Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Viertes Vierteljahr.Skizzen aus unserm heutigen Volksleben bestimmtes Lehrbuch hervorgegangen, das, von der Moderne unberührt, ganz auf A. P. Skizzen aus unserm heutigen Volksleben Fritz Anders von Neue Folge it^> Aönigs Geburtstag le der Herr Bürgermeister dazu gekommen ist Es war gleich nach Weihnachten, als der Herr Bürgermeister, noch dazu im Skizzen aus unserm heutigen Volksleben bestimmtes Lehrbuch hervorgegangen, das, von der Moderne unberührt, ganz auf A. P. Skizzen aus unserm heutigen Volksleben Fritz Anders von Neue Folge it^> Aönigs Geburtstag le der Herr Bürgermeister dazu gekommen ist Es war gleich nach Weihnachten, als der Herr Bürgermeister, noch dazu im <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0379" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/229328"/> <fw type="header" place="top"> Skizzen aus unserm heutigen Volksleben</fw><lb/> <p xml:id="ID_1019" prev="#ID_1018"> bestimmtes Lehrbuch hervorgegangen, das, von der Moderne unberührt, ganz auf<lb/> die historischen Stile aufgebaut ist: Kunstgewerbliche Stilproben, ein Leit¬<lb/> faden zur Unterscheidung der Kunststile, auf Veranlassung des königlich sächsischen<lb/> Ministeriums des Innern herausgegeben von der Kunstgewerbeschule in Dresden<lb/> (Leipzig, Hiersemann). Dreißig Tafeln mit gut gewählten Abbildungen, nach den<lb/> Stilen historisch geordnet und mit kurzen Erläuterungen von Professor Berliug ver¬<lb/> sehen, leisten das, was der Titel verspricht, in so vorzüglicher Weise, daß wir uns<lb/> das Heftchen mit Vergnügen in deu Schrank gestellt haben und es überall empfehlen<lb/> werden. Wem, der mit Kunstdingen zu thun hat, wird es nicht Spaß machen,<lb/> Kriterien des Stils vom reinen Griechisch bis zum Empire durchzuprobireu an<lb/> neun einfach gezeichneten Rosetten, die hier auf der letzten Tafel zusammengestellt<lb/> sind! Ist es auch nicht zu wünschen, daß der heutige Kunsthandwerker alle diese<lb/> Formen durch einander eklektisch anwende, so ist es doch notwendig, daß der<lb/> Kunstfreund sie verstehe, und er wird kaum auf einfachere Art dazu gelangen können,<lb/> als vermittelst dieser gehaltvollen und methodisch verständigen kleinen Publikation.</p><lb/> <note type="byline"> A. P.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Skizzen aus unserm heutigen Volksleben<lb/><note type="byline"> Fritz Anders</note> von<lb/> Neue Folge<lb/> it^> Aönigs Geburtstag </head><lb/> <p xml:id="ID_1020"> le der Herr Bürgermeister dazu gekommen ist<lb/> , die Feier von Königs<lb/> Geburtstag auf einmal mit solcher Energie in die Hand zu nehmen,<lb/> darüber ist viel gestritten worden. Ich habe Grund, anzunehmen,<lb/> daß die Sache mit einem Besuche des Herrn Regierungspräsidenten<lb/> zusammenhängt, und will auf unsern Bürgermeister keinen Stein<lb/> werfen, wenn er sich einer behördlichen Beeinflussung zugänglich ge¬<lb/> zeigt hat. In den großen Städten, die als selbständige Republiken im Staatsganzen<lb/> sitzen wie die Rosinen im Kuchen, haben es die Bürgermeister gut; sie sind fast<lb/> souverän und können ihrer Gesinnungstüchtigkeit ohne die Gefahr persönlichen Nächtens<lb/> Raum geben, aber die kleinen Bürgermeister der kleinen Städte müssen doch auch<lb/> einen Blick nach oben wenden. Mein Gott, man kann doch nicht wissen, wozu<lb/> man die Regierung noch einmal braucht. Mag sich dies nun Verhalten wie auch'<lb/> immer, richtig ist, daß bisher die Feier von Königs Geburtstag in unsrer Stadt<lb/> ziemlich kläglich war.</p><lb/> <p xml:id="ID_1021" next="#ID_1022"> Es war gleich nach Weihnachten, als der Herr Bürgermeister, noch dazu im<lb/> amtlichen Teile des Wochenblattes, folgenden Aufruf erließt Der Geburtstag Seiner<lb/> Majestät ist vor der Thür. Alle guten Bürger werden sich beeifern, diesen Tag<lb/> mit gebührendem Glänze zu begehen. Es wird beabsichtigt, der Feier in diesem<lb/> Jahre einen allgemeinen Charakter zu geben. Ein gemeinsamer Festkommcrs der</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0379]
Skizzen aus unserm heutigen Volksleben
bestimmtes Lehrbuch hervorgegangen, das, von der Moderne unberührt, ganz auf
die historischen Stile aufgebaut ist: Kunstgewerbliche Stilproben, ein Leit¬
faden zur Unterscheidung der Kunststile, auf Veranlassung des königlich sächsischen
Ministeriums des Innern herausgegeben von der Kunstgewerbeschule in Dresden
(Leipzig, Hiersemann). Dreißig Tafeln mit gut gewählten Abbildungen, nach den
Stilen historisch geordnet und mit kurzen Erläuterungen von Professor Berliug ver¬
sehen, leisten das, was der Titel verspricht, in so vorzüglicher Weise, daß wir uns
das Heftchen mit Vergnügen in deu Schrank gestellt haben und es überall empfehlen
werden. Wem, der mit Kunstdingen zu thun hat, wird es nicht Spaß machen,
Kriterien des Stils vom reinen Griechisch bis zum Empire durchzuprobireu an
neun einfach gezeichneten Rosetten, die hier auf der letzten Tafel zusammengestellt
sind! Ist es auch nicht zu wünschen, daß der heutige Kunsthandwerker alle diese
Formen durch einander eklektisch anwende, so ist es doch notwendig, daß der
Kunstfreund sie verstehe, und er wird kaum auf einfachere Art dazu gelangen können,
als vermittelst dieser gehaltvollen und methodisch verständigen kleinen Publikation.
A. P.
Skizzen aus unserm heutigen Volksleben
Fritz Anders von
Neue Folge
it^> Aönigs Geburtstag
le der Herr Bürgermeister dazu gekommen ist
, die Feier von Königs
Geburtstag auf einmal mit solcher Energie in die Hand zu nehmen,
darüber ist viel gestritten worden. Ich habe Grund, anzunehmen,
daß die Sache mit einem Besuche des Herrn Regierungspräsidenten
zusammenhängt, und will auf unsern Bürgermeister keinen Stein
werfen, wenn er sich einer behördlichen Beeinflussung zugänglich ge¬
zeigt hat. In den großen Städten, die als selbständige Republiken im Staatsganzen
sitzen wie die Rosinen im Kuchen, haben es die Bürgermeister gut; sie sind fast
souverän und können ihrer Gesinnungstüchtigkeit ohne die Gefahr persönlichen Nächtens
Raum geben, aber die kleinen Bürgermeister der kleinen Städte müssen doch auch
einen Blick nach oben wenden. Mein Gott, man kann doch nicht wissen, wozu
man die Regierung noch einmal braucht. Mag sich dies nun Verhalten wie auch'
immer, richtig ist, daß bisher die Feier von Königs Geburtstag in unsrer Stadt
ziemlich kläglich war.
Es war gleich nach Weihnachten, als der Herr Bürgermeister, noch dazu im
amtlichen Teile des Wochenblattes, folgenden Aufruf erließt Der Geburtstag Seiner
Majestät ist vor der Thür. Alle guten Bürger werden sich beeifern, diesen Tag
mit gebührendem Glänze zu begehen. Es wird beabsichtigt, der Feier in diesem
Jahre einen allgemeinen Charakter zu geben. Ein gemeinsamer Festkommcrs der
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