Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Zweites Vierteljahr.Auch einer, der dabei war Güte hauptsächlich an den Ränder" der Welt gesucht, weil man deren Mitte (Schluß folgt) Auch einer, der dabei war Timm Aröger Line Erzählung von inrich und ich gehörten zu demselben Bauernhof, Hinrich als Knecht, Harmonikaspieler waren damals noch angesehene Leute, und wenn sie es ver¬ Ich habe Grund, anzunehmen, daß ich meistens zugegen gewesen bin, wenn Von meiner Schwester, die was von Musik verstand, habe ich wohl gehört, Grenzboten >I l"W 0
Auch einer, der dabei war Güte hauptsächlich an den Ränder» der Welt gesucht, weil man deren Mitte (Schluß folgt) Auch einer, der dabei war Timm Aröger Line Erzählung von inrich und ich gehörten zu demselben Bauernhof, Hinrich als Knecht, Harmonikaspieler waren damals noch angesehene Leute, und wenn sie es ver¬ Ich habe Grund, anzunehmen, daß ich meistens zugegen gewesen bin, wenn Von meiner Schwester, die was von Musik verstand, habe ich wohl gehört, Grenzboten >I l»W 0
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Auch einer, der dabei war
Güte hauptsächlich an den Ränder» der Welt gesucht, weil man deren Mitte
zu genau kannte." Hier möchte man Mund und Augen Jakob Burckhardts
haben sehen können!
(Schluß folgt)
Auch einer, der dabei war
Timm Aröger Line Erzählung von
inrich und ich gehörten zu demselben Bauernhof, Hinrich als Knecht,
ich mis Hnnssvhn. Wir waren beide jung, Hinrich noch nicht ge¬
stellungspflichtig, ich noch nicht schulpflichtig. Wir konnten beide
Musik machen, Hinrich auf der Harmonika, ich auf dem Kamm.
Wir konnten uns beide gut leiden, Hinrich deu Schreiber dieser
Geschichte, der Schreiber dieser Geschichte deu Jungbnrschen Hinrich
Butenschön.
Harmonikaspieler waren damals noch angesehene Leute, und wenn sie es ver¬
standen, sich mit ihren Vorstellungen rar zu macheu, so woben sie eine Art sagen¬
haften Ruhmes um ihr Haupt. Bon dieser Art war Hinrich Butcuschöu. Sein
hübsches, lachendes Gesicht, blank und braun, an eine frisch aus der Hülse kommende
Kastanie erinnernd, seine in gleiche Farben getauchten Augen, treuherzig wie die
Augen unsers vierbeinigen Hanswächters Zmupa — alles dos gehörte einem berühmten
Manne zu, auf dessen Haupt der Nimbus eines fabelhaften Könnens lag.
Ich habe Grund, anzunehmen, daß ich meistens zugegen gewesen bin, wenn
Hinrich Bnteuschön Harmonika gespielt hat. Und doch scheint mir, es sei nur selten
geschehen; die Bedingungen waren zu mannigfaltig. Sollte Hinrich spielen, so war
dazu erstens erforderlich, daß eine freundliche Sonne in seine Kammer lachte, sodann,
daß diese Sonue eine Bormittngssouue und zugleich eine sonntägliche war. Ferner
mußte er der allsvnntciglich unter sein Messer kommenden Bartstoppeln Herr ge¬
worden sein, auch mußte es ihm gelungen sein, sich die seinen Härchen aus dem
Nacken ohne Unfall wegzurnsieren. Und damit war es noch nicht genug. Das zum
Spielen erforderliche Wohlbehagen war nur vorhanden, wenn eine blanke, schwarze
Lnstingweste seine Brust bedeckte und darüber sich eine lauge Nhrlitze herriugclte
mit einem feinen Silberschloß in der Höhe des Magens. Aber wenn das alles
auch erfüllt war, es stand aber nicht meine kleine Person in ihrem Sonntagsstaat
neben seiner Lade und bat: Hinnerk, spel mol, so wurde dessenungeachtet selten
was draus. Paßte ich aber die günstige Gelegenheit ab, flehte und bettelte, an dem
Deckel der Lade rüttelnd, dann wurde das Unzulängliche Ereignis. Dann öffnete
Hinrich den schweren Deckel, stützte ihn mit der Seitenklappe auf, funselte unter seinen
glattgclagcrten Beinkleidern herum, holte eine große Pappschachtel heraus, nahm
daraus seine Harmonika, setzte sich auf den Rand der Lade und — begann.
Von meiner Schwester, die was von Musik verstand, habe ich wohl gehört,
Hinrich habe überhaupt nicht spielen könne», der ganze Ohreiischmaus sei ein wüstes
Grenzboten >I l»W 0
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