Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Zweites Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches ist der Name Peruginos, des größten Sohnes der Stadt (war aber leider aus Maßgebliches und Unmaßgebliches Der ambulante Gerichtsstand der Presse. Der Herausgeber der Zu¬ Maßgebliches und Unmaßgebliches ist der Name Peruginos, des größten Sohnes der Stadt (war aber leider aus Maßgebliches und Unmaßgebliches Der ambulante Gerichtsstand der Presse. Der Herausgeber der Zu¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0458" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/228094"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_1253" prev="#ID_1252"> ist der Name Peruginos, des größten Sohnes der Stadt (war aber leider aus<lb/> Citt». della Pieve). Wenige Schritte den Korso hinauf schatten zierliche<lb/> Fensterreihen sich auf dem Pflaster ab (wie machen sie das?), die Fenster der<lb/> alten Handelskammer sind es, des Collegio del Cambio, in das Perugino seine<lb/> besten Bilder gemalt hat, leicht hinschreitende Gestalten aus römischen Sagen<lb/> und heiligen Legenden (sind bekanntlich scheußlich!). Die Kunst hat der Stadt<lb/> Peruginos jenen Stempel aufgedrückt, der wie ein Magnet die Pilger Italiens<lb/> in die stillen Berge Andricus hineinzieht" (ein unheimlicher Stempel!). Ein<lb/> neues Bild. „Zur Nachtzeit treten wir durch das Thor von Assise. Wahr¬<lb/> haftig, Städte wie diese sollte man zum erstenmale nur bei Nacht betreten,<lb/> um die Feierlichkeit ihrer erhabnen Größe voll wie einen köstlichen Trank zu<lb/> genießen." Fräulein hat also die bedenkliche Angewöhnung, nächtlicher Weile<lb/> zu trinken? „Assise, das Bethlehem des Mittelalters" ist auch gut. Und<lb/> weiter pilgert ins Thal der Egeria „der römische Fremdling von heute, wenn<lb/> er wandern will auf den Spuren des Numa Pompilius." Er läßt sich auch<lb/> von den Juvenalerklärern nicht rauben „den Glauben, daß er wirklich ge¬<lb/> wandert ist hier, wo Numa vordem sich traf mit der nächtlichen Freundin,<lb/> und die Erinnerungen, die ihm heilig waren als Knabe." Jedenfalls ein recht<lb/> bedenklicher Knabe! Neu sind ferner die Quellen, die bei Arrieia „zum<lb/> Nemisee herabschluchzen," neu die „Frauen Palestrinas mit den wilden Parzen¬<lb/> gesichtern," sollte es vielleicht „milden" heißen? Doch nein, es folgt „und<lb/> dem schwarzen Furienhaar." Die armen Weiber, daß sie nicht wenigstens<lb/> blond sind. Was können sie dafür, daß das Fräulein diese leicht erregbare<lb/> Phantasie hat! „Ein Schweizer in jener malerischen Tracht, die unwillkürlich<lb/> an Rutil gemahnt, an Wilhelm Tell und tiefgrüne Fluten der Alpenseen,<lb/> öffnet uns das hohe Gitter." Nämlich des Vatikans, wir ziehen es aber vor,<lb/> nicht weiter mitzugehen. Und der Leser wird auch genug daran haben.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Maßgebliches und Unmaßgebliches</head><lb/> <div n="2"> <head> Der ambulante Gerichtsstand der Presse.</head> <p xml:id="ID_1254" next="#ID_1255"> Der Herausgeber der Zu¬<lb/> kunft, Maximilian Harden, hatte in einer der letzten Nummern seiner Wochenschrift<lb/> einen Artikel über König Otto von Bayern veröffentlicht. In diesem Aufsatze<lb/> wurde der geistigen Umnachtung des verstorbnen Königs Ludwig II. gedacht, die<lb/> Lebensweise des geisteskranken Königs Otto geschildert und dieser mit dem geistes-<lb/> umncichteten Philosophen Nietzsche verglichen. Dabei wurde ausdrücklich betont,<lb/> daß die monarchischen Gesinnungen in Deutschland seit dem Jahre 1843 eine</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0458]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
ist der Name Peruginos, des größten Sohnes der Stadt (war aber leider aus
Citt». della Pieve). Wenige Schritte den Korso hinauf schatten zierliche
Fensterreihen sich auf dem Pflaster ab (wie machen sie das?), die Fenster der
alten Handelskammer sind es, des Collegio del Cambio, in das Perugino seine
besten Bilder gemalt hat, leicht hinschreitende Gestalten aus römischen Sagen
und heiligen Legenden (sind bekanntlich scheußlich!). Die Kunst hat der Stadt
Peruginos jenen Stempel aufgedrückt, der wie ein Magnet die Pilger Italiens
in die stillen Berge Andricus hineinzieht" (ein unheimlicher Stempel!). Ein
neues Bild. „Zur Nachtzeit treten wir durch das Thor von Assise. Wahr¬
haftig, Städte wie diese sollte man zum erstenmale nur bei Nacht betreten,
um die Feierlichkeit ihrer erhabnen Größe voll wie einen köstlichen Trank zu
genießen." Fräulein hat also die bedenkliche Angewöhnung, nächtlicher Weile
zu trinken? „Assise, das Bethlehem des Mittelalters" ist auch gut. Und
weiter pilgert ins Thal der Egeria „der römische Fremdling von heute, wenn
er wandern will auf den Spuren des Numa Pompilius." Er läßt sich auch
von den Juvenalerklärern nicht rauben „den Glauben, daß er wirklich ge¬
wandert ist hier, wo Numa vordem sich traf mit der nächtlichen Freundin,
und die Erinnerungen, die ihm heilig waren als Knabe." Jedenfalls ein recht
bedenklicher Knabe! Neu sind ferner die Quellen, die bei Arrieia „zum
Nemisee herabschluchzen," neu die „Frauen Palestrinas mit den wilden Parzen¬
gesichtern," sollte es vielleicht „milden" heißen? Doch nein, es folgt „und
dem schwarzen Furienhaar." Die armen Weiber, daß sie nicht wenigstens
blond sind. Was können sie dafür, daß das Fräulein diese leicht erregbare
Phantasie hat! „Ein Schweizer in jener malerischen Tracht, die unwillkürlich
an Rutil gemahnt, an Wilhelm Tell und tiefgrüne Fluten der Alpenseen,
öffnet uns das hohe Gitter." Nämlich des Vatikans, wir ziehen es aber vor,
nicht weiter mitzugehen. Und der Leser wird auch genug daran haben.
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Der ambulante Gerichtsstand der Presse. Der Herausgeber der Zu¬
kunft, Maximilian Harden, hatte in einer der letzten Nummern seiner Wochenschrift
einen Artikel über König Otto von Bayern veröffentlicht. In diesem Aufsatze
wurde der geistigen Umnachtung des verstorbnen Königs Ludwig II. gedacht, die
Lebensweise des geisteskranken Königs Otto geschildert und dieser mit dem geistes-
umncichteten Philosophen Nietzsche verglichen. Dabei wurde ausdrücklich betont,
daß die monarchischen Gesinnungen in Deutschland seit dem Jahre 1843 eine
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