Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Zweites Vierteljahr.Joseph (Lhamberlain Hugo Bartels von(Schluß) enge Zeit konnte Chamberlain das Mißtrauen gegen die Konser¬ Die Regierung handelte weise, ihn nach Amerika zu senden, obgleich nur Joseph (Lhamberlain Hugo Bartels von(Schluß) enge Zeit konnte Chamberlain das Mißtrauen gegen die Konser¬ Die Regierung handelte weise, ihn nach Amerika zu senden, obgleich nur <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0234" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/227870"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341867_227635/figures/grenzboten_341867_227635_227870_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Joseph (Lhamberlain<lb/><note type="byline"> Hugo Bartels</note> von(Schluß)</head><lb/> <p xml:id="ID_625"> enge Zeit konnte Chamberlain das Mißtrauen gegen die Konser¬<lb/> vativen nicht überwinden. Sie waren ihm Denner. Aber bei<lb/> näherer Bekanntschaft fand er doch allmählich heraus, daß auch<lb/> in konservativen Busen menschliche Herzen schlagen, und daß die<lb/> Negierung ehrlich bemüht war, das Abkommen mit den liberalen<lb/> Unionisten einzuhalten. Chamberlain hatte keine Ursache, sich über die Konser¬<lb/> vativen zu beklagen, so sauer er ihnen auch oft Versöhnlichkeit und Nachgiebig¬<lb/> keit machte. Zugestündnisse an die irischen Pächter, die ihm die Regierung<lb/> gegen ihre Überzeugung bewilligte, zeigten genug den Geist der Konservativen.<lb/> Wenn er aber in der Frage der Unterdrückung der irischen Nationalliga gegen<lb/> die Regierung stimmte, so bewies er damit nur, daß er noch wenig von diesem<lb/> Geiste hatte. Eine Reise nach Amerika, die er als Bevollmächtigter Englands<lb/> unternahm, um einen alten Streit zwischen Kanada und den Vereinigten<lb/> Staaten wegen der Fischereirechte beizulegen, war daher insofern von großem<lb/> Nutzen, als sie ihn auf einige Zeit dem Parteihader entzog. Seine Abwesen¬<lb/> heit währte lauge genug, die Bitterkeit, die sein Benehmen bei den Konser¬<lb/> vativen erweckt hatte, zu mildern und auch in ihm eine Verfassung zu erzeugen,<lb/> die mit seiner neuen Stellung im Parteigetriebe vereinbar war. Er hätte<lb/> auch kaum länger als wilder Lanzknecht auf eigne Faust weiterfechten können,<lb/> ohne sich hoffnungslos in eine Sackgasse zu verrennen.</p><lb/> <p xml:id="ID_626" next="#ID_627"> Die Regierung handelte weise, ihn nach Amerika zu senden, obgleich nur<lb/> ein moäuL vivsrM zustande kam, anstatt des erhofften Vertrages. Die Arbeit,<lb/> die ihn dort beschäftigte, war über inneres Parteiinteresse erhaben, sie war<lb/> für das Ganze. Sie nötigte ihn auf den höher» Aussichtspunkt, auf den<lb/> jeder denkende Mensch gelangen muß, wenn er sich die Heimat einmal von<lb/> außen ansieht, und der persönliche Verkehr mit den Kanadiern eröffnete ihm<lb/> das Verständnis für koloniale Fragen. In dem britischen Reiche, dessen<lb/> Blühen für sein soziales Programm unerläßliche Vorbedingung ist, spielen die</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0234]
[Abbildung]
Joseph (Lhamberlain
Hugo Bartels von(Schluß)
enge Zeit konnte Chamberlain das Mißtrauen gegen die Konser¬
vativen nicht überwinden. Sie waren ihm Denner. Aber bei
näherer Bekanntschaft fand er doch allmählich heraus, daß auch
in konservativen Busen menschliche Herzen schlagen, und daß die
Negierung ehrlich bemüht war, das Abkommen mit den liberalen
Unionisten einzuhalten. Chamberlain hatte keine Ursache, sich über die Konser¬
vativen zu beklagen, so sauer er ihnen auch oft Versöhnlichkeit und Nachgiebig¬
keit machte. Zugestündnisse an die irischen Pächter, die ihm die Regierung
gegen ihre Überzeugung bewilligte, zeigten genug den Geist der Konservativen.
Wenn er aber in der Frage der Unterdrückung der irischen Nationalliga gegen
die Regierung stimmte, so bewies er damit nur, daß er noch wenig von diesem
Geiste hatte. Eine Reise nach Amerika, die er als Bevollmächtigter Englands
unternahm, um einen alten Streit zwischen Kanada und den Vereinigten
Staaten wegen der Fischereirechte beizulegen, war daher insofern von großem
Nutzen, als sie ihn auf einige Zeit dem Parteihader entzog. Seine Abwesen¬
heit währte lauge genug, die Bitterkeit, die sein Benehmen bei den Konser¬
vativen erweckt hatte, zu mildern und auch in ihm eine Verfassung zu erzeugen,
die mit seiner neuen Stellung im Parteigetriebe vereinbar war. Er hätte
auch kaum länger als wilder Lanzknecht auf eigne Faust weiterfechten können,
ohne sich hoffnungslos in eine Sackgasse zu verrennen.
Die Regierung handelte weise, ihn nach Amerika zu senden, obgleich nur
ein moäuL vivsrM zustande kam, anstatt des erhofften Vertrages. Die Arbeit,
die ihn dort beschäftigte, war über inneres Parteiinteresse erhaben, sie war
für das Ganze. Sie nötigte ihn auf den höher» Aussichtspunkt, auf den
jeder denkende Mensch gelangen muß, wenn er sich die Heimat einmal von
außen ansieht, und der persönliche Verkehr mit den Kanadiern eröffnete ihm
das Verständnis für koloniale Fragen. In dem britischen Reiche, dessen
Blühen für sein soziales Programm unerläßliche Vorbedingung ist, spielen die
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