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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Zweites Vierteljahr.

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Goethe als Kriegsminister

Studium zu erleichtern. Wir sind überzeugt, daß die guten Seiten des Stun¬
dungsverfahrens durch dessen Nachteile weit überwogen werden. Diese Ansicht
stützt sich auf die Erfahrung, daß in vielen Fällen mit dieser Stundung nur
ein Reiz auf die Studenten ausgeübt wird, möglichst viele Vorlesungen zu be¬
legen, ohne vorher zu überlegen, ob es möglich sein werde, allen mit Nutzen
zu folgen. Ans diese Weise sammelt sich dann oft bei solchen Studenten eine
Schuld von so und so vielen hundert Mark an (wir kennen zahlreiche Fälle,
in denen es sich schließlich um 600 bis 800 Mark gehandelt hat). Kaum ist
um der Betreffende in das praktische Leben eingetreten, kaum ist ihm ein
kärglich bezahltes Ämtchen übertragen worden, so beginnen die Nachforschungen
der Kasfenverwaltuug, ob er noch nicht in der Lage sei, seine Schuld nach
und nach abzutragen. Wir kennen Fülle aus philologischen Kreisen, wo sich
die bedenklichsten finanziellen Verhältnisse in Lehrerfamilien zuletzt auf solche
Honorarstundung zurückführen ließen. Für die Professorenwelt aber müßte
unsers Erachtens allein schon die unbestreitbare Thatsache, daß in der Stundung
für die Studenten ein Reiz zu leichtsinnigem Schuldenmachen liegt, Grund
genug fein, mit dieser verderblichen Maßregel endlich einmal aufzuräumen.


S. h.


Goethe als Kriegsminister
Adolf Storm von(Schlich)

le preußischen und alle Werber blieben, auch nachdem sich die
Kriegsungewitter verzogen hatten, für den Vorsitzenden der hoch¬
fürstlichen Militärkommission eine unablässige Plage. Waren sie
nicht im Lande, so richteten sie sich an den Grenzen ein und
beunruhigten die Gemeindebehörden, wie die höhern Beamten der
Herzogtümer fortgesetzt mit Anforderungen und kleinen Übergriffen der ver¬
schiedensten Art. In Stadt-Ilm im Schwarzburgischen saßen die preußischen,
im kurmainzischen Erfurt die kaiserlichen Werber. Die Akten der Kriegs¬
kommission über den Verkehr mit fremdherrlichen Werbern spiegeln gewisse un¬
erfreuliche Seiten des damaligen Soldatenwesens deutlich genug.

Im Jahre 1780 stellt der zu Markt Ilm auf Werbung stehende königlich
Preußische Leutnant von Wolffsberg (des Regiments von Schwarz) das Gesuch
an Herzog Karl August, "daß die sich in hiesigen Ländern einfindenden
Vagabunden an ihn abgeliefert werden möchten." In feiner Supplik an den
Herzog, Stadt-Ilm am 14. August 1780, bezeichnet er Goethe als "Geheimer
Rath von Coethcn," zeigt sich überhaupt mit der Orthographie auf gespanntem


Goethe als Kriegsminister

Studium zu erleichtern. Wir sind überzeugt, daß die guten Seiten des Stun¬
dungsverfahrens durch dessen Nachteile weit überwogen werden. Diese Ansicht
stützt sich auf die Erfahrung, daß in vielen Fällen mit dieser Stundung nur
ein Reiz auf die Studenten ausgeübt wird, möglichst viele Vorlesungen zu be¬
legen, ohne vorher zu überlegen, ob es möglich sein werde, allen mit Nutzen
zu folgen. Ans diese Weise sammelt sich dann oft bei solchen Studenten eine
Schuld von so und so vielen hundert Mark an (wir kennen zahlreiche Fälle,
in denen es sich schließlich um 600 bis 800 Mark gehandelt hat). Kaum ist
um der Betreffende in das praktische Leben eingetreten, kaum ist ihm ein
kärglich bezahltes Ämtchen übertragen worden, so beginnen die Nachforschungen
der Kasfenverwaltuug, ob er noch nicht in der Lage sei, seine Schuld nach
und nach abzutragen. Wir kennen Fülle aus philologischen Kreisen, wo sich
die bedenklichsten finanziellen Verhältnisse in Lehrerfamilien zuletzt auf solche
Honorarstundung zurückführen ließen. Für die Professorenwelt aber müßte
unsers Erachtens allein schon die unbestreitbare Thatsache, daß in der Stundung
für die Studenten ein Reiz zu leichtsinnigem Schuldenmachen liegt, Grund
genug fein, mit dieser verderblichen Maßregel endlich einmal aufzuräumen.


S. h.


Goethe als Kriegsminister
Adolf Storm von(Schlich)

le preußischen und alle Werber blieben, auch nachdem sich die
Kriegsungewitter verzogen hatten, für den Vorsitzenden der hoch¬
fürstlichen Militärkommission eine unablässige Plage. Waren sie
nicht im Lande, so richteten sie sich an den Grenzen ein und
beunruhigten die Gemeindebehörden, wie die höhern Beamten der
Herzogtümer fortgesetzt mit Anforderungen und kleinen Übergriffen der ver¬
schiedensten Art. In Stadt-Ilm im Schwarzburgischen saßen die preußischen,
im kurmainzischen Erfurt die kaiserlichen Werber. Die Akten der Kriegs¬
kommission über den Verkehr mit fremdherrlichen Werbern spiegeln gewisse un¬
erfreuliche Seiten des damaligen Soldatenwesens deutlich genug.

Im Jahre 1780 stellt der zu Markt Ilm auf Werbung stehende königlich
Preußische Leutnant von Wolffsberg (des Regiments von Schwarz) das Gesuch
an Herzog Karl August, „daß die sich in hiesigen Ländern einfindenden
Vagabunden an ihn abgeliefert werden möchten." In feiner Supplik an den
Herzog, Stadt-Ilm am 14. August 1780, bezeichnet er Goethe als „Geheimer
Rath von Coethcn," zeigt sich überhaupt mit der Orthographie auf gespanntem


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[0387] Goethe als Kriegsminister Studium zu erleichtern. Wir sind überzeugt, daß die guten Seiten des Stun¬ dungsverfahrens durch dessen Nachteile weit überwogen werden. Diese Ansicht stützt sich auf die Erfahrung, daß in vielen Fällen mit dieser Stundung nur ein Reiz auf die Studenten ausgeübt wird, möglichst viele Vorlesungen zu be¬ legen, ohne vorher zu überlegen, ob es möglich sein werde, allen mit Nutzen zu folgen. Ans diese Weise sammelt sich dann oft bei solchen Studenten eine Schuld von so und so vielen hundert Mark an (wir kennen zahlreiche Fälle, in denen es sich schließlich um 600 bis 800 Mark gehandelt hat). Kaum ist um der Betreffende in das praktische Leben eingetreten, kaum ist ihm ein kärglich bezahltes Ämtchen übertragen worden, so beginnen die Nachforschungen der Kasfenverwaltuug, ob er noch nicht in der Lage sei, seine Schuld nach und nach abzutragen. Wir kennen Fülle aus philologischen Kreisen, wo sich die bedenklichsten finanziellen Verhältnisse in Lehrerfamilien zuletzt auf solche Honorarstundung zurückführen ließen. Für die Professorenwelt aber müßte unsers Erachtens allein schon die unbestreitbare Thatsache, daß in der Stundung für die Studenten ein Reiz zu leichtsinnigem Schuldenmachen liegt, Grund genug fein, mit dieser verderblichen Maßregel endlich einmal aufzuräumen. S. h. Goethe als Kriegsminister Adolf Storm von(Schlich) le preußischen und alle Werber blieben, auch nachdem sich die Kriegsungewitter verzogen hatten, für den Vorsitzenden der hoch¬ fürstlichen Militärkommission eine unablässige Plage. Waren sie nicht im Lande, so richteten sie sich an den Grenzen ein und beunruhigten die Gemeindebehörden, wie die höhern Beamten der Herzogtümer fortgesetzt mit Anforderungen und kleinen Übergriffen der ver¬ schiedensten Art. In Stadt-Ilm im Schwarzburgischen saßen die preußischen, im kurmainzischen Erfurt die kaiserlichen Werber. Die Akten der Kriegs¬ kommission über den Verkehr mit fremdherrlichen Werbern spiegeln gewisse un¬ erfreuliche Seiten des damaligen Soldatenwesens deutlich genug. Im Jahre 1780 stellt der zu Markt Ilm auf Werbung stehende königlich Preußische Leutnant von Wolffsberg (des Regiments von Schwarz) das Gesuch an Herzog Karl August, „daß die sich in hiesigen Ländern einfindenden Vagabunden an ihn abgeliefert werden möchten." In feiner Supplik an den Herzog, Stadt-Ilm am 14. August 1780, bezeichnet er Goethe als „Geheimer Rath von Coethcn," zeigt sich überhaupt mit der Orthographie auf gespanntem

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_227635/387>, abgerufen am 26.12.2024.