Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Zweites Vierteljahr.Rinder vor Gericht eher desto besser. Wir schließen mit den Worten des oben erwähnten Auf¬ Kinder vor Gericht as Gesetz liefert den Maßstab, mit dem alle Handlungen und Nun sind jedoch trotz des einheitlichen Grundes, aus dem alle diese Aus¬ Rinder vor Gericht eher desto besser. Wir schließen mit den Worten des oben erwähnten Auf¬ Kinder vor Gericht as Gesetz liefert den Maßstab, mit dem alle Handlungen und Nun sind jedoch trotz des einheitlichen Grundes, aus dem alle diese Aus¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0687" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/231119"/> <fw type="header" place="top"> Rinder vor Gericht</fw><lb/> <p xml:id="ID_2359" prev="#ID_2358"> eher desto besser. Wir schließen mit den Worten des oben erwähnten Auf¬<lb/> satzes: „Je weniger sich der Einzelne über ungerechte Belastung durch Schul¬<lb/> abgaben zu beklagen haben wird, desto größere Anerkennung wird die Schule<lb/> finden, desto segensreicher und glücklicher wird sie sich entfalten und dem wahren<lb/> Fortschreiten des Volks auf dem Gebiete der nationalen Freiheit, Wohlfahrt<lb/> und Gesittung den Weg ebnen."</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Kinder vor Gericht</head><lb/> <p xml:id="ID_2360"> as Gesetz liefert den Maßstab, mit dem alle Handlungen und<lb/> Zustände der Menschen auf ihre rechtliche Wirkung und Be¬<lb/> deutung gemessen werden sollen. Es liegt daher in seinein<lb/> Wesen und Begriffe selbst, daß es gleichmäßig auf alle muß an¬<lb/> gewandt werden können. Die Gleichheit vor dem Gesetz ist denn<lb/> auch eine Forderung, die in allen Rechtsordnungen der heutigen Kulturvölker<lb/> grundsätzlich anerkannt wird. Trotzdem hat jede Ordnung die natürliche Un¬<lb/> gleichheit anerkennen und berücksichtigen müssen, die für die Menschen durch den<lb/> Zustand der mangelnden Altersreife geschaffen wird. Das Gesetz unterscheidet<lb/> deshalb, ohne seinen an der Spitze stehenden allgemeinen Grundsatz der gleichen<lb/> Rechtsfähigkeit aller Menschen zu durchbrechen, zwei besondre Begriffe: die<lb/> Geschäftsfähigkeit, d. h. die Fähigkeit. Rechtsgeschäfte mit voller Wirkung vor¬<lb/> zunehmen, und die Zurechnungsfühigkeit, d. h. die volle rechtliche Verant¬<lb/> wortung für alle im Gebiete des Rechts bedeutsamen oder mit Folgen ver¬<lb/> knüpften Handlungen. In diesen beiden Begriffen der Rechtsfähigkeit be¬<lb/> schränkt das Gesetz die im „jugendlichen Alter stehenden," aber es gewährt<lb/> ihnen auch hierin Schutz und Nachsicht. Die zu diesem Zwecke festgesetzten<lb/> Schutz- und Hinderungsvorschriften sind ganz allgemeiner Natur und erstrecken<lb/> sich daher auf die verschiedensten Gebiete des Rechts: auf das bürgerliche<lb/> Privat- wie auf das Strafrecht, auf das Verfahren im bürgerlichen Rechtsstreit<lb/> wie im Strafverfahren und nehmen endlich ein besondres, großes Gebiet ganz<lb/> allein für sich in Anspruch: das des Vormundschaftsrechts.</p><lb/> <p xml:id="ID_2361" next="#ID_2362"> Nun sind jedoch trotz des einheitlichen Grundes, aus dem alle diese Aus¬<lb/> nahmebestimmungen des Rechts getroffen sind, die einzelnen Altersstufen, die<lb/> sie zur Voraussetzung haben, und nach denen sie sich selbst wieder verschieden<lb/> gestalten, fast in jedem der genannten Zweige der Rechtspflege verschieden.<lb/> Im allgemeinen kann man die Unterschiede kurz so zusammenfassen: Im bürger¬<lb/> lichen Privatrecht sind die Stufen des vollendeten siebenten, vierzehnten und</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0687]
Rinder vor Gericht
eher desto besser. Wir schließen mit den Worten des oben erwähnten Auf¬
satzes: „Je weniger sich der Einzelne über ungerechte Belastung durch Schul¬
abgaben zu beklagen haben wird, desto größere Anerkennung wird die Schule
finden, desto segensreicher und glücklicher wird sie sich entfalten und dem wahren
Fortschreiten des Volks auf dem Gebiete der nationalen Freiheit, Wohlfahrt
und Gesittung den Weg ebnen."
Kinder vor Gericht
as Gesetz liefert den Maßstab, mit dem alle Handlungen und
Zustände der Menschen auf ihre rechtliche Wirkung und Be¬
deutung gemessen werden sollen. Es liegt daher in seinein
Wesen und Begriffe selbst, daß es gleichmäßig auf alle muß an¬
gewandt werden können. Die Gleichheit vor dem Gesetz ist denn
auch eine Forderung, die in allen Rechtsordnungen der heutigen Kulturvölker
grundsätzlich anerkannt wird. Trotzdem hat jede Ordnung die natürliche Un¬
gleichheit anerkennen und berücksichtigen müssen, die für die Menschen durch den
Zustand der mangelnden Altersreife geschaffen wird. Das Gesetz unterscheidet
deshalb, ohne seinen an der Spitze stehenden allgemeinen Grundsatz der gleichen
Rechtsfähigkeit aller Menschen zu durchbrechen, zwei besondre Begriffe: die
Geschäftsfähigkeit, d. h. die Fähigkeit. Rechtsgeschäfte mit voller Wirkung vor¬
zunehmen, und die Zurechnungsfühigkeit, d. h. die volle rechtliche Verant¬
wortung für alle im Gebiete des Rechts bedeutsamen oder mit Folgen ver¬
knüpften Handlungen. In diesen beiden Begriffen der Rechtsfähigkeit be¬
schränkt das Gesetz die im „jugendlichen Alter stehenden," aber es gewährt
ihnen auch hierin Schutz und Nachsicht. Die zu diesem Zwecke festgesetzten
Schutz- und Hinderungsvorschriften sind ganz allgemeiner Natur und erstrecken
sich daher auf die verschiedensten Gebiete des Rechts: auf das bürgerliche
Privat- wie auf das Strafrecht, auf das Verfahren im bürgerlichen Rechtsstreit
wie im Strafverfahren und nehmen endlich ein besondres, großes Gebiet ganz
allein für sich in Anspruch: das des Vormundschaftsrechts.
Nun sind jedoch trotz des einheitlichen Grundes, aus dem alle diese Aus¬
nahmebestimmungen des Rechts getroffen sind, die einzelnen Altersstufen, die
sie zur Voraussetzung haben, und nach denen sie sich selbst wieder verschieden
gestalten, fast in jedem der genannten Zweige der Rechtspflege verschieden.
Im allgemeinen kann man die Unterschiede kurz so zusammenfassen: Im bürger¬
lichen Privatrecht sind die Stufen des vollendeten siebenten, vierzehnten und
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