Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches !"" geweckt. Ich öffnete die Augen und sah in meinem Zimmer die Svmnambula Ich empfand in diesem Augenblick nichts andres, als Grauen vor der Be¬ Dein schöner rosenroter Mund Ohne Zögern befreite ich mich aus der Umarmung, und sie zurückdrängend Sie rührte sich nicht: es blieb so still, daß ich ihren Atem nicht hörte, noch Ich stand auf und verriegelte die Thür. Daun konnte ich nicht wieder ein¬ Am Vormittag war ich beschäftigt, meine Sachen zusammenzupacken, als Beppo, Eine Stunde darauf hatte ich die Bäder von Lucca verlassen. Ich blieb Maßgebliches und Unmaßgebliches Schriften über sozialwiss enschaftliche und volkswirtschaftliche Gegenstände. Georg Sulzer, der Präsident des Kassationsgerichts des Kantons Maßgebliches und Unmaßgebliches !»» geweckt. Ich öffnete die Augen und sah in meinem Zimmer die Svmnambula Ich empfand in diesem Augenblick nichts andres, als Grauen vor der Be¬ Dein schöner rosenroter Mund Ohne Zögern befreite ich mich aus der Umarmung, und sie zurückdrängend Sie rührte sich nicht: es blieb so still, daß ich ihren Atem nicht hörte, noch Ich stand auf und verriegelte die Thür. Daun konnte ich nicht wieder ein¬ Am Vormittag war ich beschäftigt, meine Sachen zusammenzupacken, als Beppo, Eine Stunde darauf hatte ich die Bäder von Lucca verlassen. Ich blieb Maßgebliches und Unmaßgebliches Schriften über sozialwiss enschaftliche und volkswirtschaftliche Gegenstände. Georg Sulzer, der Präsident des Kassationsgerichts des Kantons <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0106" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/232658"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> </div> <div n="1"> <head> !»»</head><lb/> <p xml:id="ID_310" prev="#ID_309"> geweckt. Ich öffnete die Augen und sah in meinem Zimmer die Svmnambula<lb/> stehn, genau in derselben Haltung und Bekleidung, wie ich sie kürzlich im Theater<lb/> gesehen hatte: der rechte Arm war hoch erhaben und trug ein rotes Lämpchen,<lb/> mit dem sie vor sich leuchtete, das aufgelöste Haar hing lang herab auf das weiße<lb/> Nachtgewand, die nackten Füßchen steckte» in zierlichen goldgestickten Pantöffelchen;<lb/> so stand sie und schaute mich unverwandt an. Ich brauchte ein wenig Zeit, bis<lb/> ich mich soweit besinnen konnte, daß ich begriff, es sei die Baronesse, die mir in<lb/> dieser Verkleidung aufs neue eine Vorstellung gebe. Eben wollte ich ihr, ärgerlich<lb/> über ihren Einfall, Vorwürfe machen, als sie sich plötzlich an meinem Bette nieder¬<lb/> warf, beide Arme um meinen Nacken schlang und ihre Lippen auf die meinen<lb/> preßte.</p><lb/> <p xml:id="ID_311"> Ich empfand in diesem Augenblick nichts andres, als Grauen vor der Be¬<lb/> rührung mit diesem Wesen, etwas gleich der Empfindung des Tannhäuser, wenn er<lb/> zur Venus sagt:</p><lb/> <quote> Dein schöner rosenroter Mund<lb/> Erfüllt mich fast mit Entsetzen —</quote><lb/> <p xml:id="ID_312"> Ohne Zögern befreite ich mich aus der Umarmung, und sie zurückdrängend<lb/> rief ich: Welche Thorheit! Gehn Sie! Gehn Sie!</p><lb/> <p xml:id="ID_313"> Sie rührte sich nicht: es blieb so still, daß ich ihren Atem nicht hörte, noch<lb/> auch die leiseste Bewegung spürte. Ich wartete eine Weile; dann fühlte ich mehr,<lb/> als ich es hörte, wie sie sich erhob und lautlos aus dem Zimmer glitt.</p><lb/> <p xml:id="ID_314"> Ich stand auf und verriegelte die Thür. Daun konnte ich nicht wieder ein¬<lb/> schlafen. Gegen Morgen kam ich zu dem Entschluß, Italien für einige Zeit zu<lb/> verlassen und sofort abzureisen. Ich stand auf und machte in der Morgenfrische<lb/> denselben Weg, den wir am Abend zusammen gegangen waren.</p><lb/> <p xml:id="ID_315"> Am Vormittag war ich beschäftigt, meine Sachen zusammenzupacken, als Beppo,<lb/> der Kellner, lachend eintrat, ein ungeheures Bouquet schleppend, das nur aus weißen<lb/> Lilien bestand. Er berichtete, daß die Baronesse, als sie erfahren hätte, ich sei im<lb/> Begriff abzureisen, sämtliche Lilien im Garten abgepflückt, daraus diesen Strauß<lb/> gebunden und ihn selbst beauftragt habe, ihn mir zu überbringen und mir glück¬<lb/> liche Reise zu wünschen. Ich schrieb einige Worte des Abschieds um Madame<lb/> Aurelia, konnte mich aber nicht überwinden, der Baronesse darin zu gedenke«.</p><lb/> <p xml:id="ID_316"> Eine Stunde darauf hatte ich die Bäder von Lucca verlassen. Ich blieb<lb/> länger als ein Jahr in Deutschland, und als ich hierher zurückkehrte, fand ich vieles<lb/> verändert, auch die Baronesse und Madame Aurelia waren nicht mehr in Florenz.<lb/> Ich habe sie nie wieder gesehen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Maßgebliches und Unmaßgebliches</head><lb/> <div n="2"> <head> Schriften über sozialwiss enschaftliche und volkswirtschaftliche</head> </div> <div n="2"> <head> Gegenstände.</head> <p xml:id="ID_317" next="#ID_318"> Georg Sulzer, der Präsident des Kassationsgerichts des Kantons<lb/> Zürich, huldigt dem Sozialismus nach englischer Auffassung, d. h. er ist gläubiger<lb/> Christ, und hält die idealistischen Triebfedern und Ziele der sozialen Bewegung für<lb/> wichtiger als die materiellen. In seinem Buche: Die Zukunft des Sozialismus<lb/> (Dresden, O. V. Böhmert, 1399) behandelt er mit großer Gründlichkeit und Sach¬<lb/> kenntnis die bisherige Wirtschafts- und Kulturentwicklung, die gegenwärtige» Wirt¬<lb/> schaftszustände, das Wesen des sozialistischen Staats und die Bedingungen, von</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0106]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
!»»
geweckt. Ich öffnete die Augen und sah in meinem Zimmer die Svmnambula
stehn, genau in derselben Haltung und Bekleidung, wie ich sie kürzlich im Theater
gesehen hatte: der rechte Arm war hoch erhaben und trug ein rotes Lämpchen,
mit dem sie vor sich leuchtete, das aufgelöste Haar hing lang herab auf das weiße
Nachtgewand, die nackten Füßchen steckte» in zierlichen goldgestickten Pantöffelchen;
so stand sie und schaute mich unverwandt an. Ich brauchte ein wenig Zeit, bis
ich mich soweit besinnen konnte, daß ich begriff, es sei die Baronesse, die mir in
dieser Verkleidung aufs neue eine Vorstellung gebe. Eben wollte ich ihr, ärgerlich
über ihren Einfall, Vorwürfe machen, als sie sich plötzlich an meinem Bette nieder¬
warf, beide Arme um meinen Nacken schlang und ihre Lippen auf die meinen
preßte.
Ich empfand in diesem Augenblick nichts andres, als Grauen vor der Be¬
rührung mit diesem Wesen, etwas gleich der Empfindung des Tannhäuser, wenn er
zur Venus sagt:
Dein schöner rosenroter Mund
Erfüllt mich fast mit Entsetzen —
Ohne Zögern befreite ich mich aus der Umarmung, und sie zurückdrängend
rief ich: Welche Thorheit! Gehn Sie! Gehn Sie!
Sie rührte sich nicht: es blieb so still, daß ich ihren Atem nicht hörte, noch
auch die leiseste Bewegung spürte. Ich wartete eine Weile; dann fühlte ich mehr,
als ich es hörte, wie sie sich erhob und lautlos aus dem Zimmer glitt.
Ich stand auf und verriegelte die Thür. Daun konnte ich nicht wieder ein¬
schlafen. Gegen Morgen kam ich zu dem Entschluß, Italien für einige Zeit zu
verlassen und sofort abzureisen. Ich stand auf und machte in der Morgenfrische
denselben Weg, den wir am Abend zusammen gegangen waren.
Am Vormittag war ich beschäftigt, meine Sachen zusammenzupacken, als Beppo,
der Kellner, lachend eintrat, ein ungeheures Bouquet schleppend, das nur aus weißen
Lilien bestand. Er berichtete, daß die Baronesse, als sie erfahren hätte, ich sei im
Begriff abzureisen, sämtliche Lilien im Garten abgepflückt, daraus diesen Strauß
gebunden und ihn selbst beauftragt habe, ihn mir zu überbringen und mir glück¬
liche Reise zu wünschen. Ich schrieb einige Worte des Abschieds um Madame
Aurelia, konnte mich aber nicht überwinden, der Baronesse darin zu gedenke«.
Eine Stunde darauf hatte ich die Bäder von Lucca verlassen. Ich blieb
länger als ein Jahr in Deutschland, und als ich hierher zurückkehrte, fand ich vieles
verändert, auch die Baronesse und Madame Aurelia waren nicht mehr in Florenz.
Ich habe sie nie wieder gesehen.
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Schriften über sozialwiss enschaftliche und volkswirtschaftliche Gegenstände. Georg Sulzer, der Präsident des Kassationsgerichts des Kantons
Zürich, huldigt dem Sozialismus nach englischer Auffassung, d. h. er ist gläubiger
Christ, und hält die idealistischen Triebfedern und Ziele der sozialen Bewegung für
wichtiger als die materiellen. In seinem Buche: Die Zukunft des Sozialismus
(Dresden, O. V. Böhmert, 1399) behandelt er mit großer Gründlichkeit und Sach¬
kenntnis die bisherige Wirtschafts- und Kulturentwicklung, die gegenwärtige» Wirt¬
schaftszustände, das Wesen des sozialistischen Staats und die Bedingungen, von
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