Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr.Gelegentliche Beobachtungen über den Kleinhandel in Anschlusse an die Konferenz deutscher Handelskammern, die Der Kolonialwarenhandel umfaßt vorwiegend Gegenstände des täglichen Gelegentliche Beobachtungen über den Kleinhandel in Anschlusse an die Konferenz deutscher Handelskammern, die Der Kolonialwarenhandel umfaßt vorwiegend Gegenstände des täglichen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0267" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/228569"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341867_228301/figures/grenzboten_341867_228301_228569_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Gelegentliche Beobachtungen über den Kleinhandel</head><lb/> <p xml:id="ID_930"> in Anschlusse an die Konferenz deutscher Handelskammern, die<lb/> im Jahre 1895 in Osnabrück über Fragen des Kleinhandels<lb/> beriet, hat man eine Reihe von Untersuchungen angefangen, die<lb/> die Lage des Kleinhandels in seinen verschiednen Zweigen für<lb/> einzelne Orte behandeln sollen. Ans diese Weise will man einen<lb/> Einblick in die Natur, den Umfang, die Technik jedes einzelnen Handels¬<lb/> zweiges erhalten, den Fortschritt oder Rückgang und die Ursachen nachweisen<lb/> und dabei besonders die Einwirkung der Konsumvereine, Vazare u. s. w. fest¬<lb/> stellen. Vielleicht werden die Ergebnisse der Untersuchungen leine allgemeinen<lb/> Schlüsse zulassen, weil anscheinend die Zahl der Mitarbeiter ziemlich klein<lb/> bleibt; dadurch sollen sich die Mitarbeiter aber nicht abschrecken lassen, ans<lb/> Werk zu gehen, denn jede einzelne Arbeit kann trotzdem von Nutzen sein.<lb/> Wir wollen uns in diesem Aufsatz mit der Lage des Handelszweiges beschäf¬<lb/> tigen, den man als Kolonialwarenhandel bezeichnet, eine Benennung, die die<lb/> Sache nicht ganz trifft; wir wollen hier eine Reihe von gelegentlich gemachten<lb/> Beobachtungen zusammenstellen, von denen wir glauben, daß sie eingehenderer<lb/> Untersuchung wert sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_931" next="#ID_932"> Der Kolonialwarenhandel umfaßt vorwiegend Gegenstände des täglichen<lb/> Hansbedarfs, die in kleinern Mengen aus dem Geschäfte zum unmittelbaren<lb/> Verbrauch entnommen werden. Die Kenntnisse, die der Leiter eines solchen<lb/> Geschäfts haben muß, werden leicht nnterschützt. Nicht nur, daß die Waren,<lb/> um die es sich hier handelt, in sehr vielen verschiednen Qualitäten vom Gro߬<lb/> handel angeboten und von einem nach der Lebenshaltung verschiednen Publikum<lb/> gefordert werden, much der Geschmack bleibt nicht gleichmüßig, und dieser<lb/> Wechsel muß rechtzeitig beobachtet und erkannt werden. Sodann sind viele<lb/> Waren des Kvlonialwarenhandels starken Preisschwankungen auf dem Gro߬<lb/> markte ausgesetzt, sodaß der Kleinhandel für solche Waren seine Preise zwar<lb/> nicht häufiger wechselt, als dies in andern Handelszweigen der Fall ist; aber<lb/> die Gewinnquoten sind sehr veränderlich, zum Teil unberechenbar, und dies<lb/> bringt den Kleinhändler in die Gefahr, im Spekulationskaufe sein Heil zu<lb/> suchen, was allemal der Anfang vom Ende ist. Bei den verschiednen Quali¬<lb/> täten einer Ware macht der Krämer beim Einkauf leicht einen Mißgriff, der</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0267]
[Abbildung]
Gelegentliche Beobachtungen über den Kleinhandel
in Anschlusse an die Konferenz deutscher Handelskammern, die
im Jahre 1895 in Osnabrück über Fragen des Kleinhandels
beriet, hat man eine Reihe von Untersuchungen angefangen, die
die Lage des Kleinhandels in seinen verschiednen Zweigen für
einzelne Orte behandeln sollen. Ans diese Weise will man einen
Einblick in die Natur, den Umfang, die Technik jedes einzelnen Handels¬
zweiges erhalten, den Fortschritt oder Rückgang und die Ursachen nachweisen
und dabei besonders die Einwirkung der Konsumvereine, Vazare u. s. w. fest¬
stellen. Vielleicht werden die Ergebnisse der Untersuchungen leine allgemeinen
Schlüsse zulassen, weil anscheinend die Zahl der Mitarbeiter ziemlich klein
bleibt; dadurch sollen sich die Mitarbeiter aber nicht abschrecken lassen, ans
Werk zu gehen, denn jede einzelne Arbeit kann trotzdem von Nutzen sein.
Wir wollen uns in diesem Aufsatz mit der Lage des Handelszweiges beschäf¬
tigen, den man als Kolonialwarenhandel bezeichnet, eine Benennung, die die
Sache nicht ganz trifft; wir wollen hier eine Reihe von gelegentlich gemachten
Beobachtungen zusammenstellen, von denen wir glauben, daß sie eingehenderer
Untersuchung wert sind.
Der Kolonialwarenhandel umfaßt vorwiegend Gegenstände des täglichen
Hansbedarfs, die in kleinern Mengen aus dem Geschäfte zum unmittelbaren
Verbrauch entnommen werden. Die Kenntnisse, die der Leiter eines solchen
Geschäfts haben muß, werden leicht nnterschützt. Nicht nur, daß die Waren,
um die es sich hier handelt, in sehr vielen verschiednen Qualitäten vom Gro߬
handel angeboten und von einem nach der Lebenshaltung verschiednen Publikum
gefordert werden, much der Geschmack bleibt nicht gleichmüßig, und dieser
Wechsel muß rechtzeitig beobachtet und erkannt werden. Sodann sind viele
Waren des Kvlonialwarenhandels starken Preisschwankungen auf dem Gro߬
markte ausgesetzt, sodaß der Kleinhandel für solche Waren seine Preise zwar
nicht häufiger wechselt, als dies in andern Handelszweigen der Fall ist; aber
die Gewinnquoten sind sehr veränderlich, zum Teil unberechenbar, und dies
bringt den Kleinhändler in die Gefahr, im Spekulationskaufe sein Heil zu
suchen, was allemal der Anfang vom Ende ist. Bei den verschiednen Quali¬
täten einer Ware macht der Krämer beim Einkauf leicht einen Mißgriff, der
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