Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.Hundert Jahre Allgemeine Zeitung In Schleswig-Holstein werden nächstens die deutschen bürgerlichen Par¬ Hundert Jahre Allgemeine Zeitung ehern, die mit dem Preßwesen vertraut sind, braucht nicht gesagt Hundert Jahre Allgemeine Zeitung In Schleswig-Holstein werden nächstens die deutschen bürgerlichen Par¬ Hundert Jahre Allgemeine Zeitung ehern, die mit dem Preßwesen vertraut sind, braucht nicht gesagt <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0694" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/227596"/> <fw type="header" place="top"> Hundert Jahre Allgemeine Zeitung</fw><lb/> <p xml:id="ID_2458"> In Schleswig-Holstein werden nächstens die deutschen bürgerlichen Par¬<lb/> teien einmütig das Fest der Erhebung mit einander feiern, in dem Bewußtsein<lb/> der Bedeutung dieses Ereignisses für die Geschichte des Deutschen Reichs. In<lb/> uns Ältern erwachen bei dieser Gelegenheit die Erinnerungen an die Jugeud-<lb/> oder Kindheitszeit. Wie unbedeutend im Vergleich zu den später von Preußen-<lb/> Deutschland geführten Kriegen der Krieg von 1848 bis 1850 sein mochte, für<lb/> die Schleswig-holsteinische Bevölkerung hatte er mehr Bedeutung als jeder<lb/> andre. Eben weil dieser Krieg noch mehr nach der ältern Kriegsmethode ge¬<lb/> führt wurde, weil auf keiner Seite die Kräfte so überwältigend stark waren,<lb/> daß ein rasches vollständiges Niederwerfen des Feindes möglich gewesen wäre,<lb/> mußte der Krieg sich länger fortspinnen, dauerte die Aufregung in der Be¬<lb/> völkerung so viel länger an. Wir Schleswig-Holsteiner haben lebhafter als<lb/> die im Reich empfunden, daß die deutsche Einigung nicht bloß eine innere<lb/> deutsche Angelegenheit war, daß das Deutschtum um seine Selbständigkeit und<lb/> Unabhängigkeit mit fremden Völkern zu ringen hatte. In wie ganz andrer<lb/> Stimmung aber, als sie damals in Schleswig-Holstein herrschte, begehen wir<lb/> heute die Erinnerungsfeier. Damals hatte das deutsche Volksgemüt sich mit<lb/> dem nationalen Hasse gewappnet, der das Deutschtum Schleswig-Holsteins vor<lb/> dem Untergehen in einem fremden Volke schützen sollte. Heute haben wir den<lb/> Haß längst verlernt und wünschen mit den damaligen Feinden aufrichtig<lb/> dauernden Frieden und ein freundnachbarliches Verhältnis, das besonders jetzt<lb/> auch den Dänen willkommen sein dürfte.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Hundert Jahre Allgemeine Zeitung</head><lb/> <p xml:id="ID_2459" next="#ID_2460"> ehern, die mit dem Preßwesen vertraut sind, braucht nicht gesagt<lb/> zu werden, eine wie große und schwierige Aufgabe es sein muß,<lb/> die Lebensgeschichte eines hundertjährigen Tagesblattes treu und<lb/> lesbar zu verfassen. Welch eine unübersehbare Fülle von Ge¬<lb/> druckten und von Briefschaften ist da wenigstens zu durchblättern<lb/> und zu sichten, wie vielerlei Gesichtspunkte wollen beachtet sein, damit ein<lb/> wahres Bild zustande kommen könne! Und dem Professor Ed. Heyck in<lb/> Straßburg, der eine solche Arbeit für die „Allgemeine Zeitung" (früher meistens<lb/> schlechtweg „die Augsburger" genannt, obgleich in Augsburg noch andre nam¬<lb/> hafte Blätter erschienen) auf sich genommen hat, erwuchsen noch besondre<lb/> Schwierigkeiten dadurch, daß man etwas spät den Plan einer Festschrift zum<lb/> 1. Januar 1898, dem Jahrestage des ersten Erscheinens der Zeitung, gefaßt</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0694]
Hundert Jahre Allgemeine Zeitung
In Schleswig-Holstein werden nächstens die deutschen bürgerlichen Par¬
teien einmütig das Fest der Erhebung mit einander feiern, in dem Bewußtsein
der Bedeutung dieses Ereignisses für die Geschichte des Deutschen Reichs. In
uns Ältern erwachen bei dieser Gelegenheit die Erinnerungen an die Jugeud-
oder Kindheitszeit. Wie unbedeutend im Vergleich zu den später von Preußen-
Deutschland geführten Kriegen der Krieg von 1848 bis 1850 sein mochte, für
die Schleswig-holsteinische Bevölkerung hatte er mehr Bedeutung als jeder
andre. Eben weil dieser Krieg noch mehr nach der ältern Kriegsmethode ge¬
führt wurde, weil auf keiner Seite die Kräfte so überwältigend stark waren,
daß ein rasches vollständiges Niederwerfen des Feindes möglich gewesen wäre,
mußte der Krieg sich länger fortspinnen, dauerte die Aufregung in der Be¬
völkerung so viel länger an. Wir Schleswig-Holsteiner haben lebhafter als
die im Reich empfunden, daß die deutsche Einigung nicht bloß eine innere
deutsche Angelegenheit war, daß das Deutschtum um seine Selbständigkeit und
Unabhängigkeit mit fremden Völkern zu ringen hatte. In wie ganz andrer
Stimmung aber, als sie damals in Schleswig-Holstein herrschte, begehen wir
heute die Erinnerungsfeier. Damals hatte das deutsche Volksgemüt sich mit
dem nationalen Hasse gewappnet, der das Deutschtum Schleswig-Holsteins vor
dem Untergehen in einem fremden Volke schützen sollte. Heute haben wir den
Haß längst verlernt und wünschen mit den damaligen Feinden aufrichtig
dauernden Frieden und ein freundnachbarliches Verhältnis, das besonders jetzt
auch den Dänen willkommen sein dürfte.
Hundert Jahre Allgemeine Zeitung
ehern, die mit dem Preßwesen vertraut sind, braucht nicht gesagt
zu werden, eine wie große und schwierige Aufgabe es sein muß,
die Lebensgeschichte eines hundertjährigen Tagesblattes treu und
lesbar zu verfassen. Welch eine unübersehbare Fülle von Ge¬
druckten und von Briefschaften ist da wenigstens zu durchblättern
und zu sichten, wie vielerlei Gesichtspunkte wollen beachtet sein, damit ein
wahres Bild zustande kommen könne! Und dem Professor Ed. Heyck in
Straßburg, der eine solche Arbeit für die „Allgemeine Zeitung" (früher meistens
schlechtweg „die Augsburger" genannt, obgleich in Augsburg noch andre nam¬
hafte Blätter erschienen) auf sich genommen hat, erwuchsen noch besondre
Schwierigkeiten dadurch, daß man etwas spät den Plan einer Festschrift zum
1. Januar 1898, dem Jahrestage des ersten Erscheinens der Zeitung, gefaßt
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