Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr.3000 Mark Belohnung! n Gustav George Lin kleiner Beitrag zur Trinkgelderfrage vo in Straßenbild! Soeben hat der mit Kleistertopf und grellbunten Einige Wochen später! Monsieur Schulze ist mit seinem Raub nicht Mit großen Hoffnungen und mit noch viel größern -- allerdings noch 3000 Mark Belohnung! n Gustav George Lin kleiner Beitrag zur Trinkgelderfrage vo in Straßenbild! Soeben hat der mit Kleistertopf und grellbunten Einige Wochen später! Monsieur Schulze ist mit seinem Raub nicht Mit großen Hoffnungen und mit noch viel größern — allerdings noch <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0408" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/228710"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341867_228301/figures/grenzboten_341867_228301_228710_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> 3000 Mark Belohnung! <note type="byline"> n Gustav George </note> Lin kleiner Beitrag zur Trinkgelderfrage vo</head><lb/> <p xml:id="ID_1431"> in Straßenbild! Soeben hat der mit Kleistertopf und grellbunten<lb/> Plataeer aller Art reichlich ausgerüstete Zettelankleber eine der<lb/> großstädtischen Anschlagsäulen aufs neue frisch tapezirt, und<lb/> sofort drängt sich auch die Menge mit ganz ungewöhnlichem<lb/> Eifer vor einem der bekannten blutroten amtlichen Plakate zu¬<lb/> sammen und starrt mit brennendem Eifer auf die verlockende Überschrift:<lb/> 3000 Mark Belohnung! Donnerwetter! Das konnte man gerade gut ge¬<lb/> brauchen! murmelt dieser oder jener der Davorstehenden, und dann vertieft<lb/> sich wieder alles mit reger Neugier in das „anbei folgende Signalement" des<lb/> Kassenboten Friedrich Wilhelm Schulze, der, wie das Polizeipräsidium in<lb/> seiner Bekanntmachung berichtet, am gestrigen Tage mit soundsovielen tausend<lb/> Mark flüchtig geworden ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_1432"> Einige Wochen später! Monsieur Schulze ist mit seinem Raub nicht<lb/> weit gekommen; schon wenige Tage nach seiner Flucht hat man den Bieder¬<lb/> mann in einer Hafenstadt verhaftet, als er eben im Begriff stand, sich die<lb/> wunderschöne Entdeckung des großen Genueser: etwas näher anzusehen. Er<lb/> wird wohl überhaupt während der nächsten Zeit seine Reiselust etwas zügeln<lb/> müssen, denn vorläufig ist er infolge seines Geniestreichs erst einmal in Nummer<lb/> Sicher gelandet und wird sie während der nächsten Jahre vorläufig nicht<lb/> wieder verlassen. Auch der schnöde Mammon, um derentwillen er in einer<lb/> schwachen Stunde zum Diebe wurde, ist ihm noch ziemlich vollständig wieder<lb/> abgenommen worden, und heute soll nun die von dem Bestohlnen auf die<lb/> Wiederherbeischaffung des Geldes ausgesetzte Belohnung von 3000 Mark an<lb/> die Entdecker des Diebes verteilt werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1433" next="#ID_1434"> Mit großen Hoffnungen und mit noch viel größern — allerdings noch<lb/> leeren — Geldbeuteln kommen sie alle amnarschirt, die guten Leute, die durch<lb/> einen glücklichen Zufall in der Lage waren, der rächenden Nemesis eine kleuie<lb/> Gefälligkeit zu erweisen, und wollen ihren wohlverdienten Lohn empfangen-<lb/> Die Gesichter der im Wartezimmer Harrenden werden freilich immer länger,<lb/> als so nach und nach etwa ein Dutzend Personen auf der Bildfläche erscheinen,<lb/> die, wie sie sich in aufgeregtem Flüsterton gegenseitig mitteilen, alle wegen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0408]
[Abbildung]
3000 Mark Belohnung! n Gustav George Lin kleiner Beitrag zur Trinkgelderfrage vo
in Straßenbild! Soeben hat der mit Kleistertopf und grellbunten
Plataeer aller Art reichlich ausgerüstete Zettelankleber eine der
großstädtischen Anschlagsäulen aufs neue frisch tapezirt, und
sofort drängt sich auch die Menge mit ganz ungewöhnlichem
Eifer vor einem der bekannten blutroten amtlichen Plakate zu¬
sammen und starrt mit brennendem Eifer auf die verlockende Überschrift:
3000 Mark Belohnung! Donnerwetter! Das konnte man gerade gut ge¬
brauchen! murmelt dieser oder jener der Davorstehenden, und dann vertieft
sich wieder alles mit reger Neugier in das „anbei folgende Signalement" des
Kassenboten Friedrich Wilhelm Schulze, der, wie das Polizeipräsidium in
seiner Bekanntmachung berichtet, am gestrigen Tage mit soundsovielen tausend
Mark flüchtig geworden ist.
Einige Wochen später! Monsieur Schulze ist mit seinem Raub nicht
weit gekommen; schon wenige Tage nach seiner Flucht hat man den Bieder¬
mann in einer Hafenstadt verhaftet, als er eben im Begriff stand, sich die
wunderschöne Entdeckung des großen Genueser: etwas näher anzusehen. Er
wird wohl überhaupt während der nächsten Zeit seine Reiselust etwas zügeln
müssen, denn vorläufig ist er infolge seines Geniestreichs erst einmal in Nummer
Sicher gelandet und wird sie während der nächsten Jahre vorläufig nicht
wieder verlassen. Auch der schnöde Mammon, um derentwillen er in einer
schwachen Stunde zum Diebe wurde, ist ihm noch ziemlich vollständig wieder
abgenommen worden, und heute soll nun die von dem Bestohlnen auf die
Wiederherbeischaffung des Geldes ausgesetzte Belohnung von 3000 Mark an
die Entdecker des Diebes verteilt werden.
Mit großen Hoffnungen und mit noch viel größern — allerdings noch
leeren — Geldbeuteln kommen sie alle amnarschirt, die guten Leute, die durch
einen glücklichen Zufall in der Lage waren, der rächenden Nemesis eine kleuie
Gefälligkeit zu erweisen, und wollen ihren wohlverdienten Lohn empfangen-
Die Gesichter der im Wartezimmer Harrenden werden freilich immer länger,
als so nach und nach etwa ein Dutzend Personen auf der Bildfläche erscheinen,
die, wie sie sich in aufgeregtem Flüsterton gegenseitig mitteilen, alle wegen
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