminister hat infolgedessen von der für
dieses Jahr in Aussicht genommneu weitern Aufstellung der vierten Bataillone
(sie fehlen noch bei 24 Jufnnterieregimentern) Abstand nehmen müssen. Man
hat versucht, den Grund dieses Ausfalls an Rekruten in einer strengern oder
z» strengen Durchführung der ärztlichen Untersuchung zu finden; es hat sich
diese Annahme aber als uicht haltbar erwiesen, und Minister Gallifet hat der
Volksvertretung gegenüber erklärt, daß lediglich die geringe Geburtszahl des
Jahres 1878 die unliebsame Erscheinung veranlasse; dabei hat er die Über¬
zeugung geäußert, daß dieser Rückgang nnr vorübergehend und durchaus nicht
'»aßgebend für die Zukunft sei. Die Volkszählungslisten zeigen aber seit deu
ätzten zwanzig Jahren eine so geringe Zunahme der Bevölkerung, daß ans
dielen Seiten ernste Befürchtungen wegen des Gedeihens des französischen Volks
gehegt werden, und daß man die verschiedensten Mittel ersonnen hat, Abhilfe
'>» schaffen gegen eine Erscheinung, deren Grund man vor allen, in der ge
Wigeu Zahl der Eheschließungen, sodann aber in der geringen Zahl der Ge¬
burten sucht und findet. Der Bericht, den der Handelsminister kürzlich dem
Präsidenten der Republik über die Bewegung der Bevölkerung im Jahre 1898
dvrgelegt hat, bezeichnet dieses Berichtsjahr als normal für die Zahl der ab
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